Wir selbst
Herausgegeben, mit einem Nachwort und dokumentarischen Material zur deutschen Wolgarepublik und ihrer Literatur versehen von Carsten Gansel
von Gerhard Sawatzky
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Erscheinungstermin 05.03.2020 | Archivierungsdatum 03.08.2020
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Zum Inhalt
Ein untergegangenes Stück deutscher Geschichte erstmals als Buch: Der von Stalin verbotene große Roman über die Russlanddeutschen, das Epos der autonomen deutschen Wolgarepublik (1918–1941) – »Wir selbst«, das für Jahrzehnte verschollene Lebenswerk von Gerhard Sawatzky.
Gerhard Sawatzkys großer Gesellschaftsroman »Wir selbst« erzählt von einer untergegangenen Welt, nämlich der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen. Diese wurde 1918 – u.a. auf Betreiben Ernst Reuters – gegründet, bis zu ihrem Ende 1941 ein höchst wechselvolles Schicksal erfuhr. Sein Autor, Gerhard Sawatzky, der als wichtigster Literat der Wolgadeutschen galt, wurde verhaftet, zu Zwangsarbeit verurteilt und starb in einem Lager in Sibirien, das Buch wurde verboten und vernichtet. Doch Sawatzkys Witwe gelang es, bei der Deportation nach Sibirien unter dramatischen Umständen das Urmanuskript zu retten. In einer deutschsprachigen Zeitschrift in der Sowjetunion wurden – allerdings bearbeitet und zensiert – in den achtziger Jahren Teile des Buches abgedruckt. Carsten Gansel hat nun das Urmanuskript in Russland aufgespürt. »Wir selbst« erzählt in häufigen Szenenwechseln zwischen Land und Stadt aus der Zeit zwischen 1920 bis 1937 vor allem von einem jungen Liebespaar, Elly Kraus, der Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie, die als Kind auf der Flucht vor der Roten Armee allein in Russland zurückblieb, und von Heinrich Kempel, dessen Kindheit auf dem Land während des Krieges von Hunger und Entbehrung geprägt ist, und der schließlich Ingenieur wird. Auch wenn Sawatzky schon beim Schreiben die Angst vor stalinistischen Säuberungsaktionen im Nacken saß und er manches unterschlug bzw. beschönigte – sein Buch ist ein höchst bedeutendes Zeitzeugnis, das zudem durch Carsten Gansels umfangreiches Nachwort über Sawatzky, die Geschichte des Manuskripts und die deutsche Wolgarepublik ergänzt und erschlossen wird.
Ein untergegangenes Stück deutscher Geschichte erstmals als Buch: Der von Stalin verbotene große Roman über die Russlanddeutschen, das Epos der autonomen deutschen Wolgarepublik (1918–1941) – »Wir...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783869712048 |
PREIS | 36,00 € (EUR) |
SEITEN | 1088 |
Links
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
"Der stille Don" - ein wenig ordentlicher, ein wenig kühler, ein wenig vernünftiger, ein wenig gemütlicher - halt einfach ein wenig deutscher.
Sie wurden von Katharina der „Großen“ an die Wolga gelockt. Womit? Die Zarin gab ihnen viele Versprechen und dazu gehörte auch das Land. Hier sollten die Menschen das ungenutzte Land bestellen und für ihre Familien Häuser bauen. Das klappte zunächst auch ganz gut, bis andere Herrscher in Russland das Sagen hatten.
#Wirselbst ist ein Roman, der von Stalin verboten wurde und Jahrzehnte vergessen war. Wer das Buch liest erkennt sehr schnell, warum es von den Machthabern Russlands unterbunden wurde. Zu deutlich beschrieb der Autor Gerhard Sawatzky die Situation der Deutschen in dem großen Land. Kein Wunder, dass Stalin dieses mitunter sehr schlechte Bild seines Landes, nicht veröffentlicht haben wollte.
Im Jahr 1918 wurde auf Betreiben von Ernst Reuter die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen gegründet. Bis zum Jahr 1941 bestand sie und Herr Sawatzky schreibt detailliert, wie alles begann und welche Schwierigkeiten die Menschen damals hatten. Er, also der Autor selbst, wurde verhaftet und zur Zwangsarbeit verurteilt. Er starb in einem Lager in Sibirien. Sein Manuskript rettete die Witwe und zum Glück kam es endlich in die deutschen Buchhandlungen. Das haben wir Leser dem Herrn Carsten Gansel zu verdanken. Er alleine spürte das erste Manuskript in Russland auf und das ist auch gut so.
