Verlassene Nester
Roman
von Patricia Hempel
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Erscheinungstermin 17.08.2024 | Archivierungsdatum 30.10.2024
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Zum Inhalt
Bitte nicht vor dem 17. August 2024 besprechen.
Ein endloser Sommer, ein Land im Umbruch, eine Familie in den Brachen der Vergangenheit
Ein Sommer im Vakuum von alter DDR-Realität und einem Leben im wiedervereinigten Deutschland. Pilly ist dreizehn und sehnt sich nach Veränderung. Doch ihre Familie hängt am Gestern. Mit starkem poetischen Gespür erzählt Patricia Hempel vom Ende einer Kindheit und eines Landes, von einer ungewissen Zukunft und den Leerstellen in unseren Geschichten.
Elbe-Grenzgebiet, 1992. Die Mischanlagen und Fließbänder des Betonwerks stehen still. Ebenso wie das Leben der Menschen in dem fiktiven Planort am Wasser. Während Pilly um jeden Preis versucht, die Aufmerksamkeit der älteren Katja zu gewinnen, verzieht ihr Vater sich immer häufiger ins Gasthaus im Ort. Die Mutter ist schon lange weg, angeblich im Westen, auch wenn kaum jemand ein Wort darüber verliert. Die Tanten wollen sich den Traum vom Goldenen Westen verwirklichen und setzen dabei ihre Lebensgrundlage aufs Spiel, während die alte Lehrerin von nebenan glaubt, dass sie viel enger mit Pillys Familie verstrickt ist, als alle ahnen.
Noch ist für sie alle in diesem Sommer nichts verloren. Doch dann brennen eines Nachmittages die Gärten der vietnamesischen Vertragsarbeiter ab. Und Pilly steht plötzlich einer Frau gegenüber, die behauptet, ihre Mutter zu sein.
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Ein endloser Sommer, ein Land im Umbruch, eine Familie in den Brachen der Vergangenheit
Ein Sommer im Vakuum von alter DDR-Realität und einem Leben im...
Vorab-Besprechungen
Bitte nicht vor dem 17. August 2024 besprechen.
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Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783608502237 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 304 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Der Sommer 1992
Patricia Hempel erzählt in ihrem Roman Verlassene Nester, von dem Jahr 1992 im Elbegrenzgebiet.
Sie schildert die Nachwendezeit mit
trockener Sprachwitz.
Pilly ist 13 Jahwe alt und sie nimmt einiges auf sich um mit Katja befreundet zu sein. Sie hat es schon nicht leicht, da ihre Mutter sie verlassen hat und der alleinerziehende Vater gerne zu viel trinkt.
Trotzdem macht er sich Gedanken, wie er es schafft Pillys Frau werden, ohne große Reden hinbekommt. Aber er hat das gut geschafft.
Die Autorin hat es gut geschafft die Emotionen der Jugendlichen auszudrücken. Sie konnte mein Interesse über das ganze Buch hoch zu halten.
Das Buch ist lesenswert und konnte mich gut unterhalten.
Pilly lebt in den 90ern mit ihrem alleinerziehenden Vater Martin in einem Wohnkomplex zwischen Industriebrachen, Kasernen und den Elb-Auen. Pillys Mutter Waltraut war nach jahrelangem Ehe-Streit verschwunden. Man sagt, die Grenzregion sei ein Sieb für Menschen, die zu DDR-Zeiten Fluchtpläne schmiedeten und inzwischen ihren Grund zur Flucht verloren hätten. Um mit ihren Freundinnen Katja und Biene auf dem Spielplatz Familie zu spielen, ist Pilly mit 13 Jahren längst zu alt. Das Spiel, in dem sie der Hund sein darf, dient den Mädchen als Vorwand, um die Hierarchie untereinander auszutarieren; es geht um Macht, Eifersucht – und Erotik. Zu Frau Klinge pflegt Pilly eine enge Beziehung. Die pensionierte Lehrerin hat ein Händchen dafür, Pilly zu fördern, indem sie sie beim Verkauf von Eiern und Gemüse aus ihrer Gartenparzelle mitarbeiten lässt – gegen Bezahlung. Pillys Vater hält durch Frau Klinges soziale Kontrolle mühsam den Mindeststandard ein, um gerade eben das Sorgerecht für seine Tochter zu behalten.
Im Jahr 1 nach den Ereignissen von Hoyerswerda ist so mancher Nachbar im Ort überzeugt, dass er keine Supermärkte und keine Wiedervereinigung braucht. „Die von drüben“ wollten nur die kleinen Läden in die Pleite treiben. Die Fische, die Eli für ihre Fischbude fängt und gemeinsam mit Katharina verarbeitet, sind nicht für den Verzehr freigegeben, sie verkauft sie in alter Tradition als „Bückware“. Während rund um Elis historisches Fischerhaus mit Elbblick bereits abgeholzt wird, ist sie selbst noch unentschlossen, ob sie verkaufen will. Unklar ist, wem das Grundstück überhaupt gehört.
