Sobald wir angekommen sind

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Erscheinungstermin 24.07.2024 | Archivierungsdatum 31.08.2024

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Zum Inhalt

Ben Oppenheim balanciert zwischen Ex-Frau, zwei Kindern und seiner Liebe zu Julia. Er hat Rückenschmerzen und Geldsorgen, aber was ihn wirklich ängstigt, ist der Krieg in Osteuropa. Getrieben vom jüdischen Fluchtinstinkt steigt er eines Morgens kurzerhand in ein Flugzeug nach Brasilien. Mitsamt Ex-Frau und Kindern, aber ohne Julia. Im Krisenmodus läuft Ben zur Hochform auf. Nur der Atomkrieg lässt auf sich warten. Ben dämmert, dass er sich ändern muss, wenn sich etwas ändern soll.

Ben Oppenheim balanciert zwischen Ex-Frau, zwei Kindern und seiner Liebe zu Julia. Er hat Rückenschmerzen und Geldsorgen, aber was ihn wirklich ängstigt, ist der Krieg in Osteuropa. Getrieben vom...


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Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783257073157
PREIS 25,00 € (EUR)
SEITEN 288

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Die Leiden des Ben Oppenheim

Sobald wir angekommen sind ist ein Roman eines Filmemachers und der nutzt auch filmische Elemente. Die Dialoge sind ausgezeichnet. Das Buch wirkt locker wie eine deutsche Filmkomödie, wenn auch mit tragischkomischen Momenten.
Ben Oppenheim ist ein Schweizer Jude, der als Schriftsteller und Drehbuchautor mehr von früheren Ruhm zehrt. Von seiner Frau Marina ist er geschieden, aber da die Situation mit 2 Kindern nicht einfach ist, leben sie noch zusammen. Ben hat aber mit Julia eine neue Freundin.
Beunruhigt vom Krieg in Osteuropa fliehen Ben und Marina mit den Kindern panikartig nach Brasilien, wie es einst Stefan Zweig tat, über den Ben recherchiert und schreibt.
Immer wieder gibt es Annäherungen von Ben zu Martina, dann wieder driften sie gefühlsmäßig auseinander. Ben ist eigentlich ständig in Selbstzweifeln. Mal ist sein Selbstbewusstsein angekratzt, dann wieder wirkt er überheblich.
Es gibt viele komische, sogar witzige Episoden. Das Buch ist sehr unterhaltend und geradezu ein Meisterwerk der Ironie.

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Ben, der Anti-Held

Ben Oppenheim ist eher Anti-Held denn strahlender Sieger. Er ist liebenswert verpeilt, sieht sich immer in der Opferrolle und entzaubert sich dabei immer wieder selbst. Julia ist seine Freundin, seine Geliebte, auch wenn er noch mit Marina verheiratet ist und trotz Trennung mit den beiden Kindern überwiegend in der gemeinsamen Wohnung in Zürich lebt. Für zwei Wohnungen fehlt schlichtweg das nötige Kleingeld. Er lebt vom Schreiben, seit seinem letzten Roman ist jedoch schon einige Zeit verstrichen. Ach ja, Jude ist er auch und als solcher sieht er sich dem nahenden Krieg hilflos ausgeliefert. Nichts wie weg, auch Marina ist dieser Ansicht. Kurzentschlossen kauft sie für die Kinder, für Ben und für sich selbst Flugtickets. Schon heute geht es gen Brasilien. Dabei ist ihm, dem Schriftsteller, Stefan Zweig ein leuchtendes Vorbild, wenngleich er nicht wie dieser im Exil in Petrópolis landet, sondern im nördlich davon gelegenen Recife.

Ben wandelt auf Stefan Zweigs Spuren – was will ein Schriftsteller mehr. Wenn ihm dabei nicht ständig das profane Leben dazwischenkommen würde. Außerdem ist er hin- und hergerissen zwischen seiner Noch-Ehefrau und seiner Geliebten. Er lechzt nach Anerkennung, setzt dabei Prioritäten, die sich viel zu oft als falsch gesetzt erweisen.

Das Buch ist ein Quell aus köstlichen Dialogen, nicht immer witzig für Ben, eher für Außenstehende, für die Leser. Der drohende Atomkrieg ist Thema, genau so das Judentum an sich, wenngleich Ben hier mit allzu großen Wissenslücken glänzt. Sein dominanter Vater, seine kaputte Ehe und die damit einhergehenden prekären Wohnverhältnisse machen seine Situation nicht gerade angenehmer. Und da ist noch Julia, die er zurückgelassen hat. Ben ist ein Getriebener seiner selbst.

