Das Schweigen des Wassers
Kriminalroman
von Susanne Tägder
Dieser Titel war ehemals bei NetGalley verfügbar und ist jetzt archiviert.
Bestellen oder kaufen Sie dieses Buch in der Verkaufsstelle Ihrer Wahl. Buchhandlung finden.
NetGalley-Bücher direkt an an Kindle oder die Kindle-App senden.
1
Um auf Ihrem Kindle oder in der Kindle-App zu lesen fügen Sie kindle@netgalley.com als bestätigte E-Mail-Adresse in Ihrem Amazon-Account hinzu. Klicken Sie hier für eine ausführliche Erklärung.
2
Geben Sie außerdem hier Ihre Kindle-E-Mail-Adresse ein. Sie finden diese in Ihrem Amazon-Account.
Erscheinungstermin 16.03.2024 | Archivierungsdatum 15.08.2024
Sprechen Sie über dieses Buch? Dann nutzen Sie dabei #DasSchweigendesWassers #NetGalleyDE! Weitere Hashtag-Tipps
Zum Inhalt
»Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben.« Andreas Pflüger
Ein Toter im See. Ein Hauptkommissar zurück am Ort seiner Kindheit. Eine Stadt, die zu schweigen gelernt hat. Scharfsichtig und spannungsgeladen bis zum Schluss zeigt Susanne Tägder, was geschieht, wenn Menschen um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen. Inspiriert von einem wahren Fall.
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Dabei hat er selbst so seine Schwierigkeiten mit den Vorschriften, seit seine Tochter gestorben ist. Auf seinen Instinkt kann er sich allerdings noch immer verlassen. Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck aus dem örtlichen See gefischt wird, weiß Groth, dass das kein Unfall war. Warum sollte ein guter Schwimmer wie Eck im See ertrinken? Und das kurz nachdem er Groth aufgesucht und behauptet hat, er würde verfolgt? Die Kollegen wollen den Fall zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter. Und stößt dabei auf eine Spur, die ihn zu einer Kellnerin im nahegelegenen Ausflugslokal und zurück zu einem ungelösten Mordfall führt.
»Ein Roman von einer ungeheuer subtilen Wucht, der einen einsaugt und nicht mehr loslässt, nicht mal nach der letzten Seite. Susanne Tägder ist eine absolute Entdeckung!« Lucy Fricke
»Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben.« Andreas Pflüger
Ein Toter im See. Ein Hauptkommissar zurück am Ort seiner Kindheit. Eine Stadt, die zu schweigen gelernt hat. Scharfsichtig und...
Vorab-Besprechungen
Bitte nicht vor dem 16. März 2024 besprechen.
Bitte nicht vor dem 16. März 2024 besprechen.
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608501940 |
PREIS | 17,00 € (EUR) |
SEITEN | 336 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
In Das Schweigen des Wassers greift die Autorin einen alten Kriminalfall aus DDR Zeiten auf und schmückt ihn fiktiv aus.
Grundsätzlich erstmal interessant, vorallem wenn man sich für die politische Lage und den Umbruch Anfang der 90er interessiert.
Der Schreibstil ist eher etwas trocken, aber geradeheraus und der Zeit, als auch dem Schauplatz angepasst.
Hauptprotagonist Kriminalhauptkommissar Groth wurde von Hamburg in seine alte Heimat im Osten - Wechtershagen, irgendwo in Mecklenburg, versetzt. Als Aufbauhelfer Ost hat er allerhand mit alten Ermittlungstechniken und Vertuschung zu tun, die Tägder spannend wiedergibt. Als jedoch ein, seiner Meinung nach Mord, vertuscht werden soll, kann er es nicht auf sich beruhen lassen und es folgt eine interessante Ermittlung.
Allerdings wirbelt er nur Staub auf und findet immer mehr Ungereimtheiten. Die Story hat also noch Potenzial. Der Epilog klingt jedenfalls ganz nach einer Fortsetzung. Wir dürfen gespannt sein...
Groth, Kriminalkommissar aus Hamburg ist zurück in seiner alten Heimat Wechtershagen und wurde von
seinem Chef Bekendorf als Aufbauhelfer Ost mit der Aufgabe betraut, die voll ausgebildeten Volks-
polizisten mit einer Anpassungsfortbildung in das neue Rechtssystem einzuführen. Groth hat gerade
seine Vorlesung beendet, als Siegen Eck ihn aufsucht und ihm berichtet, dass jemand hinter ihm her sei.
Wenige Tage später wird Eck tot im Wasser aufgefunden; Unfall, Mord oder Suizid? Noch ist alles
unklar, doch nach und nach stellen Groth und sein Kollege Gerstacker einen Zusammenhang her
zu einem Fall, der 10 Jahre zurückliegt und bei dem die junge Jutta Timm getötet wurde.
Der damals verdächtige Eck wurde freigesprochen und das bedeutet für die beiden Kommissare, dass
der Mörder von Jutta Timm immer noch frei herumläuft.
Die Geschichte spielt 1991, kurz nach der Wende und Groth muss sich wie damals an den Westen,
jetzt wieder an den Osten gewöhnen und das in der Vorweihnachtszeit, in einer Atmosphäre der
Verunsicherung und des Schweigens. Zwischen Eichenschränken, Mostkrugsammlungen und
beigebrauner Vliestapete.
Und weil Groth weiß, dass die Toten keine Fürsprecher außer den Eltern haben, ist er vielleicht
noch im Dienst. Während ihrer Ermittlungen, stoßen die beiden Kommissare auf unvorstellbare
Zusammenhänge, werden allerdings ständig ausgebremst, so sind wichtige Akten in diesem
"Scheiß Osten" verloren gegangen und wichtige Funktionäre und Genossen sind nach der Wende
aufgestiegen und sitzen heute auf wichtigen Posten.
Die beiden, die sich anfänglich nicht sonderlich sympathisch waren, entwickeln eine sehr beachtliche
und konstruktive Zusammenarbeit, Gerstacker mit seinem guten Gedächtnis für Details und Groth
mit seiner kriminalistischen Qualität, seiner guten Intuition und vor allem seinem Verständnis für
seine Mitmenschen. Ein Kommissar, der Gedichte liebt, Kafka liest und sich selbst dauernd hinterfragt:
"Wie können wir sicherstellen, nicht nach den eigenen Vorurteilen zu handeln, oder auf blinde
Weisung?"
Überhaupt sind es vor allem die Figuren, die diesen Roman so prall und dicht ausfüllen. Dazu eine
sehr gelungene Atmosphäre, die eine große Hilflosigkeit ausdrückt. Das gelingt Susanne Tägder vor
allem durch die wortkargen Dialoge, aber auch insgesamt durch die Reduziertheit der Sprache.
Beeindruckend waren für mich auch die vielen Aphorismen, die von der Autorin immer zur passenden
Gelegenheit und zum richtigen Zeitpunkt eingefügt wurden, dazu kleine Gedichte oder der Songtext
der Puhdys: Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt.
Für mich war der Krimi ein richtiger Knaller, grandios geschrieben, spannende Geschichte, wunderbare
passende Sprache und... und... und...
Ein sehr großes Lesevergnügen und meine besondere Leseempfehlung
Den Einstieg in diesen Krimi zu finden ist mir am Anfang etwas schwergefallen. Lag sicher daran, dass der Krimi damit beginnt, dass im Jahr 1980 eine tote junge Frau im Tannenkruger Forst gefunden wird, ein vorwitziger Pressefotograf Bilder vom Tatort gemacht hat und dann der nächste Abschnitt im Jahr 1991 weitergeht. Als Aufbauhelfer Ost kehrt KHK Arno Groth aus Hamburg in seine alte Heimat Wechtershagen zurück, um die hiesige Polizei zu unterstützen. Argwohn tritt ihm entgegen. Ab hier fand ich das Buch sehr spannend und konnte es nicht mehr aus der Hand legen.
Aus seinem schäbigen Büro heraus beobachtet Groth einen Mann, der sich als er sein Bürofenster öffnet, um Hilfe bittend an ihn wendet. Der Mann ist ungepflegt, riecht nach Alkohol und mangelnder Körperpflege. Er fühlt sich bedroht. Groth lässt sich vom äußeren Erscheinungsbild des Mannes abschrecken, glaubt ihm nicht, fordert Beweise. Doch wenig später wird eben dieser Mann tot am Bootsanleger des Wechtsees gefunden …..
Viele gehen von einem Unfall aus, aber nicht Groth und erstaunlicherweise auch nicht Gerstacker, dem eine Stasi-Vergangenheit nachgesagt wird. Mir hat dieses beharrliche Duo gefallen. Sehr gut fand ich es auch, wie die Autorin die Figur von Regine Schadow beschreibt. Rätselhaft bleibt es lange im Unklaren, welche Beziehung sie zu dem Toten am Wechtsee hat. Warum sie überhaupt in diesen unscheinbaren, ja trostlosen Ort gezogen ist. Schließlich hatte sie einen erfolgversprechenden Job im Kempinski in Berlin und arbeitet hier als unterbezahlte Servicekraft in einem Ausflugslokal. Doch auch Groth hat mit Dämonen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen. All das sogt für zusätzliche Spannung.
Ich kann mir vorstellen, dass das im Buch beschriebene Misstrauen der Polizisten der alten Garde gegenüber dem Wessi sich so zugetragen haben kann. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne für diesen immer spannender werdenden Krimi aus der Wendezeit.
Zeitlos;
Obwohl die Handlung vor über 30 Jahren spielt, sind die Figuren in ihrer Entwurzelung und Emotionen irgendwie zeitlos und sehr gut getroffen. Die Krimihandlung beginnt sehr leise und langsam, aber das Buch ist dennoch sehr spannend und man muß einfach weiterlesen. Auch wie sich die Allianzen zwischen den Personen verändern ist sehr subtil und nachvollziehbar gemacht. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, auch die unterschwellige, melancholische Note. Interessant fand ich auch das Vorwort der Autorin bzw. Interview mit ihr, da sie zu den Motiven der Handlung Stellung nimmt. Obwohl ich kein Fan von offenen Enden bin, fand ich das in diesem Fall sehr passend und auch nicht störend, da man genug Informationen bekommt, um sich eine Lösung vorstellen zu können. Mich hat dieser Krimi insgesamt sehr angenehm überrascht und ich hoffe, dass es weitere Bücher von Susanne Tägder geben wird, gerne auch mit diesem Ermittler bzw. Ermittlerteam.
Raymond Chander führte einen leider erfolglosen Kampf. Er wollte, dass sein Werk anerkannt wird - als Literatur. Er war der festen Überzeugung, dass auch Krimis Literatur sein können wie Liebesromane und andere. Er hatte Recht und wenn er Susanne Tägder gekannt hätte und des Deutschen mächtig gewesen wäre, hätte er es beweisen können.
Ein Kriminalbeamter aus Hamburg muss dort das Feld räumen und wird ins fiktive Wechtershagen in Mecklenburg-Vorpommern versetzt, sein Geburtsort.
Ein stadtbekannter Trinker und Gestrauchelter ist tot im See gefunden worden. Was anfangs wie der Unfall eines Säufers aussieht, war Mord. Der Tote war zehn Jahre zuvor vor Gericht wegen des Mords an einer Schülerin angeklagt, wurde aber freigesprochen. Die Suche nach den Polizeiakten zu diesem Prozess ist erfolglos. Sie sind scheinbar während oder vor der Wende verschwunden.
Und dann kommen alte Sachen zutage, die mit der damals ermittelnden Gruppe der Volkspolizei zu tun hatten ...
Irgendwo habe ich gelesen, dass es eigentlich kein richtiger Krimi sei. Wahrscheinlich fiel es dann leichter, die literarische Stärke dieses Buches zu erwähnen, siehe oben.
Es IST ein Kriminalroman und es IST Literatur!
Ich zitiere aus der Danksagung der Autorin an ihre Familie:
"... die mein ewiges Ringen um das exakt passende Wort mit enormer Geduld ertragen haben."
Liebe Familie Tägder, es hat sich gelohnt!
Nach einem wahren Fall
Als Hauptkommissar Groth Anfang der 90er Jahre nach vielen Jahren in Hamburg zurück in seine Heimatstadt geschickt wird, ergeht es ihm zunächst so wie jedem, der aus dem Westen in den Osten geht. Die Kollegen beäugen ihn misstrauisch. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch eigentlich wollte man ihn nach einem ,,Fehltritt“ aus Hamburg weghaben.
Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck im örtlichen See gefunden wird, ahnt Groth bald, dass es kein Unfall war. Denn kurz zuvor hatte Siegmar Eck Groth aufgesucht und ihm anvertraut, dass er sich verfolgt fühle. Allerdings war Eck auch Alkoholiker und ein ziemliches Wrack. Groths Kollegen und vor allem sein Chef wollen den Fall möglichst schnell zu den Akten legen, was Groth misstrauisch macht. Zusammen mit einem Kollegen ermittelt er dennoch weiter und stößt auf den Fall eines getöteten Mädchens, der noch zu DDR-Zeiten nicht aufgeklärt wurde, bei dem Groth aber so einiges merkwürdig vorkommt.
,,Das Schweigen des Wassers“ ist inspiriert von einem wahren Fall. Die Autorin versteht es, die Atmosphäre in einem kleinen Dorf der Wendezeit glaubwürdig einzufangen. Groth, aber auch einige andere Figuren, wirken aus der Spur geworfen und auf der Suche, Die Stimmung des Romans ist eher bedrückend und melancholisch, doch der Kriminalfall und die menschlichen Schicksale dahinter packen den Leser.
Sehr lesenswert!
Hauptkommissar Arno Groth wird Anfang der 90er als Aufbauhelfer Ost ausgerechnet in seine alte Heimat geschickt. Von hier aus war er 1960 in den Westen gegangen. U. a. als Dozent für Vernehmungstaktik in der Polizeiausbildung in Pasewalk ist der Mann keine schlechte Wahl. Allerdings fragt sich nicht nur sein erfahrener Kollege Gerstacker, was Groth in Hamburg vergeigt haben könnte. Eine West-Behörde würde wohl kaum einen Ermittler mit makelloser Personalakte nach Ostdeutschland abordnen.
Als in Groths Revier in einem kleinen See mit Bootssteg ein Toter gefunden wird, stocken die Ermittlungen schon bald. Der Tote Siegmar Eck, ehemals Bandmusiker und DJ, war 1980 Hauptverdächtiger im Mordfall Jutta Timm, wurde vor Gericht frei gesprochen – und die Ermittlungen wurden sofort eingestellt. Wenn das Opfer ausgerechnet Tochter eines Volkspolizisten war, fragt man sich, wie die Fallakte angeblich verschwunden sein kann – und wer davon bis in die Gegenwart profitiert. Dass der wahre Täter unbehelligt bleibt, behagt Groth allein deshalb nicht, weil Eck kurz vor seinem Tod ausdrücklich Kontakt zum „Neuen“ aus dem Westen suchte, anstatt sich an die Polizeidienststelle zu wenden.
In der Ausflugsgaststätte nahe des Fundorts hat vor kurzem Regine neu als Kellnerin angefangen. Chef Eberhard und ihre Kollegin fragen sich, warum eine Frau ihren Job im Berliner Kempinski aufgibt, um gerade hier zu arbeiten. Dass auch Regine in der Region aufgewachsen ist und ihre demente Großmutter kurz zuvor ins Pflegeheim umziehen musste, kann doch wohl nicht allein Grund dafür sein?
Der in die Provinz zurückverpflanzte Groth muss sich inzwischen eingestehen, dass ihm mit Gerstacker ein Kollege zur Seite steht, der nicht weniger berufserfahren ist als Groth selbst und weiß, wie Provinz funktioniert. Nach fast 30 Jahren im Westen muss Groth erst wieder lernen, wann er sich besser aus einer Sache raushält. Unbewusst beherrscht er den Sound der Provinz längst; denn er ist von Eltern erzogen, die nacheinander in zwei Diktaturen lebten. Wo Tratsch schneller sein Ziel erreicht als man selbst, wählt man seine Worte besser überlegt. In Bezug auf die fehlende Fallakte Timm sehen sich Groth und Gerstacker einem Kartell des Schweigens gegenüber. Aber nicht nur sie wollen sich nicht damit abfinden, dass ein Mord ungesühnt bleibt. Regine jedenfalls hat einen Plan – und beherrscht die Kunst, nicht sofort auszusprechen was ihr in den Sinn kommt.
Der Fall „Jutta Timm“ lehnt sich an einen ungesühnten Mordfall in der DDR von 1979 an; Susanne Tägder fiktionalisiert nach eigener Aussage die Ereignisse und siedelt sie an einen fiktiven Ort um. Mit Arno Groth schickt sie einen Ermittler ins Rennen, der (wie die Generation der Eltern der Autorin) Anfang der 60er eher zufällig in den Westen gelangte. Eltern wie Kinder machten sich jedoch nicht bewusst, wie stark die staatlich verordnete Verdrängung des Nationalsozialismus sie bis heute prägt.
Fazit
„Das Schweigen des Wassers“ ist mit Plot, Handlungsbogen, Figuren, Ermittlungsarbeit wie auch sprachlich ein in jeder Hinsicht hervorragender Krimi. Darüber hinaus hat Susanne Tägder treffend die Kultur porträtiert, die die Generation ihrer (und meiner) Eltern prägte und von deren Spuren sich vermutlich nicht nur Groth und Gerstacker bis heute schwer lösen können.
Das Buch ist inspiriert von einem wahren Fall. Das macht das Buch noch mal spannender. Hauptkommissar Groth kehrt nach Jahren an den Ort seiner Kindheit zurück und soll die Polizei dort schulen. Dann findet man eine Leiche in einem See und er weiß sofort, dass es sich um Mord handelt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist spannend und abwechslungsreich mit überraschenden Wendungen und einem packenden Schreibstil. Hauptkommissar Groth ist eine interessant Figuren mit besonderen Hintergründen. Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Ich empfehle das Buch deshalb sehr gerne weiter.
Dieses Krimi-Debüt von Susanne Tägder nimmt uns in den fiktiven Ort Wechtershagen, in die ehemals ostdeutsche Mecklenburgische Provinz mit. Man schreibt das Jahr 1991 und nach der ersten Euphorie um die deutsche Wiedervereinigung, müssen die ehemals ostdeutschen Strukturen dem Westen angepasst werden. Das betrifft unter anderem und im Besonderen die Polizei. Dazu werden Polizeibeamte in den Osten entsandt. Einer davon ist KHK Arno Groth, der seinerzeit kurz vor dem Mauerbau aus eben jenem Wechtershagen nach Hamburg gelangt ist. Groth soll, nachdem er seinen letzten Fall ziemlich vergeigt hat, nun die Polizei im Osten auf westlichen Standard bringen. Das führt natürlich zu Reibereien unter den Kollegen.
Gleich nach seiner Ankunft wird Siegen Eck, ein Mitarbeiter des örtlichen Bootsverleihs, tot aufgefunden. Während die örtliche Polizei den Fall gleich als Unfall abschließen möchte, ist Eck doch als schwerer Alkoholiker bekannt, kommen bei Groth Zweifel an der Unfallversion auf. Er findet schnell heraus, dass der Tote vor zehn Jahren Beschuldigter im Mordfall Jutta Timm gewesen, aber vom Gericht freigesprochen worden. Und was hat die Bedienung in der Kneipe mit Eck zu tun?
Arno Groth beginnt zu recherchieren und findet kaum Unterlagen. Es sieht so aus, als ob jemand Akten verschwinden hat lassen. Auch die Kollegen verhalten sich alles andere als kooperativ. Bis auf einen, der vermutet wegen seiner Vergangenheit in der DDR auf einer der zahlreichen Abschusslisten zu stehen. Heimlich beginnen die beiden den alten Mordfall Jutta Timm neu aufzurollen. Dabei stoßen sie auf Geheimnisse, die lieber unentdeckt geblieben worden wären. Dennoch ist, wie man so schön sagt, dem Vorgesetzten „die Suppe für eine echte Wiederaufnahme der Ermittlungen zu dünn“.
Meine Meinung:
Dieser Krimi wird als „literarischer Krimi“ beworben und mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht. Für eingefleischte Krimi-Fans, die es gerne zackig haben, wird dieser Krimi wohl nicht die erste Wahl sein. Denn hier wird großes Augenmerk auf die Zeit und die Umstände sowie auf die handelnden Personen gelegt. So ist die Beschreibung von KHK Arno Groth ziemlich ausführlich, auch wenn wir nur häppchenweise Informationen über sein Leben bekommen. Und hier kommt die Literatur ins Spiel: Groth liest Franz Kafka, vor allem sein Werk „Ein Hungerkünstler“, das gerade in Wechtershagen aufgeführt wird, spielt in Grothes Gedanken eine Rolle.
Als Österreicherin kann ich mich schwer in die Zeit kurz nach der Wiedervereinigung von BRD und DDR hineinversetzen. Doch die, der anfänglichen Euphorie folgende Enttäuschung, ist für mich deutlich spürbar. Die Polizisten der ehemaligen DDR haben das Ermitteln ja auch gelernt und wollen sich naturgemäß nicht ins Handwerk pfuschen und von einem besserwissenden Wessi erklären lassen. Dass zu DDR-Zeiten bei Geständnissen ein wenig nachgeholfen worden ist, ist ein offenes Geheimnis, über das niemand spricht. Nach wie vor hat man vor den Stasi-Agenten Angst. Nach wie vor weiß man nicht, wer was über wen berichtet hat. Das ganze Ausmaß der staatlichen Bespitzelung wird erst in den folgenden Jahren publik.
Der Krimi gibt die Stimmung sehr gut wieder, die hier in der eingeschworenen Dorfgemeinschaft herrscht. Die Grundtendenz ist trist, grau wie das Wetter in diesen Herbst. und Wintertagen. Die alte Ordnung ist noch nicht ganz weg und die neue hat noch nicht den Weg in die Köpfe der Menschen gefunden. Ob es eine Fortsetzung geben wird?
Fazit:
Diesem Krimi-Debüt, das tiefgründig und politisch sowie spannend ist, gebe ich gerne 4 Sterne. Wer lieber mehr „Action“ haben will, muss zu einem anderen Titel greifen.
Hauptkommissar Arno Groth kommt aus Hamburg nach der Wende wieder in die mecklenburgische Provinz zurück, die einst seine Heimat war. Hier soll er die ehemaligen Volkspolizisten in westlichher Polizeiarbeit schulen. Der Start ist holprig, denn die unterschiedliche Prägung der Kollegen in Ost und West lässt sich nicht so leicht überwinden und zudem gibt es Vorbehalte wegen eines vermeintlichen Dienstvergehens, aufgrund dessen Groth aus Hamburg versetzt wurde. Doch nicht nur die Distanz seiner Kollegen und Schüler machen Groth zu schaffen, sondern auch die eigenen Gespenster, die ihn gerade hier in der Heimatstadt verfolgen.
So kommt es nicht überraschend, das der aktuelle Fall, der Tod eines obdachlosen und alkoholkranken Bootsverleihers, aufgrund mangelnder Beweise von Groths neuen Vorgesetzten schnell ad acta gelegt wird. Dieser aber ist gegen alle Widerstände nicht bereit, dem so einfach nachzugeben, denn er vermutet aufgrund einer kurzen Begegnung mit dem Opfer kurz vor seinem Tod, dass mehr hinter dem vermeintlichen Unfall steckt. Unerwartete Hilfe bekommt Groth von einem seiner neuen Kollegen, der vor Jahren in die Ermittlungen im Fall einer ermordeten Jugendlichen involviert war und der mit dem aktuellen Fall zusammenzzuhängen scheint.
Die Geschichte um menschliche Tragödien auf dem Hintergrund von Geltungsbedürfnis und Intrigen in den Reihen der machthabenden Cliquen, die von einem realen Fall inspiriert ist, überzeugt durch authentische Schilderung der zeitgeschichtlichen Verhältnisse zu DDR-Zeiten und nach der Wende. Ein echter Ausreißer nach oben in der aktuellen Krimilandschaft.
