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Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Roman
von Martina Hefter
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Erscheinungstermin 13.07.2024 | Archivierungsdatum N/A
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Zum Inhalt
Bitte nicht vor dem 13. Juli 2024 besprechen.
»Ein Buch wie ein Seiltanz. Aber solange Martina Hefter erzählt, kann nichts passieren.« Anne Weber
Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet. Martina Hefter hat einen berührenden Roman über Bedürfnisse und Sehnsüchte im Leben geschrieben. Und darüber, wie weit man bereit ist, für die Liebe zu gehen.
Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden genau diese Männer zu einer Form von Freiheit für Juno. In den Gesprächen kann sie sein, wer sie will und sagen, was sie will – und das vermeintlich ohne Konsequenzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer besorgt um Jupiter, immer beschäftigt und eingebunden ist. Also flüchtet Juno ab und zu vor ihrem Alltag ins Internet und spielt dort Spielchen mit Männern, die sie anlügen. Sie selbst wird zur Lügnerin. Aber ist es nicht so, dass man sich beim Lügen zuallererst selbst belügt? Eines Tages trifft Juno auf Benu, der ihre Behauptungen ebenso durchschaut wie sie seine. Und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung. »Hey guten Morgen, wie geht es dir« ist ein tiefgehender Roman, aber so leichtfüßig wie eine Komödie.
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»Ein Buch wie ein Seiltanz. Aber solange Martina Hefter erzählt, kann nichts passieren.« Anne Weber
Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter...
Vorab-Besprechungen
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Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783608988260 |
PREIS | 22,00 € (EUR) |
SEITEN | 224 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Wer sind wir?
Was für ein Buch. Ich habe es geliebt zu lesen.
Ein Roman, der mich noch lange begleiten wird.
Juno hat viele Aufgaben. Sie kümmert sich um ihren kranken Mann, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Sie scammt Scammer zurück und nebenbei ist sie Schauspielerin und geht sechs Mal die Woche zum tanzen.
Auch wenn es sich erstmal nach keine “krassen” Twist anhört, hat die Geschichte mich mitgenommen. Obwohl die Erzählweise an sich recht kühl ist. Wir begleiten zwar Juno, doch habe ich auch nach dem Ende des Buches das Gefühl, sie ist weit weg. Sie lässt nicht viel an sich heran. Sie erfindet für die Scammer, mit denen sie schreibt, verschiedene Geschichten und verliert sich in ihrer eigenen.
“Eigentlich schauspielerte sie nur dann, wenn sie nicht auf einer Bühne stand.
An den normalen Tagen.
Da spielte sie, ein normaler Mensch zu sein.
Eine normale Juno.”
Sie ist für viele da - nur vergisst sie manchmal sich selbst. Solche Phasen im Leben hatten wir sicher alle schon einmal. Auch wenn ich keinen schwer kranken Menschen pflegen muss, habe ich doch des Öfteren an mich selbst gedacht. Was gebe ich für andere und was für mich selbst? Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt.
Wie schon erwähnt ist der Schreibstil an sich recht kühl und direkt. Ohne Umschweife oder Beschönigungen erzählt Juno uns von ihrem Leben. Dennoch hat man die Orte und Gegebenheiten immer vor dem Auge und kann sich die beschriebenen Szenen gut vorstellen.
Für mich persönlich noch eine kleine Anmerkung - da ich selbst in Leipzig, in der die Geschichte spielt, studiert habe, waren die Beschreibungen der Stadt ein bisschen wie nach Hause kommen. Sicher ist das eine sehr individuelle Sicht, doch für mich selbst hat es die Bindung zu der Geschichte noch einmal verstärkt.
Hey Guten Morgen, wie geht es Dir?
Juno und Jupiter
Martina Hefter habe och schon vor Jahren mal live bei einer Bewegungs-Gedicht-Performance gesehen. Auch die Protagonistin Juno ist Perfomance-Künstlerin, mittleren Alters. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Jupiter, der krank ist und im Rollstuhl sitzt. Vermutlich ist es multiple Sklerose. Ihren Alltag im Schatten dieser Krankheit wird nachvollziehbar gezeigt.
Juno leidet an Schlaflosigkeit. Um sich die Zeit zu vertreiben, chattet sie im Internet mit sogenannten Love-Scammern. Das sind Leute, die Kontakte zu Frauen suchen, um sie um Geld zu betrügen.
Juno macht sich einen Spaß daraus, diese Typen auszutricksen. Doch dann gerät sie mit dem Love-Scammer Beno, der in Nigeria lebt, in eine Art Beziehung. Ihre Gespräche werden immer vertraulicher, aber wie Benos Absichten sind, bleibt dem Leser immer fraglich.
Martina Hefter hat ihren Roman geschickt gemacht, er wirkt realistisch und echt. Junos Gedanken und Empfindungen kann man dicht folgen. Ich halte „Hey Guten Morgen, wie geht es Dir?“ für einen sehr guten Roman!
Ein besonderes Leben – keine leichte Kost
Juno lebt mir ihrem an Multiple Sklerose erkrankten Mann Jupiter, dessen Leben von Tag zu Tag mehr eingeschränkt ist. Dadurch wird auch Junos Horizont kleiner. Sie ist für ihn da, Erholung findet sie in ihrer Arbeit als Perfomance-Tänzerin, wo sie sich quasi ihre Sorgen aus dem Leib tanzt, sowie im Chatten mit Love-Scammern, die sie mit Fake-Nachrichten füttert. Sie lernte einen davon näher kennen, Benu, und lange Zeit ist er für sie so etwas wie ein Anker.
Es ist keine leichte Kost, die man hier von der Autorin vorgesetzt bekommt. Häppchenweise erfährt man von Junos Leben, vieles steht zwischen den Zeilen: ihre Einsamkeit an der Seite eines kranken Mannes, ihre Wut über ihre Ohnmacht, ihre Hingabe bei der Pflege und ihren Balanceakt zwischen Erschöpfung und kleinen Auszeiten, die sie sich gönnt. Der Schreibstil ist schnörkellos, man erfährt einiges und doch bleibt vieles im Dunkeln. Es wird ausschließlich aus der Sicht von Juno erzählt, gern hätte ich auch mehr von Jupiter gehört, der Autor ist und sogar einen Literaturwettbewerb gewinnt. Wie seiht er die Beziehung? Ist er dankbar für die Hilfe von seiner Frau oder leidet er unter der Abhängigkeit? Der Kontakt zwischen dem Paar ist freundschaftlich und doch wenig innig, sie leben wie auf einer Insel, keine Familie oder Freunde. Sie sind auf helfende Hände von Nachbarn angewiesen, die mehr oder weniger gern dazu bereit sind, die Fahrten zum Arzt oder eben zur Übergabe des Literaturpreises, werden zum schwierigen Hindernislauf, da beispielsweise die Hilfe bei der Bahn zu spät kommt. Auch die finanzielle Situation wird gestreift, sie kommen über die Runden und doch ist es meist knapp. Juno sucht das Gespräch mit Love-Scammern, die sie mit Unwahrheit füttert, bis sie die Verbindung abbrechen. Es bleibt der eine, Benu aus Nigeria, fast hat sie Mitleid mit ihm, es bleibt offen, weshalb er das Chatten längere Zeit aufrecht erhält.
Ich habe den Roman als Episode eines schwierigen Lebens empfunden, zeitweise hat mich das Geschehen richtig heruntergezogen und ich habe auf einen Lichtblick gehofft. Dass die beiden aus der Isolation herauskommen oder ihr Dasein eine entscheidende Wende erfährt. Auch wenn das nicht der Fall war, bleibt einiges dieser - leider recht bedrückenden Story im Gedächtnis.
Die Ablenkung im Kleinen
-Rezensionsexemplar-
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Genre: Ein Roman über einen Zeitabschnitt, eine Situation & die Wege dorthin.
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Setting: Juno ist die, die auf LoveScammer Anfragen antwortet. Mit Nonsens, so ein bisschen Retour-Kutsche. Sie fragt sich, wer auf LoveScammer reinfallen, während der Leser mehr über Juno lernt & diese einen Scammer, mit dem es anders ist.
