Fast wie ein Bruder

Roman

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Erscheinungstermin 15.08.2024 | Archivierungsdatum 01.06.2025

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Zum Inhalt

Entlang der gemeinsamen Lebensgeschichte zweier grundverschiedener Männer ergründet Alain Claude Sulzer existenzielle Fragen über Freundschaft und Abschied, (Homo-)Sexualität, Kunst und Ruhm.

Im Ruhrgebiet der Siebziger wachsen sie auf wie Brüder. Doch anders als den Ich-Erzähler zieht es Frank früh hinaus in die Welt: Er will als Künstler leben, geht nach New York, malt wie besessen, jedoch ohne Erfolg. Erst als er unheilbar krank ist, kehrt er zurück.

Nach langer Zeit begegnen sich die Freunde am Sterbebett zum letzten Mal. So unterschiedlich ihre Lebensläufe, so tief ist die in der Kindheit geknüpfte Verbindung. Und so landen die Bilder aus Franks Nachlass von nun an gut verpackt in der Remise des Erzählers – dem nicht nur Franks Homosexualität stets fremd geblieben ist, sondern auch dessen Kunst.

Jahrzehnte später entdeckt er die Bilder zufällig in einer Galerie. Rätselhaft, wie sie dort hingelangt sind – und welch eigentümliche Anziehungskraft sie besitzen: Die Kunstwelt feiert den unbekannten Maler als Genie, und auch der Erzähler erkennt endlich die Faszination, die von den Werken des Freundes ausgeht. Und mehr noch: Im großformatigen Gemälde eines nackten Mannes erkennt er sich selbst.

Entlang der gemeinsamen Lebensgeschichte zweier grundverschiedener Männer ergründet Alain Claude Sulzer existenzielle Fragen über Freundschaft und Abschied, (Homo-)Sexualität, Kunst und Ruhm.

Im...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783869712949
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 192

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Alain Claude Sulzer ist ein Autor, den ich wegen seinem eleganten Stil bewundere, der auch in diesem Roman zu finden ist. Er erzählt von der Freundschaft zweier Männer, die zusammen aufgewachsen sind und fast wie Brüder waren.
Mit 17 Jahren wurden sie getrennt. Frank ging in die USA. Es ist aber die Zeit von Aids, und Frank erkrankte.
Den Erzähler lässt das nicht los und er reflektiert die Situation.
Ein lesenswertes Buch!

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Alain Claude Sulzer zeigt mit „Fast wie ein Bruder“, dass es keinen tausendseitigen Roman braucht, wenn man mit Worten malen kann. Es handelt sich um eine schöne Geschichte über zwei Freundschaften, welche die Themen Sexualität, Freundschaft und Kunst erzählt. Ich werde nicht allzu sehr ins Detail gehen bei der Bewertung, da man sich den Klappentext durchlesen kann, mir persönlich hat die Geschichte aber sehr gut gefallen, auch wenn der zweite Teil nicht mehr so interessant für mich war wie der erste.

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Hervorragender Roman. Der Autor hat ein feinfühliges, klares Buch zum Thema Homosexualität und Aids geschrieben. Man fühlt sich in die Anfangszeiten von Aids zurückversetzt . Eindrückliche Freundschaftsgeschichte uns der Lauf des Lebens.