„Sobald wir angekommen sind“ ist amüsant zu lesen, das Buch ist trotz des aus Bens Sicht beängstigendem Hintergrundes launig erzählt. Ein gar kurzweiliger, ein vergnüglicher Lesespaß.

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Überzeugende Dialoge, tiefgehende Gedankengänge
Das Cover spielt auf Stadt und tropischer Natur in Brasilien an – ein wenig Dschungel mit Blick auf eine Großstadt im Hintergrund – passend zum Buchinhalt wie bei Stefan Zweig. Die Hauptfigur Ben Oppenheim aus Zürich, ca. 50 Jahre alt, erzählt von seinen verschiedenen Nöten und Ängsten, auch hinsichtlich eines 3. Weltkriegs. Diesem will er als Jude rechtzeitig genug entfliehen wie damals Stefan Zweig, den er als jüdischen Schriftsteller verehrt. Wie dieser sucht er Ruhe und Sicherheit vor weltbewegenden politischen Kampfansagen aus dem Osten Europas - nicht in Petrópolis, sondern in Orlando, Recife. Ben reflektiert viel über seine Familie incl. Stammbaum, über seine kaputte Ehe mit Marina nach dem Nestprinzip, über das Judentum generell und über das brasilianische Exil von Stefan Zweig. Seine eigenen Arbeiten verknüpft er mit der Emigration des Literaten – vielleicht aus historischer Verpflichtung gegenüber dem Holocaust etc. Benns klare, romantisierte Vorstellung von Petrópolis wird schließlich entzaubert wie auch sein besonderes Verhältnis zu Julia, seiner jüngeren Geliebten. Die Selbstfindung und Klärung der Scheidungsproblematik wird durch räumliche Veränderung forciert. „Wir wollten frei sein und ungebunden. Wieso haben wir ein Leben gewählt, das nie unseres war?“
Die subtile, filigrane Hinführung im Schreibstil gefällt durch kreative, realistische Dialoge und Gedankengänge. Überhaupt wirkt das ganze Szenarium rund um die Ehekrise und das Judentum mit seinen Rassenmerkmalen, ständigen, tiefverwurzelten Ängsten und häufiger Flucht nachvollziehbar und überzeugend. „Nicht das Land, nein, die Tradition ist des Juden Heimat.“

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Zum Inhalt:
Ben und Marina sind getrennt, kümmern sich aber regelmäßig um die beiden Kinder im Nestprinzip und Ben liebt seine Freundin Julia. Ben ängstigt sich über den Krieg in Osteuropa, ist gesundheitlich nicht fit und hat Geldsorgen. Eines Tages flüchten Marina und Ben mit den Kindern nach Brasilien, Julia bleibt zurück.
Meine Meinung:
Die Geschichte hat was. Gerade Ben ist als Protagonist in seiner Art irgendwie verschroben aber dadurch auch irgendwie liebenswert. Man fragt sich auch, wie man wohl als Freundin damit umgeht, wenn der Freund mit Kindern und getrennter Frau in ein weit entferntes Land flieht ohne einen in Kenntnis zu setzen oder gar mitzunehmen. Ben und Marina sind immer wieder hin und her gerissen zwischen Trennung oder möglichem Neubeginn. Ben reflektiert immer wieder sein Leben, kommt aber nie so wirklichen vom Fleck, weiß aber dass er etwas ändern muss. Das Buch ist äußerst unterhaltsam, auch wenn man mitunter den Faden verliert, weil die Geschichte schon auch sehr springt, insgesamt aber gute Unterhaltung ist.
Fazit:
Unterhaltsam