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Eine Geschichte über ein Leben, über Begegnungen & die Sterne.
Die Protagonistin dieses Buches, Juno, ist Perfomance-Künstlerin, mittleren Alters. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Jupiter, der krank ist und im Rollstuhl sitzt. Vermutlich ist es multiple Sklerose. Ihren Alltag im Schatten dieser Krankheit wird nachvollziehbar gezeigt. Juno leidet an Schlaflosigkeit. Um sich die Zeit zu vertreiben, chattet sie im Internet mit sogenannten Love-Scammern. Das sind Leute, die Kontakte zu Frauen suchen, um sie um Geld zu betrügen. Juno macht sich einen Spaß daraus, diese Typen auszutricksen. Doch dann gerät sie mit dem Love-Scammer Beno, der in Nigeria lebt, in eine Art Beziehung. Ihre Gespräche werden immer vertraulicher, aber wie Benos Absichten sind, bleibt dem Leser immer fraglich. Martina Hefter hat ihren Roman geschickt gemacht, er wirkt realistisch und echt. Junos Gedanken und Empfindungen kann man dicht folgen. Ich halte „Hey Guten Morgen, wie geht es Dir?“ für einen sehr guten Roman!
Ein vielschichtiges Buch
Juno lebt mit ihrem MS-kranken Partner Jupiter in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in Leipzig und kann nicht schlafen. Stattdessen hat sie begonnen, Love-Scammern, die sie auf Instagram anschreiben, zu antworten. Sie erzählt ihnen Dinge, oftmals Lügen, so lange, bis sie blockiert wird. Bis ihr Benu schreibt. Auch Benu entlarvt sie als Love-Scammer, doch anstatt sie zu blockieren, schreibt er ihr weiter, und sie antwortet - immer wieder. Währenddessen muss Juno den Alltag bewältigen. Sie ist Performance-Künstlerin, Jupiter Autor. Während der Pandemie hangeln sie sich von Zuschuss zu Zuschuss, von Fördergeld zu Fördergeld und von Pflegegeld zu Pflegegeld.
"Hey guten Morgen, wie geht es dir?" von Martina Hefter ist ein vielschichtiger Roman, der mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Da wäre zum Einen die Frage nach unserer (Post)Kolonialen Verantwortung: Wie sich verhalten, wenn man mit einem Menschen aus Nigeria schreibt, dessen Lebensrealität so vollkommen anders ist als unsere? Wenn ein Leben, das in Deutschland beinahe als prekär gilt auf einmal so anders wahrgenommen wird? Was bedeutet Armut? Was bedeutet es, wenn man am Rande der Gesellschaft lebt? Weil man als Performance-Künstlerin kein festes Gehalt hat. Weil man als Mensch, der einen Rollstuhl benutzt, in vielerlei Hinsicht auf Hilfe angewiesen ist, weil die Welt in der wir leben voller Stufen ist. Weil man sich selbst die Haare schneidet.
Eine weitere Ebene, die mir sehr gefallen hat, sind die Namen der Personen. Da sind Juno und Jupiter. Jupiter ist einerseits der Göttervater in der römischen Mythologie, andererseits aber auch ein Planet. Und Juno ist seine Ehefrau - die Göttin der Ehe, der Pflege und der Geburt. Ist es ein Zufall, dass Juno Jupiter pflegt? Und dann tritt Benu in ihr Leben. Benu ist in der altägyptischen Mythologie der Totengott, später ein göttlicher Zugvogel, der nach den Wintermonaten wiedergeboren wird. In der Astronomie hingegen steht Benu für den Planeten Venus - Venus wiederum ist die Göttin der Liebe.
Ich bin mir sicher, dass es noch sehr viel mehr zu entdecken gibt, in diesem dichten, vielschichtigen und wunderschönen Roman. Die wiederkehrende Erwähnung des Films "Melancholia" von Lars von Trier beispielsweise.
Ich war sehr beeindruckt von dem Roman und werde ihn sicher mit ein wenig Abstand noch einmal lesen und bestimmt Neues und Anderes entdecken. Dadurch, dass die Geschichte von Juno in kurzen Sequenzen geschildert wird, die eher assoziativ als chronologisch miteinander zusammenhängen, hat sich bei mir allerdings kein wirklicher Lesefluss eingestellt, was bisweilen ein bisschen mühselig war.
Nichtsdestotrotz gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.
Juno und Jupiter kreisen umeinander, wie durch geheimnisvolle Gravitationskräfte gelenkt. Dabei könnten sie verschiedener nicht sein. Hier die körperorientierte Performancekünstlerin Juno, die sechs Mal in der Woche ins Balletttraining („Wegen der Körperspannung. Wegen der Haltung.“) oder Workout geht, zuweilen noch Gymnastikkurse gibt – dort ihr Partner Jupiter, der an einer chronischen neurologischen Krankheit leidet, die schubweise voranschreitet und seinen Aktionsradius immer weiter einschränkt. Vom Bett kann er nur noch zu Rollator oder Rollstuhl wechseln. Seine Pflegebedürftigkeit lähmt auch Juno: die Verantwortung, die auf ihr lastet, hat unweigerlich Unruhe, Schlaflosigkeit, Einsamkeit zur Folge.
Wenn sie nachts in ihrem Zimmer liegt und dem Brummen des Pflegebetts im Nebenzimmer lauscht, vertreibt sie sich die Zeit am Handy. Sie weiß, dass die vermeintlich attraktiven, sportlichen, braungebrannten Männer mit graumelierten Schläfen, die ihr schmeichelhafte Nachrichten schicken, leider „Love-Scammer“ sind: „In Wahrheit saßen jüngere Männer in einem Internetcafé irgendwo weit weg und tippten kitschige Lügen in den Rechner.“ Zuweilen vermischt sich Neugierde mit einer „kleinen, süßen Gemeinheit“, wenn Juno ihrerseits wie in einem Ping-Pong-Spiel Lügen zurückschickt. Nur mit Benu aus Nigeria verhält es sich anders. Denkt sie zumindest. Dass es kein Happy End geben wird, ahnt man als Leser schon bald.
Das könnte das dominierende Sujet dieses Romans sein. Wenn es nicht von weitaus dringlicheren Themen überlagert würde: den prekären Verhältnisse freischaffender Künstler, der Überforderung in komplexen Pflegesituationen, dem dünnen Faden, an dem manches fragile Lebenskonstrukt hängt. Nüchtern, zurückhaltend und lakonisch erzählt Martina Hefter von einem alltäglichen Ringen um Würde und Anstand, von wackligen finanziellen Arrangements zwischen Pflegegeld und sparsam gestreuten Fördermitteln. Mit romantischen Vorstellungen vom Künstlerdasein wird rigoros abgerechnet. Nein, das Wichtigste ist nicht Talent: „Die einzige Voraussetzung war, dass man lange Zeit von Haferflocken leben konnte und es nicht schlimm fand.“
Die Beklemmung lauert hinter vermeintlich harmlosen Szenen. Als die jährliche Begutachtung der Pflegekasse ansteht, kommt es zu peinlichen Dialogen. „Sie sind ja beide ganz schön schmal, sagte die Frau. Kochen Sie auch ausreichende Mengen? Pause. Wir sind so geboren, sagte Juno dann. Wir sind schmale Menschen. Ich finde das eigentlich ganz schön.“ Das Arrangement erfordert Selbstverleugnung und Disziplin, ein hohes Maß an Bedürfnislosigkeit, auch untereinander. „Gab es Bohnen und Reis, ließ Juno Jupiter jedes Mal mehr als die Hälfte im Topf, aber Jupiter nahm sich immer nur exakt die Hälfte. (…) Jupi sagte: Du brauchst Kraft, und Juno sagte zu Jupi das Gleiche. Hungern mussten sie nicht, aber sie waren auf der Hut.“
„Hey guten Morgen…“ könnte man als nüchternes Kammerspiel einer prekären Künstlerexistenz lesen, wenn nicht kleine Lichtblicke aufblitzen würde, eine aufbäumende Lust am Leben, trotz aller Widrigkeiten. Juno erkämpft sich ihre Freiräume – und seien sie noch so beengt. „Sofort war der Ballettsaal ein Kästchen, in dem das Leben spielt, und nur dieses eine, besondere Leben, das man nun mal hatte.“
Juno liegt auf der Gymnastikmatte und starrt an die stuckverzierte Decke, während ihr Handy plingt und aus dem Zimmer nebenan der Motor des Pflegebetts zu hören ist. In diesem liegt Jupiter (wie im Mythos) ihr Mann, ein Schriftsteller, der an Multipler Sklerose erkrankt ist und nur noch wenige Schritte mit dem Rollator gehen kann.
