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Die Allee
Roman
von Florentine Anders
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Erscheinungstermin 13.02.2025 | Archivierungsdatum 29.03.2026
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Zum Inhalt
Aufwühlend und geschichtensatt: Übers Bauhaus, den Stararchitekten der DDR, zwei sich emanzipierende Frauen und die Fallen des Systems
Da ist der charismatische, von den Ideen des Bauhauses und der Avantgarde durchdrungene Idealist Hermann Henselmann, der nach dem Krieg zum Chefarchitekten Ost-Berlins aufsteigt und dort in Konkurrenz zu den West-Berlinern um Scharoun & Co. treten soll. Der Berliner Fernsehturm, die Stalinallee, der Leipziger Uniturm sind mit seinem Namen untrennbar verbunden. Der Preis freilich: Ständig muss er lavieren und manchmal auch zu Kreuze kriechen, um wenigstens die Grundlagen seiner modernistischen Ideen vor den stieseligen Vorstellungen der Politführung zu retten. Und da ist vor allem Henselmanns Frau Isi, hochbegabt, die auch als Architektin arbeiten will, aber mit einer auf acht Kinder anwachsenden Familie zu kämpfen hat, ständig die Scherben aufkehren muss, die ihr Mann hinterlässt, und sich zunehmend selbst emanzipiert. Und da ist die Tochter Isa, die sich der erstickenden Manipulation durch den cholerischen Vater entzieht, um ihren dornigen eigenen Weg in ganz anderen Milieus zu gehen. Und dann auch noch die eng verwandte Familie Robert Havemanns, bei dem Kompromisse wenig zählen und der sich der staatlichen Bevormundung komplett verweigert.
Aufwühlend und geschichtensatt: Übers Bauhaus, den Stararchitekten der DDR, zwei sich emanzipierende Frauen und die Fallen des Systems
Da ist der charismatische, von den Ideen des Bauhauses und der...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783869713205 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 352 |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
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Florentine Anders schreibt über ihre Familie, ihre Mutter, ihre Großeltern - und auch über die deutsche Geschichte der ganz dunklen Zeit. Sie schreibt mit einer beeindruckenden Mischung aus detailreicher Nähe und historischer Distanz - absolut lesenswert!
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Ein privilegiertes Leben in der DDR
Fast hätte ich den Roman „Die Allee“ von Florentine Anders verpasst – weder das Cover noch der Titel haben mich ursprünglich angesprochen. Doch dann kam ich mit jemanden über das Buch ins Gespräch, und dabei fielen in einem Nebensatz die Begriffe „Bauhaus“ und „Architektur“. Gerade das Thema „Bauhaus“ interessiert mich sehr. Und so bin ich dann doch neugierig auf das Buch geworden und habe es gelesen. Inzwischen bin ich sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe, denn die Geschichte fand ich ausgesprochen interessant.
Wie sie den Angaben des Verlags sicherlich bereits entnommen haben, ist Florentine Anders eine Enkelin des Stararchitekten der DDR Hermann Henselmann. In ihrem Roman „Die Allee“ erzählt sie die Geschichte ihres Großvaters, seiner Frau Irene, genannt Isi, und ihrer Mutter Isa. Das Buch beginnt 1931, als Isi in die Berliner Gesellschaft eingeführt wird. Sie ist zu dem Zeitpunkt 16 Jahre alt. Auf der Feier, die ihre Mutter für sie gibt, lernt sie den 26-jährigen Hermann Henselmann kennen. Ihr gemeinsames Interesse an Architektur bringt sie einander näher. Sie heiraten und bekommen über die Jahre insgesamt 8 Kinder.
Im Laufe des Romans lernen wir Hermann und Isi genauer kennen. Wir verfolgen den Weg Hermann Henselmanns während des 3. Reichs und später in der DDR, wo er erfolgreich zum Stararchitekten aufsteigt, aber auch immer wieder aneckt. Wir lernen aber auch Isi kennen und erfahren viel über ihre Wünsche und wie sie ihrem Mann immer wieder zur Seite steht. Die dritte Hauptperson des Romans ist Isa, das fünfte Kind von Isi und Hermann Henselmann und die Mutter der Autorin. Sie hat schon früh ihren eigenen Kopf und eckt damit immer wieder bei ihrem cholerischen Vater an.
Florentine Anders wechselt zwischen den drei Hauptpersonen hin und her. Dadurch bekommen wir ein vielschichtiges Bild der Familie. Die Geschichte geht bis zum Tode Hermann Henselmanns 1985.
