Tote Dichter küsst man nicht

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Erscheinungstermin 18.10.2016 | Archivierungsdatum 13.02.2017

Zum Inhalt

Bücher sind Chiaras Lebensinhalt, ihre Familie und ihre besten Freunde. Auch die Liebe kennt sie nur von den Helden aus ihren Büchern. Als Chiara Leonardo begegnet, dem Assistenten, der ihre Doktorarbeit über Dante betreuen soll, sieht sie sich mit einem äußerst unverschämten Mann konfrontiert. Er tut alles, um ihr beruflich Steine in den Weg zu legen. Chiara findet ihn vom ersten Moment an unausstehlich, wenn er doch nur nicht so attraktiv wäre ...

Zwischen ABBA-Songs und Dantes Gesängen landet Chiara in ihrer ganz persönlichen Hölle. Nun muss sie sich entscheiden: romantische Schwärmerei oder sinnliches Begehren, Kopf oder Bauch?

Bücher sind Chiaras Lebensinhalt, ihre Familie und ihre besten Freunde. Auch die Liebe kennt sie nur von den Helden aus ihren Büchern. Als Chiara Leonardo begegnet, dem Assistenten, der ihre...


Eine Anmerkung des Verlags

Mirya lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn und einer Unmenge Gestalten aus ihrer Fantasie in Ferrara. Als Gymnasiallehrerin unterrichtet sie Schüler in Italienisch und Latein. Mirya verbirgt ihre Identität hinter einem Anagramm ihres richtigen Vornamens, der ihrer Meinung nach wie alle Tatsachen nichts über die Realität aussagt.

Mirya lebt mit ihrem Mann, ihrem Sohn und einer Unmenge Gestalten aus ihrer Fantasie in Ferrara. Als Gymnasiallehrerin unterrichtet sie Schüler in Italienisch und Latein. Mirya verbirgt ihre...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Paperback
ISBN 9781503941182
PREIS 9,99 € (EUR)

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Das Cover

Das Titelbild ist toll und wirkt sehr professionell. Zu sehen ist ein Bücherregal, das in unterschiedlichen Farben unterlegt ist. Dadurch ergibt sich eine Gliederung, auf der man die harten Fakten gut sichtbar, aber nicht zu deutlich notieren kann. Die Silhouetten Chiaras und Leonardos ergeben einen guten Kontrast.


Was passiert?

Chiara ist Lehrerin und leidenschaftlicher Dante-Fan. Sie möchte ihre Doktorarbeit über die "Göttliche Komödie" schreiben, doch anstatt ihrer Betreuerin Silvana taucht eines Tages Leonardo auf. Dieser übernimmt die Vertretung für Silvana, die aus familiären Gründen pausiert.

Leonardo ist ein Eisklotz, wie er in vielen Büchern steht und wirft ihren Entwurf in den Müll, mit der Begründung, sie sei zu schwärmerisch und nicht kritisch genug.

Tote Dichter - Ecke mit Boden
Es beginnt ein Lieb-mich!-Liebst-du-mich?-Ich-liebe-dich-(nicht)-Spiel, in dem sich die leidenschaftliche Chiara und der gedankenvolle Leonardo gegenüberstehen. Für Auflösung sorgen eine Migräne-Attacke und eine Mutter.

Parallel dazu wird die Geschichte von Chiaras bester Freundin und deren Bald-Lover erzählt. Denn sie hat ein gegenteiliges Problem: Sie hatte vorher nur Affären, während ihr neuer Freund sofort eine Beziehung beginnen will. Ähnlich wie Leonardo weiß sie nicht damit umzugehen.

Am Ende wird auch geklärt, warum Chiara so mutig ist, wie sie ist.

Charaktere

Chiara ist Ende 20 und Lehrerin an einer Schule. Nebenbei schreibt sie ihre Doktorarbeit. Sie ist ein ehrlicher Mensch, der offen über seine Probleme spricht und Dinge gut auseinander nehmen kann. Und sie zitiert viele Dichter :-) Anfangs war sie mir sympatisch, weil sie etwas verpeilt war, doch schon nach wenigen Seiten fand ich sie ätzend. Sie behandelt Problem-Lieblingsschüler Siveri abfällig und das nervte mich. Manche Schüler brauchen Gegenwehr mit ironischem Unterton, ihnen hilft das. Aber ich fand es nicht gut. Schlimmer ist, dass Chiara eine Dramaqueen ist und nicht mit Ablehnung umgehen kann. Sie mag Leonoardo nicht, provoziert ihn aber, später mag sie ihn, aber er sie nicht, weswegen sie ihm ausführlich darlegt, warum sich eine Beziehung (allgemein) lohnt. Nachdem Leonardo auf den letzten Seiten zum Beziehungs-Anfänger wird, betrachtet sie ihn nicht so verständnisvoll, wie ich gehofft hatte. Chiara schafft es nur selten, klare Grenzen zu setzen.