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“Sobald wir angekommen sind” von Micha Lewinsky ist eines der Bücher, bei dem ich nach dem Lesen nicht so recht einordnen kann, ob es mir gefällt oder nicht. Es hat mich ambivalent zurückgelassen, insbeondere aufgrund des wahrlich interessanten Protagonisten Ben Oppenheim.
Ben ist Jude, jedoch nicht sonderlich gläubig, Stefan-Zweig-Fanboy und in meinem Augen unheimlich unsympathisch durch seine Unentschiedenheit und Selbstbezogenheit, durch seinen Wankelmut. Er ist ein Opportunist. Eine spannende Mischung, wobei mir die im Klappentext angedeutete Änderungseinsicht im Buch nicht aufgefallen ist, vielleicht hätte mich das mit ihm versöhnt... Man muss Ben nicht mögen, um den subtilen Humor des Autors zu spüren. Das hat mir gut gefallen und ich beim Buch gehalten. Sprache und Schreibstil harominierten gut und zeichnen ein Setting, das sich auch durch ernste Töne und der Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte auszeichnet. Nebencharaktere blieben mir teils zu eintönig, insbesondere Marina hätte ich mir facettenreicher gewünscht - anbdererseits spiegelt dies, wie Ben sie wahrnimmt, was wiederum an Bens Charaterzeichnung teilhat.
Micha Lewinsky baut einen guten Spannungsbogen, der mich das Buch hat beenden lassen - ich wollte dann doch immer wiessen, wie es weiter geht - nicht ums Bens Willen, sondern wegen der Menschen um ihn herum.

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Ben Oppenheimer ist Jude. Klar, dass der Fluchtinstinkt bei ihm geschichtlich bedingt ist. So macht er sich aus Angst vor dem 3. Weltkrieg mit seiner Ex-Frau, den beiden Kindern, jedoch ohne seine Geliebte, auf nach Brasilien. Dorthin, wo sich seinerzeit auch Stefan Zweig in die Emigration begab.
Ben ist ein Looser_Typ. Erfolgloser Drehbuchautor, emotional zwischen Ehefrau und Geliebten hin und her gerissen. Ängste dominieren sein Leben, ebenso ein ausgeprägter Narzissmus und – es muss erwähnt werden – sein Penis. Auch wenn ich mich nicht mit ihm verbinden konnte und immer wieder mit verdrehten Augen den Kopf über ihn geschüttelt habe, hat er mich zum Lachen gebracht. Und das fast auf jeder Seite. Überhaupt ist dieser tragikkomische Humor die große Stärke des Buches.
Themen wie soziale Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung, Nato-Ost-Erweiterung und Krieg werden behandelt, was dem Buch eine gewisse Aktualität verleiht.
Die Sprache ist lebendig, anregend und kommt ohne kitschige Formulierungen aus. Man merkt sofort, dass hier ein Autor am Werk war, der sein Handwerk versteht. Bleibt zu hoffen, dass da noch mehr kommt.

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Als Stadtneurotiker ist Ben Oppenheim, der Protagonist in Micha Lewinskys Roman "Sobald wir angekommen sind" ein naher Verwandter der Figuren aus Woody Allan-Filmen - voller Unsicherheiten, Selbstmitleid, erotischen Verwirrungen und innerer Nabelschau. Allerdings nicht im hektischen New York, sondern im vergleichsweise beschaulichem Zürich. Doch was heißt schon beschaulich? Von Noch-Ehefrau Marina lebt Drehbuchuchautor Ben getrennt, bei seiner neuen Freundin Julia ist der kleine Sohn offen feindselig eingestellt, und in Europa herrscht Krieg.

Zwar sind weder Ben noch Marina religiös, Sohn Moritz ist noch nicht mal beschnitten und eine Synagoge haben die Kinder auch noch nicht von innen gesehen - aber das Thema Jüdischkeit und Identitä, Zugehörigkeit und die stets unterschwellige Angst, Opfer von Gewalt zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, allerdings auf durchaus selbstironische Weise.

Denn all die Streitereien um die finanzielle Regelung der bevorstehenden Scheidung sind plötzlich vergessen, als Marina in den frühen Morgenstunden samt Kindern im Taxi vor Bens Atelier auftaucht, mit Flugtickets nach Recife. Mit einer neuen russisch-ukrainischen Eskalation könnte ein Atomschlag folgen, also nichts wie weg!

Damit sieht sich Ben plötzlich in einer Tradition: "Wenn in Regensburg die Schwaben an die Tür klopften, in Odessa die Kosaken oder in Warschau die Nazis, dann stellte sich immer dieselbe Frage: Fliehen oder Kämpfen? Einige Juden mochten sich in der Vergangenheit entschieden haben, zu bleiben und sich zur Wehr zu setzen. In der genetischen Auslese hatten diejenigen, die rasch flohen, meist die besseren Karten gehabt. Und so war Ben eben nicht einfach nur ein singulärer Feigling, der die Beine unter den Arm nahm, sobald er Gefahr witterte. Er war Kind, Enkel und Urenkel von erfolgreich Geflüchteten."