Gespenster der Vergangenheit
1991 und Hauptkommissar Arno Groth wird als Aufbauhelfer Ost zurück in die alte Heimat geschickt, um an der Polizeischule Pasewald zu unterrichten. Eine nicht ganz freiwillige Versetzung, aber es soll ein Karriere-Sprungbrett für ihn sein. Dort bekommt er Besuch von Siegmar (genannt Siegen) Eck, der etwas heruntergekommen aussieht und erklärt, daß jemand von früher hinter ihm her ist und sein Leben will. Als Nächstes sieht Groth ihn als Leiche im Wasser am Bootsanleger des Sees wieder. Die Mordermittlungen beginnen, aber Groth merkt, daß er mit seiner Hamburger Autonummer von allen als Wessi wahrgenommen wird und er nicht in der Gemeinschaft aufgenommen wird. Vor allem Kollege Gerstacker und er eruieren die Hintergründe jeweils im Alleingang, von Teamarbeit anfangs keine Spur. Da der Tote in der Nähe des Restaurants „Erholung“ gefunden wurde, werden die Angestellten vernommen, ebenso wird Kontakt mit dem Vater von Eck aufgenommen. Plötzlich verdichten sich die Informationen auf einen alten Fall, das Blatt scheint sich zu wenden und aus Groth und Gerstacker wird doch noch ein Team.
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und für mich hat die Autorin einen sehr spannend konstruierten Plot daraus gemacht. Der Schreibstil ließ sich flüssig lesen. Mich hat es von der ersten Seite an gepackt und es wurde ein echter Pageturner daraus. Die Figuren wurden detailliert charakterisiert. Die Atmosphäre von früher, die Wende und was aus den Personen geworden ist wurde hervorragend und authentisch beschrieben. Das Ende läßt auf eine Fortsetzung hoffen.
Von mir erhält dieser Krimi auf jeden Fall eine Leseempfehlung und ich würde gerne mehr von der Autorin lesen!
Hat er nicht zu gleichgültig gehandelt? Das fragt sich Hauptkommissar Groth auf dem Weg nach Hause. Der junge Mann, der heute bei ihm war, geht ihm nicht aus dem Kopf. Barfuß und recht ungepflegt, das war er, der junge Herr Eck. Aber ist das ein Grund, ihn wegzuschicken? Schließlich fragte er nach Hilfe. Er fühle sich verfolgt, so meinte er. Und dann, wenige Stunden später, ist er tot. Jetzt weiß Groth genau, dass seine Reaktion nicht richtig war.
Groth kennt den Ort sehr gut. Er ist hier in Wechtershagen aufgewachsen und jetzt wurde er als „Aufbauhelfer Ost“ nach Mecklenburg beordert. Dann wird er mit einem lange zurückliegenden Fall konfrontiert. Schon bald hat er einen Verdacht, der eigentlich unglaublich, nein unmöglich ist. Aber war es nicht die „Wende“, die für Unglaubliches stand? #DasSchweigendesWassers zeigt, welche Macht die Mitarbeiter der „Stasi“ damals hatten.
Es ist ein solider Kriminalroman, der sich aber arg in die Länge zieht. Das liegt unter anderem an den zahlreichen Verdächtigen und Spuren, die ins Leere laufen. Keineswegs handelt es sich um einen oberflächlichen Krimi. Zeigt er doch, wie sehr der äußere Schein Menschen beeinflussen kann. Und, dass gesellschaftliche Stellung zuweilen als Zünglein an der Waage zwischen Recht und Unrecht dient. #NetGalleyDE
Susanne Tägder hat sich für ihren ersten Kriminalroman von einem Artikel von Renate Meinhof in der Süddeutschen Zeitung anregen lassen. Renate Meinhof schildert einen Fall, der sich in ihrer Heimat Mecklenburg zugetragen hatte. Ein junges Mädchen, die Tochter eines Volkspolizisten, wird in einem Dorf nach einer Tanzveranstaltung ermordet. Die Ermittlungen werden von der StaSi übernommen, und da schon bald feststeht, dass der Täter in den eigenen Reihen zu finden ist, wird ein Sündenbock gesucht und auch gefunden.
Der Roman spielt kurz nach der Wende. Der Hamburger Kommissar Groth wird in seine mecklenburgische Heimatstadt versetzt, um als Aufbauhelfer Ost seine ostdeutschen Kollegen in das neue Rechtssystem einzuführen. Er trifft auf Misstrauen und Ablehnung. Die Kollegen – und nicht nur die Kollegen – erleben die Wende als eine Zeit der Verunsicherung, weil altbekannte und vertraute Systeme weggebrochen sind. Sie fühlen sich entwurzelt, wie Susanne Tägder im vorangestellten Interview ausführt, und müssen sich notgedrungen neu orientieren, wenn sie überleben wollen.
Groth ist ein Ermittler der leisen Art. Er liest gerne, er geht ins Theater, er liebt Gedichte und Kafka, hier vor allem „Der Hungerkünstler“. In der Figur des Hungerkünstlers erkennt er beklemmende Parallelen zu dem Mordfall, in den er hineingeworfen wird. Beklemmungen überkommen ihn auch, als er die Macht alter Seilschaften und Ungerechtigkeiten im nächsten Umkreis erkennt. Und so setzt er sich mit einem altgedienten Volkspolizisten über die Weisung hinweg, keine Altfälle, und erst recht nicht diesen, aufklären zu wollen. DDR-Akten auf dem Schreibtisch? Nicht erwünscht.
Wie Groth ist auch der Roman einer der leisen Art. Natürlich geht es um die Aufdeckung eines Mordfalls, aber wer hier einen genialischen Ermittler, ein großes Showdown, gefährliche Situationen und jede Menge Aktion erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen erfährt der Leser einiges über die Strafverfolgung in der DDR. Und er erfährt viel über das, was falsche Anschuldigungen im Leben eines Menschen und seiner Familie anrichten können und wie die Familie des Opfers jahrelang mit der Last leben muss, dass der Täter bewusst nicht zur Rechenschaft gezogen wird.
Das alles erzählt die Autorin in einem immer ruhigen Ton, der durch die eingestreuten Kafka-Zitate sehr nachdenklich wirkt. Diese ruhige und sehr subtile Art des Erzählens hat mir hervorragend gefallen.
Lese-Empfehlung!!
Hauptkommissar Groth wird in seine alte Heimatstadt geschickt, um den dortigen Kollegen die westdeutsche Polizeiarbeit zu vermitteln. Schon bald gibt es einen Toten und es war kein Unfall. Bei den Ermittlungen stoßen die Polizisten auf einen ungeklärten Fall, der schon viele Jahre zurückliegt.
Dieser Krimi verläuft eher ruhig und unaufgeregt, nichtsdestotrotz ist es eine spannende Geschichte, die uns auch in die schwierige Zeit nach dem Mauerfall führt. Das Misstrauen in dieser Zeit ist spürbar. Groth soll den Kollegen zeigen, was westdeutsche Polizeiarbeit ist. Das kommt nicht gut an, denn die Mecklenburger Kollegen wissen, dass sie ihren Job können. Doch dieser Fall, zu dem sich dann noch ein Cold Case gesellt, bringt sie zusammen, denn alle haben das Interesse, die Fälle zu lösen. Sie lassen sich auch nicht durch Anordnungen von oben aufhalten.
Groth war viele Jahre im Westen und muss nun in seine alte Heimatstadt zurück. Dabei hat er genug mit sich selbst zu tun, denn er trauert um seine Tochter. Doch er ist ein guter Polizist, der auch seinem Baugefühl folgt und der seine Fälle unbedingt lösen möchte. Aber es gibt auch andere, die ein Verlust zu beklagen haben und trauern.
Die Autorin Susanne Tägder erzählt authentisch und eindringlich und auch die Personen sind glaubhaft dargestellt. Die Geschichte basiert auf einem wahren Fall.
Ein interessanter und spannender Krimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund.
Blutwissen
Im Jahr 1991 ist der Polizist Arno Groth aus Hamburg in seine Geburtsstadt in der ehemaligen DDR gezogen, um dort eine Stelle anzutreten. Eigentlich wäre er als Aufbauhelfer zu verstehen, doch wegen eines Falles, in dem er falsche Schlüsse gezogen, ist sein Einsatz wohl eher endgültig. Eines Tages kommt ein Anwohner an Groths offenes Bürofenster und behauptet, er fühle sich verfolgt. Da der Mann etwas heruntergekommen aussieht, tut der Beamte die Sache ab. Doch nur wenig später wird der Mann tot im See gefunden. Wegen der Alkoholisierung wird die Sache als Unfall betrachtet. Jedoch hat Groth ein ungutes Gefühl.
So wie er sich damals im Westen zurechtfinden musste, muss sich Arno Groth nun auch im Osten zurechtfinden. Er kennt die alten Plätze noch, aber Menschen, die er von früher kennt, trifft er nur wenige. Wegen seiner Unachtsamkeit gegenüber der Anzeige des späteren Opfers, hat Groth ein schlechtes Gewissen. Unabhängig davon kann Groth wegen des engen zeitlichen Zusammenhangs nicht an einen Zufall glauben. Als es dann auch noch hinweise auf einen alten Mordfall gibt, ist Groth umso mehr überzeugt, dass es hier noch mehr zu ermitteln gibt. Seine Kollegen, die nicht unbedingt begeistert sind über die westliche Aufbauhilfe, unterstützen Groth nur wenig.
Dieser ungewöhnliche Kriminalroman greift einen alten Fall auf, der eigentlich als abgeschlossen galt. Ausgehend von dem vermeintlichen Unfall im Jahr 1991 führen die Spuren zurück in die 1980er Jahre der DDR. Als Leser nimmt man Teil an einer Ermittlung, bei der sich ein beinahe Wessi und ein Ossi zusammenraufen, um an die Wahrheit zu kommen. Gleichzeitig begleitet man Arno Groth auf seinem Weg zurück in die alte Heimat, wie er sich erst fremd fühlt, dann nach und nach ankommt. Immer mehr durchschaut er die Vorgehensweisen damals in der DDR und eben auch kurz nach der Wende. Dabei muss er durchaus feststellen, dass es Intrigen auch im Westen geben kann. Gebannt verfolgt man die Suche nach der Wahrheit, bei der er unerwartete Hilfe erhält, immer unsicher, ob es nicht immer noch Personen gibt, die verhindern wollen, dass eben jene Wahrheit ans Licht kommt. Ein toller atmosphärischer Kriminalroman, der aus seiner ruhigen Erzählweise eine bemerkenswerte Spannung generiert. Diesen Roman kann man kaum aus der Hand legen, wenn man einmal mit der Lektüre begonnen hat.
Das Cover ist etwas abstrakt gestaltet. Durch die Farbgebung ist es sehr auffällig und sollte verlocken, das Buch zur Hand zu nehmen.
4,5 Sterne
Hauptkommissar Groth wird in seine Heimatstadt zurück geschickt. Hier soll er die Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Mit den Vorschriften hat er so seine Probleme, seit seine Tochter gestorben ist. Als die Leiche von Siegmar Eck, dem, Bootsverleiher aus dem See geborgen wird, weiss Groth, dass dies kein Unfall sein kann. Die Kollegen wollen, dass der Fall zu den Akten gelegt wird. Doch Groth ermittelt weiter und die Spur führt ihn zu einer Kellnerin im nahen Ausflugsrestaurant und einem ungelösten Mordfall. Dieser Krimi ist meiner Meinung etwas ganz Besonderes. Man wird als Leser in die Zeit und die damaligen Umstände hinein versetzt. Es ist ein Krimi der kurz nach der Wende spielt. Viele haben noch immer Angst vor den Spitzel, dies kommt in der Geschichte deutlich hervor. Die noch herrschende alte Ordnung ist noch all gegenwärtig spürbar. Die neue Ordnung hat noch nicht alle Köpfe erreicht. Für mich ein toller tiefgründiger und politischer Krimi. Ich kann ihn nur empfehlen.
Kommissar Groth wird nach Jahren im Westen als Aufbauhelfer nach Mecklenburg Vorpommern geschickt. Dort soll er Kollegen schulen. Es geht im selbst nicht sehr gut, seit dem Tod seiner Tochter hat er Probleme, aber auf sein Bauchgefühl kann er sich immer noch gut verlassen. Als die Leiche des jungen Bootsverleihers Siegmar Eck gefunden wird und dies nachdem dieser ihn aufgesucht hatte und um Hilfe gebeten hatte. Noch dazu ist Eck ein guter Schwimmer gewesen. Dies war kein Unfall. Die Kollegen wollen den Fall zu den Akten legen, doch Groth ermittelt eigenständig. die Spur führt ihn in ein nahegelegenes Ausflugslokal und einer Kellnerin, die nicht ganz ehrlich zu ihm ist. Dabei entdeckt er einen ungelösten Fall aus der Vergangenheit.
