Du springst, ich falle

Roman

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Erscheinungstermin 18.05.2018 | Archivierungsdatum 19.07.2018

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Zum Inhalt

Revolution im Bauch, Sehnsucht im Blut, Hunger im Herzen – ein Roman wie ein Feuerwerk: In diesem autobiographischen Debüt erzählt die Gewinnerin des Prix Goncourt du premier roman 2017 von ihrer Kindheit im Iran, vom Kampf der Eltern für den Kommunismus und davon, wie sie ihr Spielzeug an die Kinder im Viertel verschenken musste. Heimlich vergrub sie die Lieblingssachen im Garten und steckte sie später in den Koffer für Frankreich. Hier sollte das neue Leben anfangen - ohne Kampf, ohne Gefängnis. Aber die kleine Maryam fühlt sich fremd, weil in Paris alles fehlt: die eigene Sprache, echte Freunde, die geliebte Großmutter. Als junge Frau fährt Maryam in den Iran zurück, verliebt sich zum ersten Mal und bricht mit allem … Ein kraftvoller, poetischer, ein leuchtender Roman über die Suche nach den eigenen Wurzeln.

Revolution im Bauch, Sehnsucht im Blut, Hunger im Herzen – ein Roman wie ein Feuerwerk: In diesem autobiographischen Debüt erzählt die Gewinnerin des Prix Goncourt du premier roman 2017 von ihrer...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783351050504
PREIS 20,00 € (EUR)
SEITEN 224

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Meine 5 Gründe, die für „Du springst, ich falle“ von Maryam Madjidi sprechen

(1) „Du springst, ich falle“ ist ein autobiographischer Roman!

Dass Maryam Madjidi zum Teil ihre eigene Geschichte in ihrem Romandebüt verarbeitet, ist von Anfang an bekannt. Was jedoch im Dunkeln bleibt ist das eigentliche Ausmaß. Wie viel ist Wahrheit? Wo beginnt die Fiktion? Was machen die Erinnerungen eines Kindes aus Tatsachen? Was geschieht mit dem Wahrheitsgehalt von Erzählungen, die von Mund zu Mund weitergereicht werden?

All diese Fragen kreisen beim Lesen im Hinterkopf herum und machen den Roman zu einem ganz besonderen Erlebnis, kann man sich doch nie ganz sicher sein. Letztendlich sind es, so glaube ich vor allem, die Details, die vielleicht nicht ganz stimmen. Oder doch? Die Geschichte von Maryam zu entdecken ist auf jeden Fall ein wahrer Genuss!

(2) Die Themen regen zum Nachdenken an!

Geheime Rebellenbotschaften, die in den Windeln eines Kleinkindes transportiert werden. Ein Kind der Partei, das ist Maryam. Eine ganz andere Auslegung des Kommunismus, dem ihre Eltern so viel abgewinnen können und wegen dem sie später, kurz vor der Flucht nach Frankreich, ihr gesamtes Spielzeug verschenken muss. Privateigentum als solches existiert nicht. Warum sollte man dann nicht die Sicherheit, die ein Kleinkind bietet, auch mit den Genossen teilen?

Allgemein sind die Themen, die Madjidi in ihrem Debüt aufgreift, mehr als aktuell. Flucht, Integrationsschwierigkeiten, die Vereinbarkeit von angeborener Kultur und der neuen Heimat, Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, das Gefühl von Heimat, der Drang, hinzuzugehören, aber wahrscheinlich nie ganz – in Maryams Fall – Französin oder Iranerin sein. All das macht „Du springst, ich falle“ so wichtig.

(3) Der Schreibstil und die Atmosphäre!

Madjidi driftet von der aufmerksamen Beobachterin, die Gesehenes in nachhallende Beschreibungen verwandelt, zur metaphorisch-melancholischen Erzählerin. Ein Seiltanz, der mal mehr, mal weniger gut gelingt. Vor allem ihre Beobachtungen sind großartig beschrieben und geben die Atmosphäre der einzelnen Situationen und Geschehnisse auf eindrucksvolle Weise wider. Seien es die Narben auf dem Körper ihres Geliebten, denen sie individuelle Geschichten zuteilt, oder die Brutalität der Angriffe auf Rebellen, Bildungseinrichtungen, Frauen. Ein Wechselbad der Gefühle, von beklemmend über erschreckend bis hin zu einfühlsam und weich. Zwar manchmal etwas übertrieben und zu gewollt, aber nichtsdestotrotz beeindruckend.

(4) Perspektivwechsel!

Ebenso beeindruckend wie Madjidis Talent Gesehenes zu beschreiben sind die Perspektivwechsel, die die Autorin in ihren Roman einbaut, um die Intensität noch zu untermauern. Einmal schreibt sie aus der Sicht des ungeborenen Kindes im Bauch der Mutter, schafft damit eine Distanz zwischen der Brutalität, mit der – in diesem speziellen Fall – gegen Frauen vorgegangen wird und dem Leser, fungiert als Beobachter, unfähig zu handeln. Dann wieder schlüpft sie mitten hinein in die Handlung, der Ton wechselt von Distanz und „Du“ zum „Ich“ – Maryam kann im Buch endlich selbst zur Tat schreiten, einen Teil ihres Schicksals in die Hand nehmen, soweit ihr das denn möglich ist.

(5) Die Neugier wird geweckt!

Ich muss gestehen, dass ich mich selbst mit der Geschichte des Irans wenig beschäftigt habe. Natürlich, man kennt die wesentlichen Sachverhalte aus den Nachrichten der letzten Jahre und Jahrzehnte, schließlich kriselt es oft genug in dieser Region der Welt. Von den Vorurteilen gegen den dortigen Glauben einmal ganz abgesehen, denn dieser ist vor allem in den letzten Jahren in aller Munde, wird auseinander genommen und zerpflückt.

Iran. Islam. Dort wo die Frauen unterdrückt werden, keine eigene Meinung haben dürfen, keine Rechte. Ist das wirklich so? Gibt es Unterschiede zwischen den Alten und Jungen? „Du springst, ich falle“ gibt in einigen Bruchteilen bereits einen Einblick in den modernen Iran, mit geheimen Codes, Treffpunkten, verhüllten Geheimnissen.

Eine Art Fazit

„Du springst, ich falle“ ist ein gelungenes Debüt, das auf einfühlsam-beklemmende Weise aktuelle Brennpunkte in einen autobiographischen Roman einfließen lässt der zeigt, dass uns bestimmte Themen und Situationen immer wieder begegnen werden. Ein Ignorieren der Lage wird nicht funktionieren. Und während uns Madjidi auf der einen Seite den Spiegel vorhält, macht sie Lust auf ihr Geburtsland, auf dessen Geschichte und seine Menschen.

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