Winter Counts
von David Heska Wanbli Weiden
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Erscheinungstermin 13.03.2023 | Archivierungsdatum 16.01.2024
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Zum Inhalt
Virgil Wounded Horse ist der örtliche Vollstrecker im Rosebud-Indianerreservat in South Dakota. Wenn das amerikanische Rechtssystem oder der Stammesrat die Gerechtigkeit verweigern kommt Virgil zum Zuge. Virgil wird beauftragt, dem Recht genüge zu tun und seine eigene Strafe zu verhängen. Auf eine Art, die schwer zu vergessen sein wird. Doch als Heroin seinen Weg in das Reservat findet und es auch Virgils Neffen betrifft, wird seine Wachsamkeit dem Unrecht gegenüber plötzlich persönlich. Er bittet seine Ex-Freundin um Hilfe und macht sich auf den Weg, um zu erfahren, woher die Drogen kommen und wie man den Drogenfluss stilllegen kann. Sie folgen einer Spur nach Denver und stellen fest, dass Drogenkartelle schnell expandieren und neue und schreckliche Allianzen bilden. Zurück im Reservat wirft eine neue Stammesratsinitiative unangenehme Fragen zu Geld und Macht auf. Als Virgil beginnt, die Teile miteinander zu verbinden, muss er sich seinen eigenen Dämonen stellen und seine Identität als indigener Amerikaner zurückerobern. Er erkennt, dass ein unglaublicher Preis zu bezahlen ist, um im 21. Jahrhundert ein amerikanischer Ureinwohner zu sein.
Virgil Wounded Horse ist der örtliche Vollstrecker im Rosebud-Indianerreservat in South Dakota. Wenn das amerikanische Rechtssystem oder der Stammesrat die Gerechtigkeit verweigern kommt Virgil zum...
Vorab-Besprechungen
Mit seinem Native-Noir „Winter Counts“ vermittelt David Heska Wanbli Weiden anschaulich die indigene Lebensrealität in den Reservaten.
https://kulturnews.de/david-heska-wanbli-weiden-winter-counts/
Viel mehr Autoren als Tony Hillerman fallen einem nicht ein, wenn man nach Kriminalromanen sucht, die im Milieu der indigenen Nationen in den Vereinigten Staaten spielen. Die Lücke lässt sich schließen mit dem Roman von David Heska Wanbli Weiden. Er ist Anwalt und Autor, er gehört zur Nation der Lakota, besser bekannt als Sioux, und er kennt sich aus mit den ökonomischen und sozialen Verhältnissen in der Rosebud Reservation im Bundesstaat South Dakota.
Der Protagonist von "Winter Counts" (Polar, 460 S., br., 16 Euro) heißt Virgil Wounded Horse, er lebt von Gelegenheitsjobs, er zieht seinen vierzehnjährigen Neffen groß - und er ist so eine Art Terminator: Wo amerikanische Justiz und Stammesrat sich für unzuständig erklären, nimmt er im Auftrag der Geschädigten das Recht in die Hand und straft nach eigenem Ermessen.
Einen Auftragsschläger zum zentralen Akteur zu machen ist kein geringes Risiko. Doch Weidens Porträt dieses gebrochenen Helden ist von Anfang an nuancenreich und voller Ambivalenzen. Als sein Neffe mit Heroin erwischt wird, will Virgil die Sache allein aufklären, obwohl natürlich ein Drogenring, der von Denver aus operiert und seine Kuriere ins Reservat schickt, mindestens eine Nummer zu groß ist für ihn.