Irritiert hat mich, dass sie hinter Leonardos Fassade ein Geheimnis, ein Trauma, vermutet, aber nie darüber nachdenkt, was ihr Verhalten mit ihrer Vergangenheit zu tun hat.

Chiara agiert für mich reifer als andere Figuren des Genres, weil sie ihre Meinung deutlicher vertritt. Sie gibt Kontra, lässt sich von einem Mann wenig sagen. Im Kern ist sie aber ein Weibchen, wie es das Genre fordert: Sie ist eine Frau, die fiese Männer auffängt, vom Mann körperlich angezogen wird und sich trotz kurzem Kennenlernen unsterblich verliebt. Sobald sie das tut, sind alle anderen Probleme nebensächlich.

Manchmal wünsche ich mir, das Ende nach dem Ende lesen zu können - Scheidung nach Blitzehe, plötzliche Schwangerschaften und Frauen, die Beruf, Kind und Scheidungsschlacht meistern.

Leonardo ist ein Jahr jünger als Chiara und hat manches Geheimnis. Ich konnte mich gut mit ihm identifizieren, weil er der schwächere Teil der Beziehung ist. Hinter seiner starken (und sexy!) Fassade verbergen sich Angst und Unerfahrenheit. Besonders auf dem Höhepunkt der Geschichte, in dem jeder ÜBER, aber fast keiner MIT ihm redet, tat er mir leid. Er wird vom Bad Boy zum kleinen Jungen, weil er Sicherheit sucht.

Dennoch: Leonardo vertritt seine Meinung vehement und schießt manchmal über das Ziel hinaus, wenn er glaubt, dass er recht hat. Aber ich schätze seine Loyalität sehr!

Im letzten Viertel wird er zum kindlichen Jungen, der an vielem herummäkelt und dem man Kompromisse und Vertrauen beibringen muss. Die Idee fand ich gut, aber die Ausführung war zu gewollt. Es wirkte, als müsste die Autorin das Kontrastprogramm zum dominanten und jetzt "geläuterten" Mann erklären.

Tote Dichter - rot
Luisa ist Leonardos Mutter und die Herrin des Hauses. Sie wird von Chiara als liebevoll und souverän beschrieben, erinnerte mich aber an Beverly Hofstedter - sie trifft Entscheidungen über den Kopf ihres Sohnes hinweg, weil sie denkt, dass das besser für ihn ist, aber sie fragt ihn nie, wie er das sieht. Ich spürte eine Distanz zwischen ihr und Leonardo und ihr und ihrem Mann.
[Spoiler] Sie hat sich von Leonardos Vater scheiden lassen, nachdem sie einen anderen Mann küsste. Später kommen beide wieder zusammen und haben nichtmehr geheiratet, um sich daran zu erinnern. Während dieser Zeit haben sie Leonardo eine glückliche Familie vorgespielt. Ich denke, sowas passiert real tatsächlich, aber im Buch war es nicht authentisch geschildert[/Spoiler]

Alessandra ist das Pendant zu Chiara: Sie mag Sex und ist überfordert, als sie einen Mann kennenlernt, dem Liebe wichtiger als Sex ist. Angelo ist ähnlich leidenschaftlich wie sie und agiert gern spontan. Auch er leidet unter Alessandras Unsicherheit. Alessandra wirkt lockerer und energiegeladener als Chiara und erinnerte mich an Sam Jones.

Ivano und Paula sind Leonardos Bruder und Schwägerin. Genretypisch ist Ivano ähnlich hübsch, aber netter als sein Bruder und auch Paula ist sehr herzlich.

Themen

Vielleicht: Das große Thema des Buches ist, nicht in der Vergangenheit hängenzubleiben, sondern nach vorn zu schauen. Dazu sind Chiara und Leonardo gut geeignet - während Chiara das Trauma ihrer Kindheit (wird auf den letzten Seiten beleuchtet, aber schon vorher leicht angedeutet) verarbeitet hat, strebt Leonardo noch immer dem (vermeintlichen) Ideal nach, das ihm seine Eltern vorgelebt haben. Es ist eine schöne Botschaft, die romantisch vermittelt wird. Aber mir geht das zu schnell. Vielleicht braucht eine Liebesgeschichte das: ein Streit auf dem Höhepunkt und eine Versöhnung direkt daneben. Ich denke, man sollte Menschen Zeit geben zu überlegen, ob sich das "Vielleicht" für sie lohnt.

