Fenster ohne Aussicht

Tagebuch aus Tel Aviv

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Erscheinungstermin 24.07.2024 | Archivierungsdatum 31.08.2024

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Zum Inhalt

Mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist auch für den Schriftsteller Dror Mishani mit einem Schlag alles anders. Zwischen Luftalarm, Diskussionen mit den Teenagerkindern am Küchentisch, Freiwilligenarbeit auf Salatfeldern und dem Versuch, auch in Kriegszeiten Alltag zu leben und zu schreiben, hält Dror Mishani fest, wie der Gaza-Krieg die israelische Gesellschaft und seine Familie verändert – und hält daran fest, dass das Leid auf beiden Seiten aufhören muss.

Mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist auch für den Schriftsteller Dror Mishani mit einem Schlag alles anders. Zwischen Luftalarm, Diskussionen mit den Teenagerkindern am...


Eine Anmerkung des Verlags

Das Tagebuch des israelischen Bestsellerautors Dror Mishani

Wie das Politische sich im Persönlichen spiegelt – ein bewegendes Dokument

Eine mitfühlende, besonnene Stimme in kriegerischen Zeiten

Das Tagebuch des israelischen Bestsellerautors Dror Mishani

Wie das Politische sich im Persönlichen spiegelt – ein bewegendes Dokument

Eine mitfühlende, besonnene Stimme in kriegerischen Zeiten


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783257073089
PREIS 26,00 € (EUR)
SEITEN 224

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Tagebuch des Autors

Der israelische Schriftsteller Dror Mishani ist bekannt mit seinen Kriminalromanen.

Fenster ohne Aussicht ist ganz anders, er befindet am 7.Oktober.
Der Autor ist in Frankreich auf einer Lesereise, als er von dem Anschlag erfährt. Sein Schwiegervater hat eine Ausreise für seine Frau und die Kinder organisiert, aber die will in Tel Aviv bleiben. Dror fligt sofort zurück.

Drors Emotionen, waren mir aus der Seele gesprochen. Der 7. Oktober war katastrophal, aber wievielte Leute sind seitdem sind seitdem gestorben.
Das Tagebuch hat mich total berührt. Es ist ein empfehlenswertes eindrucksvolles Werk.

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Dieses Buch ist ein ganz wichtiger Beitrag zum Nahost-Krieg. Der israelische Autor erzählt seinen Blick auf das Geschehen am 7. Oktober 2023 und danach. Erzählt von Verunsicherung, Ängsten und unterschiedlichen Sichtweisen. Er bringt dem Leser das Leben in einem immer wieder von Krisen und Kriegen erschütterten Land nahe und sucht nach Lösungen. Dabei denkt er auch an die palästinensischen Menschen, will sogar verstehen, was in den Attentätern vorging. Er will Frieden und ein lebenswertes, glückliches, sicheres Leben für alle.
Unbedingt lesenswert!!!

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Viel wird in den Nachrichten über den Nahost-Konflikt berichtet. Weit entfernt in Europa vergessen wir allerdings oft, die Betroffenen einmal selbst zu Wort kommen zu lassen. Und damit meine ich, mehr als ein paar kurze Floskeln in eine Kamera, sondern mit Zeit und wohl überlegten Worten.
Dies gelingt Dror Mishani. Er zeichnet kein Schwarz und Weiß Bild. Er sagt nicht "wir sind die Guten und die da die Bösen". Er berichtet, in welcher Alarmstellung seine Familie lebt, wie Luftalarme das Leben bestimmen und wie trotzdem versucht wird, Normalität zu leben.

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Als Schriftsteller ist Dror Mishani Autor von Kriminalromanen, sein Protagonist Avi Avraham ist ein eher nachdenklicher Inspektor. Als nachdenklich-reflektiert, nach einem Sinn im Chaos suchend zeigt sich auch Mishani in seinem Kriegstagebuch "Fenster ohne Aussicht", das sich mit dem Privaten und dem Öffentlichen seit dem 7. Oktober befasst.