"Winter Counts" ist nicht gerade filigran erzählt, das Buch hat auch ein paar Längen, aber man bleibt dabei, weil Weiden einen nüchternen Blick, der zugleich voller Anteilnahme ist, auf die Indigenen in der und vor allem am Rande der amerikanischen Gesellschaft richtet. Ein Blick, der nichts mit der guten alten Indianer-Mythologie zu tun hat, der jederzeit den nötigen Respekt erweist und in all dem, was er von dieser Welt erzählt, nie schulbuchhaft wird.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2022
Mit seinem Native-Noir „Winter Counts“ vermittelt David Heska Wanbli Weiden anschaulich die indigene Lebensrealität in den Reservaten.
https://kulturnews.de/david-heska-wanbli-weiden-winter-counts/
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Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Paperback |
ISBN | 9783948392468 |
PREIS | 16,00 € (EUR) |
SEITEN | 464 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Nur vordergründig ist "Winter Counts" von David Heska Wanbli Weiden ein Kriminalroman. Denn der Roman, der in einer Lakota-Reservation in South Dakota spielt, ist zugleich eine Abrechnung mit dem Umgang mit native Americans in Vergangenheit und Gegenwart. Virgil Wounded Horse, der Ich-Erzähler, entspricht nicht so ganz dem Bild des Indianers aus den Winnetou-Filmen. Er lebt von Gelegenheitsarbeiten, vor allem aber von Aufträgen als privater "Vollstrecker" von Selbstjustiz, ahndet Fälle von Vergewaltigung und anderer Taten, die die Polizei und Justiz nicht kümmert, so lange sie sich auf der Reservation abspielen.
Die meist prekären Lebensumstände sind aus Statistiken bekannt, hier werden sie mit Leben erfüllt - eine schlechte Gesundheitsversorgung, hohe Selbstmordraten, Alkoholismus, Drogen, Perspektivlosigkeit. Nicht jeder will sich damit abfinden - Virgils Freundin Marie, die sich stark mit der kulturellen Tradition der Lakota (Karl May-Lesern und Western-Zuschauern vermutlich eher als Sioux bekannt) identifiziert, möchte die Zustände ändern, angefangen mit einer besseren Ernährung. Doch sie stößt überall auf Hindernisse, durchaus auch von den "eigenen" Leuten.
Virgil, der den Sohn seiner tödlich verunglückten Schwester aufzieht, kann mit den alten Bräuchen und der Spiritualität seines Volkes nichts anfangen, doch die "Rez" ist sein Zuhause. Maries Vater, der Stammeschef, gibt ihm einen Auftrag - diesmal soll Virgil niemanden verprügeln, sondern Heroingeschäfte in der Reservation stoppen. Bald jedoch hat er ganz andere Probleme: Sein 14 Jahre alter Neffe wird wegen Drogenbesitzes verhaftet, muss mit zehn Jahren Haft in einem Gefängnis für Erwachsene rechnen. Doch ein verdeckter Ermittler bietet einen Deal mit hohem Risiko an...
"Winter Counts" ist spannend geschrieben und gibt Einblicke in eine Welt, die so gar nichts mit Wildwest-Romantik zu tun hat. Es ist auch eine Auseinandersetzung mit der Entfremdung von der eigenen Kultur, mit Bewahrung von Identität, gibt einen Einblick in die vom Medizinmann aufrechterhaltenden Traditionen, aber auch um interne Rangabstufungen, wenn es darum geht, wie "echt" jemand ist, wenn er oder sie nicht hundertprozentige Lakota-Vorfahren nachweisen kann. Weiden ist selbst Lakota, er beschönigt und idealisiert nicht, fühlt sich aber eindeutig mit der Lakota-Tradition verbunden. Sein Buch ist teilweise auch eine Anklage des Umgangs mit Indigenen, nicht nur in den USA und nicht nur auf den Völkermord in der Vergangenheit beschränkt. Sein Protagonist ist ein Held mit Macken und Fehlern, dessen Weg gerade darum spannend und glaubwürdig ist. Wer die Bücher von Richard Wagamese und W.P. Kinsella mag, wird auch dieses Buch mögen.
Ein sehr guter und spannender Roman, der das Leben und die Probleme der Native Americans in den Reservationen dem Leser vermittelt.