Verantwortung: Sehr interessant ist, dass Chiara von Leonardos Dominanz angezogen wird, sich aber am Ende um ihn kümmert. Als sie eine Migräne-Attacke hat, bittet sie Leonardo nicht um Hilfe, sondern möchte das selbst lösen. In der Beziehung mit Leonardo muss sie lernen, Verantwortung abzugeben und sich um mehr als sich zu kümmern. Leonardo muss im Gegenzug lernen, dass Kompromisse manchmal sinnvoll sind und man anderen vertrauen sollte.

Migräne: Ein Thema, das mehrmas vorkommt. Chiara hat Migräneattacken, sie lebt damit und weiß sich zu medikamentieren. Leider überschätzt sie sich bei einer Attacke und muss gerettet werden, weil sie sich nichtmehr durch die Wohnung bewegen kann. Diese Stelle habe ich sehr schnell gelesen, weil sie sehr spannend war und authentisch geschildert. Dass Leonardos Schwester zufällig auch Migräne hat, war mir zuviel des Guten.
Tote Dichter - gelb

Literatur: Chiara hat Literatur studiert und als Kind viel gelesen. Deswegen wird im Buch viel zitiert. Die Zitate sind meistens passend eingebaut und nie zuviel, aber da ich mich mit italienischer Literatur nicht auskenne, fand ich ständig unbekannte Namen, was mich irritierte. Außerdem werden manche Bücher nur angerissen, aber nicht verständlich erklärt, besonders die "Göttliche Komödie". Das Buch kann für manche Leser sehr bereichernd sein, aber ich fand's nicht so gut wie erwartet.

[Spoiler]

Scheidung: Das Buch zeigt, was passieren kann, wenn man zusammen bleibt, obwohl man sich als Partner auseinander gelebt hat, aber es wegen der Kinder tun möchte. Luisa hat fremd-geküsst und die Eheleute ließen sich scheiden, spielten den Jungs aber die "heile Familie" vor. Ivano bemerkt den Schwindel, Lenoardo nicht. Er glaubt, dass eine Beziehung nur dann funktioniert, wenn man aufrichtig ist - er geht aber davon aus, dass es NUR Aufrichtigkeit braucht, damit Liebe entsteht. Infolgedessen kann er nicht mit Konflikten innerhalb einer Beziehung umgehen. Zwischenzeitlich haben sich die Eheleute vertragen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man ca. 26 Jahre lang eine Beziehung spielt UND das dem jüngsten Sohn nicht auffällt. Außerdem erscheinen mir die Folgen zu pauschal - es erscheint mir zu einfach, solch ein Fehlverhalten mit einer zu perfekten Beziehung der Eltern zu erklären.

Dennoch finde ich dieses Extrembeispiel gut, um zu sagen: Zuviel des Guten kann auch schaden.[/Spoiler]

Begriffe, die ich nicht verstanden habe

Spaghetti alla puttanesca - Nudeln mit einer scharfen Tomaten-Sardellen-Soße

Novocento - Die Legende des Ozeanpianisten - Referenz an eine Geschichte von Alessandro Baricco. Ähnlich wie der gleichnamige Pianist will auch Leonardo das sichere Schiff seiner Prinzipien nicht verlassen.

Via Dolorosa - Der Leidensweg Jesu Christi zu seiner Kreuzigung. Leonardo geht diesen Weg, als zu Weihnachten ein Geheimnis gelüftet wird, das seine Welt ins Wanken bringt.

Robert Graves - The White Godess - Ein Buch über griechische Mythologie mit Schwerpunkt eines Matriachats. Die Hauptfigur sieht Luisa (Leonardos Mutter) als Anführerin. Außerdem ordnet sie die drei Göttinnen, in die sich die Weiße Göttin teilt, den Frauen am Weihnachtstisch zu - sich, Luisa und Paula (Leonards Schwägerin)

Modus Vivendi - Der Begriff bedeutet "Übereinkunft" und bezieht sich darauf, dass Leonardo sich damit abgefunden hat, eine Frau nie glücklich machen zu können. Chiara hat Mitleid.