Mich hat dieser Roman in seinen Bann gezogen, obwohl die Autorin eigentlich ziemlich stramm durch die Geschichte ihrer Familie rast. Mich hat es fasziniert, wie Hermann Henselmann immer wieder auf die Füße gefallen ist. Und ich habe Isi Henselmann dafür bewundert, wie sie einerseits die Familie zusammenhielt, ihrem Mann den Rücken freihielt, aber andererseits auch immer versuchte ihren eigenen Wunsch Architektin zu wird en weiterverfolgte. Wir erfahren viel über die Architektur der DDR, speziell über die Gebäude, an denen Hermann Henselmann maßgeblich beteiligt war. Ein paar seiner bekanntesten Projekte sieht man gleich direkt schon auf dem Titel des Buches – das Hochhaus an der Weberwiese, das Haus des Lehrers mit der Kongresshalle, den Berliner Fernsehturm und die „Schlange“ am Platz der Vereinten Nationen.
Auch wenn die Autorin nicht explizit darauf hinweist, erkennt man beim Lesen schon, wie privilegiert die Familie Henselmann in der DDR-Zeit gelebt hat, obwohl Hermann Henselmann nicht immer stramm der Parteilinie folgte. So ganz nebenbei erwähnt sie einige bekannte Persönlichkeiten, mit denen die Familie zu tun hatte, wie z.B. Bertolt Brecht, Wolf Biermann und Brigitte Reimann. Über Robert Havemann, der mit Isis Schwester Karin verheiratet war, erfahren wir allerdings weniger als der Klappentext vermuten lässt.
Eigentlich war mir Hermann Henselmann während der ganzen Lektüre nicht wirklich sympathisch. Er war von Anfang an sehr von sich selbst eingenommen und kam mir sehr egoistisch vor. Seine Visionen von Architektur waren sein Leben. Seine Häuser sollten den Menschen das Leben erleichtern und von unnötigem Ballast befreien. Wie sich die DDR politisch entwickelte , interessierte ihn nicht wirklich. Aber diese Versionen und ihre Umsetzung waren zukunftsweisend.
Eine interessante Familiengeschichte über eine privilegierte Familie in der DDR und eine ausgesprochen informative Geschichte über die Entwicklung der Architektur von ca. 1951 bis zum Tode Hermann Henselmanns 1995. Gerade die Entwicklung der Architektur fand ich faszinierend, weil sie sich in Ost- und Westdeutschland ähnlich entwickelte. Es war u.a die Zeit der Großraumwohnsiedlungen, die das Problem der fehlenden Wohnungen beheben sollten. Eigentlich eine sinnvolle Idee, denn sie brachte viele Menschen unter, ohne zu viel Boden zu versiegeln.
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Florentine Anders, Enkelin des berühmten Bauhaus-Architekten Hermann Henselmann, gibt mit diesem Roman einen äußerst spannenden und interessanten Einblick in ihre Familie. Sie erzählt vor allem aus der Perspektive ihrer Großmutter Irene „Isi“ und ihrer Mutter Isa. Erstere war selbst eine vielversprechende Architektin, stand jedoch immer im Schatten ihres Mannes und war zudem als achtfache Mutter gefordert. Durch Isis und Isas Blick zeichnet die Autorin auch ein detailliertes Bild von Hermann Henselmann, einem hochbegabten, aber für das DDR-Regime unbequemen Architekten, der die Umstände geschickt für sich zu nutzen wusste und bei seinen Projekten gerne hoch pokerte. So modern und einnehmend Henselmanns Entwürfe auch waren – er selbst wirkt auf mich zutiefst unsympathisch: Ein Choleriker, der seine Frau offen und bei jeder Gelegenheit betrog, ein patriarchaler Herrscher, extrem von sich selbst eingenommen, mit enormem Geltungsdrang. Als Quellen dienten Florentine Anders neben ihrer Mutter Isa die Memoiren ihrer Großeltern, Literatur über Hermann Henselmann und Gespräche mit ihrem Großonkel Raimund, dem Bruder von Isi.
Das Buch ist sehr unterhaltsam und lebendig geschrieben, und gibt tiefe Einblicke in das, was für die Privilegierten in der „klassenlosen Gesellschaft“ der DDR möglich war: Wohneigentum, Auslandsreisen, exotische Speisen usw. Zudem zeigt es, dass, aller Staatspropaganda zu Trotz, auch in der DDR die alten Rollenklischees nicht überwunden waren und Kinder und Haushalt weiterhin Frauensache blieben.
