Endlich ein würdiger Nachfolger für den „Gesang der Flusskrebse“. Ein Roman, den man wie in einem Rausch liest und sich darin verliert. Die Geschichte von Elijah und Nakita hat mich sehr bewegt und die intensiven Naturbeschreibungen haben in meiner Vorstellung eine geheimnisvolle und urwüchsige Welt heraufbeschworen, die wie ein Gegenentwurf zu Elijahs zerbrochenen Träumen einer Schriftstellerkarriere in der Großstadt erscheint. Dieses Buch ist mein neuer Lesefavorit.

Die düstere Atmosphäre des abgelegenen Elternhauses am Meer ist fast greifbar – perfekt als Bühne für die mysteriösen Ereignisse, die sich in der Geschichte entfalten. Elijahs Rückkehr in die Einsamkeit, seine Bemühungen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, und vor allem seine unerfüllte Liebe zu Nakita verleihen dem Buch eine emotionale Tiefe, die mich wirklich berührt hat.

Besonders gelungen fand ich die Art, wie Crouch die Naturkulisse in Washington beschreibt. Die karge, stürmische Landschaft und die bedrohliche Meerenge haben perfekt zu Elijahs innerem Kampf und der dunklen Stimmung des Buches gepasst. Es ist, als würde die Umgebung die Handlung selbst beeinflussen und die Spannung dadurch verstärken.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist, wie die Autorin die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Die Idee, dass der Mord an Erin Landry direkt aus Elijahs Buch stammen könnte, bringt eine aufregende Meta-Ebene in die Geschichte. Man weiß nie genau, wem man trauen kann und ob die Figuren nicht selbst Teil eines großen Spiels sind, das über das Offensichtliche hinausgeht.

Insgesamt hat mich Was die Gezeiten verbergen nicht nur als spannungsgeladener Krimi überzeugt, sondern auch durch die menschliche Tiefe, die in der Liebesgeschichte und Elijahs innerem Konflikt steckt. Wer eine packende Mischung aus Thrill und emotionaler Charakterentwicklung sucht, wird hier definitiv fündig.