Brasilien als Fluchtort, das ist zwar einerseits der erste verfügbare Flug gewesen. Für Ben, der sich seit Jahren mit dem Autor Stefan Zweig beschäftigt, aber auch eine Möglichkeit, sich dem literarischen Vorbild anzunähern. Nur dass das selbstgewählte Exil ein instagramtauglicher Touristenort ist, gefällt Ben weniger. Seine emotionale Verwirrung hält auch in Brasilien an - soll er einen neuen Versuch mit Marina wagen? Was hält er von Julias Idee, ebenfalls nach Brasilien zu kommen? Und wie kann er das Leben in der vielleicht neuen Heimat überhaupt finanzieren?

Zwischen Selbstmitleid, Weltschmerz und Liebessehnsucht befindet sich Ben auf einer emotionalen Achterbahnfahrt. Dass Autor Lewinsky Drehbuchautor ist, merkt man dem bildhaft geschriebenen Roman durchaus an. Zwischen Hoffen und Scheitern ist dieser tragikomische Roman bei allem ernsten Hintergrund ausgesprochen unterhaltsam.

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Kurzmeinung: Der Autor hat gute Anlagen - wenn er weiter schreibt, werden wir wieder gute jüdische Satire bekommen.
JÜDISCHER FLUCHTREFLEX
Micha Lewinsky hat jüdische Wurzeln, nur deshalb kann er es sich erlauben, sich über das Jüdischsein lustig zu machen. Sein Antiheld nennt sich Ben Oppenheim und ist ein hypochondrischer, selbstbezogener, verschlampeter Hallodri, der sich quasi über alles selbst belügt, sich also, trotz krasser Gegenbeweise, für einen tollen Hecht hält. Quasi stündlich ändert er seine Meinung und strapaziert damit seine Umwelt und die Leserschaft. In seinem Leben bekommt er rein gar nichts auf die Kette, das muss er auch nicht, da begüterte Eltern als Sicherheitsnetz fungieren.
„Sobald wir angekommen sind“ rangiert unter tpyischem jüdischen Humor, alldiweil auch diverse jüdische Witze erzählt werden. Jüdischer Witz geht immer haarscharf am gerade noch Erträglichen vorbei und manchmal über das Sagbare hinaus.
Der überspannte Ben, der seine Ehe in den Sand gesetzt hat, schiebt es auf den generationenlang erlernten und vererbten Fluchtreflex, als er Hals über Kopf wegs ein paar schlechter Schlagzeilen in den News in heller Panik Zürich verlässt und quasi „als Flüchtling“ nach Brasilien fliegt, innert einer Stunde oder so sind sie alle weg. Ex-Frau, Kinder, er. Zurück bleibt eine Geliebte und ihr vierjähriger Sohn, der sehr gern „und dann bist du tot“ mit ihm spielte. Selber schuld, wenn sie die Zeichen der Zeit nicht erkennen und in Zürich bleiben. Aber als seine Freundin Julia mit dem Kind nachkommen will, blockt er ab. Als sie den Wunsch, ihm nachzureisen, dann zu früh aufgibt, ist er beleidigt. Sie schätzt ihn also nicht genug, um um ihn zu kämpfen.

Der Kommentar und das Leseerlebnis:
Ich mag Antihelden. Aber tumbe Toren mag ich nicht. Ich mag Kishon als gewitzten Satiriker und mag, wohl dosiert, Charles Lewinsky als großen Erzähler Mag ich auch Micha Lewinsky als Autor?
„Sobald wir angekommen sind“ knüpft eher an Kishons Satire an als an Vater Lewinskys Erzählungen. Ich mag Micha Lewinskys Buch ein bisschen. Zu laut auf die Kacke gehauen für meinen Geschmack. Ben hat mich zuerst amüsiert, dann nur noch genervt. Hypersensibel, wenn es um ihn selber geht, unsensibel, wenn es um die Bedürfnisse anderer geht. Es gibt freilich solche Menschen. Man mache einen Bogen um sie!

Fazit: Amüsant. Am Schluss fehlt etwas Pfiff und Pfeffer.

Kategorie: Satire
Verlag: Diogenes, 2024

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Wann ist man angekommen?