Da ich als Bayerin nicht mit der Ostberliner Architektur vertraut bin, waren für mich besonders die Details zur Entstehung der Bebauung an der Karl-Marx-Allee interessant und der lange Weg von der Idee bis zum Bau des Fernsehturms. Auch das ständige Hin und Her, was nun unter „sozialistischer“ Bauweise zu verstehen sein sollte, wurde eindrücklich beschrieben. Während des Lesens hielt ich immer wieder inne und betrachtete mir im Internet Bilder der im Buch erwähnten Bauwerke. Nach diesem Roman werde ich bei einem Besuch sicher mit anderen Augen durch Berlin laufen. Ein sehr lesenswerter Roman über ein bedeutendes Kapitel Ostberliner Baugeschichte.
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Zwischen den Mühlsteinen der „Unbegabten“
Was fiel mir zuerst ins Auge, der Titel oder das Coverbild? Es war wohl beides. „Die Allee“ löste bei mir sofort einen Gedankengewitter aus, Stalinallee, 17. Juni 1953, 13. August 1961, Haus des Kindes, Kino International, Kongresshalle, Fernsehturm usw. Als Berlinerin erinnere ich mich an viele Details, mein Vater arbeitete am Nationalen Aufbauprogramm mit. Das Coverbild erinnert mich aber sofort auch an Kat Menschiks Cover für MOABIT, dass ich da richtig lag, las ich dann im Impressum. Wobei mir dieses Allee-Cover noch viel besser gefällt. Gehört habe ich erstmals von Florentine Anders und ihrem Roman in der Vorschau auf die Literaturereignisse 2025 beim NDR. Nur noch ein kleiner Schritt wars bis zu meiner Bücherwunschliste.
Nun habe ich dieses wunderbare Buch beendet und bin fast traurig, dass ich nicht noch mehr lesen kann über die Familie Henselmann, den Architekten Hermann Henselmann, der an vielen der oben genannten Architekturikonen in Berlin seinen Anteil hatte. Und über seine Ehefrau Isi, seine vielen Kinder, allen voran über Isa, die Mutter der Autorin, aber auch über die zahlreichen Enkelkinder der Familie, über Freunde, Verwandte, Bekannte und Feinde. Florentine Anders eröffnet dem Leser ein riesiges Kaleidoskop an unterschiedlichen Menschen, aber sie hat eine so perfekte Struktur in ihren Roman gebracht, dass es nicht allzu schwerfällt, alle Namen immer wieder richtig einzuordnen. Und diese Struktur spiegelt sich auch in der klaren Ordnung ihrer Kapitel wider. Auch wenn Rückblenden eingearbeitet wurden oder eigene Bemerkungen, immer weiß man als Leser, wann, wo und bei wem man gerade ist. Einhergehend mit der zeitlichen Struktur entwickelt sich nicht nur die Ehe und Familie der Henselmanns, auch die zeitgeschichtlichen Ereignisse werden so gut lesbar und ohne jeden erhobenen Zeigefinger in den Roman integriert.
Wie zufällig ist die Mehrzahl der Kinder und Enkelkinder weiblich, die Durchsetzungskraft, das Urteilsvermögen, manchmal auch das falsche Urteilsvermögen, die festen Regeln der männlichen Vorherrschaft, die immer wieder aufgebrochen werden, all das lässt diesen (auto-)biografischen und gleichzeitig (auto-)fiktionalen Roman auch zu einem Frauenroman werden, ohne dass übertrieben feministisches Gebaren mich nervte.
Die Lebenswelt der Henselmanns begann Anfang der 1930er Jahre, übersteht Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg, führt durch die Nachkriegszeit ins Bauhaus, dann nach Berlin. Der Architekt Henselmann macht sich erneut einen Namen, will beim Aufbau des neuen Berlins ebenso mitwirken wie beim Aufbau eines neuen Deutschlands. Dass er immer wieder auch auf Widerstände stößt, dass seine Ideen nicht angepasst sind, weder an die des „Großen Bruders“ noch an die „Kleingeister“ und „Unbegabten“ in den neuen Machtstrukturen, das macht ihm und damit auch seiner Familie das Leben schwer.
Dieser Roman, der die Atmosphäre der frühen wie der späteren DDR-Jahre wunderbar authentisch einfängt, liest sich mit großer Leichtigkeit in der Wortwahl und in den Dialogen, und trotzdem mit viel gleichzeitiger Trauer,
Verletzlichkeit und Angst. Besonders Isa hat schwer unter den cholerischen Ausbrüchen ihres Vaters zu leiden, die Angst vor ihm wird erst weichen, als er stirbt. Diese Erfahrung zieht sich durch das ganze Buch, auch wenn viele andere Protagonisten auftreten, mit all ihren Schwächen und Stärken, wird es Isa sein, die sich mir ins Gedächtnis gräbt. Und das auch, weil ihre Mutter nicht versucht hat, sie zu beschützen. Dass auch Henselmanns Ehefrau Isi unter ihrem Mann leidet, eigentlich acht Kinder mehr oder weniger allein großzieht, immer die „Niveauhebe“ gibt, wenn erforderlich, alle Feiern und Feste organisiert, sich immer wieder betrügen lässt und trotzdem bis ans Ende zu ihm hält, ist bewundernswert. Diese bedingungslose Aufopferung wird sie nicht allen Kindern vererben. Aber sie bleibt die Frau mit dem „dicken Kopf“.
