Hier ist alles sicher
Roman
von Anneleen Van Offel
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Erscheinungstermin 15.03.2023 | Archivierungsdatum 07.06.2023
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Zum Inhalt
Ein Riss geht durch eine Familie. Und ein Riss geht durch ein Land.
»Komm nach Israel, Mama.« Lang hat Lydia den Hilferuf ihres Stiefsohnes ignoriert, und als sie endlich ankommt, ist es zu spät. Immanuel ist tot. Selbstmord. Sie begibt sich auf die verzweifelte Suche, will verstehen. Ihn und damit auch das Land, das eigentlich eine Zuflucht sein sollte. Vor dem Hintergrund des israelisch-arabischen Konflikts beginnt ein spannender Roadtrip, der tief hineinführt in die Strukturen und Wunden ganzer Generationen.
Atmosphärisch dicht und mit einer unverwechselbaren literarischen Stimme schildert Anneleen Van Offel, wie schwer es ist, unter den falschen Umständen richtig zu handeln. Ein Roman über Liebe, Sehnsucht, Verlust, Tod und Trauer und gleichzeitig eine berührende Ode an das Leben.
Ein Riss geht durch eine Familie. Und ein Riss geht durch ein Land.
»Komm nach Israel, Mama.« Lang hat Lydia den Hilferuf ihres Stiefsohnes ignoriert, und als sie endlich ankommt, ist es zu spät...
Eine Anmerkung des Verlags
Gebunden mit Schutzumschlag, Fadenheftung und farbigem Lesebändchen.
Vorab-Besprechungen
«Ein intensiver, kluger Roman über Risse: der eine geht durch eine Familie, der andere entzweit ein ganzes Land. Wer sich fragt, wie sich Schmerz in Worte fassen lässt, findet hier eine literarisch eindrucksvolle Antwort.»
Mareike Fallwickl
«Ein intensiver, kluger Roman über Risse: der eine geht durch eine Familie, der andere entzweit ein ganzes Land. Wer sich fragt, wie sich Schmerz in Worte fassen lässt, findet hier eine literarisch...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783772530319 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 280 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Komm nach Israel, Mama
Die belgische Schriftstellerin Anneleen van Offel berichtet ihrem Debütroman,
Hier ist alles sicher, in einfühlsamen Stil.
Sie hat vier Reisen nach Israel für Recherche unternommen und das hat sich gelohnt. Außerdem hat sie Soldaten interviewt, um deren Gemütslage zu verstehen.
So lässt sie eine Kette von Erkenntnissen Revue passieren.
Ihre Protagonistin Lydia bekommt einen Brief ; Komm nach Israel, Mama. Das ist ein Hilferuf ihres Stiefsohnes, den sie seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hat, nachdem die Ehe mit seinem Vater endete. Sie war 13 Jahre in Antwerpen seine Mama. Dann wurde er aus dem Land und der Sprache geschleppt.
Nachdem sie endlich nach Israel fährt, hat sich Emanuel schon das Leben genommen.
Sie versucht zu erfahren, was er in der letzten Zeit erlebt hat.
Dabei kann man die Atmosphäre in Israel deutlich miterleben.
Der Roman ist spannend und ergreifend.
Beim Verlag Geistesleben gibt ein informelles Interview mit der Autorin, in dem sie vieles noch erklärt.
Das hat mich nochmal begeistert.
Lydia, in Belgien lebende Kinderärztin, folgt dem Ruf ihres verstorbenen Stiefsohns nach Israel. Vor 10 Jahren haben sie und ihr Mann Joachim sich scheiden lassen. Joachim ist dann nach Israel ausgewandert und hat den Sohn Immanuel mitgenommen, den die Eheleute in 13 Jahren in Belgien aufgezogen haben.
Auf dem Bild des Buchcovers verläuft quer ein Riss. Ein Riss geht auch durch diese kleine Familie, die sich gründet, nachdem die Kinderärztin Lydia das Leben des Säuglings Immanuel rettet und dessen Vater Joachim heiratet. Diesen Riss habe ich bei der Lektüre als die Geschichte der Herkunft des Vaters empfunden, der durch die Vergangenheit seiner jüdischen Familie traumatisiert ist.