Ben Oppenheim lebt in seiner eigenen Bubble. Der Roman erzählt aus der Sichtweise von Ben von seinen privaten und beruflichen Problemen, Geldsorgen und der Angst vor Krieg. Dies führt so weit, dass er sich mit seiner Ex-Frau und den Kindern in einer Nacht und Nebel Aktion nach Brasilien begibt und dort neustarten möchte. Der befürchtete Krieg tritt doch nicht ein und die erste Zeit in Brasilien gestaltet sich anders als erwartet, zuerst fühlt es sich wie Urlaub an, aber bald schon spürt man den Drang nach Veränderung. Ben macht eine enorme Entwicklung durch. Einerseits hat er viel Zeit zum Nachdenken und lässt die Leser*innen auch an seinen Gedanken teilhaben, mal pessimistisch, mal zukunftsorientiert, dann wieder utopisch oder planlos, aber immer mit einer gewissen Brise an Humor und Selbstironie. Die Familiendynamik beginnt sich zu verändern, nachdem sie wieder gemeinsam Zeit und Raum teilen und die Affäre auch weit weg und gar nicht mehr so interessant erscheint. Auch wenn gewisse Aktionen von Ben übereilt oder für Außenstehende übertrieben erscheinen, so sind sie dennoch mit seiner Vorgeschichte nachvollziehbar.
Die Frage, die sich aus dem Titel ableitet, wann ist man angekommen - bleibt zur Interpretation offen. Auch das gefällt mir sehr gut.

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Antiheldentum. Das ist der rote Faden, der sich durch Micha Lewinskys ersten Roman "Sobald wir angekommen sind" zieht. Lewinskys Antiheld Ben ist beherrscht von dem Gedanken, was sein Tun und Lassen bewirken könnte. Und stets fürchtet er irgendwelche Konsequenzen, was ihn zu einem unentschlossenen Zeitgenossen macht. Zumeist ist er jemand, der auf die Handlungen der anderen reagiert, sich nicht festlegen mag, keine Position bezieht. Das einzige, was ihn in seiner Identität bestärkt ist, dass er als Jude gewappnet sein und ständig auf irgendeine Flucht vorbereitet sein muss. Und es gibt einen Fluchtanlass: Den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Befürchtung, dass dieser Krieg sich ausweiten und zu einem atomaren Schlagabtausch führen könne, man auch in der Schweiz nicht mehr sicher sei. Zwar vorher getrennt von seiner Frau, aber immer noch in der gemeinsamen Wohnung zusammenlebend mit ihr und den beiden Kindern, beschließt die Familie nach Brasilien auszuwandern (wobei die Initiative nicht von Ben sondern von seiner Ex-Frau ausgeht). Ben ist Drehbuchautor, hat einen vor Jahren gut besprochenen Roman geschrieben und arbeitet zu 'Stefan Zweigs Zeit inkl. dessen Suizid in Brasilien, weshalb ihm genau dieses Fluchtziel als sehr geeignet erscheint, um sich erneut wieder ins Gespräch zu bringen. Gleichzeitig flieht Ben aber auch vor seiner Geliebten Julia, die er zurücklässt, und damit auch vor einer wichtigen Lebensentscheidung. In Brasilien scheitern Bens Versuche, Männlichkeit zu zeigen, Julia seine trotz der Distanz fortbestehende Liebe immer wieder zu verdeutlichen, seine Ex-Frau zurückzugewinnen, immer wieder. Ben gibt das Bild eines Mannes auf der Suche nach einer selbstbewussten, eigenen Identität ab; als einziges Identitätsangebot scheint sein Jüdischsein herhalten zu müssen; seine Kränklichkeit schützt ihn vor selbstbewusster Verantwortungsübernahme; als Leser:in möchte man Ben über das gesamte Buch hinweg an die Hand und besser noch an die Brust nehmen. Das Buch ist wie ein Film, bildmächtig und nie langweilig. Ben ist als Figur zwar überzeichnet, aber durchaus in sich stimmig ausgestaltet, nur so manche Reaktion der 'Mitwelt' auf Ben finde ich nicht ganz so nachvollziehbar und etwas konstruiert. Gut lesbar. Hat mir einige Schmunzler abgerungen.