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Frank und der namenlose Ich-Erzähler sind beide 1961 geboren. Sie wachsen in nebeneinanderliegenden Wohnungen in Bochum auf, in die sie am gleichen Tag eingezogen sind. Auch die Mütter und Väter sind befreundet, so dass es nicht verwundert, dass sie die Trennwand zwischen den beiden Balkonen entfernen, so dass die Kinder in der jeweils anderen Wohnung ein- und ausgehen können. Im Alter von 17 Jahren verlieren beide Jungen ihre Mütter im Abstand von nur vier Monaten aufgrund einer Krebserkrankung. Zu diesem Zeitpunkt haben sie sich aber bereits etwas von einander entfernt. Als Franks Homosexualität publik wird, ziehen beide Väter mit ihren Söhnen aus, Frank wohnt von da ab in München, der Erzähler mit seinem Vater in Stuttgart. Beide machen in ihrer neuen Heimat das Abitur. Während der Erzähler nach abgebrochenem Studium eine Tätigkeit in einer Firma aufnimmt, die Werbefilme dreht, versucht Frank sich als Maler, wobei er dafür nach New York übersiedelt. Erst viele Jahre später, am Sterbebett von Frank, treffen sich die beiden einstigen Freunde oder Fast-Brüder wieder.
Sprachlich ist das Buch sehr gut geschrieben. Manche Passagen fand ich aber zu langatmig, z.B. die Beschreibung der Tätigkeit in der Werbefirma oder die schon fast sachbuchartige Abhandlung über Aids. Inhaltlich habe ich oft ein Weilchen gebraucht, bis ich wieder wusste, in welcher Zeit die Handlung gerade stattfindet, da der Autor beständig zwischen unterschiedlichen Zeitebenen hin- und herwechselt, manchmal mitten in einem Absatz. Was mir aber tatsächlich Mühe machte, ist die eigentliche Verbindung zwischen den beiden Jungs, die oft kaum greifbar war. Sind sie wirklich wie Brüder? Oder Freunde? Ich weiß es nicht und bin auch etwas hin- und hergerissen. Da gibt es kurze Erwähnungen von gemeinsamen Kindheitsspielen, die zeitgleiche Erkrankung und der Krebstod beider Mütter werden zwischen ihnen aber nicht angesprochen. Warum sie sich mit 17 schon auseinanderbewegt haben und oft nur noch telefonieren, bleibt ebenfalls ungesagt. Auch kommt der Ich-Erzähler nicht mit Franks Homosexualität zurecht und lässt ihn regelrecht in Stich. Als Frank in einem Telefonat aus New York erwähnt, dass er sich von Problemen ablenken muss, fragt der andere nicht nach, was denn bei ihm los sei? Also, nein, Freunde sind sie eher nicht. Nachdem Frank mit 32 Jahren gestorben war, gehen all seine Bilder in den Besitz des Erzählers über, der diese in einer Remisse in seinem neuen Zuhause in Südfrankreich unterbringt und nie anschaut. Erst als die Bilder gestohlen werden und ca. 27 Jahre nach dem Tod von Frank in einer Galerie in Berlin auftauchen, empfindet der Erzähler so etwas wie Trauer und Verlust über den Tod von Frank und fragt sich, ob er sich nicht viel früher mit seiner Kunst hätte beschäftigen sollen.
Insgesamt hat mir der zweite Teil des Buches deutlich besser gefallen als der erste. Aber dennoch bleibe ich etwas ratlos nach Beenden der Lektüre zurück. Am besten ist es wohl, wenn man sich selbst eine Meinung bildet.

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Frank und der Ich-Erzähler sind Nachbarn. Da die Eltern sich sehr gut verstehen, wachsen die 2 fast wie Brüder auf. Erst der frühe Tod der Mütter trennt die Familien. Die tiefe Freundschaft zwischen den beiden bleibt auch über große Entfernungen bestehen. Der homosexuelle Frank will Künstler werden. An Aids erkrankt, gibt er seine Bilder in die Obhut seines Freundes.
Eine Geschichte über Freundschaft, Homosexualität, Ruhm und Familien.
Witzig, Frank verbringt eine Nacht auf den Pianisten Marek Olsberg, der in dem Buch "Aus den Fugen" eine schwerwiegende Entscheidung trifft.

