Wie Diktatoren stürzen

und wie Demokraten siegen können

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Erscheinungstermin 13.02.2025 | Archivierungsdatum 01.10.2025

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Zum Inhalt

Alle Diktatoren und Autokraten stürzen irgendwann. Dieses Buch zeigt warum und wie – und was wir daraus lernen können.

Überall auf der Welt sind Demokratien unter Druck, überall entstehen Autokratien und Diktaturen. Die Herrscher inszenieren sich als harte Männer, die stark sind und unbesiegbar. Aber sie alle scheitern. Denn Alleinherrschaften haben Systemfehler – sie können nicht auf Dauer funktionieren.

Manchmal sind es Mitglieder des inneren Machtzirkels, manchmal ist es das Militär, manchmal erheben sich die Massen, weil sie genug haben von Korruption und falschen Entscheidungen, manchmal sind es Oppositionelle, die aus dem Exil einen Umsturz planen. Tyrannen haben immer mehr Feinde als Freunde – und das Ende ihrer Herrschaft ist oft dramatisch: Exil, Gefängnis, Tod. Wie sie stürzen hat große Auswirkungen auf den weiteren Gang der Geschichte.

Marcel Dirsus zeigt in diesem glänzend geschriebenen Buch, welche Faktoren zum Ende von Alleinherrschaften führen. Seine Forschung beruht unter anderem auf Gesprächen mit Anführern von Revolutionen, mit Rebellen und Soldaten auf der ganzen Welt. Er blickt ins Innerste der Gewalt und schildert minutiös die entscheidenden Momente, in denen Tyrannen die Macht verlieren. Anhand von Beispielen aus der Gegenwart und Geschichte entwickelt er eine Systematik, die es erlaubt, den Mechanismus der Macht zu verstehen.

Alle Diktatoren und Autokraten stürzen irgendwann. Dieses Buch zeigt warum und wie – und was wir daraus lernen können.

Überall auf der Welt sind Demokratien unter Druck, überall entstehen Autokratien...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783462008050
PREIS 28,00 € (EUR)
SEITEN 368

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Derzeit schlägt die Stunde der starken Männer: Die westlichen Demokratien sind unter Druck, in vielen Ländern haben Autokraten Aufwind. Sie inszenieren sich als harte Männer: stark und unbesiegbar. Doch das ist ein Trugschluss: «Alleinherrschaften haben Systemfehler», schreibt Marcel Dirsus in seinem klugen Buch, «sie können nicht auf Dauer funktionieren». Denn Tyrannen haben immer mehr Feinde als Freunde. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Autokraten. Sein Fazit: 69 Prozent dieser Tyrannen werden ins Gefängnis gesperrt, ins Exil gezwungen oder getötet. «Die Chancen auf einen ruhigen Lebensabend sind schlechter als bei einem Münzwurf», schreibt er. Er hat untersucht, wie sich Diktatoren an der Macht halten – und wie sie enden. Die meisten Menschen stellten sich einen Diktator als jemanden vor, der absolute Macht ausübe. «Das ist ein Mythos. Kein politischer Führer hat jemals die absolute Macht besessen», schreibt Dirsus. «Selbst die mächtigsten Diktatoren brauchen andere, um an der Macht zu bleiben. Um auf ihrem Sockel zu bleiben, müssen sie die Menschen kontrollieren, die ihnen am nächsten stehen. Tun sie das nicht, sind sie in unmittelbarer Gefahr.» Diktatoren überleben nur innerhalb eines Systems. Und das kann ganz schön anstrengend sein. «Diktator zu sein, kann sich als reizvoll erweisen. Aber was noch wichtiger ist: Ein freiwilliger Rücktritt ist äusserst gefährlich», schreibt Dirsus und spricht von der «Tretmühle des Diktators». Die meisten seien nicht bereit, dieses Risiko einzugehen, «also versuchen sie, sich an der Macht zu halten». Wenn sie fallen, fallen sie oft schnell. Manchmal dauert das nur Stunden. «Und dann ist es oft schwierig, festzustellen, wie genau sie gestürzt wurden». Denn nach dem Sturz implodiert die Zahl ihrer Freunde – und niemand will sich mehr an den bisherigen Herrscher erinnern. Sicher ist nur: «Am Ende stürzt jeder Diktator, sei es durch gewaltsame Beseitigung oder natürlichen Tod.» In seinem Buch zeigt Dirsus, wie man Tyrannen zu Fall bringen kann. Autoritäre Stabilität ist häufig eine Illusion: «Kommt es zu einer Erschütterung und das System wird infrage gestellt, können die Folgen verheerend sein».