Von der ersten Seite an hat mich dieses Buch gepackt, der Spannungsbogen hält bis zum Schluss, unbedingte Leseempfehlung, hoffe da kommt viel mehr.
spannender Krimi
Das Schweigen des Wassers von Susanne Tägder
Wir kehren in die Anfänge der 90iger Jahre zurück und erleben mit wie Hauptkommissar Groth nachdem er vor dem Bau der Mauer in den Westen ging und dort arbeitet und lebte und nun in seinen Heimatort zurück kehrt.Hier soll er als Aufbauhelfer Ost die Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Mit den Vorschriften hat er selbst so seine Schwierigkeiten, seit seine Tochter gestorben ist. Allerdings kann er sich immer noch auf seine Instinkte verlassen. Der Bootsverleihers Siegmar Eck wird tot aus dem örtlichen See gefischt. Groth ist sofort klar das es kein Unfall war, denn weshalb sollte ein guter Schwimmer ertrinken? Seine Kollegen wollen den Fall schnell zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter und stößt dabei auf eine Spur die ihn zu einem ungelösten Mordfall führt. Aber lest selbst und ermittelt mit. Flüssiger Schreibstil. Die Protagonisten werden gut beschrieben, sodass man ihre Charaktere, Handlungen, Beweggründe und Emotionen nach voll ziehen kann.
Am Anfang des Buches schreibt die Autorin, wie sie auf Grund eines wahren Falles, den eine Journalistin recherchiert hat, zu dieser ersten Kriminalgeschichte inspiriert wurde.
Kommissar Arno Groth ist in Wechtershagen in Mecklenburg aufgewachsen und reiste kurz vor dem Mauerbau nach Hamburg zu seinem Onkel. Dort hatte er zwei Möglichkeiten: Bei der Bahn als Zugrangierer oder bei der Polizei. 1981 wird er nach einem gewissen Vorfall wieder nach Wechtershagen versetzt um seine Kollegen in Verhörtechniken zu schulen. Von seinem Büro aus, sieht er einen jungen Mann, der auffällig um sein Auto mit Hamburger Kennzeichen herumschleicht. Siegmar Eck bittet ihn um Hilfe, da er sich verfolgt fühlt. Wenig später wird er ertrunken aufgefunden. Arnos Kollegen plädieren für Unfall als Ursache und schließen die Akte. Eck ist kein Unbekannter, er wurde vor elf Jahren verdächtigt die junge Jutta Timm ermordet zu haben. Mit schlimmen Verhörmethoden wurde ein Geständnis erpresst, das von einem lückenlosen Alibi widerlegt wurde. Der Fall wurde als ungeklärt zu den Akten gelegt, die danach verschwanden.
Die Charaktere werden sehr gut beschrieben. Die Handlung wird ohne viele Emotionen erzählt und man ist gezwungen sich selbst ein Bild zu machen. Das regt zum Nachdenken an und ich kann mich nicht entscheiden, welchen Protagonisten ich mehr Sympathie entgegen bringen soll.
Bei "Das Schweigen des Wassers" handelt es sich um das Krimi Debut der Autorin Suasanne Tägder.
Hauptkommissar Groth kehrt zurück in seinen Heimatort Wechtershagen zurück, den er verlassen hat. Nun Anfang der 90-iger Jahre kehrt er dorthin zurück. Hier nun der Wessi, in Hamburg der komische Kollege aus dem Osten. An seine Seite gesellt sich der verschrobene Kollege Gerstacker. entgegen meiner Erwartungen entwickeln sie sich zu einem tollen Team, welches auch gegen Anordnungen von Oben agiert um die Fälle zu lösen. Die zwei Fälle spielen auf zwei Zeitebenen, ein ungeklärter Mordfall aus Anfang der 80-iger Jahren und den in den 90-iger angesiedelten. Dabei geht die Autorin immer wieder auf die Situation in der ehemaligen DDR ein und schafft ein interessantes und ich wie ich finde realistisches Szenario an Regressionen und Empfindungen.
Der Einstieg ist mir duch den flüssigen und angenehmen Schreibstil leicht gefallen. Die Protagonsiten waren toll charakterisiert und ich habe gerne an deren Veränderung bzw. Entwicklung teilgenommen. Im Mittelteil hatte das Buch leider einiges an Längen, diese wurden aber zum Ende hin wieder ausgeglichen.
Insgesamt hat mir die Verknüpfung zwischen dem Vor-und Nach-Wende sehr gut gefallen. Einzig die Längen im Buch lassen mich hier nur 4 Sterne vergeben.
Leben mit den Verbrechen der Vergangenheit
Arno Groth ist Kriminalhauptkommissar, der mit viel Engagement und Herzblut in seinem Beruf arbeitet. Sein feines Gespür für Menschen war ihm bei seinen Ermittlungen stets ein guter Ratgeber. In einem seiner Fälle führte ihn seine Intuition auf eine falsche Spur, die Konsequenzen nach sich zogen, eine Versetzung aus Hamburg in seine frühere Heimat nach Wechtershagen, eine abgelegene Gegend in Mecklenburg-Vorpommern.
Wir schreiben das Jahr 1991. Arno ist als Aufbauhelfer Ost neben seiner Tätigkeit als Kriminalist für die Fortbildung junger Polizisten, die sich mit den Normen der neuen Gesellschaftsordnung vertraut machen müssen, zuständig. Die Wendezeit hat Spuren bei der Bevölkerung hinterlassen. Schlechte Erfahrungen machen skeptisch gegenüber allem Fremden und so begegnet ihn nicht jeder offenen Herzens. Doch Siegmar Eck, ein bekannter Trinker, wittert eine Chance, endlich in seinem Leben Gerechtigkeit zu bekommen, die vergangenen Behandlungen, Demütigungen zu sühnen. Ihm wurde vor mehr als zehn Jahren, zu Zeiten als die DDR noch existierte, ein Mord an einer jungen Frau mit fadenscheinigen Behauptungen zur Last gelegt, um wen zu schützen? Seine Gerechtigkeit konnte Siegmar Eck nicht mehr bekommen, denn er wurde wenige Tage nach dem Gespräch mit Arno Groth Tod aufgefunden. Als die Frage nach der Todesursache im Raum steht, möchte so manch einer, nicht nur im Kommissariat, lieber einen Unfall als einen Mord sehen, nicht zuletzt auch, um alte Geschichten ruhen zu lassen. Doch Groth ermittelt trotz Widerstand und setzt eine Lawine in Gang.
Susanne Tägden orientiert sich in ihrem ersten Kriminalroman -Das Schweigen des Wassers- an den in der DDR 1979 geschehenen und niemals aufgeklärten Mord von Jutta Timm. Der fiktive Ort des Geschehens ist Wechtershagen und wurde von ihr gewählt als Dank an ihre Eltern, die in Neubrandenburg vor ihrer Flucht in die Bundesrepublik Deutschland beheimatet waren, deren Geschichten die Autorin geprägt haben und ein Zeitzeugnis abgeben. Der Schreibstil ist eher nüchtern, der düsteren Stimmung des Geschehens angepasst. Das Ende des Buches lässt Spekulationen über den Verlauf des Schicksals der Protagonisten zu und gibt dem Leser wunderbare Möglichkeiten, zu reflektieren. Einige Fragen bleiben offen und bieten Hoffnung auf eine Fortsetzung.
Der Krimi hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen, aber am Ende gab es doch einige Wendungen und auch offene Enden, die für mich nicht gepasst haben. Das jetzt genauer zu erklären, würde allerdings die Auflösung des Krimis spoilern.
Besonders mochte ich, wie die Autorin es geschafft hat, trotz der eher ruhigen Erzählweise eine hohe Spannung aufrechtzuhalten. Dies ergab sich v.a. aus den vielschichtigen Figuren und ihren Verflechtungen, die immer wieder als neue, überraschende Puzzleteile offenbart wurden. Auch der zeitgeschichtliche Hintergrund der direkten Nachwendezeit mit ihren biografischen Umbrüchen und den Ossi-Wessi-Konflikten wurde gut eingefangen, ohne überstrapaziert oder gar verkitscht zu werden. Manchen Figuren hätte ich gerne noch mehr Fragen zu ihren Einstellungen und Hintergründen gestellt. :)
Bei einem weiteren Krimi der Autorin würde ich auf jeden Fall zugreifen.
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
„Das Schweigen des Wassers“ spielt kurz nach der Wende in der Mecklenburgischen Provinz, im fiktiven Ort Wechtershagen. Kommissar Groth, gebürtiger Wechtershagener und kurz vor dem Mauerbau aus der DDR nach Hamburg geflohen, kehrt als Aufbauhelfer Ost zurück. Kurz nach seiner Ankunft kommt ein Mann unter ungeklärten Umständen zu Tode, und Groth findet sich in einem Fall wieder, der weit in die Vergangenheit zurückreichen und mit dem Mord an einem jungen Mädchen im Jahr 1981 im Zusammenhang stehen könnte.
Groth ist ein leiser, melancholischer Ermittler, der in seine alte Heimat zurückkehrt und doch ein Fremder bleibt. Er ist hin- und hergerissen zwischen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend und dem Blick dessen, der lange weg war und das ehemals Vertraute nun aus der Distanz wahrnimmt. Susanne Tägder verwendet viel Sorgfalt darauf, die Atmosphäre kurz nach der Wende auf vielfältige Weise greifbar zu machen. Im Kleinen zeigt sich das immer wieder in wie beiläufig eingeflochtenen Bemerkungen der sog. „kleinen Leute“, wie einem Wirt, Groths Sekretärin, seiner neugierigen Nachbarin oder der Putzkraft im Kommissariat. Auch politisches Taktieren um begehrte, neue Posten, wirtschaftliche Umbrüche und die Verfahren zur Prüfung auf etwaige Stasi-Vergangenheiten bei Staatsbediensteten werden thematisiert. Hierin liegt für mich die besondere Stärke des Romans. Der Kriminalfall selbst konnte mich nach einem starken Beginn letztlich nicht vollständig überzeugen. An einigen Stellen empfand ich die Geschichte gegen Ende als unrund und nicht ganz glaubwürdig, die Zeichnung mancher Figuren wirkt nicht geglückt (etwa das Mädchen Martina Borowski, deren Aussageverhalten sehr plötzlich wechselt). Auch fehlte es mir an Spannung, da für mich der Täter relativ schnell klar war und das Grundgerüst der Geschichte recht offensichtlich war.
Etwas unverständlich ist mir, warum das Interview mit der Autorin dem Roman vorangestellt und nicht im Anschluss abgedruckt wird, da die Autorin darin wesentliche Aspekte des Romans vorwegnimmt und in Teilen bereits das Ende verrät, was ich als sehr ärgerlich empfand.
Insgesamt ein interessanter Roman, der mehr durch seine atmosphärische Schilderung als durch eine spannende, bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Krimihandlung besticht.
Hauptkommissar Groth eckt in Westdeutschland ziemlich an und wird deshalb als Ausbauhelfer Ost in seine Heimat nach Mecklenburg geschickt, um die Kollegen zu schulen. Kaum angekommen, wird der Bootsverleiher Siegmar Eck tot im Wasser gefunden. Wieso hat er vorher zu Groth Verbindung aufgenommen und war der Meinung, dass er verfolgt wird? Was hat eine junge Kellnerin am See damit zu tun? Der Fall soll als Unfall zu den Akten gelegt werden, doch für Groth steht fest, dass es Mord war.
Der Kriminalroman liest sich recht unaufgeregt, die Spannung hält sich in Grenzen. Vielmehr geht es um die einzelnen Charaktere, die sehr ausgeleuchtet werden. Mir hat gut gefallen, dass die Geschichte auf einem wahren Fall beruht. Groth ist ein Protagonist mit vielen Ecken und Kanten, der sich nichts sagen lässt. Aber seine Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Die Entdeckung am Ende lässt tief ins Justizsystem blicken. Ein interessanter Krimi, bei dem zwischendrin auch in die Vergangenheit geschaut wird und Protagonisten, die eine gute Kombinationsgabe haben und hartnäckig am Fall dran bleiben, ergeben spannende Lesestunden.
Anfang der 90er Jahre wird Hauptkommissar Groth aus Hamburg zurück in seine Heimatstadt Wechtershagen in Mecklenburg geschickt. Sein erster Fall ist der Bootsverleiher, der aus dem See gezogen wird. Selbstmord? Groth glaubt nicht daran und ermittelt gegen alle Widerstände.
Susanne Tägders Debütroman wurde von einem realen Fall inspiriert. Das auffällige Cover und die Inhaltsangabe haben mich neugierig gemacht.