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Die Geschichte zweier Männer, die wie Brüder aufwachsen, deren Lebenswege sich trennen und die doch unweigerlich zusammen gehören.
Es sind die 70er Jahre in einer Wohnsiedlung im Ruhrgebiet. Alain Claude Sulzers Ich-Erzähler und der Nachbarsjunge Frank wachsen wie Brüder auf, teilen viele erste Male und damit vieles, was sie verbindet. Ihre Wege beginnen sich zu trennen, als Frank seine Homosexualität offen bekennt und damit gegen ein Tabu der Zeit verstößt. Er verlässt die Stadt und es beginnt ein Bruch, der sich in zwei unterschiedlichen Lebenswegen widerspiegelt. Frank wird Künstler, geht nach New York, genießt dort ein ausschweifendes Leben, bevor er krank zurückkehrt: Aids. Es ist die große Unbekannte in den 90er Jahren, die "Schwulenkrankheit", die Angst und Schrecken verbreitet. An seinem Sterbebett sehen sich die beiden Freunde wieder und der Ich-Erzähler wird zum Nachlassverwalter von Franks künstlerischem Vermächtnis. Was zunächst unbeachtet in einer Remise verschwindet, taucht Jahrzehnte später in einer Berliner Galerie auf. Die gestohlenen Bilder erregen Aufmerksamkeit und Frank erlebt einen späten Ruhm. Der Ich-Erzähler hingegen muss sich selber vorwerfen, die Kunst des Freundes nicht ausreichend gesehen zu haben. Es wird eine Auseinandersetzung mit dem Tod, Abschied und falscher Scham.
Mit diesen existenziellen Fragen setzt sich Alain Claude Sulzer in seinem neuen Roman, "Fast wie ein Bruder", auseinander. Beinahe nüchtern erzählt sein Ich-Erzähler von den Lebensentwürfen der beiden Freunde, die unterschiedlicher nicht sein können. Ich kann an dieser Stelle gar nicht explizit sagen, ob mich der Text vollends überzeugt hat. Er hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen.

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Der Erzähler und der Nachbarsjunge Frank wachsen in den 70ern wie Brüder auf, teilen viele erste Male und damit vieles, was sie verbindet. Ihre Wege beginnen sich zu trennen, als Frank seine Homosexualität offen bekennt und damit gegen ein Tabu der Zeit verstößt. Er verlässt die Stadt und es beginnt ein Bruch, der sich in zwei unterschiedlichen Lebenswegen widerspiegelt. Frank wird Künstler, geht nach New York, genießt dort ein ausschweifendes Leben, bevor er krank zurückkehrt: Aids. An seinem Sterbebett sehen sich die beiden Freunde wieder und der Erzähler wird zum Nachlassverwalter von Franks künstlerischem Vermächtnis. Was zunächst unbeachtet in einem Schuppen verschwindet, taucht Jahrzehnte später in einer Berliner Galerie auf. Die gestohlenen Bilder erregen Aufmerksamkeit und den Erzähler überfällt Trauer und Verlust und die Frage, ob er sich nicht viel früher mit seiner Kunst hätte beschäftigen sollen.
Eine Geschichte über Freundschaft, Homosexualität, Ruhm und Familien. Es gibt Auseinandersetzungen mit dem Tod, Abschied und falscher Scham. Das Buch lässt mich nachdenklich zurück, hat aber Eindruck hinterlassen.

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Ein kleiner und sehr eindrucksvoller Roman über die Freundschaft zweier Nachbarsjungen im Ruhrgebiet der 60er Jahre. Die Freundschaft der beiden Jungs wird vom Erzähler eher nüchtern beschrieben. Leider hätte man sich an dieser Stelle mehr Nähe gewünscht. Sehr eindrucksvoll wird der Teil beschrieben, als die Homosexualität von Frank herauskommt und sich die Familien dann voneinander distanzieren und verschiedene Wohnorte gewählt werden.
Jahre später treffen sich die beiden Freunde wieder, wobei Frank von seiner AIDS Erkrankung gezeichnet ist. Die Thematisierung der Krankheit in den 80er Jahren wird auch hier ausführlich berschrieben,

