Der Pfeiler der Gerechtigkeit

Ein historischer Roman aus dem Würzburg der späten 16. Jahrhunderts. Wir erleben gemeinsam mit Simon Reber dessen Erwachsenwerden mit dem frühen Dahinscheiden beider Eltern. Es gibt eine böse Stieffamilie, Simon wird Bäckermeister, lebt einige Jahre lang in Venedig und erlebt vermutlich alles, was wir uns typisch für das Mittelalter vorstellen. Pest, Niedertracht, Betrug, Liebe und auch eine Hexenprozess. Lebendig erzählt, mit großer Spannung und Empathie. Obwohl viele Personen auftauchen war es nicht schwer der Handlung zu folgen und die Personen auseinanderzuhalten. Die Lesestimme war angenehm, in Originalgeschwindigkeit allerdings schon sehr langsam.

Die Zeiten damals waren hart und teilweise ungerecht. Heute kann man sich jederzeit als homosexuell outen. Aber damals war es ein Verbrechen, dass mit dem Tod bestraft wurde, wenn sich ein Mann mit einem anderen Mann eingelassen hat. Aber das hat es damals schon gegeben. Und die arme Julia muss damit leben, dass ihr Ehemann Männer liebt und sie eigentlich einen ganz anderen Mann liebt, den sie nicht haben kann, weil er verheiratet ist. Oder?

Dieses Buch nimmt einen wirklich stark zurück in die Zeit und wie unnachgiebig damals mit Menschen umgegangen wurde. All die damaligen Gepflogenheiten sind frustrierend aber so gut nacherzählt, dass man der Autorin wirklich applaudieren muss.

Ich komme nicht nur aus der Nähe von Würzburg, sondern auch noch aus einer Bäckersfamilie. Deshalb war dieses Hörbuch ein Muss für mich. Was soll ich sagen? Es hat meine Erwartungen noch übertroffen.

Das Buch ist super recherchiert und man lernt ganz nebenbei super viel über die Geschichte der Stadt Würzburg, das Umland und auch über Venedig. Ebenso kommt die Geschichte von Julius Echter nicht zu kurz. Es gibt sehr viele Charaktere im Buch, die ausnahmslos super dargestellt werden. Die Sprache ist auch von einer großen Tiefe geprägt, ich konnte die Brote quasi duften riechen! Man kann ich diese Menschen bildlich vorstellen! Auch der Protagonist Simon ist authentisch dargestellt. Man freut sich mit ihm, leidet mit ihm. Schön finde ich den Wechsel zwischen den Locations in Würzburg und Venedig.

Mich hat das Buch absolut begeistert. Ich habe es in Rekordgeschwindigkeit durchgehört und ich bin mir sicher, dass es nicht nur für Würzburger sehr spannend ist. Der Sprecher bringt die Geschichte super herüber. Absolute Hörempfehlung!

Der Pfeiler der Gerechtigkeit von Johanna von Wild erschien am 22.03.2024 als Hörbuch bei Saga Storify.
Sprecher: Moritz Kurtz
Spielzeit: 15 Std. 39 Min.

Würzburg 1574: Nach dem Tod des Vaters heiratet Simon Rebers Mutter den Bäckermeister Bernbeck. Er geht bei ihm in die Lehre, doch es ist nicht einfach, denn er leidet unter seinem brutalem Stiefvater und deren Sohn Wulf. Als die Streitigkeiten eskalieren verlässt Simon Würzburg, er geht nach Venedig. Zur gleichen Zeit wird Julius Echter zum Fürstbischof von Würzburg gewählt. Der Zufall will es , dass sich ihre Wege als Simon nach Jahren in der Ferne wieder zurück kommt.

Der Roman erschien 2021 schon als Print, nun wurde er 2024 zusätzlich vertont, das Cover ist ebenfalls neu designt, die Farben fallen sofort ins Auge. Eingesprochen wurde es von Moritz Kurtz, der den Text sehr eindringlich in Szene gesetzt hat, so entstand eine dichte vielstimmige Atmosphäre, die die Hörenden nach wenigen gelesenen Sätzen mitten in die Erzählung zieht.
Die Autorin verbindet dabei sehr geschickt tatsächlich historische Personen, Ereignisse, mit einer fiktiven Handlung. Die Informationen zum Handwerk im 16. Jahrhundert sind sehr detailliert beschrieben, so fühlen sich die Hörenden mitten in eine Backstube versetzt. Die Handlung ist sehr kurzweilig, sehr realistisch, historische Ereignisse, wie der Bau der Universität, des Julius Spital, Hexenprozesse, Anklagen wegen Sodomie wurden sehr fesselnd mit eingebunden. Dabei hat Johanna von Wild romantische Szenen nicht vergessen, denn Simon verliebt sich in die Tochter eines Apothekers.
Die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet, sie sprühen vor Lebendigkeit, sind facettenreich, teils liebenswürdig, verschlagen und boshaft.
Die Sprache ist der historischen Zeit angepasst. Der Schreibstil ist lebendig und abwechslungsreich, durch einige Wendungen blieb die Spannung stets hoch.

