Die rechtschaffenen Mörder
Roman
von Ingo Schulze
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Erscheinungstermin 04.03.2020 | Archivierungsdatum 04.04.2020
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Zum Inhalt
SPIEGEL-Bestseller und Shortlist Preis der Leipziger Buchmesse
Ingo Schulze erzählt davon, wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär wird – oder zum Revoluzzer? Norbert Paulini ist ein hochgeachteter Dresdner Antiquar. Lange Jahre finden Bücherliebhaber bei ihm Schätze und Gleichgesinnte zum Gedankenaustausch. Doch mit der Wende bricht das Geschäft ein, die Kunden bleiben weg. Paulini versucht mit aller Kraft, sein Lebenswerk zu retten. Doch er scheint dabei ein anderer zu werden. Er ist aufbrausend und zornig. Er wird beschuldigt, an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein. Die Geschichte nimmt eine virtuose Volte: Ist Paulini eine tragische Figur oder ein Mörder?
SPIEGEL-Bestseller und Shortlist Preis der Leipziger Buchmesse
Ingo Schulze erzählt davon, wie wird ein aufrechter Büchermensch zum Reaktionär wird – oder zum Revoluzzer? Norbert Paulini ist ein...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783103900019 |
PREIS | 19,63 € (EUR) |
SEITEN | 320 |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Der erste Teil dieses Romans kommt einem zunächst vor wie eine Hommage an den letzten Leser: Norbert Paulini. Sein Antiquariat scheint aus der Zeit gefallen zu sein, Moderne Errungenschaften wie Computer oder auch nur eine Registrierkasse gibt es hier nicht. Auch der altmodische auktoriale Erzählstil suggeriert, dass man sich irgendwo Anfang des 20. Jahrhunderts befindet. Erst als gleichzeitg mit dem Kurbeln an der mechanischen Kasse der Fall der Berliner Mauer erwähnt wird, geht einem auf, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Es scheint nun, als sei Paulini ein zutiefst unpolitischer Mensch, ein Opfer der Umtriebe seiner Frau Viola, einer überzeugten Kommunistin, die die Lesevorlieben seiner Kundschaft eifrig der Stasi gemeldet hat. Doch später erhält er Besuch von der Polizei, die ihn und seinen Sohn rechtsradikaler Aktivitäten verdächtigt. (Hier bricht die Erzählung auf Seite 153 mitten um Wort leider ab. Ich nehme an, es handelt sich um einen Formatierfehler und nicht um ein Kalkül des Autors.)
Um zweiten Teil erfahren wir, dass ein Autor, der irritierenderweise ebenfalls den Namen Schultze, wenn auch mit "tz" geschrieben, den ersten Teil dieses Romans verfasst, wohl aus Eifersucht auf Norbert Paulini, denn beide lieben wohl diesselbe Frau.
Die Verwunderung des Lesers wächst, als im dritten Teil die Lektorin jenes Schultze das Wort ergreift, über den Tod von Paulini und dessen Lebensgefährtin berichtet und gleichzeitig Schultze als dessen Mörder verdächtigt.
Immer wenn der Leser glaubt, nun verstanden zu haben, worum es wirklich hier geht, wird ihm geschickt eine andere Wendung präsentiert. Man möchte das Buch gleich noch einmal lesen, in der Hoffnung, es dann richtig erfasst zu haben. Aber genau das macht wohl die Quintessenz des Romans aus: dass niemand jemals zur Gänze und endgültig erklärt werden kann.
Vom schleichenden Bedeutungsverlust eines Berufsstandes berichtet Ingo Schulze. In Teil eins erzählt er geradlinig die Fiktion des Schriftstellers Schultze über den Antiquar Nobert Paulini, in Teil zwei spricht wiederum Schultze diesmal über sich selbst, über Elisabeth Samten und über NP, und in Teil drei kommt die Lektorin von Schultze zu Wort. Diese Welt von Buchmenschen von "geradezu pubertärer Eitelkeit" ist Vergangenheit. Wir trauern nicht.
Hier wird eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte erzählt. Das Gerüst der Story um einen Antiquar in Dresden, der in den Nachwendejahren zum Rechtsradikalen wird, ist extrem geschickt gewoben.
Dieses Buch ist für jeden etwas, der gerne über Bücher und bücherliebende Menschen liest.