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"Fast wie ein Bruder" nimmt zunächst langsam Fahrt auf um im zweiten Teil einer steigenden Spannungskurve zu folgen. Im ersten Teil erzählt Sulzer die Geschichte einer typischen Freundschaft, welche durch Umzüge beendet und bereits vorher durch verschiedene Lebensziele ein wenig fahrig wird. Nach sporadischen Besuchen, einer typischen Entfremdung im jungen Erwachsenenalter, folgt aber mit der Aidserkrankung des Künstlers in dieser Männerfreundschaft ein dramatisches letztes Kapitel. Einfühlsam und zugleich distanziert oder auch ratlos begleitet der Erzähler seinen Freund beim Sterben, ohne wirkliches Verständnis von dessen Wesen und Kunst, aber dennoch beständig mit ihm verbunden. Der Epilog wiederum entwickelt sich zum spannenden Kriminalfall - ohne endgültige Auflösung. Und damit beeindruckt der schmale Roman gerade auf den letzten Seiten und fesselt beginnend mit der Episode im Krankenhaus immer mehr. Weder sprachlich noch inhaltlich ist der Roman brillant oder aufsehenerregend, aber er erzählt eine menschliche Geschichte vom Vergehen einer Freundschaft und den Überresten dieser, welche nie ganz aus der Erinnerung zu tilgen sind. Alles in allem also ein gelungener Text für eine kurzweilige Lektüre, inklusive einiger länger nachwirkender Gedankenanstöße.

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In »Fast wie ein Bruder« beleuchtet Alain Claude Sulzer anhand der gemeinsamen Lebensgeschichte zweier völlig unterschiedlicher Männer existenzielle Fragen über Ruhm und Vergänglichkeit, Freundschaft und Sexualität. Die Novelle ist – trotz aller kultur- und identitätspolitischen Querelen um die Verwendung des Z-Worts in der Figurenrede – sehr lesenswert: Sulzer verbindet gekonnt Elemente des (queeren) Künstlerromans mit der Erfahrung des Unheimlichen in der modernen Welt wie man sie sonst etwa bei E.T.A. Hoffmann in der Romantik findet. Ein äußert vielschichtiger Text.

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Fast wie ein Bruder ist ein eindrucksvolles Buch, das auf unter 200 Seiten eine bemerkenswerte Tiefe erreicht. Die Erzählung konzentriert sich auf zwei Freunde im Ruhrgebiet der 1970er Jahre, deren Beziehung durch die Enthüllung der Homosexualität des einen auf die Probe gestellt wird. Sulzer zeichnet ein Porträt einer Männerfreundschaft, die von tiefer Verbundenheit geprägt ist und zugleich zunehmend Befremdung erfährt.

Die Struktur des Romans ist knapp und präzise, wobei Sulzer mit wenigen, aber treffenden Worten die inneren Konflikte und das Unbehagen des Ich-Erzählers in Bezug auf die Sexualität und künstlerische Ausrichtung seines Freundes herausarbeitet. Die Entwicklung der Handlung gewinnt durch die Einführung der Aids-Thematik an Tragik, was dem Roman in Folge eine besondere Schwere verleiht.

Besonders beeindruckt hat mich, wie Sulzer das späte Aufleben von Franks Kunst beschreibt, das den Erzähler zwingt, seine Freundschaft und die Werke seines „fast-Bruders“ neu zu bewerten. Dieses späte Erkennen der zuvor ignorierten Kunst wirft ein völlig neues Licht auf ihre Beziehung und unterstreicht in aller Kürze die Komplexität menschlicher Verbindungen.

Es gelingt Sulzer hervorragend, in dieser kompakten Erzählung große Themen wie Freundschaft, Entfremdung, Sexualität, Kunst und Verlust zu verhandeln. Er schafft damit ein literarisches Kleinod, das Seite für Seite seine volle Tiefe entfaltet.

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In „Fast wie ein Bruder“ geht es um die Leben zweier Freunde. Zusammen aufgewachsen, trennen sich ihr Wege in früher Jugend. Sehr unterschiedlich verlaufen ihre Leben. Der Ich-Erzähler versteht die Kunst sowie die Homosexualität des Freundes nicht. Er nach dessen Tod kommt er ihm wieder näher. Ein wunderbares Buch über Freundschaft