Interessant sind natürlich auch die Passagen, in denen es um die Staatssicherheit, die ständige Beobachtung, die ekelhafte Einmischung in Privates, die bösartige Macht im Hintergrund geht. Niemand in der DDR war vor diesen Eingriffen sicher, schon gar nicht Familien wie die Henselmanns, mit Kontakten zum und Verwandten im „Westen“. Nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns hatte sich die Paranoia bei den DDR-Granden noch mehr verstärkt und ließ niemanden ungeschoren, der nicht auf Linie war, wie man das nannte.
Dass trotzdem der Fall der Mauer nicht überall auf Gegenliebe stieß, mag den einen oder anderen Leser verwundern. Aber es war so, dass plötzlich die Vergangenheit in einem rosigeren Licht gesehen wurde. Und dass es nach 1989 nicht leicht war, sich zu behaupten, das zeigt die Autorin sehr anschaulich.
Meine Lieblingsfigur im Roman ist die mit beiden Beinen im Leben stehende Isa, der ich jeden Respekt zolle. Allein die Zeit, in der sie in einer Gartenkolonie in einem wahrlich nicht komfortablen Häuschen wohnt und jeden Tag den Arbeitsweg mit zwei kleinen Kindern auf sich nimmt, ist bewundernswert. Nur Berliner werden wissen, wie lange es dauerte, mit der Straßenbahn 49 von Endstation zu Endstation zu zockeln, die Fußwege sind da noch gar nicht eingerechnet. Aber Isa liebte ihre Arbeit und war von heutigen Life-Balance- und Wohlfühlansprüchen kilometerweit entfernt.
Hermann Henselmann hat nicht nur im Buch tiefe Spuren hinterlassen, sein architektonisches Erbe geht weit über Berlin hinaus. Obwohl dieser Mann nicht gerade der Sympathieträger des Romans ist, erkenne ich in seinen Arbeiten, aber auch in unvollendeten Projekten eine große Entschlossenheit und Perfektion. So manche verworfene Idee würde noch heute Bestand haben und die Welt verschönern. Für mich war insbesondere der Strausberger Platz mit dem Haus des Kindes und dem Haus Berlin immer einer der schönsten Orte in Ostberlin, früher und auch jetzt noch.
Und ich zolle auch Florentine Anders großen Respekt für ihre exakten, bestimmt langwierigen Recherchen. Diese werden gerade in der Familie nicht leicht gewesen sein. Wer sieht schon gern sich oder die Verwandten in kritischem Licht, benennt Fehler und Fehlentscheidungen; besonders wenn es um Vater und Mutter oder Geschwister geht, ist das oft sehr problematisch und schmerzhaft. Gerade deshalb bewundere ich das Ergebnis, den vorliegenden Roman, umso mehr. Mit den vielen Familienmitgliedern, ihrem prallen Leben und den rund 70 Jahren deutscher Geschichte, die in diesem Roman stecken, ist es der Autorin gelungen, weit unter 400 Druckseiten zu bleiben und das Buch nicht zu überfrachten. Ein echtes Lesevergnügen.
Fazit: Eine ergreifende Familiengeschichte, ein Berlin- und Architekturroman vom Feinsten. Von mir eine große Leseempfehlung und gern mehr als fünf Sterne.
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Während sich die meisten (romanhaften) Biografien um die gloriosen Seiten einer Person und vornehmlich die Männer im Rampenlicht drehen, geht "Die Allee" einen anderen Weg.
Florentine Anders beschreibt auch die dunklen Seiten ihrer Vorfahren, inklusive Gewaltausbrüchen, Untreue und Missbrauch.
Dabei steht nicht einfach der Stararchitekt Hermann Henselmann - unter anderem verantwortlich für den Berliner Fernsehturm - im Fokus sondern insbesondere seine hochbegabte aber viel klein gehaltene Frau Isi und das gemeinsame "Problemkind" Isa.
Familiäre und gesellschaftliche Verstrickungen, der zweite Weltkrieg mit dazugehöriger Flucht und Armut, die Teilung Deutschlands und viele schwere Themen verleihen dem Buch eine Tiefe und Dringlichkeit, ohne dabei ins Klischeehafte abzudriften.
