Pickard County
von Chris Harding Thornton
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Erscheinungstermin 17.10.2022 | Archivierungsdatum 10.03.2024
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Zum Inhalt
In einer staubigen Stadt in Nebraskas schroffen Sandhills patrouilliert der erschöpfte Sheriff-Stellvertreter Harley Jensen nachts durch die Straßen auf der Suche nach irgendetwas Außergewöhnlichem, das ihn von der Vergangenheit ablenken kann, die ihn wie ein schweres Gewicht niederdrückt. Und er ist nicht der einzige – Pickard County ist voller ruheloser Seelen, die nach Veränderung suchen.
Es ist Juli 1978 und die Hitze macht die Menschen unruhig und nervös. Dies und die Entscheidung, die der Patriarch der Familie Reddick getroffen hat. Jahrzehnte nachdem die Behörden die Suche nach der Leiche seines ermordeten Jungen beendet hatten, legt er einen Grabstein. Diese Entscheidung ist der Funke, der Pickard County in Brand zu setzen droht.
In einer schicksalhaften Nacht nach dem Gedenkgottesdienst beschattet Harley den jüngsten Reddick und Stadtbösewicht Paul. Die Verfolgung, an verlassenen Farmen und Häuser außerhalb ihrer heruntergekommenen Stadt vorbei, bringt Harley auf die Spur von Pam Reddick, einer rastlosen jungen Frau, die nach einem Ausweg sucht und darauf aus ist, die Bande von Mutterschaft und Ehe zu durchtrennen. Voller verzweifelter Frustration fühlt sich Pam zu Harleys dunkler Geschichte hingezogen, die der ihres Mannes Rick nicht unähnlich ist – ein Mann, der in den Trümmern des gewaltsamen Todes seines Bruders und der verhärteten Wut seiner Mutter aufgewachsen ist.
Pickard County Atlas entfaltet sich über sechs angespannte Tage und bringt Harley und die Reddicks auf Kollisionskurs – und treibt sie auf einen aufrührerischen Moment zu, der sie entweder erlösen oder zerstören wird.
In einer staubigen Stadt in Nebraskas schroffen Sandhills patrouilliert der erschöpfte Sheriff-Stellvertreter Harley Jensen nachts durch die Straßen auf der Suche nach irgendetwas Außergewöhnlichem...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Paperback |
ISBN | 9783948392642 |
PREIS | 16,00 € (EUR) |
SEITEN | 312 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Die Farmen in den Sandhills von Nebraska heißen nach ihren Erbauern Knudsen, Jipp, Ziske, Lucas, Jensen, nicht nach ihren heutigen Besitzern. Jensen ist das verlassene Elternhaus von Deputy-Sheriff Harley Jensen. Nur Ziske ist noch bewohnt; der Name steht im Container-Büro von Jensen und Cox für nervige Anrufe des alten Farmers, sein Gratis-Wochenblatt wäre wieder gestohlen. Harley zieht es zu den verlassenen Farmhäusern, in denen sich offensichtlich ungebetene Besucher aufhalten. Er hat Paul auf dem Kieker, der schon vor 20 Jahren stets in der Nähe war, wenn gezündelt wurde oder sich Jugendliche bei wagemutigen Streichen das Genick brachen. Aber auch Pauls viel zu junge Schwägerin hat er im Visier, deren kleine Tochter Anna sie an ein ödes Leben im Trailer bindet. Ihr Mann Rick und dessen Vater leben von der Reparatur abgewohnter Mobilhomes; denn Pickard County nahm vor 100 Jahren Einwanderer und Kinder befreiter Sklaven auf, die sich nichts anderes als Trailer leisten konnten und vermutlich - wie Pam – die Miete versteckt im Küchenschrank ansparten.
Solange Chris Harding Thorntons Leser:innen nicht erfahren, was den einzelgängerischen Harley mit den Lost Places verbindet, ist als Mittelpunkt der Handlung noch alles denkbar: die nie gefundene Leiche des ermordeten kleinen Sohns der Dells könnte ihn umtreiben, seine eigene Vergangenheit auf der Jensen-Farm, Brandstiftung, aber auch Ricks sonderbare Art, mehr Alibis in petto zu haben als ein Dachdecker normalerweise benötigt. Der Überblick über das Geschehen fällt nicht immer leicht, da lange unklar bleibt, ob es überhaupt einen zentralen Fall oder eine Hauptfigur gibt. Während die Dinge zwischen Paul, Rick, Pam und Harley eskalieren, wuchs mein Verständnis für Harleys hemdsärmelige Art, auch mal souverän ein Sheriff-Auge zuzudrücken.
Das Genre „Rural Noir“ wählt Chris Harding Thornton als Rahmen einer akribisch beobachteten Sozialstudie über „Loser und User“, die sich am Rand des Scheiterns entlang hangeln müssen. Sie beschreibt Milieu und Landschaft, die ihr vertraut sind, und verfasst hinreißend lakonische Dialoge. Krimi-Fan muss man nicht sein, um Harding Thornton (und dem Verfasser des Nachworts) zu verfallen; wer E. Annie Proulx mag, macht hier nichts falsch. Ein weiterer Roman von Thornton „Little Underworld“ wird Ende 2024 erscheinen.