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Mein Lese-Eindruck:
Ein Mann - Kameramann, 65 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau in Südfrankreich - erinnert sich an seine Jugend. Zwei Familien ziehen gleichzeitig in ein Bochumer Mietshaus ein, die Eltern freunden sich an, und die beiden gleichaltrigen Söhne, Frank und der Erzähler, werden unzertrennlich. Die Beziehung wird enger durch den fast gleichzeitigen Krebstod der beiden Mütter.
In der Pubertät der Jungen lockert sich die Freundschaft, als Frank von einer Ausstellung Sigmar Polkes derart fasziniert ist, dass er Künstler werden und damit einen Lebensweg einschlagen will, der dem eher pragmatischen Ich-Erzähler völlig fremd ist. Die Beziehung lockert sich weiter, als Frank ein erzwungenes Coming-out als homosexuell erleiden muss, und dass auch noch mit einem jungen Roma. Eine beklemmende Szene, die die ganzen Vorurteile und Verklemmungen der 70er Jahre deutlich macht. Noch viele Jahre später, in der Jetzt-Zeit, erinnert sich der Erzähler an den massiven sozialen Druck und die Ausgrenzung, dem ab nun Frank und sein Vater ausgesetzt sind. „Frank war der Stoff, an dem man seine schmutzigen Vorstellungen abwischen konnte“. All das führt schließlich zum Verlassen der Stadt.
Franks Werke werden nach seinem Tod von seinem Jugendfreund eingelagert und nicht beachtet, Frank selber wird vergessen – bis eines Tages in Berlin eine gefeierte Ausstellung mit den Werken des genialen Künstlers „f“ seinen Freund aufrüttelt. Er ist verwirrt. Wie kommen die eingelagerten Werke nach Berlin? Die Frage bleibt offen, der Autor lässt sich nicht ins Krimi-Genre hineinzwingen. Ihm geht es nicht um den Diebstahl und die Entdeckung des Diebes.
Ihm geht es um andere, eher existenzielle Fragen, wie um die Vergänglichkeit, die die beiden „Brüder“ schon früh erleben müssen. Dem Ich-Erzähler bleibt die Homosexualität seines Freundes fremd, und auch dessen Kunst steht er fremd und ignorant gegenüber. Aber diese Kunstwerke sind es, die ihm den Jugendfreund wieder nahebringen, und er erkennt schmerzlich seine eigene Begrenztheit.
Was kann Kunst? Sie kann die Vergänglichkeit überwinden, antwortet Sulzer, und so lässt er seinen Protagonisten auch die Bilder seines Jugendfreundes erleben: „Die Jahre, die seit der Entstehung dieser Bilder vergangen waren, hatten keine Spuren hinterlassen. Sie bezeugten ... die Gegenwart nicht weniger als die Vergangenheit.“ Nicht nur die Malerei überwindet die Zeit, sondern auch die Sprache: und genau das leisten diese Erinnerungen.
Sulzer erzählt diese Geschichte in seiner gewohnt unaufgeregten Sprache, wortsicher, klug, wohl überlegt und konzentriert, kein Wort zu viel und keines zu wenig. Gerade die Sparsamkeit seiner Sprache erschüttert den Leser, wenn er z. B. vom Sterben der vielen jungen Männer erzählt.

Ein gedankenreicher Roman, der aber merkwürdig abrupt endet.
4,5/5*

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Zwei Männer, die fast wie Brüder aufwachsen, sich dann aber aus den Augen verlieren. Der eine wird erfolgloser Künstler, später stirbt er an Aids (es ist die Zeit, in der Aids noch ein Todesurteil war). Er vermacht dem Freund aus Kindertagen seine Bilder, die später sehr erfolgreich werden, obwohl der Freund sie vergessen in einem Schuppen eingelagert hat. Wer hat die Bilder gefunden und veröffentlicht? Warum hat vorher niemand ihr Potenzial erkannt? Die Geschichte war mir insgesamt etwas zu unglaubwürdig und etwas zu viele Zufälle und offene Fragen bleiben bei mir im Kopf. Eigentlich hat die Geschichte mich mitgenommen, aber irgendwie habe ich während des Lesens das Interesse daran verloren. Schade!

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Fracht aus New York
»Fast wie ein Bruder« von Alain Claude Sulzer liest sich seltsam nüchtern –

Das Motiv konnten nur Frank und er kennen. Der Ich-Erzähler starrt auf eines der Gemälde, das mit dem Nachlass seines Kinderfreundes mit dem Schiff aus den USA gekommen ist. Er hat damals zwar die überbordende Produktivität und das künstlerische Selbstbewusstsein erkannt, aber noch nicht, dass Frank ihn liebte.