Vor der Kulisse der stimmungsvollen Elbnebel bilden die Beziehungen zwischen zahlreichen Figuren einen fein gearbeiteten Gobelin, in dem kein Farbton am Gesamtbild fehlen darf: Die Situation ehemaliger Vertragsarbeiter aus Vietnam, Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, Stasi-Tätigkeit, ein Schwestern-Konflikt, Männer, die ohne Muttis Kontrolle verwahrlosen, sexuelle Orientierung - und was in einer abgelegenen Gegend an Tratsch, Aberglauben und Häme so auf den Tisch kommt. Gerade Pillys kindlich eingeschränkte Wahrnehmung hat mich an das Buch gefesselt; sie bleibt jedoch nicht die einzige Figur, die mit verblüffenden Fakten konfrontiert wird.
Fazit
„Verlassene Nester“ erzählt im Wechsel zwischen Pillys Ichperspektive und einem allwissenden Erzähler in authentischem Sound aus der Nachwendezeit. Ein großartiger, berührender Roman.
Das Buch erzählt ein feinfühliges und eindringliches Porträt einer Familie, die in den tiefen Rissen der Wendezeit gefangen ist. In einer Zeit des Umbruchs, als die alte Realität der DDR noch spürbar ist, während die neue Welt des wiedervereinigten Deutschlands ihre Schatten wirft, gelingt es der Autorin, die Komplexität von Verlust, Identität und Veränderung poetisch einzufangen.
Der Roman spielt im Sommer 1992. Pilly, die 13-jährige Protagonistin, sehnt sich nach Veränderungen, sieht aber gleichzeitig, wie ihre Familie an der Vergangenheit festhält. Der Autorin gelingt es, das Gefühl des "Nirgendwo" eindrucksvoll zu transportieren, was uns Leser tief in die Gefühlswelt der Protagonistin zieht. Da ist die abwesende Mutter, das Aufbegehren der Tanten gegen die alte Ordnung und die Trauer um das, was verloren ging.
Besonders berührend ist der Moment, als Pilly einer Frau begegnet, die behauptet, ihre Mutter zu sein: ein Wendepunkt, der die Suche nach Identität und Zugehörigkeit auf eine erschütternde Weise thematisiert. Hier zeigt die Autorin, dass die Geschichten, die wir über uns erzählen, oft durch die Leerstellen in unseren Familiengeschichten geprägt sind.
Das Buch ist ein subtiler, bewegender Roman, der nicht nur von einer individuellen Kindheitsgeschichte erzählt, sondern auch die gesellschaftlichen Umbrüche und Generationskonflikte der deutschen Wendezeit thematisiert.
VERLASSENE NESTER
Patricia Hempel
Sommer 1992, Elbe-Grenzgebiet:
Der 13-jährigen Pilly stehen lange Sommerferien bevor. Im Gegensatz zu ihren Klassenkameraden wird sie nicht in den Urlaub fahren. Ihr Vater verbringt die Nachmittage in der Dorfkneipe – nur jeden zweiten Mittwoch kocht er für sie ein Mittagessen. Von Pillys Mutter fehlt jede Spur, vermutlich hat sie sich über die Grenze abgesetzt, um dem tristen Grau des Wohnkomplexes zwischen Kaserne und stillgelegtem Betonwerk zu entkommen.
Aus Langeweile fühlt sie sich zu zwei älteren Mädchen hingezogen, die ein altes Betonrohr auf einem Spielplatz als ihren Rückzugsort nutzen. Zunächst darf sie der „Hund“ der Mädchen sein, später wird sie hier ihre erste Zigarette rauchen.
Der einzige Halt, den Pilly erhält, kommt von ihren zwei lieben Tanten, den Schwestern ihrer Mutter. Diese versuchen jedoch gerade, auf der Welle mitzusurfen, die der Mauerfall mit sich gebracht hat, und probieren, ihre kleine Immobilie – die Fischbude am See mit der schlechten Wasserqualität – an die „gierigen“ Wessis zu verkaufen.
Und dann ist da noch Frau Klinge, die ehemalige Lehrerin ihres Vaters, die immer ein offenes Ohr für Pilly hat und gemeinsam mit ihr die Hausaufgaben macht. Dass diese ältere Dame ein Geheimnis hütet, weiß Pilly nicht.
In einer eindringlichen, leicht verwobenen und distanzierten Sprache schildert die Autorin das Leben und die Atmosphäre unmittelbar nach dem Mauerfall. Es ist eine Suche nach Identität und einer neuen Zukunft, da die Menschen nach der Wiedervereinigung in einer trostlosen Existenz ohne Arbeit und Perspektiven zurückblieben.
Berührt hat mich Pilly, die die Demütigungen der sogenannten Freundinnen über sich ergehen ließ, nur um Anschluss zu finden. Das Ende hat mir mein Herz gebrochen.
