Schon seit seinem erstmaligen Erscheinen 2021 ist dieses Buch eines meiner Lieblingsempfehlungstitel für Jugendliche, auch für solche, die nicht unbedingt supergerne lesen. Denn diese Geschichte über sechs jugendliche Meisterhacker aus aller Welt zieht einen absolut in ihren Bann, selbst wenn man mit der Thematik so gut wie nichts am Hut hat (wie ich!) .… und falls doch, natürlich um so mehr!
Der Autor Dirk Reinhardt, der ja für seinen fesselnden Schreibstil und seine gut recherchierten Romane bekannt ist, hat sich auch hier sehr intensiv mit dem technischen, politischen und jugendlichen Gamer-Fachjargon vertraut gemacht (ausführliches Glossar im Anhang).
Was diese Story allerdings so richtig lebensnah macht, sind die Einzelschicksale – die Menschen, die hinter all den technischen Aktionen stehen. Allen voran das Schicksal von Boubacar aus dem Kongo, dessen Familie am eigenen Leib die Auswirkungen der Menschenrechtsverletzungen zweier US-Konzerne zu spüren bekommt - aber auch die Lebensgeschichten seiner Freunde, die er über ein Fantasy-Game kennengelernt hat (die Gilde „LFF“). Kein Netzwerk ist vor diesen sechs Jugendlichen sicher. Aber wer den Begriff „Hacker“ bislang nur mit negativen Sachverhalten in Verbindung gebracht hat, wird hier eines Besseren belehrt. Denn das, was die Gilde „LFF“ durch ihre Hacks aufdeckt, sind gut gehütete und bestens geschützte Firmengeheimnisse, die an Skandalösität nicht zu überbieten sind. Doch natürlich gefallen diese Enthüllungen nicht allen, auch dem amerikanischen Geheimdienst nicht, der sich sofort an ihre Fersen heftet…
Dirk Reinhardt ist ein hochaktueller und toll komponierter Roman gelungen, der größtenteils aus verschiedenen NSA-Berichten, Chatprotokollen und Mitschnitten aus Telefonaten zusammengesetzt ist – und das so geschickt, dass die Spannung fast nicht zu ertragen ist. Da kann man nicht anders als 24/7 lesen, bro… bis zum EpicWin oder EpicFail?! kc!

**Rezension zu *Perfect Storm* von Dirk Reinhardt**

*Perfect Storm* von Dirk Reinhardt ist ein hochaktueller Jugendroman, der nicht nur die Welt der Hacker und Cybersicherheit thematisiert, sondern auch eine dringliche Botschaft über Menschenrechtsverletzungen und globale Ungerechtigkeit vermittelt. Im Zentrum der Geschichte stehen sechs junge Hacker – Dylan, Luisa, Felix, Boubacar, Kyoko und Matthew – die aus verschiedenen Teilen der Welt stammen, aber durch ein Online-Spiel miteinander verbunden sind. Die internationale Zusammensetzung dieser Gruppe verleiht der Geschichte eine globale Dimension und spiegelt die vernetzte Welt wider, in der sie agieren.

Die Handlung gewinnt an Fahrt, als die Jugendlichen von schweren Menschenrechtsverletzungen im Kongo erfahren, die auf die Ausbeutung von Ressourcen wie Coltan, das für die Herstellung von Smartphones benötigt wird, zurückzuführen sind. Besonders brisant ist, dass zwei US-Konzerne tief in diese Machenschaften verstrickt sind. Hier beginnt die eigentliche Herausforderung: Die Gruppe beschließt, nicht tatenlos zuzusehen, sondern durch Hackerangriffe belastendes Material zu sammeln und es zu veröffentlichen, um einen globalen "Perfect Storm" der Empörung auszulösen.

Dirk Reinhardt gelingt es, ein komplexes Thema wie die Ausbeutung von Rohstoffen und deren Verknüpfung mit der globalen Wirtschaft auf eine zugängliche Weise darzustellen, ohne dabei den moralischen Finger zu heben. Die Protagonisten sind sympathisch und facettenreich, und jede Figur bringt ihre eigenen Fähigkeiten, kulturellen Hintergründe und Motivationen in das Team ein. So wird beispielsweise Boubacar als Sohn einer kongolesischen Familie besonders stark durch die Ausbeutung in seinem Heimatland geprägt, was dem Roman eine tiefere emotionale Ebene verleiht.

Die Spannung wird zusätzlich durch den amerikanischen Geheimdienst-Agenten gesteigert, der den Hackern auf der Spur ist. Die ständige Gefahr, entdeckt zu werden, sorgt für ein hohes Erzähltempo und gibt der Handlung eine nervenaufreibende Dynamik. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Jugendlichen und den Behörden ist packend und vermittelt gleichzeitig ein Gefühl der Ohnmacht, das viele junge Menschen heute gegenüber großen Konzernen und Regierungen empfinden.

Ein weiterer starker Aspekt des Romans ist die Darstellung der digitalen Welt. Dirk Reinhardt zeichnet ein realistisches Bild von Hacker-Aktivitäten, Netzwerken und der Macht von Technologie. Er zeigt, wie junge Menschen mit technischem Know-how die Machtstrukturen hinterfragen und verändern können, was besonders in der heutigen Zeit von Bedeutung ist. Dabei verzichtet er auf übertriebene technische Details, sondern konzentriert sich auf die ethischen und moralischen Fragen, die mit der Nutzung dieser Fähigkeiten einhergehen.

Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas bleibt *Perfect Storm* durchweg spannend und lebendig. Der Roman fordert zum Nachdenken auf – über Verantwortung, Gerechtigkeit und den Umgang mit Macht in einer zunehmend digitalisierten Welt. Reinhardt zeigt, dass junge Menschen in der Lage sind, Veränderungen herbeizuführen, wenn sie mutig genug sind, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen.

Insgesamt ist *Perfect Storm* ein fesselnder und nachdenklich stimmender Roman, der Themen wie Menschenrechte, globale Ungerechtigkeit und digitale Rebellion aufgreift. Die Figuren sind authentisch, die Handlung spannend und das Thema höchst relevant. Ein beeindruckendes Werk, das sowohl Jugendliche als auch Erwachsene anspricht und die Augen für die Verflechtungen von Technologie und Macht öffnet.