Mishani wurde während eines Literaturtreffens in Frankreich von der Nachricht über die Anschläge überrascht. Die ganze Dimension des Terrors war ihm da noch nicht klar. Dann die immer hektischere Suche nach einem Flug zurück nach Tel Aviv, zur Frau und den beiden Kindern. Und die bange Frage: Wäre es vielleicht besser, die Familie nach Europa zu holen? War es ein Fehler, aus Bequemlichkeit und im Bewusstsein einer womöglich falschen Sicherheit nie den Versuch unternommen zu haben, den Kindern einen EU-Pass zu verschaffen?

Mishani weiß: Die Antwort auf Terror ist in Israel stets Härte. Und trotz des Schocks über die zunehmenden Berichte über die maßlose Brutalität und Grausamkeit des Angriffs denkt er auf dem Rückflug nicht über Rache nach, sondern über einen offenen Brief, in dem er zum Innehalten appellieren will: "nicht reingehen, nicht in Schutt und Asche legen, nicht zerstören, nicht vernichten, sondern trauern, Shiva sitzen, Wunden verbinden und verbinden lassen.Und dann nachdenken. Zuerst einmal nachdenken. Nachdenken nicht nur darüber, wie wir angreifen sollen oder den nächsten Angriff verhindern können, sondern darüber, wie wir hier mit unseren Nachbarn leben wollen, auch mit unseren derzeitigen Feinden - was nicht alle sind, das dürfen wir nie vergessen."

Mishani schreibt als Wissenschaftler und Lehrer, als Vater, dessen fast 16-jähriger Sohn in wenigen Jahren womöglich selbst in einer Kampfeinheit ist, als ehemaliger Rekrut im Westjordanland, der glaubte, seine Pflicht tun zu müssen und dann um Entlassung aus dem Militärdienst bat. Er beobachtet, wie der Krieg die Öffentlichkeit wie auch die eigene Familie spaltet: Seine Tochter verfolgt in Dauerschleife Horrorvideos und verweigert sich Mitgefühl für die Zivilbevölkerung in Gaza, der Sohn zieht sich unpolitische Schlupfwinkel zurück, Premier League und Computerspiele.

Wie mit den Kindern über den Krieg reden? Wie mit den verstummten Studenten im Kurs für literarisches Schreiben? "Aus der Sicht meiner Mutter ist die Teilhabe am Krieg durch das Anschauen von Videoaufnahmendes Massakers und den fortlaufenden Nachrichtenkonsum so etwas wie ein Initiationsritus im Israelisch-Sein für unbeschwerte Jungen und Mädchen, die gedacht haben, das Leben bestehe nur aus Katzenvideos auf TikTok oder Taylor Swift Songs", schreibt er nach einem Familien-Schabbatmahl in der frühen Zeit des Krieges.

Der Terror nimmt Mishani nicht die Fähigkeit, die Menschen auf der anderen Seite zu sehen, ihre Menschlichkeit und ihr Leiden. Er geht zu den Demonstrationen der Angehörigen der Geiseln, verfolgt das Hoffen und Bangen um die Freilassung, die Enttäuschung, dass ein Deal für alle Entführten weiterhin nicht in Sicht ist. Polemische oder nationale Töne sind diesem Tagebuch völlig fremd, es ist eine Absage an Fanatismus, aber auch Fatalismus. Nachdenklich, reflektiert, verstört weiß Mishani, es muss doch noch einen anderen Weg geben. Und auch für ihn als Schriftsteller wird das Schreiben nun anders. Kann er in der aktuellen Lage Avi Avraham noch zum Ermitteln schicken? Welche Bücher braucht es jetzt?

Nach allem, was über den Terror vom 7. Oktober bekannt ist, wäre Hass eine einfache Reaktion. Mishani macht es sich aber nicht so einfach. Sein Buch sollte gerade von denjenigen gelesen werden, die Israel derzeit pauschal verteufeln - es gibt nicht nur das Israel von Benjamin Netanjahu. Und auch in Israel wären ihm viele Leser zu wünschen. Allerdings: Das Buch wurde gar nicht erst für eine hebräische Ausgabe geschrieben, sondern für die deutschsprachige Diogenes-Ausgabe.