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Literatur

 Ein Woody Allen in Zürich: „Sobald wir angekommen sind“

03.09.2024, 13:23 Uhr • Lesezeit: 6 Minuten

Von Uwe Sauerwein

Berlin. Micha Lewinsky beschreibt den jüdischen Fluchtinstinkt hinreißend komisch aus der Sicht eines Schweizer Stadtneurotikers.

Stell Dir vor, es ist Krieg – und Du weißt nicht, wohin. Ben Oppenheim hat sich frühzeitig Gedanken gemacht, er führt das auf seinen jüdischen Fluchtinstinkt zurück. Der große Luftschutzkeller vor der Haustür kommt für seine Frau Marina nicht in Frage. Am besten also raus aus Europa. Israel? Ist selbst ein ewiger Krisenherd, außerdem regieren dort Fanatiker. Amerika? Wäre im Fall eines Atomkriegs ebenfalls ein Angriffsziel. Australien? Zu weit weg. Afrika? Zu unsicher. Bleibt nur noch Südamerika: Brasilien. Nicht zufällig Fluchtpunkt und letzte Lebensstation von Bens großem Schriftsteller-Vorbild, Stefan Zweig.

„Sobald wir angekommen sind“ heißt der Roman von Micha Lewinsky. Der Titel lässt erahnen, dass dieses Buch vom Weggehen handelt und von den Schwierigkeiten, an einem anderen Ort Fuß zu fassen. Ein klassisches jüdisches Thema also, mit ernstem Hintergrund, aber viel Selbstironie. Benjamin Oppenheim, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist das Paradebeispiel des hypochondrischen wie egozentrischen Stadtneurotikers. Ein Woody Allen in Zürich.

Zürich? Ja, Zürich! Die Fluchtpläne werden nicht in Hitler-Deutschland oder Europa im Zweiten Weltkrieg geschmiedet. Sondern heute, in der neutralen Schweiz, traditionelles Exil für Verfolgte. Doch was nützt die schönste Neutralität, wenn man die Strahlen eines Atomkriegs abbekommt. Was mit Putins Überfall auf die Ukraine wieder wahrscheinlich geworden ist. Darüber sind sich Ben und Marina einig.

Das aber ist so ziemlich das einzige, worüber die beiden einer Meinung sind. Denn ihre Ehe darf man als vorläufig gescheitert betrachten. Vorläufig, weil die vierköpfige Familie trotz Trennung in der gemeinsamen Wohnung lebt. Ben und Marina schlafen im selben Bett, wenn auch abwechselnd. Eine zweite Wohnung zu mieten, das überfordert in dieser Stadt sogar besser Verdienende. Bens gut betuchter Vater könnte ihnen ja unter die Arme greifen. Zuvor müsste er ihm jedoch erstmal verklickern, dass seine Ehe in die Brüche geht.

Lewinsky? Bei diesem Namen mögen viele zuerst an Erfolgsautor Charles Lewinsky („Melnitz“, „Rauch und Schall“) denken. Sein Sohn Micha, Jahrgang 1972, arbeitet vor allem als Drehbuchautor und Filmregisseur. Auszeichnungen für seine Kino-Arbeiten liegen schon einige Jahre zurück. Nach einem Kinderbuch „Holly im Himmel“ legt er nun seinen ersten Roman für Erwachsene vor.

Der Sohn erweist sich als der härteste Gegenspieler

Benjamin Oppenheim, sein Antiheld, ist Drehbuchautor und Schriftsteller, auch seine Erfolge liegen lange zurück. Sein geplantes Filmprojekt über Zweig und dessen letzten Monate im brasilianischen Petrópolis stößt bei den Produzenten auf kaum verhohlene Ablehnung, junge und diverse Konkurrenz zieht an dem knapp 50-Jährigen vorbei.

Die Krisen in Beruf, Finanzen und Beziehungen ergeben im großen Ganzen einen scheiternden Lebensentwurf. Daran ändert auch Bens neue Liebe nichts, Julia, eine gefeierte Künstlerin, die eine Ausstellung nach der anderen eröffnet, die letzte in New York. Julias kleiner Sohn Prince, Nomen est omen, erweist sich als Bens härtester Widersacher.

Micha Lewinskys Buch zeichnet vor allem etwas aus, was man in Zürich normalerweise suchen muss: Witz. Profane Alltagsdinge führen zu Betrachtungen über jüdische Geschichte, etwa ein Malheur mit dem Rasierapparat, das Ben die Tradition jüdischer Bärte hinterfragen lässt. Auch an seinen Gedankenspielen mit Stereotypen dürfen die Leser teilnehmen. Selbst wenn es leicht makaber wird, darf man mitlachen.