Auf dem Handy schreibt Benu, ein junger Nigerianer, der sich Juno ursprünglich als Love Scammer (Heiratsschwindler) präsentiert hat, erst ein nächtlicher Zeitvertreib war, jetzt aber wohl so etwas wie ein Freund für sie ist.
Und Juno? Juno, Mitte fünfzig, ist Künstlerin. Sie spielt Theater und arbeitet als freie Tänzerin und lebt in Leipzig. Sie scheint zufrieden zu sein, hat sich wohl mit allem in ihrem Leben arrangiert.
Es ist Junos Alltag, ihr Erleben in all ihren Rollen, in das Martina Hefter uns mitnimmt. Und uns dabei einiges um die Ohren fliegen lässt.
Allem voran unsere zunehmende Vereinsamung, bis zu dem Punkt, an dem ein „you look beautiful“ im Insta-Chat, geschrieben von einem graumelierten, gutaussehende, Arzt, Pilot, Offizier etc., größte Euphorie auslöst. Und ganze Leben in kürzester Zeit zerstört.
Juno macht sich einen Spaß daraus, diese Männer zu entlarven, ihnen klipp und klar zu sagen, dass sie weiß, was sie vorhaben. Männer, die ein Stück vom westlichen Leben möchten.
Sie thematisiert Kolonialisierung ebenso wie fehlenden, bezahlbaren Wohnraum in Deutschlands Städten; die Angst vor dem Alt werden; Care-Arbeit und was diese für die sie Leistenden bedeutet; die ungesicherte Situation der Kunstschaffenden.
Und sie zeigt ganz klar wie Social Media unseren Umgang miteinander verändert hat, dieser Raum, in dem jeder sein kann, wer er will, lügen kann, bis sich die berühmten Balken biegen - Juno genauso wie Benu.
Wie sich unser Lieben, unsere Vorstellung davon, dadurch verändert hat.
„Alles auf der Erde bestand aus Ausbeutungssystemen, es gab nichts, was einfach so, ohne einen Ausgleich getan wurde, ohne einen Zweck, der am Ende Geld abwarf.“
Dabei zeichnet die Autorin ihre Figuren so realistisch und glaubwürdig, dass man sich im Wohnzimmer einer Freundin wähnt. Sprachlich on top, garniert mit Einsprengseln aus Mytho- und Kosmologie, ist „Hey guten Morgen, wie geht es dir“ einer DER Romane des Jahres: Longlist, I see you! Große Klasse und allergrößte Lessempfehlung!
Juno ist Tänzerin und ihr Mann Jupiter ist an MS erkrankt. Tagsüber meistert sie einen Drahtseilakt zwischen ihrer Arbeit als Künstlerin und der Pflege ihres Mannes. Wenn sie nachts
nicht schlafen kann, chattet sie mit Love Scammern. Obgleich sie weiß, dass es sich nur um Betrüger handelt, die eigentlich nur an ihrem Geld interessiert sind. Vor allem mit Benu aus Nigeria plaudert sie lange.
Juno berichtet in einem sachlichen Ton, wenn sie ihren täglichen Alltag beschreibt. Nur beim Tanzen blitzen ihre Emotionen auf und man merkt ihre Begeisterung.
Es geht um Liebe, Einsamkeit, aber auch um das Thema älter werden und das Ganze wird dem Leser mit einer wunderschönen, poetischen Sprache nahegebracht.
Ein Roman, der mich einfach überzeugt hat.
Außergewöhnlich und richtig gut!
In einem klaren Schreibstil nimmt Martina Hefter uns mit in Junos Alltag und Gedanken. Es ist das Leben einer fünfzigjährigen Performancekünstlerin aus Leipzig, die ihren pflegebedürftigen Partner pflegt, sich mit Geldsorgen rumplagt, fasziniert von Astronomie ist und die nachts nicht schlafen kann. In dieser Zeit chattet sie mit sogenannten Love-Scammern, sogenannten Internetbetrügern, die einsamen Frauen die große Liebe vorgaukeln. Juno spielt dieses Spiel mit, führt die Männer selber mit Lügen an der Nase herum. Bis sie Benu aus Nigeria kennenlernt, zu dem sie eine besondere Beziehung aufbaut und tiefgründige Gespräche führt.
„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ ist nicht nur ein Buch, das sich mit einem ungewöhnlichen Cover abhebt, sondern auch inhaltlich einfach außergewöhnlich und dabei richtig gut ist! Der Roman nimmt die Situation einer pflegenden Angehörigen in den Fokus, die in ihrer Rolle als Pflegende zunehmend in eine depressive Phase abrutscht. Die Beziehung zu ihrem Partner Jupiter liest sich kaum als eine Liebes-, sondern vielmehr als eine reine Pflegebeziehung. In den Gesprächen mit Benu aus Nigera schafft sie einen Gegenpol zu ihrem pflegenden Alltag. Sie kommt Benu stetig näher, ist zugleich aber unsicher, was wahr und was gelogen ist.
Ich bin begeistert von diesem Buch, das tiefgründig und voller kluger Gedanken ist. Es geht um die Pflege, um Kunst, um das Älterwerden, um Beziehungen, um Astronomie, um Nigeria und Ausbeutung und eben auch um das „Anders“ sein. Es ist ein bunter Mix aus Themen, die Martina Hefter gekonnt miteinander verbindet.
Ich bin gespannt, mit wie vielen Buchpreisen Martina Hefter für diesen Roman ausgezeichnet wird. Ich bin mir sicher und drücke die Daumen, dass es einige sein werden.
Dieser Roman ist mal etwas Anderes. Die Handlung ist lustig-schön und traurig zugleich. Lustig-schön fand ich die nächtlichen Chats zwischen Juno und Benu. Es war interessant zu sehen, wie sich aus dem Scamming doch eine Art von Beziehung bzw. Freundschaft entwickelt hat. Spannend find ich auch, dass man bis zum Schluss nicht weiß, welche Absichten Benu wirklich hat und ob er nicht doch ein "normaler" Love-Scammer ist, der nur hinter Junos Geld her ist. Traurig sind die Erzählungen der Beziehung zwischen dem kranken Jupiter und Juno. Ihr Alltag ist doch sehr von der Krankheit gezeichnet.
Der Schreibstil ist etwas distanziert, was aber gut zur Handlung passt. Er kommt ohne große Details aus und lässt sich sehr gut lesen.
Das Cover finde ich übrigens sehr schön und passend ausgewählt!
Durch seine Platzierung auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und der interessanten Beschreibung, bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Ich wollte es lesen und wissen, was hinter dieser einzigartigen Idee steckt, die in der Beschreibung zu erkennen ist.
Eine Frau, Juno, die von niemandem mehr gefragt wird, wie es ihr überhaupt geht, die sich seit 15 Jahren um ihren körperlich beeinträchtigten Mann, Jupiter, kümmert und allen nur ihre Stärke zeigt, kann nicht mehr schlafen. Und so baut sie nachts eine Distanz zu ihrem alltäglichen Leben auf, indem sie mit Love-Scammern schreibt und Lügen über sich und ihr Leben erfindet. Sie gehe jeden Abend feiern, sie habe viele Liebhaber, sie sei ungebunden, solche Fantasien denkt sie sich aus, trifft dann jedoch auf einen Scammer, Beno, der sie durchschaut und den sie durchschaut. Es entsteht eine verworrene Beziehung zwischen ihnen, die Juno wieder näher zu sich und ihren Mann bringt.