Norbert Paulini führt zu DDR-Zeiten ein Antiquariat in Dresden. Er ist sehr belesen, ein „Büchermensch“, und er sieht es als seine persönliche Berufung an, ein „Leser“ zu sein. Paulini ist völlig unpolitisch, was in der DDR als Affront gegen die Obrigkeit galt. Sein Antiquariat führt er auf eigenwillige Weise; es wird zum Treffpunkt von Intellektuellen, die hier Bücher erwerben und sich bei Vorträgen austauschen. Eine Art Gemeinde versammelt sich um ihn, darunter ein junger Mann, aus dessen Sicht der erste Teil des Romans geschildert wird. Dieser junge Schultze wird später Schriftsteller und sein Leben ist auf viel engere Weise mit Paulini verknüpft als es zunächst den Anschein hat.
In der Wendezeit bricht Norbert Paulinis Welt zusammen. Vom Antiquariat kann er nicht leben, andere Möglichkeiten bieten sich für ihn nicht. Das Hochwasser im Sommer 1997 vernichtet viele seiner Bücher, der Verlust seiner Existenz wird ihm so noch einmal vor Augen geführt. Als Schultze ihn nach vielen Jahren noch einmal im Antiquariat aufsucht, trifft er auf einen verbitterten Mann, der sich verkannt fühlt und seiner äußeren Welt feindlich gegenübersteht.
Doch was hat dies mit Schultze zu tun, dem jüngeren Mann, der sich als Autor etabliert hat, von Dresden nach Berlin gezogen ist und eine Beziehung mit Lisa führt, einer Buchhändlerin aus dem ehemaligen engen Zirkel um Paulini? Wie sehr hat er sich wirklich von seinem Herkunftsort und seinem geistigen „Ziehvater“ Paulini distanziert? Ingo Schulze (die Ähnlichkeit im Namen ist natürlich kein Zufall) erzählt dazu eine überraschende Geschichte mit einem Ende, das einige Fragen offenlässt.
Einer meiner bisherigen Lieblinge des Frühjahrs! Schade, dass der Autor den Preis der Leipziger Buchmesse nicht bekommen hat.
Großartig konstruiert und charakterisiert.
Deutsche Unterhaltung mit Niveau. Ein wichtiger Titel der deutschen Wendezeitliteratur.
Norbert Paulini ist einer der geachtetsten Büchermenschen Dresdens, ein Antiquar ohnegleichen. Das ist ihm durchaus bewusst und für ihn hat nichts einen höheren Stellenwert als die Literatur, was dazu führt, dass er entweder von vielen Menschen geliebt oder verachtet wird. Über vierzig Jahre begleitet man ihn auf seiner Reise durch den Wandel des Buchhandels und durch persönliche Höhen und Tiefen. Paulini ist mit einem Mal nicht mehr der etwas sonderbare Buchmensch, sondern verwandelt sich immer mehr in eine unversöhnliche und aufbrausende Person, der vorgeworfen wird an fremdenfeindlichen Ausschreitungen beteiligt zu sein.
In diesem Buch erwartet einen ein stetiges Auf und Ab der Gefühle, man ist sich nie sicher ob man für den Protagonisten Sympathie, Mitleid oder Abscheu empfinden soll. Eine außergewöhnliche Lesereise durch Dresden, die Welt des Buchhandels und die Geschichte der Literatur.
Norbert Paulini wächst bei seinem Vater und Frau Kate in Dresden auf. Seine Mutter ist früh verstorben und von seinen Mitschülern wird er ausgeschlossen.
In Büchern findet er Welten, in die er eintauchen und in denen er sich wohl fühlen kann.
Diese Leidenschaft wird zur Berufung und zum Beruf: Zusammen mit Frau Kate erweckt er das Antiquariat seiner verstorbenen Mutter wieder zum Leben.
Der Laden boomt!
Buchliebhaber kommen von weit her. Sie schätzen Paulinis Empfehlungen, das reichhaltige und qualitativ hochwertige Angebot und die literarischen Veranstaltungen.
Es geht steil bergauf.
Paulini heiratet Viola, eine Friseurin, und die beiden bekommen einen Sohn.
Mit der Maueröffnung ändert sich alles.
Es geht steil bergab.
Der 320-seitige Roman ist ein Highlight!
Ingo Schulze bedient sich mehrerer Erzählperspektiven, erzählt präzise und anschaulich und erschafft ein raffiniertes und fesselndes Werk mit brisanter Thematik, das immer wieder für Überraschungen sorgt und höchst unterhaltsam ist.
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