We are Volcanoes
Die Öko-Visionärinnen: Rachel Carson, Lynn Margulis, Donna Haraway
von Charlotte Kerner
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Erscheinungstermin 08.04.2024 | Archivierungsdatum 27.05.2024
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Zum Inhalt
Ein ökologisches Triumfeminat bilden die Schriftstellerin Rachel Carson (1907-1964), die Forscherin Lynn Margulis (1938 - 2011) und die Philosophin Donna Haraway (*1944), von deren Leben und Werk...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783864894428 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 208 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Science Fabulation nennt Charlotte Kerner ihre Biografie dreier Visionärinnen, in der die Biografierten jeweils als Kommentatorin und Unterstützerin im Kapitel über die Dritte im Bunde auftauchen und damit ihre Wertschätzung demonstrieren. Die kommentierenden Kolleginnen illustrieren anschaulich Vernetzung im Denken, die noch thematisiert werden wird. Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway ist gemeinsam, dass sie bereits als Kinder von einem Elternteil gefördert und ermutigt wurden. Bei Carson und Margulis waren es die Mütter, die die naturwissenschaftlichen Interessen ihrer Töchter förderten, Haraways Vater prägte seine Tochter, in dem er trotz schwerer Körperbehinderung seine Familie als Sportreporter ernährte und seiner Tochter Schreiben als Beruf vorlebte. Die drei unkonventionellen Denkerinnen (die beiden Jüngeren 30 Jahre später geboren als Carson) verbindet, dass die Zeit noch nicht reif war für alternative Lebensweisen, so dass es sie unnötig Energie kostete, Fassaden bürgerlicher Beziehungen zu wahren. Carson, die „Mutter der Ökologie“, die bereits Ray gerufen wurde, bevor Queerness offiziell existierte, konnte sich zwar hinter ihre Rolle als Ernährerin ihrer Mutter, der verwaisten Nichten und ihres verwaistem Großneffen zurückziehen, jedoch die Liebe zu ihrer Gefährtin Dorothy Freeman nicht offen leben. Margulis, bereits als Kind rebellisch und vermutlich hochbegabt, war kurz mit Carl Sagan verheiratet und in den 50ern ebenfalls zur Fassade einer Ehe gezwungen. Undenkbar wäre es gewesen, zuerst gemeinsam herauszufinden, wer man war und welche Beziehung daraus resultierte. Auch Haraway lebte seit den 60ern erst nach vergleichbarer Suche und Ehe schließlich in einer diversen Gemeinschaft.
Die Öko-Visionärinnen beeinflussten sich allein durch das Wissen, dass es die Kolleginnen und ihre Veröffentlichungen gab. Ihre Wege kreuzten sich im Marine Biological Laboratory Woods Hole in Maine, offenbar ein früher Think Tank unkonventionellen Denkens. Gemeinsam sind zwei der Rebellinnen formale Hürden (wissenschaftliche Apartheid) im Studium. Carsons konnte ihre Promotion nicht abschließen, weil sie als Ernährerin der Familie nicht Vollzeit studierte, Haraway arbeitete zunächst auf einer halben Stelle und konnte im Vergleich zu männlichen Kollegen erst mit jahrelanger Verzögerung veröffentlichen. Haraway profitierte zwar vom Sputnik-Schock und war durch Stipendien bis zur Promotion finanziell abgesichert, wurde während der McCarthy-Ära jedoch mit der Bewertung unkonventionellen Denkens und Lebens als staatsfeindlich konfrontiert.
Durch Kerners Biografie eines unkonventionell denkenden Triumvirats wird einerseits deutlich, wie Richtung und Verknüpfung des Denkens Veränderungen auf den Weg bringen kann, aber auch das Beharren „des Systems“ auf hierarchischen Strukturen. In Ursula Le Guins Theorie des Tragetuchs als Wiege der Kultur (1986), auf die Margulis sich u. a. bezieht, werde ich sicher noch tiefer eintauchen.
Gerade da das Triumfeminat dem Marginalisieren von Wissenschaftlerinnen und deren Veröffentlichungen ausgesetzt war, sehe ich in Kerners Buch allerdings die Gefahr, dass weibliche Karrieren auch hier vom Publikum als glückliche Zufälle eingeordnet werden. Männer sind begabt und Frauen finden zufällig Förderer … Margulis und Haraways Karrieren wirkten für die Wirtschaftsunternehmen Universität sicher umsatzfördernd, als die Zeit reif war für Women’s Studies und History of Consciousness. Carsons Talent, wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu formulieren, muss für die US-Fischereibehörde in den 30ern ein größerer Glückstreffer gewesen sein als die wirtschaftliche Absicherung für Carson selbst. Nicht wenige Fischer konnten zu der Zeit nur schwer Lesen und Schreiben, so dass das Denken in Ökosystemen dringend auf neuen Wegen vermittelt werden musste als durch amtliche Bekanntmachungen von Quoten und Schonzeiten.
Eine seriöse, leicht lesbare Gruppenbiografie (¼ des Umfangs sind Anmerkungen und Quellenangaben), die für feministische Naturwissenschaft, sowie Denken und Arbeiten in Netzstrukturen sensibilisiert.
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