Ein echt interessantes Buch, das den*die Leser*in zum Nachdenken anregt. Über Sehnsüchte und die Auswegslosigkeit eines Schicksals, aus dem du dich nicht mehr befreien kannst, weil es dein gesamtes Leben überragt. Ich mochte die Umsetzung all dieser Gedanken in Form dieser Scammer-Beziehungen sehr, weil sie ausgefallen und einzigartig und doch sehr leicht zu verstehen ist. Dass Juno durch all das Kümmern und Sorgen um ihren Mann sich selbst verloren hat und nicht mehr weiß, wer oder wie sie ist, wird dem Lesenden aufjeden Fall klar aufgezeigt und dass sie sich eigentlich tief in ihr drin ein anderes Leben wünscht, auch.
Trotz dessen wurde ich mit dem Schreibstil nicht so ganz warm und mir haben als Leser Informationen zum genauen Alltag der Protagonistin gefehlt. Denn für mich wirkte es irgendwie so, als würde sie ihren Mann den ganzen Tag allein in seinem Zimmer lassen und nichts mit ihm unternehmen, was ja aber nicht der Fall war, soweit ich das einschätzen kann. So war die Geschichte ein wenig undurchsichtig und so fiel es mir schwerer, die Protagonistin zu verstehen.
Mir hat aber gefallen, dass das offensichtliche Ende, das ich für diesen Roman vorausgesagt habe, nicht gestimmt hat. So kam nochmals gegen Ende eine Wendung in die Handlung.
Ein guter Roman über Sehnsucht und Liebe und den Wunsch, ein anderes Leben zu führen. Durch die einzigartige Handlung und eine authentische Atmosphäre, hat das Buch meiner Meinung nach aufjeden Fall seinen Platz in der Longlist verdient!
Ein außergewöhnlicher Roman, der sich mit vielen zum Nachdenken anregenden Themen beschäftigt. Juno, die ihr Geld als Performance Künstlerin verdient, kümmert sich um ihren an MS erkrankten Mann Jupiter. In den Nächten, in denen sie nicht schlafen kann, ist sie auf Datingplattformen unterwegs und chattet mit Scammern, die ihren Opfern Geld aus der Tasche ziehen wollen. Aber Juno durchschaut diese Masche. Auf diesem Weg trifft sie auf Benu, der in Afrika wohnt und etwas in ihr anstößt, was sie oft zum Nachdenken und Reflektieren bringt. Sie lässt zwar die Lesenden an ihren Gedanken teilhaben, nicht aber Benu oder Jupiter, ihren Mann. Ein gelungener Roman, der noch länger nachklingen wird und zu dem mir folgende Schlagworte einfallen: Tanz, Ballett, Außenseiter in der Jugend, Performance, Tattoos, Alltag, Dating, Hexen, Mythologie, Love- Skammer, Nigeria, Sternbilder, Leipzig, MS, Krankheit, szenische Beschreibung, Performance
Wow! Was für ein wunderbares leises aber gewaltiges Buch, absolut verständlich, dass es für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist.
Ich bin abgetaucht in die Welt von Juno, eine Performance Künstlerin, die sich um ihren MS kranken Ehemann kümmert und nachts nicht schlafen kann. Wenn sie nicht gerade hart trainiert, treibt sie Scherze mit sogenannten Scammern auf Instagram, bis sie auf Benu aus Nigeria trifft, der sie genauso durchschaut wie sie ihn.
Martina Hefters Schreibstil ist gradlinig und klar, aber auch poetisch. Obwohl in diesem Roman nicht wirklich Spektakuläres passiert, ausser das Leben selbst, streift es viele Themen, die einen nachdenklich stimmen: Krankheit, das Altern, Ausgrenzung, Rassismus, die Kolonialzeit und ihre Nachwirkungen bis heute...
Aber nie als mahnender Zeigefinger, sondern als Gedankensplitter.
Großartig auch die Namen der Protagonisten, die nach Gestirnen benannt sind; Planeten und Götter ziehen als roter Faden durch die Handlung.
Das Buch und ihre starke Protagonistin gingen mir direkt unter die Haut und ich werde wohl noch sehr lange an sie denken.
Ich gebe eine absolute Leseempfehlung!
Hey guten Morgen, wie geht es dir« ist ein tiefgehender Roman, aber so leichtfüßig wie eine Komödie. Ein Seiltanz der Emotionen und der Chat-Charakter nimmt den Leser mit auf eine Reise, bei der niemand weiß,, wie sie enden soll.
Dieses Buch ist etwas Besonderes! und kommt hoffentlich weit beim Deutschen Buchpreis.
Ich bin bisschen zwiegespalten, was das hier angeht. Zum einen war es ein tadelloses Buch, stilistisch, thematisch, usw. — andererseits hat mir irgendetwas gefehlt. Ich will jetzt nicht "der Plot" sagen, weil das wäre nicht fair - das Buch ist gut genug, um auch ohne eine nennenswerte Handlung auszukommen, aber manchmal wünscht man sich irgendeine Fließrichtung, damit man am Ende der Lektüre nicht dasteht und sich denkt „Ja, eh voll nett, aber… wieso?“.
Thematisch hat mich das Buch, wie schon oben erwähnt, durchaus abgeholt. Die Autorin spricht ein trotz allem funktionales Potpourri an (tabuisierten) Themen an: Altern (in Würde), was es einem abverlangt, einen schwerbehinderten Partner zu pflegen, Love-Scamming, Kolonialismus, Feminismus, das Präkariat der Kunstschaffenden, die für ihre Arbeit höchstens symbolisches Kapital bekommen, aber niemals wirklich finanziell gewürdigt werden.
Im Erforschen dieser Themen ist die Autorin höchst gekonnt vorgegangen, hat den oftmals nicht simplen Missständen immer die Komplexität eingeräumt, die diese in ihrer Betrachtung verdienen – weshalb ich im Grunde mit der Lektüre sehr zufrieden bin.
Ein paar Dinge bleiben allerdings (vermutlich gewollt) unklar: Wieso sind alle Charaktere scheinbar unerklärt nach Sternen(?) oder Figuren der griechischen Mythologie benannt? Zuerst habe ich die Vermutung angestellt, dass Juno das Buch, wie wir es zu lesen bekommen, als Theaterstück verfremdet und sich daher diese Namen ausgesucht hat - aber ich habe keine wirklichen Parallelen zum echten Jupiter und der echten Juno gesehen. Auch sind römische Bezeichnungen und griechische einfach gemeinsam aufgetreten? Wieso? Ich fand es im Grunde keinen schlechten Kunstgriff, dass alle Charaktere (selbst Fremde, so wie Benu und Cielo) nach Göttern aus ihren Kulturkreisen benannt waren, aber die Durchmischung der römischen und griechischen Namen hat mich wirklich verwirrt.
Was die Plotline mit Benu angeht, bin ich ebenfalls leicht konfus zurückgeblieben – vor allem vom Ende. Aber im Grunde fand ich ihren Verlauf überzeugend; dass Juno und Benu sich in ihrem wechselseitigen Spiel verstricken, und nicht mehr sagen konnten, was real war und was erlogen.
Fazit: Ein sehr solides Buch, das mich in seiner Plotlosigkeit nicht zu hundert Prozent überzeugen konnte, obwohl ich die Geschichte beim Lesen als äußerst kurzweilig und bereichernd empfunden habe.
„Sie war dieser Emoji mit dem gestrichelten Umriss.“
In „Hey guten Morgen wie geht es dir“ treffen Wirklichkeiten aufeinander. Oder prallen, besser gesagt, wie der Asteroid Melancholia im gleichnamigen Lieblingsfilm der Protagonistin auf die Erde.