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„Nichts rechtfertigt das furchtbare Morden am 7. Oktober, aber ich denke, was wir vorher getan haben und auch jetzt noch tun, hilft uns ganz bestimmt nicht, die nächste Katastrophe zu verhindern. Und die Grausamkeit der Hamas am Schwarzen Schabbat rechtfertigt nicht retroaktiv die langen Jahre drakonischer Kontrolle über das Leben der Palästinenser.“ (Zitat Pos. 742)

Thema und Inhalt
Dror Mishani nimmt am 7. Oktober 2023 gerade an einem Krimifestival in Toulouse teil, als seine Ehefrau Martha ihn anruft und ihm die Luftangriffe aus Gaza schildert. Raketen auf Tel Aviv sind nichts Ungewöhnliches, doch diesmal ist es anders und bald ist klar, das ist keiner der üblichen Angriffe, das ist wieder Krieg. Soll Mishani in Frankreich bleiben und Flugtickets für seine Familie besorgen, er überlegt nur kurz, entscheidet sich, nach Israel zurückzukehren. Zu Hause beginnt er, ein Tagebuch zu schreiben, schildert die aktuelle Situation, die Versuche, dennoch den Alltag zu leben. Mishani schreibt über die Gespräche und Diskussionen innerhalb seiner Familie. Einfühlsam, aber teilweise auch ratlos, beschreibt er am Beispiel seiner beiden Kinder, wie Jugendliche versuchen zu vestehen, was gerade passiert und ihre unterschiedliche Art, mit der Situation umzugehen. Er beobachtet, schaut nicht weg, sieht das große Leid auf beiden Seiten. Auch die Spaltung, die durch israelische Gesellschaft geht, ist für ihn ein wichtiges Thema. Gerade von Kulturschaffenden wird erwartet, dass sie nicht nur die Angriffe der Hamas verurteilen, sondern die israelischen Gegenschläge befürworten, eine Meinung, die Dror Mishani nicht teilen kann.
Aus den Berichten über einzelne Schicksale erwachsen in seiner Vorstellung Themen, Figuren und Ideen für neue Artikel und der Stoff für einen neuen Kriminalroman, der während dieses Krieges spielen soll. Er liest, sammelt Artikel, recherchiert. Sein Tagebuch endet mit dem Abgabetermin des Verlages und so ist es eine Geschichte mit einem offenen Ende.

Umsetzung
Das Tagebuch ist in sechs Abschnitte gegliedert, die jeweils mit einer Überschrift und einer Datumsangabe versehen sind. Teil I beginnt am 7.10.2023 und Teil VI endet am 10.03.2024. Die Einträge umfassen neben den jeweiligen Episoden mit persönlichen Erlebnissen auch Gedanken, Notizen und Ausschnitte aus Medienberichten. Am Ende das Buches finden sich ein kurzer Epilog, ein Zitatnachweis und eine kurze Biografie von Dror Mishani.

Fazit
Dror Mishani schreibt authentisch aus dem Alltag in Tel Aviv, der dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 folgt. Er ist ein genauer Beobachter, informiert sich umfassend über das Geschehen auf beiden Seiten und so ist dieses Buch auch ein eindringliches Plädoyer für den Frieden, damit dieses kaum in Worte zu fassende Leid aller Betroffenen ein Ende hat.

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Ein berührendes Buch!
Dror Mishani schreibt „eigentlich“ Krimis, und dieses Buch ist sehr persönlich und ganz subjektiv, was es interessant macht.
Vor allem auch die unterschiedlichen Standpunkte innerhalb der Familie zeigen die vermutlich landesweite Zerrissenheit in Israel – und jeden kann ich verstehen.
Ich habe mir automatisch die Frage gestellt, wie ich reagieren würde – und ich bin zu keinem endgültigen Schluß gekommen.
Deshalb: ein tolles Buch!

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Die Nachricht, dass zu Hause etwas passiert ist, erreicht Dror Mishani frühmorgens in einem Hotel in Toulouse. „Hier geht es drunter und drüber, aber so richtig“, schreibt seine Frau Martha. Eigentlich muss sich der israelische Schriftsteller auf seinen Auftritt bei einem französischen Krimi-Festival vorbereiten. Nun hört er von seiner Familie aus Tel Aviv, dass sie sich in einem Schutzraum aufhält. Raketen, abgefeuert aus Gaza. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, und es gibt Mittel, sich dagegen zu schützen. Erst als Mishani den Computer einschaltet, beginnt er zu verstehen, was gerade wirklich geschieht. Zum Raketenhagel sind Hamas-Kämpfer über den angeblich so sicheren Zaun aus Gaza in den Süden Israels eingedrungen, richten auf den Straßen, in den Ortschaften und Kibbuzim ein Blutbad an. Und alle fragen sich, wo die Armee bleibt.