Es ist ein düsterer Krimi, den die Autorin vorlegt. Sie beschreibt die Atmosphäre Anfang der 90er sehr genau. Alles wirkt irgendwie hoffnungslos: das Kommissariat, Groths noch nicht renovierte Wohnung, die Gaststätte am See. Alle Charaktere haben eine Vergangenheit, die sie nicht loslässt und sich auf die Gegenwart auswirkt. Sie stehen in Zusammenhang mit dem Tod des Bootsverleihers Eck, der zehn Jahre zuvor wegen Mordes an der jungen Jutta Timm angeklagt wurde, aber freigesprochen wurde. Da ist Juttas Schwester Regina, die keine Ruhe findet, da ist Groths Kollege Gerstacker, der von dem Fall abgezogen wurde und einige Geheimnisse hütet. Da ist der Lokalreporter Hennemann, der mehr von Regina weiß als ihr lieb ist. Und natürlich Hauptkommissar Groth, der sich auf seine Intuition verlässt, was zu seiner Versetzung geführt hat. Trotz seiner Verletzungen ist er empathisch und bleibt es auch.
Die ostdeutschen Kollegen beäugen Groth misstrauisch und lassen ihn außen vor. Sein Kollege Gerstacker erkennt dann jedoch, dass es Groth darum geht, herauszufinden, was geschehen ist. Sie ergänzen sich auf eine gute Weise, insbesondere als ihr Vorgesetzter den Fall zu den Akten legen will.
Jeder einzelne ist gut und authentisch beschrieben. Die Schicksalsschläge der Charaktere und ihre Folgen sind nachvollziehbar, insbesondere, je mehr über sie erzählt wird.
Fazit: ein ruhiger, melancholischer, sehr eindringlicher Kriminalroman
Susanne Tägder hat in diesem Krimi so vieles einfach richtig gemacht! Chapeau!
"Das Schweigen des Wassers" ist angelehnt an einen Kriminalfall, der 1979 in Mecklenburg geschehen ist. Eine junge Frau wurde auf dem Weg zu einer Tanzveranstaltung ermordet. Um den Täter, der damals aus den Reihen der Volkspolizei kam, zu schützen, hat die Stasi eine falsche Spur gelegt.
Susanne Tägder hat sich diesen Fall als Anhaltspunkt genommen und einen eigenen Fall daraus gesponnen, jedoch mit einer Botschaft, die ganz sicher nicht nur auf solch drastische Vorkommnisse abzielt. Aber von vorn:
Kriminalkommissar Groth wird von Hamburg nach Wechtershagen versetzt. Er bekommt nach einem unschönen Vorfall und privaten Tiefschlägen kein Bein mehr auf den Boden und kehrt nicht ganz freiwillig in seine alte Heimat zurück. Doch wird einer, der solange im Westen gelebt hat, im Osten überhaupt noch anerkannt? Groth hat es schwer.
Kurz nach seiner Ankunft, trifft er im Präsidium auf einen scheinbar Wohnungslosen, der kurz darauf tot im See aufgefunden wird. Schnell wird klar, dass zur Aufklärung dieses Falles eine alte Akte benötigt wird, doch die scheint verschwunden. Auch diverse Kollegen und Vorgesetzte sind sich einig: Hier gibt es nichts mehr zu ermitteln.
Wie schon angedeutet, hat Susanne Tägder hier nicht nur einen Krimi geschrieben, dessen Sprache und Figuren einen mit dem ersten Satz ins Jahr 1991 katapultieren, als so kurz nach dem Mauerfall noch niemand so recht wusste, was das Leben bereithält. In diesem kleinen Ort des Geschehens weiß noch niemand so recht, wem man denn jetzt wirklich vertrauen kann. man beäugt einander kritisch, ist voller Misstrauen und fürchtet um die eigene Existenz. Des Weiteren zeigt uns die Autorin, wie zerbrechlich Glück ist, wie schnell das eigene Leben völlig unverschuldet aus den Fugen geraten kann und das "Im Zweifel für den Angeklagten" durchaus seine Berechtigung hat.
Wer gerne Krimis liest, die durch Zwischenmenschlichkeit, Erfahrungswerte und gesellschaftliche Dissonanzen auffallen, ist hier ganz sicher richtig. Hier gibt es seitenweise tolle Dialoge, persönliche Entwicklung und Geschichten. Wer jedoch lieber auf Leichenbeschau geht und dem Täter beim Morden über die Schulter guckt, der ist hier ganz sicher falsch.
Eine Empfehlung für alle Krimi-Liebhaber:innen, denen das Drumherum genauso wichtig ist, wie der Fall an sich.
Vielen Dank für die spannenden und sehr unterhaltsamen Lesestunden. Gerne mehr davon.
Hauptkommissar Groth kehrt nach etlichen Jahren in Hamburg nach Mecklenburg zurück. Er soll „Aufbauhilfe Ost“ leiten und wird deswegen von seinen neuen Kollegen argwöhnisch beobachtet.
Eine Leiche am See fordert ihn voll und ganz. Dieser tote Alkoholiker könnte ja auch einfach ins Wasser gefallen sein!? Groths Chef sagt „Ja!“. Groths Instinkt sagt, dass es ein Mord war! Wer von beiden Ermittlern hat recht?
Susanne Trägder hat ihr Buch nach einem wahren Fall geschrieben und als spannenden Krimi veröffentlicht. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen, und ich hoffe auf weitere Fälle des sympathischen, aber auch kantigen Hauptkommissars Groth, der noch einige Geheimnisse hat, die ich gern in weiteren Fällen aufgedeckt sehen würde!
4 Sterne von mir!
Das war spannend. Ein alter Kriminalfall aus Grevesmühlen zu DDR-Zeiten unaufgeklärt im Dickicht von Stasi Volkspolizei und was nicht sein darf, passiert auch nichts.
Ein wenig konnte man Grevesmühlen entdecken.
Ein Westimport als Ermittler, der mit einem Päckchen beladen in seine alte Heimat kommt, will Licht ins Dunkle bringen. Wir versuchen zu Wendezeiten, alles im Aufbruch alles kurz vor der Kündigung mit den Besserwessis vor der Nase, versucht man klarzukommen. Die Zeiten sind anders und vielleicht gelingt es nun den Mordfall zu klären, Groth, der Ermittler bekommt unverhofft Hilfe, kann an seiner Vergangenheit anknüpfen und kommt vielleich auch wieder an.
So geht es zu im Schweigen des Wassers, ob der Fall nun aufgeklärt werden kann zu Westzeiten, das muss man sich dann doch erlesen.
Dafür dass die Autorin nicht dabei gewesen sein kann, hat sie gut recherchiert und versucht die STimmung Anfang der 90er einzufangen.
Die DDR ist jetzt bereits schon 30 Jahre Geschichte und dennoch auch heute noch irgendwie präsent in allerlei soziologisch-politischen Kontexten. Frei nach Faulkners „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.“ Das gilt auch für die Kriminalliteratur, die selbstverständlich gerne Unaufgearbeitetes aus der Vergangenheit aufgreift, natürlich auch aus der deutsch-deutschen. Zuletzt hatte mir etwa „Die Toten von Marnow“ von Holger Karsten Schmidt gut gefallen, in dem es um Medikamentenversuche in der damaligen DDR ging. Nun greift die Autorin Susanne Tägder in ihrem Krimidebüt einen alten Kriminalfall auf, der zu DDR-Zeiten nicht aufgeklärt wurde (zumindest wurde ein Verdächtiger freigesprochen) und der nun in der Zeit kurz nach der Wiedervereinigung wieder hochkommt. Es ist die Zeit der Umbrüche, viele werden in neue Lebenssituationen geworfen. Und einige stellen fest, dass sie auch im neuen System abgehängt werden, während die Opportunisten den Absprung glatt geschafft haben und dafür sorgen, dass alte Ungereimtheiten weiterhin unter dem Teppich bleiben.
Groths Leben hat 1960 mit einer Fahrkarte begonnen. Oder aufgehört, je nachdem, wie man die Sache betrachtet. Mit einer Fahrkarte nach Hamburg. Aus ihm unerfindlichen Gründen erinnert er sich sogar noch an den Preis: acht mark siebzig. Im Schaukasten, das Groths Leben ausstellt, wäre diese Fahrkarte ein zentrales Artefakt. (Auszug E-Book Pos.1640)
Herbst 1991 in Mecklenburg: Der Hamburger Kommissar Arno Groth ist als Aufbauhelfer Ost in seine alte Heimat Wächtershagen (steht wohl für Neubrandenburg) versetzt worden. Damals war er als junger Abiturient mangels Perspektive vor dem Mauerbau in den Westen gegangen. Nun kehrt er zurück, gibt Seminare für die Ost-Kollegen über nunmehr gesamtdeutsche Polizeiarbeit, aber es ist nicht ganz klar, wer hier wen aufbaut. In Hamburg ist der geschiedene Groth, der immer noch um seine verstorbene Tochter trauert, beruflich aufs Abstellgleis geraten, nachdem er einen Fall vermasselt hat, weil er zu stark einer Zeugin vertraut hatte. Groth bekommt schon nach kurzer Zeit Besuch auf der Dienststelle von einem merkwürdigen, heruntergekommenen Mann, der ihn vom Hof aus beobachtet. Dieser Mann heißt Siegmar Eck, ist Verleiher von Tretbooten und aktuell ohne festen Wohnsitz. Er fasst nach einem kurzen Gespräch offenbar Vertrauen zu Groth und verspricht, nach dem Wochenende wegen eines Diebstahls wiederzukommen. Doch dazu wird es nicht kommen.
Zwei Tage später wird Eck tot am See aufgefunden, ertrunken, die Umstände sind unklar. Der Dienststellenleiter will den Fall zügig als Unfall einstellen. Doch ausgerechnet ein Kollege, mit dem Groth bislang alles andere als warm wurde, offenbart ihm, dass Eck kein Unbekannter war: Vor etwa zehn Jahren war er Hauptverdächtiger in einem Mord an einer jungen Frau, wurde aber vor Gericht wegen Ermittlungsfehler überraschend freigesprochen. Und obwohl die damaligen Akten zum großen Teil verschwunden sind, hat Groth einen Anhaltspunkt für weitere Ermittlungen.
Außer aus Groths wird die Geschichte noch aus einer weiteren Perspektive erzählt. Regine Schadow ist Servicekraft in der Ausflugsgaststätte am See, kannte Eck, rauchte öfter mal mit ihm eine Zigarette in der Pause. Regine war Angestellte in einer Bar in Berlin und ist nun nach Wächtershagen zurückgekehrt, angeblich um die Wohnung ihrer Großmutter aufzulösen. Der Leser wird schnell darauf gestoßen, dass sie etwas von Eck wollte. Und dies hängt auch mit dem damaligen Fall, dem Mord an Jutta Timm zusammen, denn Jutta war Regines große Schwester.
Als sie ihm sagte, wer ihre Schwester ermordet hat, zuckte Ludi nicht mal mit der Wimper. Fragte nicht: „Bist du sicher?“ Oder: „Wieso glaubst du das?“
Alles, was Ludi dazu anmerkte, war: „Oha.“ Und dass sie gut auf sich aufpassen müsse. „Wer es so weit nach oben geschafft hat, der räumt nicht so mir nichts dir nichts den Sessel. Wenn du verstehst, was ich meine.“ (Auszug E-Book Pos. 4051).
Susanne Tädger war Richterin in Karlsruhe, lebt inzwischen im Ausland und hat dennoch eine Verbindung in die DDR, denn ihre Eltern stammten von dort. Eine Reportage über einen ungelösten DDR-Mordfall aus der Süddeutschen Zeitung war Auslöser dieses Romans. Die Autorin versteht sich dabei als Meisterin der leisen Töne. Sie dringt tief in die Biografien der zentralen Figuren vor, die alle Traumata erlitten haben. Bei Groth und Regine Schadow über die Erzählperspektive, bei Eck indirekt über diejenigen, die über ihn berichten. Damit erzählt der Roman oft weniger von einem Mordfall, sondern von Brüchen, Umwälzungen, Schicksalsschlägen im Leben der Figuren. Das Ganze wirkt organisch, authentisch und verweist auf andere Literatur. Groth wird als „Literat“ von den Kollegen verspottet, der „Hungerkünstler“ von Kafka spielt eine Rolle, zudem liest er in Texten von Eck, der eine Art Liedermacher war. Insgesamt dringen Groth und Regine von unterschiedlichen Seiten langsam zur Lösung der Geschichte vor, die, man ahnt es bereits, keine vollständige Erlösung bieten kann. „Das Schweigen des Wasser“ ist ein wirklich guter, sehr stimmiger, unaufgeregter und melancholischer Kriminalroman, der viele Leser verdient hat. Der Blurb auf dem Klappentext vom von mir auch sehr geschätzten Andreas Pflüger kommt nicht von ungefähr.