Die Protagonistin, das ist Juno Isabella Flock, eine freischaffende Performance Künstlerin, die mit ihrem schwerkranken Partner Jupiter in Leipzig lebt. Jupiter ist die Schwerkraft in diesem poetischen Roman, oder vielleicht ist es auch seine Krankheit. Juno jedenfalls zieht ihre Kreise um ihn, lebt in der Wirklichkeit der pflegenden Angehörigen.
Nachts kann sie nicht schlafen, was niemanden wundern kann. Auf Instagram beantwortet sie dann manchmal die Nachrichten von Love Scammern, die in ihre DMs sliden und nach Junos Antworten auf dem Absatz wieder kehrtmachen. Bis Benu schreibt, ein junger Mann aus Nigeria. Zuerst tritt er als reicher Amerikaner auf, doch dann fällt seine Fassade und die beiden beginnen zu chatten, eine Art von Beziehung entspinnt sich. Die Wirklichkeit eines jungen Mannes in Nigeria. Einer alternden Frau in Deutschland. Einsamer Frauen überall auf der Welt, die für Liebe und Aufmerksamkeit jeden Preis bezahlen, vielleicht weil sie glauben, dass diese nur so für sie zu haben seien.
Es ist ein leiser Roman, den Martina Hefter geschrieben hat. Ein Buch, das einen in seinen Sog, seine Wirklichkeiten zieht, aber den Vorhang nicht ganz aufmacht. Wer sich auf dieses Erlebnis einlassen kann, wird bestimmt viel aus der Geschichte mitnehmen.
Martina Hefter nimmt uns in ihrem Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir? Mit in das Leben von Juno. Sie ist 50 Jahre alt und lebt zusammen mit ihrem pflegebedürftigen Partner in Leipzig. Sie sorgt sich um ihn, auch wenn sie ihm oft aus dem Weg geht. Viel Zeit verbringt sie beim täglichen Tanzen, denn das ist nicht nur ihre Leidenschaft, sondern auch womit sie ihr Geld verdient.
Nachts kann sie nicht schlafen und sucht daher im Internet nach Zerstreuung. Dort wird sie von sogenannten Scammern angeschrieben, die sie um ihr Geld betrügen wollen. Doch eines Tages lernt sie einen jungen Mann aus Nigeria kennen, mit dem sie mehr Zeit verbringt.
Der Roman erzählt von Junos Zerrissenheit zwischen ihrer Leidenschaft für das Tanzen, der Sorge um ihren Partner, ihrer Einsamkeit und Traurigkeit.
Eigentlich passiert nicht so viel in dem Buch, aber irgendwie auch doch wieder. Ich habe es super schnell und sehr gerne gelesen und wollte immer wissen wie es weitergeht.
Obwohl die Sprünge und Gedankengänge von Juno manchmal wirklich waghalsig waren, mag ich sie total gerne. Das Thema mit Krankheit des Partners und des Love Scammings ist sehr gut beschrieben. Auch die Zerissenheit und ihre Flucht vor sich selbst und ihrem Leben ist sehr eindringlich geschrieben.
Sehr empfehlenswert und hätte ich wahrscheinlich ohne die Longlist nicht auf dem Schirm gehabt.
Worum geht es ?
Juno und Jupiter leben in Leipzig. Juno heißt eigentlich Isabella Flock, ist Mitte fünfzig und Performancekünstlerin mit Schwerpunkt Tanz. Jupiter, Junos Mann, hat eine schwere Krankheit, wird von Juno versorgt und ist Schriftsteller. Mit den Einnahmen aus Junos Auftritten als Tänzerin und dem Pflegegeld für Jupiter kommen die beiden finanziell knapp über die Runden.
Juno ist schlaflos und vertreibt sich die Nächte zum Spaß mit Tinder. Hier gerät sie an den Love-Scammer Owen_Wilson223, ein 32jähriger Afrikaner, dessen richtiger Name Benu ist und der von Nigeria aus mit ihr chattet. Juno will zunächst "nur mit Benu spielen", sie nennt das "lügen nach Mitternacht". Aber der Chat wird bald persönlicher, auch wenn Juno nicht offenbart, wo sie wirklich wohnt und dass sie mit Jupiter verheiratet ist.
meine Meinung:
Dieser Roman hat mir sehr gefallen. Die erwartete Love-Scamming Geschichte, in der ältere, einsame Frauen von Betrügern, meistens von in Afrika in prekären Verhältnissen lebenden jungen Männern finanziell ausgebeutet werden, nimmt hier nicht den erwarteten Verlauf. Zum Einen ist Juno insofern kein typisches Opfer, vielmehr eine attraktive, durchtrainierte Tänzerin und finanziell weniger gut gestellt. Zum Anderen öffnet sich der junge Benu ihr gegenüber, indem er seine wahre wahre Identität preisgibt und zugibt, ein Love-Scammer zu sein.
Diese Gegenüberstellung zweier Leben, eines im "reichen" Deutschland, das andere im Entwicklungsland Nigeria, ist m. E. gelungen. Das Leben an so verschiedenen Orten dieser Welt ist für die Protagonisten schwierig, in Nigeria und in Deutschland. Hier wird nicht bloß eine "Sugar Mom" trifft auf "loverboy" Geschichte erzählt, anhand der die unbestreitbar ungerechte Diskrepanz der allgemeinen Lebensverhältnisse zwischen beiden Ländern verdeutlicht werden soll. Es geht um die Seelen zweier Menschen, die irgendwann eine Übereinstimmung finden, trotz der höchst unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten der beiden.
mythologischer und astronomischer Hintergrund:
Junos Kosmos ist Jupiter. Nicht zufällig steht der Name Jupiter in der römischen Mythologie für die oberste römische Gottheit, der Name seiner Gattin Juno für die höchst römische Göttin. Die Romanfigur Juno liebt die Astronomie, also die Sternenkunde, liebt das Weltall. Sie schaut nachts in den Sternenhimmel, ist fasziniert von Sternenbildern am Himmel, stellt sich vor, wie diese in Nigeria erscheinen mögen. Der Name Juno steht auch für einen Asteroiden, einer der größten des Asteroidengürtels.
Jupiter ist der größte Planet im Sonnensystem, versehen mit 95 Monden. Benu ist in der ägyptischen Mythologie ein altägyptischer Totengott, der als Purpurreiher neugeboren aus seinem Überwinterungsgebiet nach Ägypten zurückkehrt.
Fazit:
Was und ob das alles mit den Romanfiguren Juno, Benu und Jupiter zu tun hat, möge jeder, der sich jetzt für diesen Roman interessiert, selbst herausfinden. Es ist eine anrührend erzählte Geschichte um menschliche Beziehungen, die mich am Ende mit einem wehmütig, wohligen Gefühl zurückgelassen hat. Der Roman ist auf der Longlist 2024 des Deutschen Buchpreises und ich wünsche es der Autorin, dass sie es auch auf die Shortlist schafft.
5 Sterne, sehr lesenswert.
Der Roman lässt den Leser an der Ruhelosigkeit und Einsamkeit der Hauptfigur Juno teilhaben.
Laut Klappentext habe ich mehr „Unterhaltungswert“ erwartet, das Seelenleben von Juno ist allerdings eher düster mit manischem Verhalten.
Die Thematik der Love-Scammer fand ich gut recherchiert und interessant beleuchtet. Der moderne Schreibstil (gemischt mit Chat) hat mir gut gefallen. Die intensive Bezüge zum Sternenhimmel und zur Namensgebung der Götterwelt passen hervorragend zur Handlung und Positionierung der Charaktere - in tragischem Kontrast zur echten Lebenssituation derselben. Trotz aller Negativa in Junos und Jupiters Leben: Durchhalten, jede Phase geht vorüber und jede unglückliche Situation kann sich wieder mehr stabilisieren und zum Besseren wenden…… trotz der vielen unerfüllten Sehnsüchte, eine Hoffnung machende Geschichte.
„Sie beutete Benu aus, und es war dabei egal, ob er sie vielleicht ebenso noch immer auszubeuten versuchte. Eine Ausbeutung rechtfertigte nicht eine andere.“
Guten Morgen, wie geht es dir?