Das geschieht erst viele Jahre später, als die Bilder auf ungeklärte Weise in einer Ausstellung auftauchen. Ihre Entdeckung führt zu einer völligen Neubewertung der gemeinsamen Kindheit. »Ich blickte nicht auf irgendeine Hecke, sondern auf die Hecke, auf die wir als Kinder von unserem Balkon aus auf die Schrebergärten geschaut hatten, und auf das, was sich dort zwischen den Büschen an Unerlaubtem tat.«

Die beiden Nachbarjungen wachsen gemeinsam in einer kleinbürgerlichen Siedlung im Ruhrgebiet auf, deren einzige Besonderheit darin besteht, dass auch Roma und Sinti sie bewohnen. In den frühen Siebzigern eine jener Volksgruppen, von der Eltern meinten, sie seien »kein Umgang« für uns.

Um das Wort »Zigeuner«, das Sulzer im Sprachduktus dieser Zeit durchgängig benutzt, hat es im Vorfeld viel Wirbel gegeben. Der bürokratische Aufruhr drehte sich natürlich nicht nur um political correctness, sondern auch um Geld. Sulzer sollte Zuwendungen aus der Basler Kulturförderung erhalten und wurde aufgefordert, das Z-Wort zu vermeiden. Er lehnte dies aus künstlerischen Gründen ab und machte den laufenden Vorgang öffentlich, was die Schweizer Behörde unfein fand. Sulzer verzichtete auf das Geld und die Zigeuner im Text waren gekommen, um zu bleiben.

Als Frank mit einem von ihnen »Umgang« hat, gibt es einen Skandal, die Familien ziehen fort, und Frank verlässt Deutschland sofort nach der Schule in Richtung New York City. Er taucht ein in die Schwulen- und Kunstszene der Achtziger und stirbt an Aids. Sein umfangreiches Werk tritt ohne ihn die Heimreise an, wo der Ich-Erzähler es beim Zoll in Empfang nimmt und in der Remise seines Hofs in Frankreich verstaut.

Jahrelang nimmt er sich vor, den Nachlass zu ordnen, aber nach einem Einbruch sind die Bilder verschwunden. In dieser zweiten Hälfte des Romans wird der Text zum Kunstkrimi und die Sprache lebhafter und spöttischer. Der Bestohlene zögert, die Polizei einzuschalten. »Ich sah deutlich vor mir, wie mich der Beamte über den Rand seiner Brille hinweg mustern würde, ohne mir ins Gesicht zu sagen, dass er bei aller Hochachtung – ich hatte mit Film zu tun, das respektiert man hierzulande noch bis zu einem gewissen Grad – die ganze Geschichte höchst merkwürdig finde«.

Bald tauchen die Gemälde in der Ausstellung einer Berliner Galerie auf. Der Ich-Erzähler fährt hin und ist besonders von einem Motiv schockiert, das ihn selbst zeigt. »[ …] vor allem aber war es auf rücksichtslose Weise aggressiv und maßlos. Es war ein Angriff, ein Exzess des Intimen. Mir kam es vor, als wollte einen der Künstler zum Schweigen bringen«.

Trotz dieses Schocks bleibt Sulzer bei seinem irritierenden matter-of-fact Erzählton. Vielleicht lässt er sich von der sachlichen Amtssprache anstecken, auf jeden Fall finde ich seine Sprache in diesem Roman seltsam distanziert und berichtmäßig. »Es würde den Rahmen dieser Erzählung sprengen, ginge ich auf jedes der vierunddreißig ausgestellten Gemälde ein.«

Sulzers »Unhaltbare Zustände« (2019) hingegen ist mir als liebevolles Portrait von altersbedingtem Konservatismus in Erinnerung und der etwas muffigen Sechzigerjahre-Atmosphäre in der Deutschschweiz. Die Erzählhaltung in »Fast wie ein Bruder« ist, verglichen damit, eher unterkühlt und auch die gefühlvolleren Passagen wirken wie Lippenbekentnisse. »Mir wurde klar, dass keine Freundschaft je so eng gewesen war wie unsere. Ich hatte keinen anderen Bruder gehabt.«

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