Fazit: Tatsächlich historische Personen und Personen hat die Autorin wunderbar mit Fiktion verwoben. So wurde die Geschichte Würzburgs im 16. Jahrhundert, des Fürstbischofs Julius Echter, lebendig. Die Einblicke ins Handwerk, insbesondere des Bäckerhandwerks waren sehr detailliert, sie zeugen von einer sehr guten Recherche. Die Stimme des Sprechers, war für mich sehr gut gewählt, ich habe die angenehme Stimme von Moritz Kurtz sehr genossen. Ich gebe meine absolute Hörempfehlung für diesen kurzweiligen historischen Roman.

Historische Begebenheiten wurden hervorragend mit fiktiven verknüpft. Zunächst lernte ich das Kind Julius Echter kennen, den späteren Fürstbischof von Würzburg. Er hat dort lange regiert und viel Gutes bewirkt. Aber er wollte auch alle „Abtrünnigen“ wieder zum sogenannten wahren Glauben zurückführen. Davon waren viele aber nicht begeistert.
Nun wäre es ja langweilig, wenn nur über sein Leben berichtet würde. Deshalb wurden viele fiktive Personen von der Autorin ins Leben gerufen. Sie mussten mit den damaligen Begebenheiten klarkommen. Über berufliche Werdegänge wurde berichtet, wie zum Beispiel über die Arbeit eines Bäckers. Wie so oft gibt es in zusammengewürfelten Familien Neider und Intrigen. Simon musste sehr unter seinem Stiefvater und Stiefbruder leiden. Ohne jetzt auf Einzelheiten einzugehen, erwähne ich nur, dass Simon sich auf den Weg nach Venedig machte und dort zum Zuckerbäcker ausgebildet wurde. Es passiert in den Folgejahren einiges und Simon geht zurück nach Würzburg. Dort passiert wieder so viel und kaum einer glaubt an die Gerechtigkeit. Aber es gibt sie und das hat die Autorin sehr gut und ausführlich geschildert.

Ich habe das Buch gehört und es hat mir sehr gut gefallen, wie Moritz Kurz alles vorgelesen hat.

❓ Lest/Hört ihr hin und wieder auch mal was Historisches ❓

🎧 Der Pfeiler der Gerechtigkeit
✍🏽 @johannavonwild
📚 @sagaegmontdeutschland
Rezensionsexemplar von @netgalleyde

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Würzburg 1574: Simon Reber, Sohn eines bekannten Steinmetzes wird nach dessen Tod und der erneuten Hochzeit seiner Mutter zusammen mit dieser und der Schwester zum neuen Lehrling bei seinem Stiefvater, dem Bäckermeister. Dort gerät der fleißige junge Mann, mit dem Herz am rechten Fleck, immer wieder in Konflikt mit Stiefbruder Wulf oder dem Bäckermeister. Die Lehre scheitert und Simon muss anderweitig Arbeit annehmen. Doch auch als angehender Apotheker bleibt der Konflikt mit der Familie und dem Apotheker missfällt Simons Interesse an dessen Tochter Julia. Er wird nach Venedig geschickt um dort Erfahrungen zu sammeln und um mit mehr Lebenserfahrung zurück zu kommen. Simons Leben nimmt in Venedig bedeutsam Entwicklung auf und die Jahre ziehen dahin. Er wird zum Mann und lernt das Handwerk des Zuckerbäckers, macht gar den Meister. Simon hatte wenig Möglichkeit mit der Familie und seiner großen Liebe Julia in Kontakt zu bleiben und hat mittlerweile geheiratet und einen Sohn. In dieser Zeit ist aber auch das Leben von Schwester Barbara und seiner großen Liebe Julia nicht stehen geblieben. Als Simon nach Würzburg zurückkehrt um seiner Schwester einen Mann zu suchen, flammen alte Liebe, Familienstreit und Erbangelegenheiten neu auf und bringen ordentlich neuen Schwung in das Leben aller Beteiligten. Dabei erhält Simon in niemand geringerem als Julius Echter einen neuen Verbündeten...

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Hach, eine Geschichte, die komplett ans Herz geht. Hin und wieder lese ich gern Historisches. Jetzt hab ich mal wieder ein Hörbuch genossen, welches auch noch im schönen Würzburg spielt. Schnell war ich abgetaucht in Zunftwesen und arrangierten Eheschließungen, in frühe Sterblichkeit und Todesfälle wegen Nichtigkeiten, in die Zeit der wütenden Pest, in Wettkämpfe zwischen Fürsten und Kirchenherren, in die Zeit der Hexenverbrennung und Todesstrafe auf Homosexualität. 

Ich war sehr angetan auch die ein oder andere für mich neue Erkenntnis über Würzburg zu erhalten und damit die Stadt und deren Geschichte in neuem Licht zu betrachten.
Wunderbare 4,5 von 5 Sterne!