Und wie ging’s mir beim lesen? Gut, sehr gut, schlecht und sehr schlecht — aber im besten Sinne. Wie fühlt man sich, wenn jemand den Finger auf die Wunde drückt? Gut und schlecht.
Martina Hefter erzählt von Einsamkeit, der Herausforderung als Frau alt zu werden, Diskrimierung und wie verworren Gefühle mittendrin sind.
Es ist ein Ausschnitt aus dem Leben von Juno, die mich zum Lachen gebracht hat, mit der ich gern zusammen die Stuckplaneteten angeschaut hätte und der ich immer wieder sagen wollte, dass es okay ist. (Was ist okay? Leben und überfordert sein, Leben und keine Ahnung haben, Leben und Leben immer wieder verändern).
Denn mit jedem bisschen mehr von Juno wird vor allem klar, dass es keine guten Tipps gibt, kein „das hätte ich anders gemacht“ oder nichts was man sagen könnte. Was bleibt sind die Gefühle, die kurzen Ausflüge zu guten Momenten und die Aussicht auf was anderes, das es vielleicht gar nicht gibt. Bei jeder Grenze an die Juno stößt, bei jeder Lüge, die sie erzählt, lern ich sie besser kennen. Die Frau, die von anderen komisch genannt wurde, die Sorgen etwas nicht gut genug hinzubekommen, allein sein obwohl man augenscheinlich nicht allein ist und sich selbst immer wieder neu finden, auch wenn‘s schwer ist. Was für ein schrecklich-schöner Gedanke, dass das niemals aufhört.
Hefter findet einen schlauen und witzigen Weg das Leben darzustellen, nebensächlich auf Ausbeutung und Diskriminierung aufmerksam zu machen und mich beim lesen immer wieder mit der Nase drauf zu stoßen wie sehr wir all diese Bilder schon gewohnt sind. Und wie es an der ausbeuterischen, diskriminierenden Natur dieser Dinge trotz allem nichts ändert.
Das hier sollte normal sein.
Geschichten wie Junos sollten kein großes Ereignis, keinen Knall und nichts wahnwitziges brauchen um erzählt zu werden. Für mehr Normalität, für mehr Alltag, für mehr Kämpfe, die wir manchmal gar nicht sehen.
ein buch für alt und jung, super aktuell und trifft den Zahn der Zeit. Ein Buch über verschiedenste Arten der Liebe. Bedingungslose, freundschaftliche, kurzweilige und vor allem Selbst- Liebe.
"Hey guten Morgen, wie geht es dir?" von Martina Hefter ist ein vielschichtiger Roman voller Kontraste. Die Protagonistin Juno steht im Zentrum dieser Erzählung, die in kurzen, fast assoziativen Episoden erzählt wird – was für mich überraschend gut funktioniert hat. Ich habe ihn in einem Rutsch durchgelesen.
Tagsüber kümmert sich Juno liebevoll um ihren schwerkranken Ehemann Jupiter. Zusätzlich zu dieser Rolle als Partnerin und Pflegerin ist Juno Künstlerin, Schauspielerin und Tänzerin. Doch was den Roman besonders interessant macht, ist die Art, wie Hefter Junos nächtliche Eskapaden ins Internet schildert, wo sie mit Love-Scammern chattet. Diese Online-Kontakte geben Juno Raum zur Flucht und Freiheit. In diesen Gesprächen kann sie sämtliche Masken ablegen – oder neue aufsetzen. Sie lässt sich auf das perfide Spiel der Betrüger ein, nur um es auf den Kopf zu stellen. Denn anstatt Opfer zu sein, manipuliert sie selbst, belügt und verdreht die Wirklichkeit. Als sie online schließlich auf Benu trifft, einen Mann, der tatsächlich Interesse am Gespräch mit Juno hat, beginnt eine Beziehung auf Distanz, die Juno beständig dazu bringt, ihre Entscheidungen und Urteile zu hinterfragen.
Die Stärke des Romans liegt für mich in seiner Leichtigkeit, trotz der Schwere der Themen, die er behandelt. Liebe, Krankheit, Einsamkeit und die Suche nach einem selbstbestimmten Leben sind allgegenwärtig. Doch Hefter umgeht jedes Pathos und jedes Klischee. Ihr Stil ist nüchtern, fast lakonisch. Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht!
Von "Hey guten Morgen, wie geht es dir?" geht ein Zauber aus, den ich nicht ganz in Worte fassen kann. Das Buch ist, wie auch der Film, von dem es in vielen Kapiteln spricht, sehr melancholisch, ja sogar ein wenig trostlos. Dennoch sind da auch die hellen Momente, die einen verstehen lassen, warum die Protagonistin so weitermacht wie bisher.
Eine in die Jahre gekommene Tänzerin, die ihren rollstuhlfahrenden, schwerkranken Mann pflegt und beginnt, mit einem Lovescammer zu schreiben, ist so originell und vielversprechend, dass man sich kaum vorstellen kann, dass alles davon ausgedacht sein soll. Die autobiografischen Bezüge sind, wenn man sich mit der Autorin etwas auseinandersetzt, auch nicht abzustreiten. Kurzweilig und ehrlich geht es in dem Roman wohl um die kleinen Freuden im Leben, die uns euphorisch werden und weitermachen lassen. Aber es ist genauso ein Buch über das Altbekannt und den zerstörerischen Alltag, der uns zwar Sicherheit gibt, aber auch taub werden lässt.
Eine sehr schöne Story, mit einer guten Idee, die ich noch aus keinem anderen Roman kenne, ich mochte die Hauptfigur sehr, auch auch wie die Geschichte erzählt wurde. Zwischendrin hat mir ab und zu der Spannungsbogen erzählt, aber irgendwie passt es auch ein wenig zur Story, dass alle einfach so vor sich hin passiert.
Interessant. ich kann das jedem ans herz legen das Buch mal zu lesen. Es gehört zu den Büchern welches man im Leben gelesen haben muss.
Die Autorin schafft es sehr gut Gefühle zu erzeugen ohne sie konkret zu benennen .
Durch die Beschreibung der Situationen, kann man die Gefühle der Protagonistin erfassen und sich so noch besser in sie hineinversetzen.
Ein äußerst interessantes und wichtiges Thema wird hier bearbeitet und auch ganz Abseits davon, hat mir das Lesen des Buches viel Spaß gemacht.
Ich mochte die Geschichte von Juno und Jupiter sehr.
Juno ist eine unglaublich starke Frau.Sie meistert den Alltag mit ihrem chwerkranken Mann Jupiter.Juno ist immer respektvoll zu Jupiter und er kommt für sie an erster Stelle.Dann ist ihr noch ihr Tanzen als Performance Künstlerin wichtig.Juno und Jupiter sind beides Künstler und haben keine regelmäßigen Einnahmen.Oft ist das Geld knapp und dann gibt es wenig zu essen.Da wird dann auch schon Mal die Dame von der Pflegeversicherung angeflunkert, als die nachhakt,was Juno denn so kochen würde.Beide seien doch sehr mager.
Juno hat gerade eine schlaflose Phase.In der Zeit,in der sie wach liegt, chattet sie mit love scammern.Männer,die eine fremde Identität vorgaukeln,um die Frauen um Geld zu erleichtern.Juno macht sich daraus einen Spaß,die Männer ihrerseits an der Nase Rum zu führen.Sie trifft eines Tages auf Benu,enttarnt ihn und über viele Monate halten die beiden platonisch Kontakt.
Ich werde das Buch gerne weiterempfehlen und drücke die Daumen für den Buchpreis.
Ein so interessantes, ungewöhnliches Werk! Hefter erzählt von Juno, einer Frau mittleren Alters und deshalb auch begehrtes Opfer für Love Scammer aus aller Welt. Als ihr eines Tages Benu aus Nigeria schreibt, spielt sie ihm wie in ihren Stücken eine Rolle vor, eine sonderbare Beziehung entsteht. Sie versucht den Kontakt mit Benu um die Pflege ihres Partners zu gestalten, lässt ihn an ihrem Künstlerinnenleben teilhaben, schickt Fotos von ihren Tattoos und nutzt ihn als Ventil für impulsiven Gedanken.