Ugo Foscolo - An Zakynthos - Das Gedicht des italienischen Künstlers vergleicht sein Exil mit dem Schicksal Odysseus. Chiara vermutet, dass Leonardo ein Masochist ist, der sich ständig Schmerz zufügen muss, um voran zu kommen. Sie bezieht das auf sein Geständnis, trotz beider Liebe nicht zusammen sein zu können.

waidwund - Das Wort kommt aus der Jägersprache und bedeutet, dass jemand so schwer verwundet ist, dass er sterben muss. Chiara stellt fest, dass Leonardo sie "waidwund und anklagend" (S. 443) ansieht, nachdem er gestanden hat, dass ihr Aufsatz ihn erschüttert hat.

Giacomo Leopardi - Der italienische Dichter wird im Buch mehrmals zitiert. Chiara hat einen Aufsatz über ihn geschrieben, der Leonardo beeindruckt hat. Außerdem behandelt sie im Unterricht den "Chor der Toten". Leopardi war ein (vermeintlich?) melancholischer Künstler, der gern über die Natur geschrieben hat.

Ei des Kolumbus - Eine Redensart, die eine einfache Lösung für ein kompliziertes Problem meint. Chiara sucht oft danach und vergleicht es u.a. mit unerfahrenen Menschen in Beziehungen: "[...]Es ist doch erst klar, wie es aufrecht stehen kann, wenn man gesehen hat, wie es geht."" (S. 196)

Tote Dichter - blau
Advocatus diaboli - Diese retorische Strategie wird verwendet, indem man bewusst die Haltung des Gegners einnimmt, um diese dann zu widerlegen. Alessandra (Chiaras Freundin) nutzt diese, um vor Chiara Leonardos Position einzunehmen. Sie denkt, dass es für sein ablehendes Verhalten eine einfache Erklärung gibt.

ein sardonisches Lächeln - Leonoardo wirft Chiara ein boshaftes Lächeln zu, als er sie beim Lästern über sich ertappt. Wahrscheinlich grinst er siegreich.



Aufbau und Gestaltung

Das Buch hat 21 Kapitel, die relativ gleichmäßig verteilt sind. Die Kapitel sind mit *** in Abschnitte unterteilt und durch kursiv gedruckte Gedanken ergibt sich eine zusätzliche Gliederung. Das Buch ließ sich dadurch gut lesen.

Probleme bereiteten mir die Dialoge: Es gibt viele lange Diskusionen, die ohne Ein- und Ausleitewörter notiert sind. Dadurch fiel es mir schwer, den Überblick zu behalten. Außerdem hatte mein E-Book-Reader Schwierigkeiten, die Absätze korrekt darzustellen, sodass die Dialoge aneinander gepresst sind. Das kann in der E-Pub- und mobi-Version anders sein.

Das Geschehen wird personal aus Sicht Chiaras geschildert, sodass man meist nah an der Figur ist. Nur an einigen Stellen, in denen die Figur nicht weiß, was sie machen oder denken soll, merkt man Distanz und das ist sehr witzig.

Ein wichtiges Motiv im Buch ist Abba - Alessandra mag Abba und auch Chiara zitiert oft Songs der Band. Die Songs waren nett und passend eingebaut, aber für mich hat sich die "tiefere Bedeutung" nicht erschlossen und besonders kreativ fand ich es nicht. Aber wenn man die Songs mag, wird man Spaß haben. Eine Liste aller zitierten Songs und Filme hat die Autorin auf ihren (italienischen) Blog gestellt. Mein Lieblingssong, der nicht im Buch vorkommt, ist dieser.

Fazit

"Tote Dichter küsst man nicht" ist ein schöner Liebesroman mit einigen Besonderheiten. Herzstück des Buches ist der Schlagabtausch der beiden starken Figuren und die vielen Zitate. Allerdings war es mir an manchen Stellen zu klischeehaft und inmitten des Geschlechterkampfes kamen die Bücher zu kurz. Ein Rezensent auf Amazon hat das Buch als "erwachsen" bezeichnet und dem kann ich zustimmen. Manchmal hätte ich mir aber noch etwas Unperfektion gewünscht.

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Tote Dichter küsst man nicht" ist ein schöner Liebesroman mit einigen Besonderheiten. Herzstück des Buches ist der Schlagabtausch der beiden starken Figuren und die vielen Zitate. Allerdings war es mir an manchen Stellen zu klischeehaft und inmitten des Geschlechterkampfes kamen die Bücher zu kurz. Ein Rezensent auf Amazon hat das Buch als "erwachsen" bezeichnet und dem kann ich zustimmen. Manchmal hätte ich mir aber noch etwas Unperfektion gewünscht.

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