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Hitlers Interviews
Der Diktator und die Journalisten | Auf der Sachbuch-Bestenliste Dezember 2024
von Lutz Hachmeister
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Erscheinungstermin 07.11.2024 | Archivierungsdatum 01.08.2025
Sprechen Sie über dieses Buch? Dann nutzen Sie dabei #HitlersInterviews #NetGalleyDE! Weitere Hashtag-Tipps
Zum Inhalt
Adolf Hitler hat im Verlauf seiner politischen Karriere der ausländischen Presse mehr als hundert Interviews gegeben. Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt fanden den deutschen Diktator als Gesprächspartner faszinierend. Lutz Hachmeister erzählt nun erstmals die aufschlussreiche Gesamtgeschichte dieser Treffen.
Schon vor dem Putschversuch von 1923 erschien in den USA ein erstes längeres Hitler-Interview, geführt von dem prominenten Deutsch-Amerikaner George Sylvester Viereck. Nach seiner Landsberger Haft zunächst einmal in der internationalen Versenkung verschwunden, wurde Hitler dann mit dem NS-Wahltriumph 1930 ein enorm begehrtes Objekt der Berichterstattung. Vermittelt durch seinen Medienberater »Putzi« Hanfstaengl, gaben sich bald Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt die Klinke in die Hand. Für viele von ihnen bedeuteten die Interviews einen Karrieresprung – die ultimative Trophäe. Nur wenige erkannten sein sinistres Potenzial, viele waren vor allem von der Obersalzberg-Inszenierung beeindruckt.
Lutz Hachmeister wertet die Interviews im Hinblick auf Hitlers jeweilige Medienstrategie im zeithistorischen Kontext aus und untersucht die Komplizenschaft zwischen Propaganda-Strategen und Reportern. Das aus Originalquellen und Archivmaterial gearbeitete Buch liefert einen neuen und modernen Blick auf ein von vornherein als Mediendiktatur geplantes Führersystem – und seine sich wandelnden Einschätzungen im Ausland. Und es geht der Frage nach, welche Dynamik auch heute zwischen Medien einerseits und Diktatoren oder Autokraten andererseits zu beobachten ist.
Adolf Hitler hat im Verlauf seiner politischen Karriere der ausländischen Presse mehr als hundert Interviews gegeben. Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt fanden den deutschen Diktator als...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783462002409 |
PREIS | 28,00 € (EUR) |
SEITEN | 384 |
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Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Lutz Hachmeisters "Hitlers Interviews" ist ein faszinierendes und tiefgründiges Sachbuch, das die mediale Selbstinszenierung Adolf Hitlers analysiert und dabei einen neuen Blick auf die Mechanismen der Mediendiktatur wirft. Hachmeister untersucht detailliert über hundert Interviews, die Hitler ausländischen Journalist*innen gewährte, und beleuchtet die Wechselwirkung zwischen Propaganda und Berichterstattung. Besonders spannend ist die Frage, wie sich Medien und autokratische Systeme gegenseitig beeinflussen – ein Thema mit hoher Relevanz auch für die heutige Medienlandschaft.
Das Buch besticht nicht nur durch seinen historischen Gehalt, sondern auch durch seine Beiträge zur Medientheorie. Es zeigt, wie strategische Kommunikation und journalistische Faszination zusammenwirken können, um eine Diktatur zu legitimieren. Ein Muss für geschichtsinteressierte Leser:innen und ein wertvoller Beitrag zur Debatte über die Verantwortung der Medien.
War er tatsächlich so charismatisch? Wie ging er mit seinem Gesprächspartner um und ließ er sein Gegenüber überhaupt zu Wort kommen? #HitlersInterviews klärt über diese und viel mehr Fragen auf. Ließ dieser sich doch damals von über 100 Journalisten interviewen. Ob seine Meinung für die Menschen wirklich so interessant war? Wenn man sich den Jubel der Deutschen anschaut, dann ist das wohl wahr. Nicht nur in seiner Heimat war er ein angesehener Machthaber.
Je mehr ich Bücher aus der Zeit des Nationalsozialismus lese, desto mehr Parallelen sehe ich in der heutigen Zeit. Auch jetzt gibt es Despoten, die lauthals ihre Ansichten verkünden und denen das Volk schlicht egal ist. Ein Zitat aus dem Buch stammt von Gustave le Bon und ist aus dem Jahr 1895.
„Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet. Von den Tatsachen, die ihnen missfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor, den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag. Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht, stets ihr Opfer.“
Beim Lesen blieb mir ein Name im Gedächtnis. SS-Sturmbannführer Paul Karl Schmidt. Er war Pressechef im NS-Auswärtigen Amt. Nach 1945 dann Bestsellerautor unter dem Pseudonym Paul Carell. Und tatsächlich auch Mitarbeiter des „Spiegels“. Nein, das ist nicht alles. Er war auch Sicherheitschef von Axel Springer.
Der Autor schreibt detailliert, wie es zu den Interviews mit A. Hitler kam. Es mussten Anträge gestellt und geduldig gewartet werden, bis er Zeit hatte. Zu viele Fragen durften die Interviewer nicht stellen, dann wurde das Gespräch sofort abgebrochen. Besser war es, wenn sie schwiegen und den Despoten reden ließen. Das Heimatland der Journalisten ist ebenfalls Gegenstand der Ausführungen in diesem Buch.
Im Epilog gibt es ausführliche Betrachtungen über die Frage: „Wie interviewt man einen Diktator?“ Genug Beispiele für die Zeit nach Hitler werden angeführt. Umfangreiche Quellenangaben zu den Endnoten werden am Schluss dargestellt. Alle hier verwendeten Quellen befinden sich im Archiv des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik in Köln. Interessierte Leser können von dort Belegstellen anfordern.
Es ist kein Buch, das der Unterhaltung dient. Viel mehr gibt es Zeugnis von den Gedanken eines Diktators und seiner Follower. #NetGalleyDE
Dorothy Thompson, Sefton Delmer und Karl von Wiegand gehören zu den rund zwei Dutzend Journalistinnen und Journalisten, die Adolf Hitler interviewt haben. Wie interviewt man einen Diktator – und warum überhaupt? Dieser Frage geht der deutsche Medienforscher Lutz Hachmeister nach. Entstanden ist eine ebenso spannende wie einsichtsreiche Analyse. Journalisten, die ihn befragen wollten, mochte Hitler nicht, auch nicht die Berichterstatter aus dem faschistischen Italien, schon gar nicht «publizistische Abgesandte demokratisch-medienkapitalistischer Institutionen». Hitler liess sich zudem bei seinen Deklarationen nur ungern unterbrechen. Er hatte, schreibt Hachmeister, «gar keinen Sinn für mögliche dialogische Formen von Gesprächen mit Reportern, die erst ein spannendes Interview ausmachen». Auch gefiel ihm nicht, dass er in den Auslandsmedien das Umfeld und die Folgekommentare zu den Interviews nicht kontrollieren konnte. Die Interviewer schneiden dabei nicht gut ab. «Für sie war Hitler eine Trophäe, der Scoop war das Interview mit dem ‹Führer› an sich, unabhängig von Struktur und Inhalt», schreibt Hachmeister. «Die meisten Journalisten waren auf Hitler schlecht vorbereitet, im biografischen, strategischen und politisch-konkreten Sinn.» Sie hätten deshalb «den sperrigen Gesprächspartner» «zwecks schneller Schlagzeilengewinnung» einfach reden lassen.» Die Analyse ergibt gespenstische Ähnlichkeiten zur Gegenwart. Es geht nicht darum, Hitler mit Khomeini oder Assad, Putin oder Trump zu vergleichen. Es geht um die Ähnlichkeit der Mechanismen, wie sie zwischen autoritärer Macht und demokratischer Presse spielen.
Das Titelbild des Buchs zeigt drei Schwergewichte des amerikanischen Journalismus mit Adolf Hitler am 17. August 1932 auf dem Berghof: Karl H. Von Wiegand (Hearst), Hans V. Kaltenborn (CBS) und Louis P. Lochner (Associated Press). Nach dem Treffen mit Hitler gab Karl von Wiegand zu Protokoll: «Dieser Mann ist ein hoffnungsloser Fall. Es wird jedes Mal schlimmer, wenn ich ihn sehe. Ich habe nichts aus ihm herausbekommen. Wenn du ihm eine Frage stellst, hält er eine Rede. Dieser ganze Besuch bei ihm war eine Zeitverschwendung.» Trotzdem trabten die Korrespondenten immer wieder bei Hitler zum Interview an. Ganz im Gegensatz zur inländischen Presse. Lutz Hachmeister nennt in seinem buch zwei Gründe dafür: «Zum einen hatten demokratische Qualitätsblätter wie die ‹Frankfurter Zeitung› oder das ‹Berliner Tageblatt› kein Interesse an dem völkischen Rabulistiker und Provinzpolitiker Hitler, der sich wiederum bis 1933 auch nicht mit Journalisten von ‹Judenblättern›, wie er sie nannte, treffen wollte. Danach waren sie für ihn ohnehin nicht mehr relevant. Zum anderen verfügte die NSDAP mit dem ‹Völkischen Beobachter› über ein eigenes Zentralorgan, in dem Hitler ab 1921 gern und häufig schrieb».