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Eine Familiengeschichte rund um den Architekten Herrmann Henselman und seine Familie, erzählt von der Enkelin Florentine Anders zusammen mit der ihrer Mutter Isi. Welch bestimmender Mann der Vater war, der über alle seine Kinder und auch der Frau herscht. Durch seine Erfolge am Bauhaus in Weimar geht er nach Berlin, hier wird er zu Stararchitekt der DDR und ist an den großen Bauten der DDR beteiligt.
Der Leser erfährt viel über die junge DDR und auch wie schwierig es für Henselmann war, seine Ideen den Politfunktionären zu erklären und er immer wieder Kompromisse eingehen musst , damit seine Ideen Wirklichkeit werden. Geschichte erzählt anhand dem Fanilienleben des Herrmann Henselmann. Guter und unterhaltsamer Schreibstil der Autorin
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Ein interessantes Zeitpanorama - allerdings doch sehr auf die Stadt Berlin ausgerichtet. Aber wer sich für die unterschiedlichen Entwicklungen beginnend von den 20er Jahren interessiert, ist hier gut aufgehoben
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Ein fesselndes Familien- und Zeitporträt
Hermann Henselmann ist voller idealistischer Vorstellungen von moderner Architektur – aber er muss auch in besonderen politischen Umständen navigieren, erst unter den Nationalsozialisten und während des Krieges, dann unter dem DDR-Regime. Und dennoch steigt er bis zum Chef-Architekt von Letzterem auf. Seine Frau Isi hat währenddessen ganz andere Kämpfe zu kämpfen: mit ihrem Mann, den acht Kindern und Beschränkungen ihrer Zeit, dennoch wird sie ihren ganz eigenen Weg finden, ebenso wie ihre Tochter Isa.
Die Autorin Florentine Anders erzählt diese ganz besondere Familiengeschichte aus den Perspektiven von Hermann, Isi und der Tochter Isa. Die Kapitel sind eher kurz und der Erzählstil ist ruhig, sachlich und dennoch mitreißend – ich bin schnell eingesogen worden in dieses faszinierende und spannende und hervorragend recherchierte Stück Zeitgeschichte.
Und ich habe bei der Lektüre nebenbei so einiges über die Architektur und Bauweisen der damaligen Zeit gelernt – auch den politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten und dem Ringen was als „sozialistische“ Bauweise gilt, eindrücklich zum Beispiel anhand des Berliner Fernsehturms erzählt.
„Die Allee“ nimmt uns mit durch ein Stück deutsche (Familien-)Geschichte. Anders erzählt vom Überleben im zweiten Weltkrieg, vom Alltag ihrer Familie im System, vom Mangel und der Wohnungsnot, der staatlichen Überwachung aber auch von den Privilegien die die Familie Henselmann genoss. Vor allem aber erzählt sie die Geschichte von zwei Frauen, die ihren Weg suchen und finden.
Fazit: „Die Allee“ ist eine großartig erzählte, fesselnde Familien- und Zeitgeschichte –große Leseempfehlung!
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Das Porträt einer interessanten Familie
Das Cover zeigt die drei Hauptfiguren des Romans im Porträt mit Bauten des Chefarchitekten der DDR. Über den Zeitraum von 1931 bis 1995 wird das berufliche und private Leben von Helmut Henselmann, seiner Frau Isi und seiner Tochter Isa beleuchtet. Sein kreatives Arbeitsleben unter staatlicher Bevormundung und voller Kompromisse als Architekt zunächst in der Nazizeit, dann in der DDR wird abwechselnd verzahnt mit Kapiteln über zwei starke Frauen in dessen Leben. Viele Gedanken zur Baukunst an sich, über das Leben in typischen, normierten Plattenbauten, zu verschiedenen Bauweisen wie z.B. Tunnelschalbauweise, Kletterbauweise oder Gleitbauweise werden ausgeführt neben den vielen familiären Stationen besonders zwischen diesen drei Familienmitgliedern. Zunächst erfährt der Leser viel über die Kriegsjahre des zweiten Weltkriegs, dann auch Interessantes über das privilegierte Alltagsleben in der DDR unter Stasibeobachtung, über die krasse Wohnungsnot und die politischen Entwicklungen im sozialistischen Ausland bis nach dem Mauerfall. Die Kapitel sind zeitlich chronologisch jeweils alternierend aus der Perspektive von Hermann, Isi oder Isa verfasst. Der angenehme Schreibstil lässt ein lebendiges Miteinander erstehen.
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