Wer gerne düstere, schnelle oder harte Krimis liest, ist hier falsch. Die Ermittlungen laufen scheinbar langsam, schlafen fast ein und mäandern durch das Buch. Dennoch hat mich das Buch fasziniert. Die Autorin schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Sie beschreibt sehr gut, die miefige Nach-Wende-Zeit. Ich habe den stickigen Amtsstuben-Geruch tatsächlich in der Nase gehabt, während ich die Szenen im Polizeirevier gelesen habe. Ich konnte mir unheimlich gut vorstellen, wie junge Westler über Berlin herfallen und die Bar im Kempinski leertrinken. Und auch die für heutige Begriffe armselige Ausflugskneipe wird sehr gut beschrieben. Die Figuren sind der Autorin sehr gut gelungen. Eine junge Frau, die die Ermordung ihrer Schwester nicht verarbeiten kann, geht mir nah. Ein Buch, dem Aufmerksamkeit gebührt.
Ich finde das Buchcover sehr ansprechend. Auch der Buchtitel passt zum Buchcover.
Der Schreibstil von der Autorin ist sehr angenehm und verständlich geschrieben, was mich sofort in Bann gezogen hat. Die Spannung begann bereits im Prolog, wo es um einen jungen Journalisten im Jahre 1980 geht, welcher sich heimlich an einen Tatort schleicht um Fotos eines toten Mädchens, welches vorher als vermisst galt, zu machen. Leider gilt dieser Journalist als Tollpatsch und wenige Wochen später nach diesen Fotos wurde er gefeuert, weil er damals den Tatort zerstört hat. Die Fotos gelangen nie in die Zeitung. Später geht es mit dem Hauptprotagonisten Hauptkommissar Groth im Jahre 1991 weiter, welcher als Aufbauhelfer Ost zurück in seine Heimatstadt Wechtershagen versetzt wird. Dort soll er, die für den Osten neuen Rechtsgrundlagen, den alten Volkspolizisten vermitteln. An seinen ersten Tagen jedoch, taucht der Bootsverleiher Siegmar Eck bei ihm auf der Arbeit auf und sagt ihm, dass er sich verfolgt fühle und mir Beweisen wieder kommen will. Sodann taucht die Leiche des Bootsverleihers im örtlichen See auf und Hauptkommissar Groth weiß sofort, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Von Anfang bis zum Ende bleibt das Buch sehr spannend. Das Buch ist eine ganz klare Kaufempfehlung! Ich gebe 5 von 5 Sternen!!!
DDR - Flair
Mecklenburg, 1991: Hauptkommissar Grothe wird aus Hamburg zurückbeordert in seine Heimat und versieht als Aufbauhelfer Ost nun seinen Dienst in der Polizeiwache Wechtershagen. Der Bootsverleiher Siegmar Eck beklagt sich, verfolgt zu werden, zwei Tage später wird er tot am örtlichen See gefunden. Ertrunken, lautet die rasche Lösung des Falles, aber die Tatsache, dass Eck ein hervorragender Schwimmer war, lässt Grothes Bauchgefühl anderes vermelden. Rasch ist der Kommissar verstrickt in ein Netz aus Schweigen und Intrigen.
Hervorragend fängt Susanne Tägder das Flair der ehemaligen DDR ein, mit Frau Schulte, einer Tüte Schrippen, Plastebeutel und Nierentisch findet man sich als Leser sofort im Osten der beginnenden 1990er-Jahre wieder, in der Zeit kurz nach der Wiedervereinigung, welche geprägt ist von Entwurzelung, Misstrauen und Verunsicherung. Durch kluge Charakterisierung zeigen sich diese Merkmale in den handelnden Figuren, wodurch eine gewisse Düsternis und Fremdheit in der eigenen Heimat entsteht. Wie nebenbei fließt der Kriminalfall ins Geschehen ein, basierend auf einer wahren Begebenheit im Jahre 1979 in einem mecklenburgischen Dorf. Die Ermittlungen sind höchst interessant, fast noch faszinierender sind jedoch die Informationen zu Politik und persönlichen Schicksalen, welche nicht nur Hauptkommissar Grothe prägen. Ohne große Ausschweifungen konzentriert sich Tägder auf Wesentliches, beschreibt Gefühle und Stimmungen kurz und prägnant, ja beschränkt sich teilweise überhaupt nur auf Andeutungen, die die Hintergründe knapp ausleuchten. Die exakte Recherche zu Örtlichkeit und Zeit spürt man in jeder Zeile der Autorin, dass ihre Familie aus der Gegend des fiktiven Krimis stammt, trägt nicht unwesentlich zur Authentizität bei. Diesbezüglich gefällt mir das Interview mit Susanne Tägder zu Beginn des Buches sehr gut, es passt perfekt als Einstimmung.
Als Erzählzeit wird das Präsens gewählt, wodurch eine ganz besondere Atmosphäre entsteht, der Leser spürt die Enge des Ostens, eine gewisse Bedrücktheit und Distanziertheit, die sich auch auf die Ermittlungstätigkeit erstreckt. Ohne Grothes Hartnäckigkeit wäre der Tod des Bootsverleihers längst als Unfall zu den Akten gewandert, so jedoch entwickeln sich interessante, wenn auch eher träge dahin dümpelde Nachforschungen, die schlussendlich auch zu einem logischen Ergebnis führen.
Fazit: ein Kriminalroman, der vor allem durch den Schreibstil und durch die atmosphärischen Szenen punkten kann.
Titel Das Schweigen des Wassers
Autor Susanne Tägder
ASIN B0CLKZK8Z5
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (336 Seiten) und Hörbuch
Erscheinungsdatum 16. März 2024
Verlag Tropen
Das Schweigen des Wassers ist ein, in meinen Augen, rundum gelungerner Krimi. Nicht blutig dafür anspruchsvoll. DIe Charaktere sind gut ausgebaut und bleiben in Erinnerung. Lediglich der Schluss hat mich etwas irritiert. Dürfen wir auf weitere Fälle hoffen?
"Das Schweigen des Wassers" war für mich eine großartige Entdeckung! Susanne Tägder schreibt meisterhaft, sie zeichnet mit Worten Szenen, mit einer Leichtigkeit, die doch anspruchsvoll ist. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, in die Jahre nach dem Fall der Mauer.
Hauptkommissar Groth kehrt ins Mecklenburgische Wechtershagen zurück, den Ort, an dem er aufgewachsen ist. Die Jahre dazwischen hat er in Hamburg verbracht, bis zu seinem beruflichen Fehltritt und dem Unfalltod seiner Tochter. Ein Neuanfang musste her.
Als aus dem örtlichen See die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck geborgen wird, ergeben die Untersuchungen kein Fremdverschulden, Eck ist bei einem tragischen Unfall um Leben gekommen. Wenige Tage vor seinem Tod hatte Eck mit Groth gesprochen, ihm erklärt dass er verfolgt wird. So kommen Groth große Zweifel an einem Unfalltod, er ermittelt weiter und die Spuren führen ihn Jahre zurück, zu einem Mordfall, der nie gelöst wurde.
Ich bin beeindruckt vom Plot, der Figurenzeichnung und der leicht melancholischen Stimmung, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Tragische Gestalten, die vor dem inneren Auge lebendig werden, dazu das Retrofeeling in einer Zeit, in der es noch keine Handys gab und das Leben etwas geruhsamer als heute ablief. Der Krimi war für mich ganz großes Kino, mit Überraschungen bis zum Schluss. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!
Mit "Das Schweigen des Wassers" weckt Susanne Tägder Erinnerungen, jedenfalls bei meiner Generation. Leser*innen der der Millenials und noch jüngeren Generationen empfinden die Atmosphäre in einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern kurz nach der Wiedervereinigung vermutlich als Fenster in eine ihnen sehr ferne Welt. Doch damals war die Grenze in den Köpfen noch sehr frisch, die anfängliche Euphorie begann angesichts der Abwicklung tausender Arbeitsplätze einer großen Ernüchterung zu weichen und bei Ost-West-Begegnungen lauerte immer die Frage im Hinterkopf, wie sich Menschen früher verhalten hatten und ob sie womöglich in das DDR-System verstrickt gewesen waren.
Das dürfte vor allem bei der Polizei als Organ der Sicherheitsdienste so gewesen sein. Auch Hauptkommissar Groth aus Hamburg, als "Aufbauhelfer Ost" an den Ort seiner Jugend zurückgekehrt, fremdelt noch mit den neuen Kollegen - und die mit ihm. Ohnehin ist der nachdenkliche Polizist, der eigentlich gerne Germanistik studiert hätte, menschlich etwas spröde und tut sich schwer damit, auf andere zuzugehen. Als ein Mann, der ihn nur kurz vorher angesprochen hat, weil er sich verfolgt fühlte, tot im See gefunden wird, ist Groth einer der wenigen, der nicht automatisch von einem Unfall ausgehen will, schließlich war der Tote obdachlos und Alkoholiker. Ausgerechnet ein Ost-Kollege, der ihm bislang mit unverhülltem Misstrauen begegnete, zieht plötzlich mit ihm an einem Strang - gegen den Willen der Vorgesetzten.
Die hartnäckigen Polizisten stellen fest: Der Mann war der Polizei kein Unbekannter, vor Jahren war er Hauptverdächtiger im Sexualmord an einer jungen Frau, hat sogar gestanden. Ein Geständnis, das aus ihm herausgeprügelt wurde, wie auch die Schwester der Toten, die nach Jahren an ihren alten Heimatort zurückgekehrt ist, nun überzeugt ist. Die junge Frau, deren Rolle den Beamten zunächst einige Rätsel aufgibt, hat eigene Motive, doch auch die Polizisten spüren, dass in dem alten Mordfall der Schlüssel zum Tod des Mannes im See liegt. Dass der Fall auch Sprengkraft in der Gegenwart hat, erschließt sich erst nach und nach.
Susanne Tägder hat einen authentischen Fall zur Grundlage ihres Buches "Das Schweigen des Wassers" genommen und ihr Kriminalroman ist weitaus mehr als ein klassischer Polizeikrimi. Die spröde, zurückhaltende Sprache wird der Mentalität ihrer Protagonisten gerecht. Zugleich gelingt es ihr, die Stimmung der Nachwendezeit einzufangen, als plötzlich jede Realität mehrere Ebenen zu haben schien und die unterschiedlichen Erfahrungshorizonte das Miteinander von Menschen aus Ost und West schwierig machen konnten. Der Kriminalfall wird hier zur Parabel von Schuld, Verantwortung und Aufarbeitung einer Vergangenheit, die nicht vergehen will - und das ist auch sprachlich sehr lesenswert.
Mehr faszinierende Milieustudie als ein klassischer Kriminalroman
Buchmeinung zu Susanne Tägder – »Das Schweigen des Wassers«
»Das Schweigen des Wassers« ist ein Kriminalroman von Susanne Tägder, der 2024 bei Tropen erschienen ist.
Zum Autor:
Susanne Tägder, geboren 1968 in Heidelberg, hat in Deutschland und den USA studiert und arbeitete danach als Richterin in Karlsruhe. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Schweiz und in Kalifornien. Für ihre literarischen Texte wurde sie u. a. mit dem Walter-Serner Preis und dem Harder Literaturpreis ausgezeichnet. Das Schweigen des Wassers ist ihr erster Kriminalroman.