Mishani überlegt, was er tun soll. Zurück nach Tel Aviv? Fast unmöglich, momentan einen Flug zu ergattern. Oder besser Frau, Tochter und Sohn nach Europa holen? Marthas Eltern wohnen in London, dort könnte man unterkommen.

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„Fenster ohne Aussicht“ erzählt, wie das Leben aus den Fugen gerät. Der Autor ist als Verfasser seiner Avi-Avraham-Krimis international erfolgreich, „Drei“, ein weiterer Bestseller, soll als Serie verfilmt werden. Im neuen Buch verzichtet Dror Mishani weitgehend auf Fiktion. Das „Tagebuch aus Tel Aviv“, so der Untertitel, könnte aktueller und persönlicher kaum sein.

Als Schwarzer Schabbat hat sich der 7. Oktober 2023 nicht nur in das Gedächtnis Israels eingebrannt, sondern bei jüdischen Menschen weltweit. Wohin gehen, wenn es den jüdischen Staat nicht mehr gibt, dachte man zunächst verzweifelt. Um angesichts des Anstiegs antisemitischer Ausfälle in vielen Ländern zu erkennen, dass der sicherste Ort für Juden immer noch Israel ist. Ein Staat, in dem bislang jede Krise eine „Trotz alledem“-Reaktion hervorrief. In der Regel verbunden mit patriotischem Überschwang. Mishani will da nicht wirklich mitziehen. Ähnlich wie die Angehörigen der nach Gaza verschleppten Geiseln, die sich seit Monaten von der Regierung im Stich gelassen fühlen und eine Freilassung ihrer Angehörigen mittels eines Waffenstillstands mit den Terroristen fordern.

„Vielleicht sollten wir, anstatt anzugreifen und zu töten und denjenigen wehzutun, die uns wehgetan haben, jetzt einfach nur unseren Schmerz verarbeiten, und dann darüber nachdenken, wie sich die nächste Katastrophe verhindern lässt.“ Wir begleiten Mishani beim Nachdenken über sein Land, über das Zusammenleben, auch über die Palästinenser. Wobei er mit unterschiedlichen Weltanschauungen und politischen Positionen zurechtkommen muss, sogar in der eigenen Familie.

Seine polnische Frau arbeitet in Yad Vashem, dem Gedenkort für die Shoa in Jerusalem. Da die Mutter nichtjüdisch ist, gehören die beiden Kinder nach religiösem Gesetz eigentlich ebenfalls nicht dazu. Tochter Sarah, die verstörende Videos im Internet gesehen hat, fordert die härteste Reaktion Israels auf den Terror und attackiert die „linke Haltung“ ihres Vaters. Sohn Benjamin, der in drei Jahren zum Militär müsste, bastelt sich dagegen mit Kochrezepten und Sportberichten seine eigene Welt zusammen. Mishanis Bruder Ariel, erfahrener Soldat und Geheimdienst-Mitarbeiter, fordert wiederum genau jenen Flächenbrand, vor dem in der Nahost-Berichterstattung hierzulande fast gebetsmühlenartig gewarnt wird. Nur eine umfassende kriegerische Auseinandersetzung an allen Fronten könnte letztlich für Ruhe sorgen, meint Ariel.

Die Familie spiegelt den Riss wieder, der sich mit dem Krieg noch heftiger als zuvor durch die israelische Gesellschaft zieht, verschärft durch die Treibjagd in sozialen Netzwerken. Mishanis Buch ist nicht für einen israelischen Verlag, sondern für Diogenes entstanden. Auch wenn er keinen Hass auf die Araber hegt, sich Gedanken über die leidenden Menschen in Gaza, ja sogar über die Terroristen macht, eignet sich dieser Autor kaum als Kronzeuge für „Israel-Kritik“. Die Frage treibt ihn um, was er persönlich tun kann für sein Land. Zum Beispiel als Helfer bei der Salaternte auf den Feldern des Negev, unweit zerstörter Häuser und zum Lärm der Detonationen im Gaza-Streifen. Das Sinnvollste, was man als Schriftsteller in dieser Situation tun kann? Erst allmählich empfindet er die Literatur wieder als Geschenk. Mit der tröstenden Lektüre von Homer und Stefan Zweig, aber auch mit dem Schreiben von Nachrufen auf die Opfer und der Geschichte einer überfallenen Polizeistation.