Juno lebt wie in einer Inszenierung, ihr Körper als Ausdruck für Kunst und Performance, ihre Gedanken wie Prosa. Der abwechslungsreiche Erzählstil Hefters trägt einen förmlich durch die Erzählung. Trotz der vielen Themen, die angesprochen werden, wie Rassismus, die prekäre Situation für freie Kunstschaffende und die Herausforderungen für pflegende Angehörige, fühlt sich die Geschichte nicht unabgeschlossen an, sondern vermittelt subtile Denkanstöße.
Wahrlich außergewöhnlich erzählt und deshalb ein würdiger Kandidat für den deutschen Buchpreis!
𝑬𝒊𝒏𝒆 𝒕ä𝒏𝒛𝒆𝒓𝒊𝒔𝒄𝒉𝒆 𝑹𝒆𝒊𝒔𝒆 𝒅𝒖𝒓𝒄𝒉 𝑺𝒆𝒉𝒏𝒔𝒖𝒄𝒉𝒕 𝒖𝒏𝒅 𝑹𝒆𝒂𝒍𝒊𝒕ä𝒕: 𝑴𝒂𝒓𝒕𝒊𝒏𝒂 𝑯𝒆𝒇𝒕𝒆𝒓, 𝑯𝒆𝒚 𝒈𝒖𝒕𝒆𝒏 𝑴𝒐𝒓𝒈𝒆𝒏, 𝒘𝒊𝒆 𝒈𝒆𝒉𝒕 𝒆𝒔 𝑫𝒊𝒓? 𝑲𝒍𝒆𝒕𝒕-𝑪𝒐𝒕𝒕𝒂 𝑽𝒆𝒓𝒍𝒂𝒈, 2024
Martina Hefter entführt uns in ihrem neuesten Roman "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?" in eine Welt, die gleichermaßen von Alltagsrealität und poetischer Tiefe durchdrungen ist. Eine Welt, in der die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion verschwimmen, und in der die Protagonistin Juno auf der Suche nach sich selbst und der Essenz der Liebe ist.
Der Roman erzählt die Geschichte von Juno, einer Künstlerin über fünfzig, die in Leipzig lebt und tagsüber ihren an Multipler Sklerose erkrankten Ehemann Jupiter pflegt. Nachts, geplagt von Schlaflosigkeit und innerer Unruhe, taucht sie in die digitale Welt ein und chattet mit Love-Scammern – Männern, die mit gefälschten Profilen die große Liebe vorspiegeln, um letztlich nur Geld zu ergaunern. Doch Juno spielt ihr eigenes Spiel, entlarvt die Betrüger und hält ihnen den Spiegel ihrer eigenen Täuschungen vor.
Ein Tanz zwischen Realität und Virtualität
Juno ist eine vielschichtige Figur, deren Komplexität sich in ihren Handlungen und Gedanken widerspiegelt. Als Performancekünstlerin ist das Tanzen für sie mehr als nur Bewegung – es ist ein Akt der Selbstbefreiung, ein Moment, in dem sie die Erdanziehung hinter sich lässt und in höhere Sphären entschwebt. Dieses Bedürfnis nach Freiheit kollidiert jedoch mit ihrer Realität: der Pflege ihres schwerkranken Mannes Jupiter, dessen Zustand sich zunehmend verschlechtert.
Jupiter, benannt nach dem römischen Göttervater, ist ein Mann, der einst stark und lebensfroh war, nun aber von seiner Krankheit gezeichnet ist. Seine Figur steht für die Vergänglichkeit und die Herausforderungen, die das Leben mit sich bringt. Trotz seiner Schwäche bleibt er für Juno der Mittelpunkt ihres Lebens, ein Anker inmitten des Chaos.
Die nächtlichen Chats mit den Love-Scammern bieten Juno einen Ausweg aus ihrem Alltag. Hier kann sie in andere Rollen schlüpfen, Geschichten erfinden und mit Identitäten spielen. Besonders die Beziehung zu Benu, einem Scammer aus Nigeria, entwickelt eine eigene Dynamik. Obwohl sie weiß, dass er nicht der ist, der er vorgibt zu sein, entsteht zwischen ihnen eine Verbindung, die über die oberflächliche Täuschung hinausgeht. Es stellt sich die Frage: Wer betrügt hier eigentlich wen?
Atmosphärische Dichte und poetische Sprache
Martina Hefter gelingt es meisterhaft, eine Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in ihren Bann zieht. Die Beschreibungen von Leipzig, den nächtlichen Straßen, der Altbauwohnung mit knarrenden Dielen und hohen Decken, erzeugen ein lebendiges Bild vor dem inneren Auge. Die Stadt wird zum Spiegelbild von Junos innerem Zustand – mal melancholisch, mal pulsierend vor Energie.
Die Sprache des Romans ist poetisch und zugleich direkt. Hefter spielt mit Worten, lässt Sätze tanzen und schafft so einen Rhythmus, der den Leser förmlich durch die Seiten trägt. Subtile Ironie und leise Humor durchziehen den Text und verleihen ihm eine Leichtigkeit, die im Kontrast zu den schweren Themen steht.
Die Suche nach Identität und Sinn
Zentrales Thema des Romans ist die Frage nach Identität und Authentizität. Juno bewegt sich zwischen verschiedenen Welten und Rollen: Sie ist Ehefrau, Pflegerin, Künstlerin, nächtliche Chatpartnerin. In den Gesprächen mit den Scammern spiegelt sie nicht nur deren Täuschungen wider, sondern reflektiert auch über sich selbst und ihre eigenen Sehnsüchte.
Die digitalen Begegnungen dienen als Ventil für ihre unterdrückten Emotionen. Sie konstruiert Geschichten, erfindet exotische Orte und extravagante Lebensstile, raucht Geldscheine in der Badewanne und trinkt Likör – Bilder, die sowohl von Ironie als auch von tiefer liegenden Wünschen zeugen. Dabei stellt sich die Frage, ob die virtuelle Welt nicht ebenso real ist wie ihre alltägliche Realität.
Soziale Kommentare und subtile Kritik
Hefter nutzt die Handlung, um gesellschaftliche Themen zu beleuchten. Die Welt der Love-Scammer steht stellvertretend für die Oberflächlichkeit und Anonymität des Internets, in dem Identitäten leicht gefälscht und Emotionen instrumentalisiert werden können. Gleichzeitig zeigt sie die Einsamkeit und das Bedürfnis nach Verbindung, das viele Menschen in die digitale Welt treibt.
Die Krankheit Jupiters und Junos Rolle als Pflegerin werfen Fragen nach Verantwortung, Liebe und Selbstaufgabe auf. Wie viel kann ein Mensch geben, ohne sich selbst zu verlieren? Und wo liegt die Grenze zwischen Pflichtgefühl und dem Recht auf ein eigenes Leben?
Persönliche Eindrücke und Emotionen
Als Leser wird man unweigerlich in Junos Gefühlswelt hineingezogen. Ihre Zerrissenheit zwischen Pflicht und Freiheit, Liebe und Frustration ist spürbar und nachvollziehbar. Hefter schafft es, ihre Protagonistin so menschlich und nahbar zu gestalten, dass man mit ihr leidet, hofft und träumt.
Besonders berührend sind die Momente der Stille zwischen Juno und Jupiter. Kleine Gesten, Blicke und gemeinsame Erinnerungen zeigen die Tiefe ihrer Beziehung, trotz oder vielleicht gerade wegen der Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen.
Ein Spiegel der Gesellschaft
Der Roman ist nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern auch ein Spiegel unserer Zeit. Die Digitalisierung und die damit einhergehenden neuen Formen der Kommunikation und Täuschung werden kritisch beleuchtet. Gleichzeitig zeigt Hefter die universellen Themen von Liebe, Sehnsucht und dem Streben nach Sinn auf.