Zum Inhalt:
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen als Aufbauhelfer Ost zurück in seine Heimatstadt geschickt. Seine neuen Kollegen sind misstrauisch und der erste Fall erweist sich in vielerlei Hinsicht als Herausforderung.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt unauffällig, leise und unspektakulär. Ich hatte Zweifel, blieb aber dran und wurde mehr und mehr in den Bann der Geschichte gezogen. Groth steckt nach dem Tod seiner Tochter in einer Krise und soll diese an seiner neuen Wirkungsstätte überwinden. Meist wird die Geschichte aus der Perspektive des Hauptkommissars erzählt, aber einige Kapitel folgen einer jungen Frau, die als Kellnerin in einem Ausflugslokal arbeitet. Oft geht es um Alltägliches, das ein Gefühl für die jeweilige Zeit und die betroffenen Personen erzeugt. Die meisten Figuren wirken angeschlagen und vom Leben gezeichnet. Die Geschichte wird nicht linear erzählt und die Rückblenden machen es nicht einfacher. Groth gewinnt das Vertrauen eines einheimischen Kollegen und gemeinsam erzielen sie Ermittlungserfolge, die nicht überall gern gesehen sind. Ein Tötungsdelikt, das vor zehn Jahren geschah, rückt in den Mittelpunkt und der aktuell Getötete wurde damals fälschlicherweise als Täter präsentiert. Viel Zeit steckt die Autorin in die Beschreibung des Lebensgefühls und der damaligen Zustände. Der angenehm zu lesende Schreibstil schildert unaufdringlich, aber dennoch präzise die Entwicklung der Ereignisse. Groth, die Kellnerin und der ostdeutsche Kollege wirken mit Abstrichen sympathisch, denn sie haben ihre Ecken und Kanten und sie haben jeweils etwas zu verdauen. Obwohl lange Zeit relativ wenig passiert, hat mich die Geschichte mehr und mehr fasziniert und gefesselt. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und die Ermittlungen können erfolgreich beendet werden.
Der Reiz der Geschichte liegt vor allem in den Milieuschilderungen und den aussagekräftigen Figuren, die ihren Weg gehen, auch wenn am Ende nicht alle gewonnen haben.
Fazit:
Ein Kriminalfall nach einer wahren Begebenheit, der mau beginnt und oft eher wie ein präzise geschilderter Roman wirkt. Mehr und mehr hat mich die Geschichte gefesselt und begeistert. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.
*Fesselndes Krimi-Debüt*
Mit ihrem Debütroman „Das Schweigen des Wassers" ist der deutschen Autorin Susanne Tägder eine stimmige Mischung aus fesselndem Kriminalfall und interessantem Gesellschaftsporträt gelungen, das uns tiefgründige Einblicke in die Nachwendezeit gewährt. Inspiriert wurde die Autorin von einem auf wahren Begebenheiten beruhenden Mordfall, der sich im Jahr 1979 in Mecklenburg zugetragen hatte. Geschickt hat sie den ungelösten historischen Cold Case mit dem fiktiven Kriminalfall um einen in einem See ertrunkenen Obdachlosen zu einem sehr atmosphärischen, clever angelegten Plot verwoben. Im Mittelpunkt des Krimis steht der Hamburger Kriminalhauptkommissar Groth, der selbst ursprünglich aus dem Osten stammend, in seine alte Heimatstadt Wechtershagen zurückgekehrt ist und zu den Ermittlungen zum rätselhaften, höchst verwickelten Todesfall hinzugezogen wird. Erschwert wird seine Arbeit jedoch nicht nur durch unkooperative Kollegen sondern auch durch die wenig auskunftswillige, misstrauische Bevölkerung, die sich mit ihrer problematischen DDR-Vergangenheit nicht mehr auseinandersetzen möchte.
Durch den prägnanten, ansprechenden Schreibstil konnte ich mühelos in die tiefgründige Geschichte eintauchen, die nach und nach immer mehr an Dynamik gewinnt. Mit geschickten Wechseln der Handlungsstränge und unerwarteten Wendungen sorgt die Autorin in der vielschichtigen Handlung für Spannung.
Sie lässt uns an den unterschiedlichen Entwicklungen bei den Nachforschungen aus wechselnden Perspektiven teilhaben, so dass man anhand der aufgedeckten Details und Erkenntnisse gut selbst miträtseln und eigene Spekulationen zu Täter und Hintergründen anstellen kann.
Besonders gut haben mir psychologische Dichte sowie tiefgründige Auseinandersetzung mit den vielfältigen Folgen der Deutschen Teilung und Wiedervereinigung, den Herausforderungen der Nachwende-Zeit und den Traumata der DDR-Vergangenheit gefallen.
Sehr eindringlich fängt die Autorin die damals nach der deutschen Wiedervereinigung im Osten vorherrschende Atmosphäre ein und führt uns anschaulich und facettenreich die Befindlichkeiten der Bevölkerung vor Augen, die nach anfänglicher Euphorie der Umbruchzeit mit Misstrauen auf alles Westliche, Verunsicherung, Ernüchterung und Zukunftsängsten geprägt sind. Auf beeindruckende Weise spiegeln die vielschichtigen Charaktere die Zerrissenheit einer Gesellschaft wider, die sich nach jahrzehntelanger Teilung nun erst neu finden und zusammenwachsen muss.
Dank seiner umsichtigen Art und des besonders einfühlsamen Ermittlungsstils gelingt es Groth allmählich, die scheinbar undurchdringliche Mauer aus Schweigen, Argwohn und verwirrenden Unwahrheiten zu durchdringen und die unseligen Verstrickungen im DDR-System aufzudecken, um schließlich den komplexen Fall aufzuklären. Am Ende erhalten wir eine glaubwürdige Auflösung des Falls und einen realitätsnahen Ausklang, der uns zum Nachdenken über Schuld, Verdrängung und den Stellenwert von Wahrheit anregt.
Susanne Tägder konnte mich mit ihren interessanten und lebensnah angelegten Charakteren sehr überzeugen, in deren Gedanken- und Gefühlswelt ich mit gut hineinversetzen konnte. Vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung der facettenreichen Hauptfigur Groth und die sich erst allmählich enthüllenden Einblicke in sein Privatleben sind sehr gelungen.
FAZIT
Ein fesselnder Krimi mit Tiefgang und eine gelungene Mischung aus vielschichtigem Kriminalfall und interessantem gesellschaftlichen Porträt der Nachwende-Ära!
"Das Schweigen des Wassers" von Susanne Tägder ist ein guter und spannender Krimi. Hauptkommissar Groth wird in seine alte Heimat versetzt weil er in Hamburg einen Fehler begannen hat. Dort erzählt ihm ein Mann das er sich verfolgt fühlt und Groth nimmt es Anfangs nicht ernst. 2 Tage später ist dieser Tod und Groth ermittelt. Dieser Fall steht in Verbindung mit einem 10 Jahre alten Mordfall an einer Schülerin dessen vermeintlicher Tatverdächtiger freigesprochen wurde und nun das Opfer des aktuellen Falls ist. Groth ermittelt zusammen mit Gerstacker der am ersten Fall mit beteiligt war und ihm der Fall nie losgelassen hat. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende konstant. Auch versteht es die Autorin die Zeit während der Mauer und nachdem Mauerfall gut näher zu bringen. Alles in einem ein guter Krimi.
Die Autorin hat diesen Mordfall, der auf Tatsachen beruht, in einen fiktiven Mordfall umgeschrieben und ausgearbeitet.
1991 kehrt Hauptkommissar Groth wieder in seine Heimat in Mecklenburg-Vorpommern zurück. Dort unterstützt er seine Kollegen als Aufbauhelfer Ost, was nicht von allen geschätzt wird. Anfänglich fühlt er sich persönlich sehr verloren, da er seinen alten Arbeitsplatz in Hamburg nicht ganz freiwillig verlassen musste. Wenige Tage später wird er von einem Mann angesprochen, der irgendwie seine Hilfe sucht. Seine Erscheinung ist auffällig, da er stark nach Alkohol riecht und wahrscheinlich eher auf der Strasse lebt als sonst wo. Doch bevor es zu einem weiteren Gespräch kommt, wird er tot am See beim Bootssteg gefunden. Siegmar Eck, Bootsverleiher und Songwriter ist ertrunken. Groth fragt sich war es ein Unfall oder steckt da mehr dahinter? Bei seinen ersten Ermittlungen findet er raus, dass Eck vor gut 10 Jahren in Verdacht gerät, ein junges Mädchen getötet zu haben. Doch Akten betreffend diesen Fall sind alle verschwunden oder nicht mehr auffindbar. Zudem findet er keine grosse Unterstützung bei seinen Kollegen und Vorgesetzten.
Der Erzählstil der Autorin ist nicht effektheischend, eher ruhig mit aufregenden Einschüben. Die involvierten Personen haben alle ihre Ecken und Kanten, die einen nicht sofort einnehmen. Groth selbst zeigt sich als einen Ermittler, der nicht lockerlässt. Dank seiner Verbissen- und Sturheit kommt er der wahrscheinlichen Wahrheit immer näher und deckt diese schonungslos auf. Eine Kellnerin, die ebenfalls in irgendeiner Form in diesen Fall involviert ist, sowie ein Journalist bringen schlussendlich Licht ins Dunkel. In nichtallzu langen Kapiteln, die aus verschiedenen Richtungen geschrieben sind, baut sich langsam eine Spannung auf.
Ein Debüt-Krimi, den ich durchaus als sehr gelungen bewerte und gerne empfehle.
Groth, ein Hauptkommissar als dem Westen Deutschlands, kommt als Aufbauhelfer Ost 1991 nach Mecklenburg, in den Ort seiner Kindheit. Jetzt ist er wieder da und soll die Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen.
Im nahen See wird ein Toter gefunden, der Mann, die sonst die Boote verliehen hat. Und kurz vor seinem Tod hat er sich noch an Groth gewandt, er würde verfolgt. Der Fall lässt Groth keine Ruhe, auch sein anfangs sehr abwehrender Kollege unterstützt ihn.
Sehr viel Lokalkolorit, eine Geschichte über alte Klüngelei, atmosphärisch und gut erzählt.
Da kommen noch mehr Bücher, die Autorin war Richterin am Sozialgericht und hat bestimmt viele Fälle erlebt, die eine literarische Bearbeitung wert sind. Und es geht nicht um True Crime!
Back to the Roots
So ähnlich geht es Arno Groth als er 1991 wieder in seine alte Heimat in den Osten Deutschlands versetzt wird.
Er soll als Hauptkommissar quasi eine Art Aufbauhilfe Ost leisten.
So richtig willkommen geheißen wird er als "Westler" allerdings nicht.
Zudem befindet er sich nach dem Tod seiner Tochter selbst in einer schwierigen Phase seines Lebens.
Als der Bootsverleiher Eck tot aufgefunden wird erwacht der kriminalistische Spürsinn von Arno. Zumal Eck ihn kürzlich aufgesucht und ihm erzählt hatte, dass er sich verfolgt und bedroht fühlt.
Zusammen mit einem Kollegen taucht Groth immer mehr in die Vergangenheit und die Verstrickungen aus DDR Zeiten ein.
Die Gründe für Ecks Tod sind komplexer als anfangs gedacht.
Aber Groth lässt nicht locker und nach und nach kommen die Zusammenhänge ans Licht.
Aber wird es Konsequenzen für die Täter geben?
Oder sitzen diese heute in "sicheren Posten"?
Dies wird spannend und in einem sehr schönen Schreibstil beschrieben.
Inspiriert ist die Geschichte von einem wahren Fall.
Ich freue mich auf weitere Bücher von Susanne Tägder.
Raffinierter Ost-West-Krimi der zu Beginn der 1990er-Jahre spielt mit einem sympathischen Kommissar. Kurzweilig und klug. Die Autorin weiß auch kleine Situationen so zu beschreiben, dass diese geschickt ins Bild gestrickt sind. Ohne Klischees zu bedienen weiß Susanne Tägder die Zeit, den Ort und die Menschen zu beschreiben.
Einfach ein extrem gutes Krimidebüt von einer Autorin, von der ich gern mehr lesen möchte.
Es hat ein bisschen gedauert bis ich in das Buch reingekommen bin, aber es lohnt sich dranzubleiben. 👍👍
Der Hamburger Hauptkommissar Groth findet sich nach einem schweren Schicksalsschlag, dem Tod seiner Tochter, als gebrochener Mensch in seiner ostdeutschen Geburtsstadt wieder. Als Aufbauhelfer Ost soll er die dortigen Kollegen schulen. Fremd ist ihm alles geworden, als Fremder fühlt er sich. Zu seinen neuen Kollegen hat er noch nicht den richtigen Draht gefunden. Als schließlich wegen einer Wasserleiche ermittelt werden muss, tun sich Gräben zwischen den Ermittlungsmethoden Ost und West auf. Groth ermittelt stur vor sich hin, sogar als er nachdrücklich von dem Fall abgezogen wird. Überraschenderweise hilft ihm gerade jetzt sein größter Widersacher weiter.