Dror Mishani: Fenster ohne Aussicht. Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Diogenes, 224 S., 26 Euro. © Verlag | Verlag

Und dann findet sich noch eine merkwürdige Begegnung in einem Café. Mit einem Mann, der nicht erkannt werden will, weil er eine Geisel aus Gaza sei, durch einen „Erinnerungstunnel“ nach Tel Aviv gekommen, um abends zu seinen Leidensgenossen in die Gefangenschaft zurückzukehren. Einen Moment lang erleben wir hier plötzlich den Schriftsteller Mishani.

„Fenster ohne Aussicht“ hat kein Ende, so wenig wie die Geschichte, um die es in dem Buch geht. Nichts scheint in diesem brutalen Konflikt zu aberwitzig, um nicht eine noch furchtbarere Fortsetzung zu erfahren. Da wirkt die Menschlichkeit in Mishanis unheroischem Kriegstagebuch wie Balsam auf der Seele.

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Ich kenne Dror Mishani nicht. Auch kenne ich mich nicht gut genug über Israel oder Palästina aus.
Ich kümmere mich nicht zu sehr um politische Geschehnisse als das, was gemeinhin in den Nachrichten zu sehen ist.
Vielleicht bin ich gar nicht berechtigt eine Rezension zu diesem Buch abzugeben.
Vielleicht aber sollten gerade so Leute wie ich diese persönliche Erfahrung, die als kurzes Buch festgehalten ist, aufnehmen um wenigstens durch ein kleines Fenster zu blicken wie Leute im Krieg leben und überleben.

"Die Empathie der Menschen hat einen Effekt, den sie sicher nicht beabsichtigen. Sie verstärkt bei mir das Gefühl von Angst. Aus der Trauer und dem Bedauern in ihren Augen lese ich die Dimension des Unglücks."

Es gibt inzwischen bereits viele Berichte, Essays und alle möglichen Arten von Berichterstattung, vor allem im Zeitalter von Social Media und Internet. Solange es nicht unmittelbar im eigenen Land geschieht, nimmt man nur das grobe Ganze war, nur das Gesamtbild aus der Ferne, auch wenn man am Leid und an den Schmerzen teilhaben mag. Ich denke, dass solche Erzählungen wie "Fenster ohne Aussicht" immer gebraucht werden damit die einzelnen Schicksale und Menschen nicht vergessen werden. Das, was tatsächlich wichtig ist, sind nämlich die einzelnen Menschen mit eigenen Träumen, Ängsten und normalen Alltagsgängen. Das kann überwältigend werden. Vor allem, wenn die Situation so ausweglos und hoffnungslos scheint, mitten drin in Zerstörung, Wut und Hass.
Das Buch nehme ich als einen Abriss aus der Situation von Oktober 2023 bis Anfang 2024 wahr. Es war die richtige Entscheidung vom Autor und auch von Diogenes es zu publizieren, sodass alle hautnah erleben können, wie man den Alltag bewältigt, vor allem als Autor und Familienvater. Es ist eher eine Gedankensammlung, tatsächlich wie ein ordentliches Tagebuch, mit vielen Fragen aber wenigen schönen Antworten. Manchmal neigen solche Erzählungen dazu zu emotional zu werden (was an sich nicht schlimm ist), aber Dror Mishani schafft es die Ohnmacht und Angst in kräftigen, eher neutralen Sätzen oder Fragen aufzuschreiben ohne ins Extreme zu rutschen. In Worte zu vermitteln, was in einem Krieg im Kopf eines Autors los ist und was er als Rolle der Literatur sieht. Eine sehr wichtige Erzählung, die mir sehr gefallen hat.

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Ein Plädoyer gegen Gewalt, gegen „Auge um Auge; Zahn um Zahn“; sehr empathisch, mitfühlend, respektiert die andere Meinung. Sehr empfehlenswert!

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