3½/ 5
Hier hatten mich in erster Linie das Cover und auch der Klappentext sehr angesprochen. Von der Autorin Patricia Hempel war es mein erstes Buch. Zu der Zeit des Umbruchs damals war ich anderweitig beschäftigt und kenne vieles nur aus Erzählungen der Verwandtschaft. Das Buch hat mich also mit seiner Thematik sehr angesprochen. Der Roman spielt in der Zeit nach der Wende, vieles ist noch im Umbruch. Die 13jährige Pilly steht hier im Mittelpunkt, die bei ihrer Tante und ihrem Vater aufwächst. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, die von Pilly aus der Ich Form heraus. Auch wenn mir die autoriale Erzählperspektive anfangs fremd vorkam, konnte ich mich im Nachhinein doch in diese Menschen hinein versetzen, ihre Gedankenwelt nachvollziehen. Atmosphärisch finde ich den Schreibstil sehr gut gelungen. Patricia Hempel schafft es mich in die Zeit der Jahre zurück zu versetzen und lässt mich die Umgebung spüren. Was mir hier allerdings fehlt ist ein wenig mehr Historie; aber da habe ich vielleicht von dem Roman zuviel erwartet. Die Charaktere sind für mich irgendwie nur Menschen geblieben, denen man halt zuhört, aber keinen näheren Kontakt zu pflegen möchte. Patricia Hempel reißt viele Geschehnisse auch nur an und lässt mich als Leser dann mit meinen eigenen Gedanken stehen. Es ist auf jeden Fall ein Roman, der mir sehr viel an Konzentration abverlangt hat und den ich häufiger an die Seite legen musste. Gelesen habe ich ihn aber trotzdem gerne, denn irgendwie wollte ich doch immer wieder wissen was als nächstes kommt und vor allem wie es endet.
„Frau Klinge hatte meinem Vater das Angebot gemacht, mir nach der Schule mit den Hausaufgaben zu helfen, als ich ihn im ersten Frühling ohne meine Mutter auf dem Gleisbett neben der Kolonie nicht wach bekam.“ (Pos. 390)
Pilly ist 13, sucht nach Zugehörigkeit und wir schreiben das Jahr 1992 im ehemaligen Elbe-Grenzgebiet.
Waltraud, Pillys Mutter, ist nach wie vor verschwunden und die kleine Familie arrangiert sich mit dem Verlust, der nicht so recht zu greifen ist.
Die Sommer in dem trostlosen Wohnkomplex, der zwischen stillgelegtem Betonwerk und Kaserne angesiedelt ist, sind heiß und Pilly mittlerweile zu alt für ihre verschrobenen Tanten und der pensionierten Lehrerin Fr. Klinge, die alles weiß.
Vater Martin ist die Pubertät seiner Tochter schon lange über den Kopf gewachsen und das Trinken schmeckt ihm eh besser, als sich mit den pikanten Themen einer Heranwachsenden auseinander zu setzen.
Freundinnen müssen her.
Und Pilly klinkt sich bei dem Duo Katja und Bine ein.
„Verlassene Nester“ ist ein liebevoll geschriebener Roman, der mit der Sehnsucht vergangener Jahre spielt und einen süßlichen Schmerz des Verlustes behutsam in Händen hält.
Die Charaktere der Tanten, die ihren Fisch verbotener Weise verkaufen und im besonderen der von Frau Klinge, die alles über das Wetter, Pflanzen und Tiere weiß, sind wundervoll beschrieben.
Patricia Hempels sprachlich perfekt platzierten Sätze malen Bilder in meine Gedanke und erzählen zum Einen von dem Wunsch nach Aktzeptanz und Freundschaft und zum Anderen vom Festhalten an alten, gewohnten Strukturen und der Wucht der Veränderung.
Ob Katja und Bine die richtigen Freundinnen sind, mit wem Pilly ihren ersten Kuss austauscht, was man anstelle von Binden in den Slip packen kann, wenn die erste Periode einsetzt und ob Mutter Waltraud wieder zurückkehrt, ist die große Frage, die nur „Verlassene Nester“ zu beantworten vermag.
Ein großer Dank geht an den @tropenverlag und @netgalleyde für dieses wunderbare Leseexemplar.
Sommer 1992: die 13-jährige Pilly wächst bei ihrem alleinerziehenden Vater im ehemaligen Elbe-Grenzgebiet auf. Die Außenseiterin sehnt sich nach Halt, den sie in ihrer mit der Wiedervereinigung hadernden Familie kaum findet und nach der Anerkennung der von ihr bewunderten Mitschülerin Katja. Zwischen Plattenbauten, leerstehenden Fabrikhallen und der Einsamkeit der idyllischen Elbauen versucht Pilly ihren Platz in einer sich wandelnden Welt zu finden.
In klarer, präziser Sprache erzählt, lässt Patricia Hempel die Lesenden aus den Perspektiven von Pilly und ihrer Familienangehörigen einen Nachwendesommer in der ostdeutschen Provinz erleben. Mit großem Einfühlungsvermögen und Verständnis für ihre Figuren, nimmt sie uns mit auf eine eindringliche Zeitreise. Ein Buch der leisen Töne, das vor allem durch seine intensive Figurenzeichnung und die atmosphärische Milieubeschreibung überzeugt. Wer die aktuelle Entwicklung in (Ost-) Deutschland besser verstehen will, sollte dieses besondere Buch unbedingt lesen.