Bei der Lektüre dieses Buchs entwickelt man zuweilen geradezu Mitleid mit den Diktatoren. «Diktator zu sein, ist, wie in einer Tretmühle zu stecken, aus der man nicht wieder herauskommt», schreibt Marcel Dirsus «Tyrannen laufen und laufen immer weiter, aber das Beste, das ihnen je gelingen wird, ist, nicht zu stürzen.» Wenn sie auch nur einen Augenblick abgelenkt seien, könne es ihnen die Füsse wegreissen. Es kann also ganz schön anstrengend sein, an der Macht zu bleiben: «In der Welt der Diktatoren kann der Versuch, an der Macht zu bleiben, übel enden, aber die Macht freiwillig aufzugeben, kann sich als noch gefährlicher erweisen.» Es gibt kaum lebende, ehemalige Diktatoren. Doch wenn es so schwierig ist, aus der Tretmühle zu steigen, warum sollte man sich überhaupt dort hineinbegeben? Die kurze Antwort: Weil es sich lohnt. Und zwar eher in Milliarden- als in Millionenhöhe. Das zeigt Dirsus ausführlich mit Beispielen etwa aus Turkmenistan und Kasachstan.

Und zwar nicht nur für den Diktator, sondern meistens auch für sein Umfeld. Deshalb führt der Sturz eines Autokraten auch nicht automatisch zu einer Demokratisierung. In aller Regel gibt es eine breite Elite von Beteiligten und Höflingen, die stark von der Diktatur profitieren und absolut kein Interesse daran haben, dass das profane Volk an die Macht kommt, weil sie dann all ihre Privilegien verlieren würden.

Auch deshalb ist es schwierig, einen Diktator zu vertreiben. Dirsus schreibt sogar: «Wenige Dinge in der Politik sind so schwer wie der Sturz von Diktatoren». Das bedeutet aber nicht, dass alle Versuche zum Scheitern verurteilt sind. Seine Forschungen zeigen aber: «Im Guten wie im Bösen ist der Einfluss von aussen oft begrenzt.» Meistens obliege der Sturz eines Autokraten dem Volk selbst, und zwar «einem kleinen Teil der Bevölkerung». Die allgemeine Regel lautet: Je näher eine Person dem Tyrannen steht, desto desto grösser ist ihr Einfluss. So wird der Verteidigungsminister mehr Macht haben als ein mittlerer Beamter, und die Macht eines Staatsdieners in der Hauptstadt wird die eines Ladenbesitzers an der Peripherie deutlich übersteigen. Eine erfolgversprechende Taktik ist es, «den Sockel des Diktators zu beschädigen, um ihn im Laufe der Zeit so zu schwächen, dass ein starker Windstoss genügt, um ihn zu Fall zu bringen». Ziel müsse es dabei sein, «den Sockel schneller zu beschädigen, als der Diktator ihn reparieren kann». Das ist einfacher gesagt als getan: «Zu diesem Zweck bedarf es nicht nur einer Analyse der Stärken und Schwächen des Regimes, sondern auch des Akteurs, der versucht, es zum Scheitern zu bringen.»

Tyrannen brauchen Geld, Waffen und Menschen, um sich an der Macht zu halten. Dabei sei es wichtig, «dass die Menschen in ihrem Umfeld damit rechnen, dass sie auch in Zukunft über alle drei Faktoren verfügen werden». Schwindet der Eindruck, kalibrieren die Eliten ihre Unterstützung des Machthabers vielleicht neu, da sie nicht aufs falsche Pferd setzen wollen. «Wenn das passiert, wird der Tyrann verwundbar, was Herausforderer einlädt, es mit ihm aufzunehmen.» Wer zum Sturz eines Diktators beitragen wolle, müsse darauf abzielen, den Herrscher zu schwächen, alternative Eliten zu stärken sowie die Massen zu ermächtigen. «Erstes macht den Sturz wahrscheinlicher, Letztes steigert die Chance, den Teufelskreis des Tyrannentums zu durchbrechen.»

Nützen Sanktionen? Mit Sanktionen wollen Länder wirtschaftlichen Druck auf ein anderes Land ausüben, damit dieses sein Verhalten ändert. In der Praxis sei es fast unmöglich, Diktatoren damit zum Rücktritt zu bringen. «Ökonomischer Druck funktioniert nicht, indem er die Einstellung des Diktators ändert, sondern die der Leute in seinem Umfeld.» Sanktionen könnten dann funktionieren, wenn sie die Fähigkeit des Diktators einschränken, Geld an Eliten zu verteilen. Wenn Sie jetzt an Russland denken, gibt es eine schlechte Nachricht: «Wenn ein Land über beträchtliche Ölreserven verfügt, ist das ein Riesenvorteil», schreibt Dirsus. «Öl ist eine derart wertvolle Ware, dass es sich so oder so verkaufen lässt. Sanktionieren ein paar Länder einen Ölexporteur, werden andere auf den Plan treten und das Öl kaufen.» Soll man deshalb auf Sanktionen verzichten? Nein, sagt Dirsus. Auch wenn sie den Diktator nicht zum Sturz bringen, machen ihm Sanktionen Probleme. Immerhin.