Interessant an der Analyse von Lutz Hachmeister sind die grundsätzlichen Ergebnisse. Erste Erkenntnis: Diktatoren mögen die Presse nicht, nutzen sie aber gerne. So hat Hitler, viel häufiger als vom Publikum angenommen, Gespräche förmlich bestellt. Damals wie heute argumentieren Diktatoren mit Schablonierungen und unterkomplexen Vereinfachungen, losgelöst von Fakten und oft beleidigend. Schon Hitler erkannte, dass ein Interview nützlicher sein kann als eine öffentliche Rede. Ohne plausiblen Anlass eine Rede zu halten, ist gefährlich. Intelligente Menschen suchen sofort nach dem Grund für die Rede. In einem Interview dagegen kann man auch in Nebensätzen Wichtiges unterbringen und Botschaften transportieren. Dabei ist es oft kaum relevant, wer das Interview führt. Reichspressechef Dietrich zitierte dazu Hitler: «Ob der Vertreter eines grossen oder kleinen, befreundeten oder neutralen Landes sei, spiele dabei keine Rolle; denn abgedruckt – da habe der Reichspressechef ganz recht – werde das Interview sowieso in der ganzen Welt.» Das ist noch heute so.
Damals wie heute wirken zwischen Interviewern und Interviewten «sich wechselseitig verstärkende Prominenzeffekte: Wirklich mächtige politische Führungsfiguren können sich häufig ihre journalistischen Interviewpartner aussuchen, während für Starjournalisten die Liste der Diktatoren, Staatschefs oder Topterroristen, die sie getroffen haben, zu Standardangaben in ihren professionellen Biografien gehört», schreibt Lutz Hachmeister. Das galt für die grossen Journalisten-Egos der 30er Jahre wie es heute für Tucker Carlson gilt.
Fast nebenbei werden weitere Parallelen zur Gegenwart deutlich. So erklärte Hitler in seiner Reichstagsrede vom 11. Dezember 1941, in der er den USA den Krieg erklärte, US-Präsident Franklin D. Roosevelt und dessen Amtsvorgänger Woodrow Wilson für «geisteskrank». Er beschreibt seinen Kampf für das Volk und seinen Einsatz dafür, Deutschland wieder gross zu machen: Sein Ziel es es, «das deutsche Volk aus dieser Zersplitterung zu erlösen, aus seiner Lethargie herauszureissen, es aus seinem Schlaf zu bringen und wieder zusammenzufassen.» Hitler erklärte zudem, dass er auf den meisten Gebieten keine Berater oder überhaupt irgendwelche Experten brauche: «Bei mir genügt immer mein Kopf ganz allein. Ich habe keinen Gehirntrust zur Unterstützung notwendig. Wenn also wirklich eine Veränderung irgendwo stattfinden soll, dann entsteht das zunächst in meinem Gehirn und nicht im Gehirn anderer, auch nicht bei Experten.»
Über diese Art von Egomanie und Solipsismus hätten auch die Hitler-Interviewer informiert sein können. In seinem Buch zeigt Lutz Hachmeister, dass sie das meist nicht waren. Er legt eine Chronologielogische Analyse der Hitler-Interviews mit der Auslandpresse vor und fragt am Schluss, welchen Sinn journalistische Interviews mit Diktatoren und Autokraten haben. Das Ergebnis seiner Analyse lässt sich kurz zusammenfassen: Sie ergeben sehr wenig Sinn.
Schon gar nicht, wenn sich Journalisten schlecht vorbereiten. Aber auch hervorragend vorbereitete Interviewer wie Armin Wolf vom ORF laufen bei Diktatoren auf. «Journalisten in demokratischen Mediensystemen sollten sich daher immer fragen, ob letztlich die Propagandaeffekte für den Tyrannen, der häufig mit Grossmachtansprüchen auch demokratische Systeme des Auslands aushebeln möchte, nicht gewichtiger sind als alle kurzfristigen Nachrichtenwerte und Scoops.» Für die Beschäftigung mit solchen Fragen liefert die Geschichte der Hitler-Interviews, wie sie Lutz Hachmeister vorgelegt hat, im Detail wie im Gesamtergebnis spannendes Material.