Rural Noir
Für mich ist Pickard County kaum ein Kriminalroman. Mehr ist es ein Gesellschafts- und Familienporträt, mit Noir-Elementen. Schauplatz des Buches ist das ländliche Nebraska in den siebziger Jahren. Im Mittelpunkt steht neben dem Polizisten Harley Jensen die Familie Reddick. Das sind neben dem Familienoberhaupt Dell Sr. seine Söhne Paul und Rick, sowie dessen Frau Pam, eine junge Mutter, die davon träumt aus dieser tristen Gegend wegzugehen.
Während mir Harley als Figur zu sehr auf Distanz bleibt, ist Pam eine gut gemachte Figur, der man die meiste Zeit des Buches folgt.
Die Stimme ist eher düster. Dazu passt auch der eigenwillige, trockene Stil von Chris Harding Thornton. Sie erzählt ruhig, fast kontemplativ. Das trägt dazu bei, die Atmosphäre noch dichter zu machen.
Als Cop in einer langsam überalternden Stadt fährt Harley Jensen Nachts seine Runden, kontrolliert immer und immer wieder die gleichen verlassenen Höfe, darunter auch den, auf dem seine Familie früher gelebt hat. Auffällig oft gerät er bei seinen Fahrten mit Paul Reddick aneinander, der junge Mann ist nie weit wenn es irgendwo Ärger gibt und ihn und Harley verbindet eine lange Geschichte.
Die Autorin liefert hier einen, gleich in mehrere Hinsicht ungewöhnlichen und untypischen Krimi. Schon mit ihren ersten Sätzen hat sie mich kalt erwischt, sowas erwartet man eigentlich in einem Krimi nicht unbedingt und ich lese viele davon.
"Als Harley nach Osten in Richtung des Reviers fuhr, brach der Morgen an wie das Stillleben eines Feuerscheins, auf dem die Wolken sich zurückzogen, um einen zerklüfteten, honigfarbenen Sandberg anzustrahlen." Wie toll ist denn bitte dieser Satz?
Wenn man nun aber von diesem Satz darauf schließt, das es hier verklärt und romantisch wird, wird man enttäuscht. Romantisch ist in diesem Buch rein gar nichts. Chris Harding Thornton könnte mit ihren Figuren und dem Schauplatz ihrer Geschichte kein größeres Kontrastprogramm fahren. Die Geschichte spielt im heißen, staubig trockenen Nebraska, man spürt hier fast die stehende Hitze in Pams Wohnwagen, fühlt, den Schweisstropfen der an ihrer Kniekehle herunterläuft, kann die Trostlosigkeit mit Händen greifen. Neben Harley und Paul sind auch Pauls Bruder Rick und dessen Frau Pam tragischer Bestandteil dieses Ensembleromans. Zwischen diesen vier Figuren springt die Geschichte hin und her, immer wieder findet ein Perspektivenwechsel statt und man folgt den Ereignissen aus einem anderen Blickwinkel, ist dann voll bei der Figur, erlebt ihre Gedanken und Gefühle. Besonders bei Pam wird es sehr intensiv, denn sie hadert sehr mit ihrem Leben als junge Mutter und Ehefrau, versucht immer wieder aus der Eintönigkeit auszubrechen, leider in einer Art und Weise, die den ein, oder anderen Leser schockieren wird.
Picard County erzählt gleich mehrer Familiengeschichten und zeigt eindringlich, wie Traumata und erlittene Verluste diese prägen und letztlich auch zerstören können. Die Story entwickelt sich eher ruhig, fast träge und zäh, als würde die brütende Hitze alles verlangsamen. Der Leser spürt aber direkt von Anfang an, dass man auf eine Katastrophe zusteuert. Sie kündigt sich mit jedem Wort an, sie ist unausweichlich, entsteht aber letztlich nur durch Missverständnisse, fehlendes Vertrauen und Vorurteile. Man fühlt sich fast wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos, spürt die Gefahr, ist aber paralysiert und kann nicht weglaufen. Trotz dieser zähen Entwicklung hat mich das Buch aber total gepackt, ich war gefesselt von den Figuren und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Als es dann vorbei war, ging es mir dann plötzlich viel zu schnell.
Das Buch enthält neben der Danksagung der Autorin noch ein Nachwort von Marcus Müntefering, der die Spielart des Romans erklärt, die Country oder Rural Noir genannt wird und sich mit Menschen am Rande der Gesellschaft beschäftigt. Es war sehr interessant diese Anmerkungen zu lesen.
Ein etwas ruhigerer Krimi und trotzdem bildgewaltig. Schaut euch mein Reel dazu an. Viel Spaß mit dem Buch
In Pickard County geht es um verlorene Seelen, harte Schicksalsschläge und trostlose Existenzen, den Traum von einem besseren Leben und gleichzeitig die Unfähigkeit, aus dem Jetzt auszubrechen. Es passiert nicht viel im Sinne von Action, aber trotzdem überschlagen sich die Ereignisse in diesem tiefgründigen, noir-artigen Roman, der zwar keinen Krimi im klassischen Sinne - es gibt keinen Mord - , aber ein exzellentes, düsteres, aus Missverständnissen genährtes Drama bietet.
Aber obwohl alle diese Eigenschaften genau meinen Geschmack treffen, fand ich keinen tieferen Zugang zu den Charakteren und vermisste das sonst so intensive Mitfühlen und Mitfiebern. Fazit: statt tief in die Geschichte einzutauchen, stand ich am Ufer und schaute zu: nIcht minder fasziniert, aber aus ungewohnter Distanz.