Wie können Aussenstehende zum Sturz des Diktators beitragen? Dirsus winkt ab: Der Widerstand muss von Innen kommen. Jede Diktatur sei anders, aber sie alle ähneln sich doch so stark, dass es möglich sei, Menschen, die Oppositionsarbeit leisten, praktischen Rat zu geben: «Akteure von aussen können inländischen Gruppen Unterstützung gewähren, indem sie Strategie und Taktik mit ihnen trainieren.» Er denkt zum Beispiel an Wissen und Knowhow im Umgang mit sozialen Medien: Wie erzeugt man viralen Content? Welche Messengerdienste sind sicher, welche definitiv nicht? «Diese praktischen Lektionen können Aktivisten voneinander lernen.»

Fazit: Es ist nicht einfach, einen Diktator zu stürzen. Tyrannen sind mächtig, aber ständig von Todesfurcht geplagt. «Und all dem Getöse und scheinbaren Irrsinn zum Trotz sind die meisten dieser Machthaber kopfgesteuert. Aufgrund der Struktur des Regimes, von dem sie abhängen, erfahren sie die grösste Bedrohung von genau den Leuten, die sie umgeben – von Palasteliten, Generälen und Beratern.» Es sei auch nicht einfach, als Diktator an der Macht zu bleiben. Trotz allem stünden die Chancen gut, dass sich Demokratie weiter ausbreiten werde. «Zwar gibt es noch ein paar cartoonhafte Herrscher mit scheinbar grenzenloser Macht über ihr Reich, doch inzwischen sind sie nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme», schreibt Dirsus. «Diese Tyrannen mögen wie starke Männer wirken, aber sie tun gut daran, sich zu fürchten.»

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Als Milizionäre am 8. Dezember 2024 die Einnahme von Syriens Hauptstadt Damaskus verkünden, ist eine langjährige Diktatur kollabiert. Während über dem Palast von Bashar al-Asad dunkle Rauchwolken hochstiegen, feierte am anderen Ende von Damaskus eine Menschenmenge die Flucht des verhassten Diktators. Vor der fahnengeschmückten Umayyaden-Moschee tönt es aus einem Lautsprecher:

«Wir verkünden euch den Sieg der großen syrischen Revolution! Der Sieg nach dreizehn Jahren Geduld und Opfer!»

Die bange Frage, die sich zahlreiche Minderheiten und vor allem die Frauen stellen ist: Was kommt danach? Eine Demokratie, wie wir sie aus West- und Mitteleuropa kennen, vermutlich nicht.

Ist der Fall des Diktators wirklich überraschend? Wieso geschieht der Fall meist abrupt? Und weshalb ist das brutalste Regime der Welt (Nordkorea) nach 77 Jahren immer noch an der Macht?

Marcel Dirsus zeigt in diesem Buch, wovon es abhängt, dass eine Alleinherrschaft implodiert. Dazu hat er akribisch geforscht und unter anderem mit Anführern von Revolutionen, mit Rebellen und Soldaten auf der ganzen Welt Gespräche geführt.

In den folgenden zehn Kapiteln gewährt er seinen Lesern einen Blick in das Innere der Machtstrukturen von Diktaturen. Gleichzeitige erklärt er, welche Faktoren den Sturz eines Diktators auslösen.

Einleitung: The Golden Gun
Die Tretmühle des Diktators
Der Feind im eigenen Haus
Das Militär schwächen
Rebellen, Waffen und Geld
Feinde im In- und Ausland
Wer schießt, verliert
Keine andere Option
Vorsicht vor dem, was man sich wünscht
Wie man Diktatoren stürzt

Anhand von Beispielen aus der Gegenwart und der Geschichte entwickelt er eine Systematik, die es erlaubt, den Mechanismus der Macht zu verstehen.

Für Diktatoren gibt es kaum Ausstiegsszenarien: Macht oder deren Verlust, der häufig mit Exil oder Tod endet. Dass ein autoritärer Machthaber gefangen genommen wird wie Saddam Hussein oder Slobodan Milosevic, kommt eher selten vor. Beide wurden unter anderem wegen Völkermords vor Gericht gestellt. Hussein verurteilt und hingerichtet. Milosevic erlebt das Ende des Prozesses nicht mehr.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Sachbuch, das sich eingehend mit dem Sturz von Diktaturen beschäftigt, 5 Sterne.

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In seiner intelligenten Analyse zeigt Marcel Dirsus, wie mit wievielen Gefahren die Position als Diktator verbunden ist. Seine Thesen erläutert er dabei ausführlich und in einem sehr nüchternen Tonfall. Spannend wie ein Thriller!

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