Die Figur des Benu aus Nigeria symbolisiert die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die trotz geografischer Distanz bestehen. Die Chats zwischen ihm und Juno sind geprägt von Missverständnissen, aber auch von Momenten echter Verbindung.
Empfehlung und Schlussgedanken
"Hey guten Morgen, wie geht es Dir?" ist ein tiefgründiger Roman, der durch seine poetische Sprache und die vielschichtigen Charaktere besticht. Martina Hefter gelingt es, schwere hemen mit Leichtigkeit und Humor zu verbinden, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Ein Roman, der lange nachhallt und einen die eigenen Beziehungen und Sehnsüchte reflektieren lässt. Ein Buch, das sowohl unterhält als auch bewegt – absolut lesenswert.
Hintergrund zur Autorin
Martina Hefter, geboren im Allgäu und seit 1997 in Leipzig lebend, ist eine vielseitige Künstlerin. Sie hat bereits mehrere Romane und Lyrikbände veröffentlicht und ist auch als Performancekünstlerin bekannt. Ihre Werke zeichnen sich durch eine Verbindung von Poesie und Alltagsrealität aus, was ihr eine einzigartige Stimme in der deutschsprachigen Literatur verleiht.
In Interviews betont sie oft, dass sie ihre eigene Biografie in ihre Werke einfließen lässt, ohne jedoch den Fokus vom Text auf die Autorin zu lenken. Dieser Roman ist ein Beispiel dafür, wie sie persönliche Erfahrungen in universelle Geschichten umwandelt, die viele Menschen berühren.
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"Hey guten Morgen, wie geht es dir?" geht von einer zunächst etwas irritierenden Ausgangslage aus. Die Performerin Juno chattet bewusst mit Love Scammern und erfindet sich im Spiel mit diesen Männern stetig neu, auch wenn sich ab und an ein kleines Stück der Wahrheit in ihren Antworten versteckt findet. Diese Ausweichhandlung ist aber nur der Einstieg in das spannende und dabei eher kalt geschilderte Leben von Juno und ihrem Mann Jupiter. Neben diesen bedeutungsvollen Namen und den therapeutischen Tätowierungen spielt auch die Performance-/Schauspiel- und Tanzkunst eine große Rolle im wechselhaften Leben zwischen der Bühne und der Pflege des schwer erkrankten Autoren an ihrer Seite. Stilistisch fallen besonders die wechselnde Distanz von der Erzählerin zur Protagonistin und natürlich die gut in den Text eingearbeiteten Chat-Sequenzen auf. Im Kern wird eine typische Außenseitergeschichte erzählt, welche von der Kindheit bis in die Gegenwart reicht. Wie der Titel andeutet sind die Chats mit Unbekannten ein oberflächlicher, ablenkender Smalltalk, ein bewusstes Spiel mit Selbstdarstellungen und Erwartungshaltungen. Juno füllt damit eine innere Leere, eine Hoffnungslosigkeit und kehrt daher auch immer wieder zu dem Katastrophenfilm Melancholia als unsichtbarem Soundtrack des Romans zurück. Am Ende wird die Hoffnung auf eine stabile aber vermutlich auch begrenzte Phase erweckt. Entgegen dem ersten Eindruck entwickelt der Roman eine fesselnde Wirkung, welche vor allem durch die Sprache und die Verbalisierung künstlerischer Arbeit erreicht wird, nicht durch Emotionalisierung und Identifikation des Lesers mit den handelnden Figuren. Der Handlungsrahmen wie die Kernaussage bleiben dabei vage und ein starker Schlusspunkt fehlt, aber insgesamt ist Martina Hefters Roman angenehm eigenwillig gestaltet und ein Kommentar zu gegenwärtigen Alltäglichkeiten des 21 Jahrhunderts.
Die Geschichte rund um Juno, die sich nachts mit Schlaflosigkeit herumplagt und deshalb mit Love-Scammern austauscht, ist so klug, leise und originell erzählt, dass man beim Lesen innehalten und jeden einzelnen Satz in sich einsaugen möchte.
Juno, tagsüber Performance-Künstlerin und pflegende Ehefrau, flüchtet sich nachts in die Welt der Instagram-Chats mit sogenannten Love-Scammern, der modernen Version der Heiratsschwindler, die emotional vulnerablen Frauen die große Liebe vorgaukeln, nur um sie am Ende finanziell auszunutzen. Doch Juno lässt sich nicht aus Naivität auf diese Art der Kontaktaufnahme ein, sondern dreht den Spieß um: Anstatt von den Männern ausgenutzt zu werden, spielt sie das Spiel mit. Was als Ablenkung von ihrem belastenden Alltag beginnt, führt jedoch bald dazu, dass sie sich auf eine besondere Art mit einem der Männer, Benu aus Nigeria, verbunden fühlt. Und plötzlich steht die Frage im Raum: Wer manipuliert hier eigentlich wen?
Das Buch behandelt allerdings nicht nur das Phänomen des Love-Scamming, sondern greift auch andere bedeutende Themen wie Rassismus, kulturelle Unterschiede, das Zusammenleben mit einem schwerkranken Angehörigen und die Herausforderungen des Älterwerdens auf. Vor allem die authentische Darstellung der Pflege des Lebenspartners ist berührend und bringt eine wichtige Perspektive in den Roman.
Martina Hefters Schreibstil ist dabei eigenwillig und außergewöhnlich – mir hat er sehr zugesagt. Ich habe das Buch Seite für Seite genossen und drücke die Daumen für den Sieg beim Deutschen Buchpreis! 🤞
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung ☺️
💬Guten Morgen, wie geht es dir?💬
von Martina Hefter aus dem Klett-Cotta Verlag
ℹ️Inhalt
Juno hilft tagsüber ihrem kranken Mann und flüchtet nachts ins Internet, wo sie mit Love-Scammern chattet. Diese Gespräche geben ihr das Gefühl von Freiheit, da sie dort lügen und Rollen spielen kann, im Gegensatz zu ihrem belastenden Alltag. Eine besondere Verbindung entsteht, als sie auf Benu trifft, der ihre Täuschungen durchschaut.
💭Rezension
Martina Hefter hat mich wirklich überrascht und beeindruckt mit diesem Roman. Juno, die tagsüber ihren schwerkranken Mann pflegt und nachts mit Love-Scammern - besonders Benu - im Internet chattet, ist eine vielschichtige und zutiefst menschliche Protagonistin. Einerseits den Alltag und die damit zusammenhängenden (lästigen und ermüdenden) Verpflichtungen akzeptierend und sogar verteidigend und andererseits dem Alltag entfliehend durch Lügengeschichten und dem ständigen Abgleichen des Lebens mit dem Film Melancholia drückt sich Juno durchs Leben.🪐🌙
Sie scheint bei zwei Dingen Freiheit zu empfinden: Tanzen und oberflächliche Chats mit Benu.💬🩰
Besonders spannend fand ich die Frage, die der Roman aufwirft: Wie ehrlich sind wir zu uns selbst, wenn wir lügen? Junos Doppelleben spiegelt ihre Sehnsucht nach einem Leben jenseits der ständigen Verantwortung wider. Gleichzeitig bleibt immer die Unsicherheit, ob sie dabei nicht vor allem sich selbst täuscht.🤔
Die Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten in Junos Berichten macht den Text allerdings nicht wahllos oder oberflächlich. Vielmehr kommt alles in Bewegung und bleibt auch, um in Bildern zu sprechen, wie das Hefter auch tut, wie ein tänzerisches Spiel oder sich ständig umkreisende Planeten. 👽
Was ich an diesem Buch besonders schätze, ist die Leichtigkeit, mit der schwere Themen wie Liebe, Sehnsucht und Selbstbetrug Platz finden. Es fühlt sich oft wie eine Komödie an, und doch schwingen die ernsten Themen mit. Die Balance zwischen diesen beiden Welten – der Leichtigkeit und der Tiefe – ist perfekt gelungen.👏🏼
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Belletristik, Historische Romane