Langjährige Rückenschmerzen führt Ben auf seine Arbeit als Co-Autor eines Weltkriegsdramas zurück, als er sich alle Dialoge zur Probe in seiner Schreibstube selber vorspielte, auch die Szene mit einem Untersturmführer, bei der er den rechten Arm zum Hitlergruß reckte: „Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr ihn. Sein verweichlichter jüdischer Körper war auf die stramme Geste nicht vorbereitet gewesen.“ Immerhin lernte er so Marina kennen, die als Physiotherapeutin arbeitet. Seine erste jüdische Freundin, zur großen Freude seiner Großmutter, die damals noch lebte.

Es geht um Zugehörigkeit, eigentlich um Nichtzugehörigkeit

Lewinsky beschreibt die Familientradition: „Wenn es darauf ankam, war man Jude, ob man wollte oder nicht. So wie man verheiratet war, auch wenn es keinen Spaß mehr machte.“ Ähnlich verhält es sich bei Marina. Es geht um Zugehörigkeit, eigentlich um Nichtzugehörigkeit. Religion und Rituale kann man lernen. „Das Leitmotiv des Judentums aber, die Angst, verfolgt und vertrieben zu werden, musste man schon mit der Muttermilch aufsaugen.“

Daher sind die Sensoren immer scharf gestellt. Eines Morgens geht es los. Nach der Explosion eines Munitionslagers scheint der Krieg im Osten näher zu rücken. Marina hat vier Tickets nach Brasilien besorgt. Dass der Taxifahrer nichts vom Krieg weiß, dass es beim Check-in am Flughafen zu keinen tumultartigen Szenen kommt, überhaupt wenige Passagiere in der Schlange warten, ändert nichts. Seine Flucht will Ben sich nicht madig machen lassen. „Wenn es ums Flüchten ging, hatte er einen Erfahrungsvorsprung.“ Und einen fast schon romantischen Blick auf die Emigration, mit dem er seine Tochter Rosa ansteckt, die sich in der Schule mit Anne Frank befasst hat. Noch im Flugzeug beginnt sie ihr Flucht-Tagebuch, sie nennt es Nelly.

Micha Lewinsky: Sobald wir angekommen sind. Diogenes, 288 S., 21,99 Euro.© Verlag | Verlag

Brasilien erscheint natürlich zunächst völlig anders, als das Land, das den Neuankömmling Stefan Zweig einst „fasziniert und gleichzeitig erschüttert“ hat. Die vierköpfige Reisegruppe landet in einem Feriendorf, bewohnt einen Bungalow, findet allmählich als Familie wieder zueinander. Gerade weil man sich eher wie ein Tourist fühlt, gerät das südamerikanische Abenteuer leicht konventionell. Doch den Rucksack, den Benjamin seit seiner Jugend mit sich herumschleppt, voller Schicksale, Ängste, Selbstzweifel und Schuldgefühle, wird er auch hier nicht los. Immerhin, in der Casa Stefan Zweig in Petrópolis macht er seinen Frieden mit dem Großschriftsteller, dessen Verehrung zur Belastung wurde.

Ein kluger, komischer Roman fernab jedweder Betroffenheitsprosa. Gut vorstellbar, dass daraus einmal ein Drehbuch wird. Falls es nicht schon in irgendeinem Laptop schlummert.

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Ich muss gestehen selten ging mir der Protagonist eine Romanes so sehr auf die Nerven wie dieser Ben Oppenheim, der mit sehr viel Selbstmitleid ausgesttattete egozentrische Züricher Drehbuchautor, der zwischen seinem Atelier seiner neuen nichtjüdischen Freundin und seiner jüdischen Nochehefrau hin und herpendelt. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, scheinbar droht im Ukrainekrieg ein Atomschlag und so entscheidet seine Nochehefrau mit Kinder und ihm in scheinbare sichere Brasilien zu fliehen, dass für Ben Oppenheim das Traumfluchtziel ist wegen seiner Leidenschaft für Stefan Zweig. Eine bitterböse grandiose Satire irgendwo Leon de Winters Supertex und Ephraim Kishon

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Das Romandebüt von Micha Lewinsky ist schon etwas besonderes.

