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Der Zauberberg, die ganze Geschichte
von Norman Ohler
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Erscheinungstermin 25.09.2024 | Archivierungsdatum 31.12.2024
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Zum Inhalt
Ein liebeskranker Erzähler reist mit seiner Tochter in das verschneite Davos. Aus dem »Familienurlaub« wird eine vergnügliche Reflexion über die Auswirkungen der Moderne, des Skifahrens und der...
Eine Anmerkung des Verlags
eine Reise von den Anfängen von Davos hin zum World Economic Forum
Ein großes aktuelles Panorama der Geschichte des 20. Jahrhunderts
Ebenso anekdotenreich wie schlank:
das neue Buch von Spiegel-Bestsellerautor Norman Ohler
Zum hundertjährigen Jubiläum des Zauberbergs:
eine Reise von den Anfängen von Davos hin zum World Economic Forum
Ein großes aktuelles Panorama der Geschichte des 20. Jahrhunderts
Ebenso...
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Verspielt, aber sorgfältig
Norman Ohler schafft eine Rahmenhandlung mit autofiktionalen Ansatz. Ein Autor ist mit Tochter und deren Freundinnen in Davos und liest dort Thomas Manns Meisterwerk Der Zauberberg.
Darin eingebettet ist die Entstehungsgeschichte des Zauberbergs mit Thomas und Katia Mann als Hauptfiguren.
Prinzipiell ist das alles bekannt, aber der Autor geht so spielerisch mit dem Stoff ab, dass es Spass macht.
Ein Schriftsteller verbringt mit Freunden und seiner pubertierenden Tochter ein paar Tage in Davos. Während die Teenager Skifahren lernen, recherchiert er für ein neues Buch über Thomas Mann und den Zauberberg. Er trägt viele Fakten zusammen, die ungefiltert an den Leser weitergegeben werden.
Mir stellte sich manchmal die Frage, ob ich gerade einen Roman oder ein Sachbuch lese. Überwiegen tat für mich der Sachbuchcharakter.
Norman Ohler ist Wiederholungstäter: wieder einmal legt er ein Buch vor, das sich nicht mit den gängigen Genregrenzen exakt fassen lässt.
Im Zentrum des Buchs steht eine Reihe von gleichermaßen informativen wie vergnüglichen Essays über verschiedenste Aspekte rund um Inspirationsquellen und Entstehungsgeschichte zu Thomas Manns Roman "Der Zauberberg". Um nur ein paar Beispiele herauszugreifen: Es gibt Hintergrundinformationen zu Katia Manns Aufenthalt in Davos, der ja eine wichtige Inspirationsquelle für Thomas Mann gewesen sein soll, und sehr vergnüglich zeigt Norman Ohler auf, dass der Anlass wohl eher ein burnout oder eine depressive Verstimmung dieser überaus intelligenten Frau war, die plötzlich hinter Thomas Mann nur noch die zweite Geige spielte und sich sozusagen für die Aufrechterhaltung des Haushalts aufarbeitete. Norman Ohler zeichnet anhand historischer Dokumente den Aufstieg des Ortes Davos vom "bettelarmen Bergkaff" zum Kurort für die Reichen und Verzweifelten nach, später zum Luxusressort für Wintersport-Enthusiasten aus aller Welt. Er entlarvt die Mär um die (nie wissenschaftlich belegte) Heilwirkung des Davoser Klimas, wirft Seitenblicke auf andere schwindsüchtige literarische Größen wie den Autor Klabund, dessen verzehrende Romanze mit der damals „schönsten Frau Deutschlands“, Carola Neher, wunderschön melodramatisch geschildert wird. Die nationalsozialistischen Durchseuchung der Schweizer Bergwelt wird am Beispiel der sehr empathisch geschilderten Geschichte des jüdischen Studenten David Frankfurter betrachtet, der den örtlichen Nazifunktionär Wilhelm Gustloff erschoss. Ja, genau diesen Gustloff, der später namensgebend für dieses große Passagierschiff war, das im Januar 1945 mit tausenden Kriegsflüchtlingen vor der Küste Pommerns unterging. Norman Ohler bleibt aber dort nicht stehen sondern zeichnet, dann (in sicherlich bewusster Imitation des Zauberberg-Romans zum Schluss in deutlich geraffter Form) die weitere Entwicklung von Davos bis in die Gegenwart auf: nicht ohne Seitenhiebe auf das dort stattfindende World Economic Forum, das für Ohler eher eine Lobbyveranstaltung der Superreichen dieser Erde ist, bis hin zu besorgten und selbstkritischen Reflexionen über den bevorstehenden klimawandelbedingten Untergang der Bergwelt so wie wir Älteren sie noch im 20. Jahrhundert kannten.