Diesen Roman Krimi zu nennen, finde ich ein wenig hoch gegriffen, denn Spannung zu erzeugen ist der Autorin Susanne Tägder nicht in die Wiege gelegt worden. Sie erzählt ihre Handlung langsam und detailgenau. So entsteht ein ziemlich genaues Bild von der Situation in der Polizeibehörde, auch in den Zeiten vor der Wende. Die Protagonisten dagegen bleiben für den Leser seltsam distanziert. Man baut keine persönliche Bindung zu ihnen auf.
Wenn man sich auf die ruhige Sprache einlässt, offen bleibt für Zwischenmenschliches und nicht gerade nach Nervenkitzel sucht, der wird sich dennoch in diesem Roman wohlfühlen können.
Absoluter Treffer !!! Der Kriminalfall ist ein Roman über Leben, Umbrüche, Neuanfänge, deutsche Geschichte, ist ein Kriminalfall.
Angenfangen und durchgelesen, dem Hauptkommissar Groth folgend, seinen intuitiven Eingebungen, seiner Vergangenheit, und am Schluss die Aufklärung eines Todesfalls.
Ich hoffe die Autorin schreibt noch ein Buch!!!!!
1990 Nachwendezeit. Kommissar Groth aus Hamburg soll in einem kleinen Ort im Osten der Republik als Aufbauhelfer dienen. Doch die ostdeutsche Vergangenheit lastet noch schwer auf dem Kommissariat. Das ward deutlich a, als ein zunächst scheinbar als Unfall getarnter Mord weite Fäden in die Vergangenheit der ostdeutschen Diktatur zieht.
Gleich von Beginn an wird man in die atmosphärisch dichte Erzählung förmlich hineingesogen. Der westdeutsche Kommissar mit geheimnisvoller Vergangenheit versucht dem Filz der DDR-Zeiten ein Ende zu bereiten. Doch ist es schwer Freund und Feind zu unterscheiden, zumal ein schwerer Fehltritt in beruflicher Hinsicht und ein ebenso schwerer Schicksalsschlag die Gemütsstimmung des Kommissars beeinträchtigen. Diese wird psychologisch einfühlsam und sehr nachvollziehbar von der Autorin geschildert. Mich hat der Krimi vom ersten Moment an völlig absorbiert. Absolute Leseempfehlung!
Grandios
Etwas abgeschreckt von den eher mittelmäßigen Bewertungen, habe ich" Das Schweigen des Wassers" immer wieder auf meinem Bücherstapel nach unten gelegt und muss jetzt nach dem Lesen dieses Buches sagen, ein Fehler.
Mich hat dieses Buch von Anfang an begeistert durch die Atmosphäre, die dieses Buch heraufbeschwört, aber auch durch den Schreibstil der Autorin.
Ja , es ist ein ruhiger Krimi, der keine großen Spannungskurven aufzeigt, wie es bei Thrillern oft der Fall ist, die einen durch das Geschehen peitschen, aber es ist ein Buch das mir in Erinnerung bleiben wird und das ist mir mehr wert, als ein kurzzeitig hoher Adrenalinspiegel.
Das Buch spielt kurz nach der Wende in einem kleinen Ort, Wechtershagen, in Mecklenburg. Kommissar Groth ist frisch aus Hamburg eingetroffen und soll hier Kollegen schulen. Sein Start ist nicht einfach, da ein Wessi, der mal wieder alles besser weiß, nicht unbedingt mit Kaffeee und Kuchen begrüßt wird Die Stimmung ist eher verhalten misstrauisch.
Mit seinem Auftauchen im Kommissariat wird gleich ein Toter an einem See gefunden, der Bootsverleiher Eck, der Groth kurz vorher angesprochen hat, dass er sich verfolgt fühlt. Da er sehr abgerissen aussah und auch nach Alkohol roch, hat Groth es zur Kenntnis genommen , aber nicht viel unternommen. Jetzt ist Eck tot und Groth macht sich Vorwürfe und ermittelt mit einem Kollegen.
Dass er bei den Ermittlungen einiges lostritt und sogar die Verbindung zu einem alten Fall aufdeckt hat er nicht erwartet, macht das Ganze aber auch nicht einfacher.
Dieses Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Groth war für mich eine gandios beschriebene Figur, die ich mir bildlich vorstellen konnte. Der ganze Krimi ist durchzogen vom Mief der emaligen DDR, was der Autorin mehr als gut gelungen ist darzustellen.
Die Sprache ist onch noch zu erwähnen, denn es hat einfach Spaß gemacht diese gelungen Sätze zu lesen, die ich mir so manches Mal auf der Zunge zergehen ließ.
Das Ende des Buches lässt hoffen, dass es der Beginn einer Reige um den Kommissar Groth ist. Ich bin dabei und warte sensüchtig auf Band 2.
Dazu passt, nicht nur stimmungsmäßig, der erste Kriminalroman der in der Schweiz und Amerika lebenden Autorin Susanne Tägder. Sie nimmt uns mit in eine mecklenburgische Kleinstadt im Jahr 1991. Von Aufbruch und blühenden Landschaften ist hier nicht viel zu sehen, die Stadt zeigt sich eher trist, ihre Bewohner haben mit teuren Mieten und drohender Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Umso angestrengter versucht man, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorn zu sehen.
Da kommt es unpassend, dass ein scheinbarer Selbstmord am städtischen Bootsverleih den Staub der Vergangenheit aufwirbelt: Im Jahr 1980 wurde eine Abiturientin nach einer Tanzveranstaltung als vermisst gemeldet und eine Woche später tot aufgefunden. Der aus politischem Willen für schuldig Erklärte, ein Musiker namens Siegen Eck, widerrief sein Geständnis. Der Fall blieb unaufgeklärt, das Leben von Siegen Eck jedoch war ruiniert. Nun ist er es, der tot aufgefunden wurde – und ausgerechnet der aus Hamburg in seine einstige Heimatstadt zurückgekehrte “Aufbauhelfer Ost” Arno Groth ermittelt in dem Fall.
Die Wasser sind tief in Wechtershagen, tief und verschwiegen, doch Groth arbeitet unkonventionell, intuitiv (“wie ein Literat”) und irgendwann auch gegen den Willen seines Chefs (Bekendorf), der – siehe oben – voranschreiten möchte statt zurückzublicken. Nach und nach zeigt sich Groth die von Misstrauen und Angst gezeichnete Kleinstadtgesellschaft, in der die Vergangenheit alles andere als bewältigt ist. Doch die Menschen haben so sehr mit ihren eigenen beschädigten Leben, mit gebrochenen Biographien und Zukunftssorgen zu tun, dass niemand an Aufklärung interessiert zu sein scheint. Und so beobachtet man mit Arno Groth in der Vorweihnachtszeit 1991 wie in Großaufnahme einen Teil jener Entwicklungen, die Steffen Mau mit wissenschaftlichem Abstand beschreibt: wie sich die ostdeutsche Öffentlichkeit zum Zeitpunkt ihres Entstehens verwandelt und gleich wieder zu verschwinden droht. Die “Aufbauhelfer Ost”, westdeutsche Eliten, Intellektuelle und Politiker, waren dabei oft Teil des Problems. In Tägders Krimi, der auf einem wahren Fall basiert, ist Groth am Ende doch Teil der Lösung – möglicherweise.
Tägder beschreibt ihr Buch als “Metapher für den vergessenen Fall DDR und seine Aufarbeitung”. Ihr stimmungsvoller, von einem präzisen Blick auf “ostdeutsche Verhältnisse” geprägter Kriminalroman um einen Franz Kafka lesenden Ermittler inmitten der tristen Nachwenderealität ist eine Reise in eine nur scheinbar weit zurückliegende Zeit.
Beeindruckend, spannend, einschüchternd, nachhallend.
Nicht nur ein Kriminalroman sondern eine psychologische Studie zu Angst, Macht und Bösartigkeit.
Sehr gute Unterhaltung mit Sog. Garantiert in einem Rutsch gelesen
Kurz nach Wende kehrt Kommissar Arno Groth in seine Heimatstadt Wechtershagen im Osten Deutschlands zurück, um die dortigen Kollegen zu unterstützen und ihnen westliche Polizeimethoden zu vermitteln. Sein erster Fall ist der des Bootsverleihers Siegmar Eck, der tot im See gefunden wird. Während die meisten von einem Unfall ausgehen, vermutet Groth Mord. Seine Ermittlungen führen ihn in die Vergangenheit, in alte DDR-Strukturen und Stasi-Methoden.
Bei seinen Ermittlungen gerät Groth in ein Spannungsfeld zwischen alten und neuen Polizeimethoden. Er wird mit den Ressentiments seiner ostdeutschen Kollegen gegenüber dem „Westler“ konfrontiert und muss sich gleichzeitig mit seiner eigenen DDR-Vergangenheit auseinandersetzen. Die Lesenden erfahren auch von Groths persönlichen Problemen, insbesondere vom Verlust seiner Tochter. Er wird als Fremder in der eigenen Heimat dargestellt, was die anhaltenden Nachwirkungen der DDR-Zeit und des Mauerfalls verdeutlicht.
Das Buch ist sachlich und zugleich stimmungsvoll geschrieben. Die Spannung baut sich langsam auf, was der insgesamt eher düsteren und traurigen Grundstimmung der Geschichte entspricht. Geschickt werden historische und politische Themen der Wendezeit in die Handlung eingeflochten, wodurch die Autorin den Zeitgeist nachvollziehbar vermittelt. Die Handlung selbst ist spannend, wenn auch ohne große Überraschungen, und könnte vor allem dazu dienen, Kommissar Groth und die Lebensumstände in Wechtershagen für eine neue Serie einzuführen. Die Charaktere sind interessant und vielschichtig, was mich neugierig auf weitere Bände der Reihe macht.
Ein Krimi und doch nicht nur ein Krimi. In diesem Buch geht es um mehr. Es geht ums Heute (kurz nach der Wende) und ums Damals (ca. 20 Jahre davor). Es geht um einen alten Mordfall den man gerne vergessen würde. Leider stirbt der hauptverdächtige von damals im heute und so wird aus dem Vergessen nichts. Und es geht um einen Hauptkommissar, Arno Grothe, der aus dem Westen zurück in den Osten versetzt wird und so wieder in seiner Heimatstadt landet. Was für ihn als Aufbauhilfe Ost anfängt entwickelt sich zu einem Fall der es politisch in sich hat. Das vorhandene Misstrauen zwischen Ost und West machen ihm seine Ermittlungen auch nicht gerade einfach. Die Autorin schafft es das Thema gut und spannend zu beschreiben, was sicher nicht einfach war. Trotzdem habe ich einige Seiten gebraucht um in die Story reinzukommen und mich zurecht zufinden. Kein Krimi der sich so einfach weglesen ließ und bei dem Thema genug Stoff zum Nachdenken gibt.
Hauptkommissar Groth verlässt nach privaten Problemen seine Wahlheimat Hamburg und kehrt nun als Aufbauhelfer für die Ost- Kollegen in seine Heimatstadt zurück. Der Tod seiner Tochter lässt ihn nicht los und verfolgt ihn auch hier weiter. Ein vermeintlicher Suizid des örtlichen Bootsverleihers kommt ihm suspekt vor und er ermittelt entgegen aller Anweisungen die er erhält.
In diesem Buch wird sehr authentisch die Lage der ehemaligen DDR kurz nach der Wende dargestellt. Auch die Zeiten vor der Wende werden realistisch mit den alten Seilschaften, dem Klüngel und den diktatorischen Gegebenheiten beschrieben. Der Schreibstil ist sehr eingängig und lässt sich hervorragend lesen. Die einzelnen Personen werden ausgiebig und gut beschrieben, die Handlungsstränge sind nachvollziehbar und gut in Einklang zu bringen.
Eine melancholische Stimmung legt sich wie eine feine Decke über die gesamte Geschichte und zieht den Leser mit in diese Stimmung. Alles in Wechtershagen, sowie alle Beteiligten erscheinen grau und düster.
Insgesamt ist die Geschichte sehr spannend, leider ist die Auflösung nicht ganz so glatt wie man es sich wünscht. Hier werden eher Vermutungen angestellt, statt Beweise und Tatsachen zu liefern. Trotzdem hat das Buch mich bis zum Schluss gefesselt und gebannt.
LeserInnen dieses Buches mochten auch:
Marco Ansing, Nils Krebber, Stefanie Mühlenhaupt, Katja, Rostowski, Gordon L. Schmitz, Charlotte Weber und Vincent Voss.
Fantasy & Science Fiction, Krimis, Thriller, Mystery, Reisen