Virgil Wounded Horse aus dem Rosbud Reservat in South Dakota ist wie ein Vater für seinen verwaisten Neffen Nathan verantwortlich, übernimmt Gelegenheitsarbeiten und lässt sich als Auftragsrächer bezahlen, wenn mal wieder eine Straftat im Reservat ungesühnt durch die US-Justiz bleibt. Weil die Tribal Police in Kapitalverbrechen nicht ermitteln darf und zu viele Verfahren eingestellt werden, wenden sich Familien von Verbrechensopfern an Virgil. Übernimmt er einen Auftrag, tritt er bewaffnet mit Glock, Messer und Schlagring an. Seine Opfer werden die Begegnung nicht so schnell vergessen – und Virgil kann ihrer lebenslangen Rache sicher sein.
Als der 14jährige Nathan nach einer angeblich gratis erhaltenen Überdosis sehr reinen Heroins nur knapp dem Tod entkommt, sieht sich Virgil als Betroffener mit Alkohol- und Drogensucht im Reservat konfrontiert, sowie dem suchterzeugenden Missbrauch von Oxycodon. Durch seine kurze Beziehung zur gleichaltrigen Marie war Virgil bereits deren Vater Ben begegnet, der als Vorsitzender des Tribal Council kandidieren will und daher eigene Interessen in der Drogenproblematik vertritt. Trotz begründeter Zweifel an Bens Motiven nimmt Virgil die Verfolgung eines verdächtigen Dealers auf. Nachdem in Nathans Schulspind bei einer Durchsuchung weitere Drogen gefunden werden, droht ihm eine Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht in einer Haftanstalt für erwachsene Straftäter. Dieses Ausgangsszenario wirkt für europäische Leser befremdlich, weil die Herkunft der Ware lange nicht zugeordnet werden kann.
In Nebenhandlungen erfahren wir von Maries Plänen, Medizin zu studieren, ihrer offenbar sehr wohlhabenden indigenen Familie, die ihren Wohlstand zu vermehren weiß, und weiteren sozialen Problemen, mit denen Virgil und Marie im Reservat befasst sind. Virgil zeigt sich als leicht kränkbarer Charakter, der sich noch immer nicht mit Hänseleien in seiner Kindheit versöhnen kann und damit stellvertretend für viele andere steht, die sich zu Selbstjustiz gedrängt sehen. Zu Riten und Sitten seines Volkes hat Ben ein gespaltenes Verhältnis, da die Zeremonien seiner Ahnen sich gegenüber sozialen Problemen der Gegenwart bisher als wirkungslos erwiesen. Trotz seiner kritischen Haltung nimmt er in Visionen jedoch Kontakt zu seinen verstorbenen Angehörigen auf.
David Heska Wanbli Weidens Figuren zu mögen, fällt nicht leicht, weil Marie und Virgil bisher eher pubertär gehandelt haben, was ebenso wirkungslos blieb wie traditionelle Zeremonien. Nicht völlig klischeefrei (ohne ordnende weibliche Hand verlottert ein indigener Mann offenbar und ernährt sich ausschließlich von Junkfood) kommt es zu einer äußerst brutalen Auseinandersetzung zwischen Dealern, der Bundespolizei und weiteren Beteiligten.
Winter Counts sind traditionelle von Hand illustrierte Kalender der Lakota, wie sie Virgil und seine Schwester als Jugendliche gezeichnet haben und die die Weitergabe markanter Ereignisse über Generationen erleichtern.
Fazit
„Winter Counts“ ist eher ein beeindruckender wie ernüchternder Bericht über das Aufwachsen in David Heska Wanbli Weidens Heimat-Reservat als ein sozialkritischer Krimi. Hoch interessant finde ich die beiden Nachworte, die Fakten und Fiktion benennen und den Entstehungsprozess des Buches lebendig werden lassen. Wer sich mit den genannten sozialen Problemen und dem Oxycodon-Skandal bereits befasst hat, erfährt darüber kaum Neues. Durch die Aufmachung als Krimi lassen sich – so hoffe ich – weitere Lesergruppen für den Native American David Heska Wanbli Weiden ansprechen.
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