Der Sachbuch-Charakter – oder sollte man sagen: die Sachbuch-Fiktion – das vermag ich nicht zu entscheiden, wird dadurch gestützt, dass Ohler auch intensiv mit einem Anmerkungsapparat arbeitet sowie ein an wissenschaftlichen Standards zumindest orientiertes Literaturverzeichnis beisteuert.
Damit haben wir jetzt aber nur einen Teil des Buchs betrachtet. Eingebettet sind diese Sachtexte nämlich in eine – in unbekanntem Maß fiktionalisierte – autobiographische Rahmenhandlung, in welcher der Erzähler mit seiner vierzehnjährigen Tochter, deren Freundin und einigen patchwork-Elternteilen ein paar Tage Skiurlaub in Davos verbringt, und zwar im Nostalgie-Hotel Schatzalp, - also einem der mindestens zwei Häuser am Platz, die für sich glaubhaft in Anspruch nehmen können, in Teilen Inspirationsquelle für Thomas Manns Schilderungen des Berghofs gewesen zu sein, und die auch genau dieses Ambiente der zehner oder zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in ihrer Einrichtung konserviert oder restauriert haben. Von diesem spiritus loci zehr die Rahmenhandlung, die ansonsten eher ereignisarm ist. Verzahnt ist die Rahmenhandlung mit den Sachtexten über eine autoreferenzielle Brücke: wesentliche Tätigkeit des Erzählers der Rahmenhandlung ist nämlich die Vor-Ort-Recherche sowie die Abfassung genau der im Buch enthaltenen Sachtexte. Ein schöner struktureller Kniff des Erzählers, der dieser (aus meiner Sicht eigentlich eher verzichtbaren) Rahmenhandlung doch noch eine gewisse Legitimation und narrative Funktion gibt. Das ist auch eigentlich mein einziger Kritikpunkt an diesem an sich gelungenen Buch und schönen Beitrag zum Zauberberg-Jubiläumsjahr: Die Rahmenhandlung sehe ich eher als ein neckisches aber verlustfrei verzichtbares Element. Die Sachtexte, die ja auch nicht auf der rein objektiv- deskriptiven Ebene stehen bleiben, sondern immer wieder persönlich gefärbte Reflexionen und Wertungen Ohlers enthalten, sind wirklich gut gelungen mit einer für mich perfekten Mischung aus intelligenter Unterhaltung und bereichernder Information, die auch auf eine vertiefte Zauberberg-Lektüre zurückwirken kann. Die Rahmenhandlung ist für mich dann aber insgesamt zu kurz abgehandelt, zu wenig mit den Themen der Sachtexte verwoben, zu wenig ‚bedeutungsschwanger‘ als dass sie für mich einen wirklichen Mehrwert lieferte. Die Reflexionen über die Vater-Tochter-Beziehung und Erziehungsgrundsätze sind zwar nicht schlecht, gehen aber nicht über das Niveau einschlägiger Ratgeber hinaus, und die Verknüpfung mit einer ins Leere verlaufenden Liebesgeschichte des Erzählers, über deren melancholische Perspektivlosigkeit der Erzähler sich beim Rauchen eines Verzweiflungsjoints in einer Schutzhütte während eines Schneegestöbers klar wird, - ja, das ist nett gemacht, auch mit der Platzierung im symbolträchtig nummerierten siebten Kapitel des Buches, aber für mich sowohl inhaltlich als auch literarisch etwas zu dünn. Die subjektiv vom Erzähler wahrscheinlich gefühlte existenzielle biographische Bedeutung dieser Beziehungen wird nicht ausreichend künstlerisch transformiert um dem außenstehenden Leser einen signifikanten ästhetischen oder erkenntnisbezogenen Mehrwert zu bieten. Ich glaube, Norman Ohler hätte hier entweder auf die Rahmenhandlung verzichten und ein dann noch etwas umfangreicheres Sachbuch vorlegen können, - Material und Themen gibt es genug, - und der Titel „Zauberberg – die ganze Geschichte“ lässt ja auch noch hinreichend Platz, viele weitere zentrale Themen des Romans, die hier völlig ausgeblendet bleiben, noch zu inkludieren.
Aber wie gesagt, - das ist Jammern auf sehr hohem Niveau, - allein schon wegen der gleichermaßen unterhaltsam wie informativ geschriebenen Sachtexte kann ich dieses Buch allen Zauberberg-Enthusiasten wirklich zur Lektüre empfehlen, egal ob man den Roman bereits gelesen hat, oder sich gerade mitten im Anstieg auf den Zauberberg befindet. Das Buch von Norman Ohler liefert vielleicht nicht wie etwas vollmundig versprochen „die ganze Geschichte“, aber es ist ein sehr guter Wanderführer für dieses Bergmassiv, mit vielen lohnenswerten Nebenrouten und Aussichtspunkten.
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