Die Story ist simpel und komplex zugleich.
Ben Oppenheim und seine Frau haben sich getrennt. Einst glaubten beide, den Partner der Träume gefunden zu haben; insbesondere Ben fühlte sich sehr geborgen. Was Marina an ihm fand, wird nie wirklich klar, da die Story in erster Linie auf der Gefühlswelt und den Gedanken Bens fußt. Nach der Geburt des ersten Kindes fühlt Ben sich ausgeschlossen - er liebt sein Kind, doch findet er keinen Zugang mehr zu Marina, weder emotional noch körperlich. Der Versuch der Annäherung scheitert immer wieder, bis dann der Versuch eines Neustarts zur zweiten Schwangerschaft Marinas führt; nun ist alles vorbei, ihr wird bei seinem Geruch zunehmend übel.
Man einigt sich - auch ob der hohen Mietpreise in Zürich - zur Lösung des Nestprinzips; man behält die gemeinsame Wohnung und teilt sich das Schlafzimmer wie im Schichtdienst. Ben findet sehr schnell eine Neue. Julia die selbstständige aber sehr junge Künstlerin - mit einem Kleinstkind, welches Ben dauernd offen den Tod wünscht.

Oder, ganz einfach: »Wieso hast du eigentlich so viele Falten?« »Weil ich alt bin.« »Wenn man alt ist, stirbt man.«

Ben, ein großer Stefan Zweig Verehrer, ist geplagt von Alltagsneurosen, welche er letztlich auf seine jüdische Herkunft zurückführt. Sein Heil liegt in der Flucht - sowie sein Volk es (seiner Meinung nach) schon immer hält.

Einige Juden mochten sich in der Vergangenheit entschieden haben, zu bleiben und sich zur Wehr zu setzen. In der genetischen Auslese hatten diejenigen, die rasch flohen, meist die besseren Karten gehabt.

Als in Europa der dritte Weltkrieg droht (Russland überfällt die Ukraine) ist für Ben klar: Es wird zum Atomschlag kommen - die Schweiz wird verseucht; somit eifert er seinem Vorbild Stefan Zweig nach und flieht nach Brasilien. Da schon lange vorher geplant, unternimmt er diese Flucht mit seiner Ex-Frau und den Kindern; Julia lässt er zurück.

In Brasilien angekommen, erfährt er, dass es vielleicht doch einen Unterschied gibt, zwischen seiner Flucht und der von Zweig.

Dann hat er das Gefühl, dass er und Marina sich vielleicht doch noch einmal näher kommen könnten.
Weiter möchte ich hier nicht erzählen, um ein Spoilern zu vermeiden.

Lewinsky erzählt diese Story dermaßen selbstironisch - aus Sicht von Ben und gleichzeitig aus Sicht des jüdischen Volks - dass man immer wieder hinter vorgehaltener Hand hervorlugt und fürchtet, es könnte kippen; doch das tut es nicht. Der Autor schafft es immer wieder, die Kurve dergestalt zu bekommen, dass er problemlos in sichere Gewässer kommt. Und damit greift er ernste Themen und die Selbstzweifel seines Protagonisten in einer Leichtigkeit auf, dass es dem Leser einfach Spaß macht, Ben zu begleiten, in seinem Dahinstolpern. Er begeht einen Fehler nach dem nächsten, überschätzt sich und ignoriert die Gefühle und Beweggründe der Menschen, die ihm am wichtigsten sind. Und man geht weiter an seiner Seite - mit einem Schmunzeln auf den Lippen - und ist gespannt, ob er erkennt, was zu tun ist und was das Leben ihm schließlich bietet.

Ein schönes Buch, das es wert ist, von ganz vielen Menschen gelesen zu werden; denn manchmal benötigt man ein Augenzwinkern, um zu erkennen, dass die Probleme des Einzelnen zwar für diesen sehr groß sein können - global gesehen, gibt es jedoch schwerwiegendere. Und manchmal sollte man nicht alles mit seiner oder der Vergangenheit der Ahnen erklären, sondern sich einfach mal reflektieren und die anderen Menschen sehen. Dann geht es manchmal leichter im Leben.

Von mir deutliche 5/5

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"Sobald wir angekommen sind" von Micha Lewinsky lässt sich schwierig einordnen. Vielleicht ein satirischer Roman mit doch eher unsympatischem Held... . Jedenfalls niveauvolle Unterhaltung.
Empfehlenswert!

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