Das Buch berichtet von der kleinen Elly, die an einem Bahnhof mitten in der Pampa gefunden wurde. Sie war nicht alleine, sondern lag neben ihrer toten Mutter. In der Geschichte wechseln Zeiten und Orte recht häufig und es ist nicht einfach, dem roten Faden zu folgen. Wer sich aber darauf einlässt und konzentriert liest, der kann sich direkt an die Wolga versetzen und eintauchen in ein Stück Geschichte, welches auch zu Deutschland gehört. Ja, der Autor schreibt langatmig und viele Begriffe stammen aus einer Zeit, die längst vergangen ist. Aber, so bildhaft und ausführlich, dabei gleichzeitig niemals langweilig, so schreibt kaum noch ein Autor. Wer dieses Buch liest, der braucht für viele Stunden keinen Fernseher. Hier ist das Kopfkino mit Sicherheit aktiv. Also, fünf Sterne plus plus und eine dringende Leseempfehlung von mir. #NetGalleyDE
Die Geschichte der Wolgadeutschen
Gerhard Sawatzkys großer Roman über Wolgadeutsche in den zwanziger/dreißiger Jahren kann man auf verschiedenen Ebenen lesen. Einerseits die Geschichte an sich, in der zum Teil Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt stehen, andererseits kann man den historischen Kontext und die Entstehungsgeschichte mit lesen. Beides ist im umfassendes Anhang nachzulesen. „Wir selbst“ wurde knapp vor der Veröffentlichung 1938 zu einem verbotenen Buch.
Die Urfassung wurde jetzt von Carsten Gansel herausgegeben.
Es ist eine harte Zeit, in der die Protagonisten des Romans aufwachsen. Elly, Heinrich, Christian, Bärbel. Man begleitet sie über einige Jahre.
Diese Figuren wachsen einem beim Lesen ans Herz.
Obwohl etwas überfrachtet, habe ich den Roman gerne gelesen.
Dieses Buch handelt von einem Stück Zeitgeschichte, von dem ich selbst bisher wenig wusste. Er spielt in den Jahren von ca. 1920 bis 1930. Das Buch wurde bereits damals geschrieben wurde aber erst jetzt veröffentlicht. Er umfasst ca 1000 Seiten und ich muss sagen, dass ich es wirklich langsam gelesen habe und zwischendurch selbst für mich immer wieder die damalige Zeit recherchiert habe, weil das Buch selbst mich dazu angeregt hat, über das Leben der Russlanddeutschen zu lesen. Wortgewaltig wäre noch untertrieben gesagt. Der Lesefluss ist einfach da, man kommt nicht einmal ins stocken und trotzdem sollte man sich Pausen aufgrund der Länge -wie bereits oben beschrieben - gönnen, um das Gelesene richtig erfassen zu können. Ich habe nicht mit so einer Länge gerechnet, doch sie wird der Geschichte selbst absolut gerecht. Der Schreibstil hat mich sehr begeistert, die Ausdruckskraft lässt nicht zu wünschen übrig. Auf den Inhalt selbst verzichte ich mit dem Hinweis auf den Klappentext.
Ein, wie ich finde, in mancher Hinsicht bemerkenswertes Buch. Allein der Umfang ist respekteinflößend. Sprachlich eher schlicht gehalten schildert der Roman das Wohl und (großes) Weh der autonomen Wolgarepublik zwischen den Weltkriegen. Schicksale, Liebe, alles ist mit dabei, ohne allerdings dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Sawatzky beschreibt minutiös und wortreich kleine Gegebenheiten und Gespräche, bleibt im Idealisieren, ein Hinterfragen oder gar Kritik an den geschichtlichen Ereignissen erwartet man vergeblich. Und doch bietet der Roman einen Einblick in das karge, harte Leben der Wolgadeutschen wie ich es zuvor noch nie wahrgenommen habe.
Wahrlich umfangreiches Lesefutter für Liebhaber von historisch-authentischen Romanen, die sich nicht von Schwächen abhalten lassen, wenn es um Zeitzeugnisse geht.
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