Der Vater glaubt, sein eigenes und das Leben seines Sohnes einzig und allein in Israel weiterführen zu können. Israel steht zwischen Lydia und Joachim, die Ehe scheitert. Lydia verliert Immanuel, den sie innig liebt wie ein leibliches Kind. Sie reist, nachdem Immanuel 23jährig Selbstmord begangen hat, nach Israel.
Dort beginnt ein Roadtrip auf den Spuren Immanuels, sowohl aus der Perspektive Lydias als auch aus der Perspektive des Sohnes jeweils in der Ich-Form erzählt. Eingeblendet werden Episoden aus dem Familienleben in Belgien.
Die Geschichte wird in kurzen Sätzen und in schöner, unsentimentaler Sprache erzählt. Der Schmerz der Protagonisten wird sichtbar, ohne den Leser verzweifelt zurückzulassen.
Durch Lydias Reise durch Israel mit ihren verschiedenen Stationen bzw. Aufenthalten bei den dort lebenden Menschen wird ein Einblick in den Alltag und das Leben der Bewohner ermöglicht, den man als Tourist nicht erhalten kann. Auch hier wird wieder ein Riss sichtbar, der sich diesmal durch das ganze Land zieht.
Dies ist kein politischer Roman. Es geht vielmehr um Themen wie die Verarbeitung von Trauer, die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität, Liebe, Eltern-Kind-Beziehungen, Mutterschaft und die, wie ich finde, ganz große Frage, ob man familiären Prägungen jemals entkommen kann und ob es Wunden gibt, die ganze Generationen überdauern können. Am Ende ist gar nichts sicher, schon gar nicht in Israel.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Auch weil die angesprochenen schweren Themen m. E. dennoch in lebensbejahender Form erzählt werden.
Ich vergebe 5 Sterne.
„Dieser Tote ist nicht mein Sohn, das ist ein Mann, den ich nicht kenne. Die schwülwarme israelische Luft drückt mich zu Boden, fesselt mich an den Ledersessel.“ So tragisch beginnt diese Geschichte der aus Antwerpen stammenden Autorin. Lydia reist aus ihrer belgischen Heimat nach Israel, um dort ihren dreiundzwanzigjährigen Stiefsohn Immanuel Polak tot vorzufinden, den sie lange Jahre nicht mehr sah. Der junge Mann jüdischen Glaubens nahm sich das Leben.
Er war zehn Jahre zuvor nach Israel gegangen, in das Land seines Vaters. Es sollte seine Zuflucht sein, ihm zur Heimat werden. Doch es ging schief. So versucht Lydia, den Suizid des Sohnes und die Hintergründe zu verstehen. Von Immanuels Ex-Freundin Ofra kommen zunächst nur wenig erklärende Äußerungen. Derweil reflektiert die belgische Ärztin ihre vergangene Beziehung zu Joachim, dem Vater von Immanuel.
Dann erzählt Ofra, dass der junge Mann seinen Wehrdienst in den Zahal antrat, den israelischen Streitkräften, ihn jedoch abbrechen musste. Was geschah, als er in der harten Kfir-Brigade diente, die in den palästinensischen Gebieten operiert und Antiterroraktionen durchführt? Lydia reist in dieser Geschichte durch Israel, das ihr bisher fremd war; sie lernt immer neue Aspekte von Land und Leuten kennen und versinkt gleichzeitig in schönen Erinnerungen an den toten Sohn.
Dem Leser offenbaren sich Einblicke in die israelische Lebensweise ebenso wie Aspekte des israelisch-palästinensischen Konflikts und die alltägliche Spannung in dem jüdischen Staat – eben in jener Form, wie Lydia sie wahrnimmt. Immanuel lernte viel über seine jüdische Identität, über die Geschichte, über Yad Vashem und die vielen Soldaten im täglichen Stadtbild. Aber in den Streitkräften erlebte er eine harte, eine letztlich fatale Enttäuschung und geriet in eine Lebenskrise. Das alles wird etwas zu zäh erzählt; der Roman bleibt im Grunde unterhalb seiner Möglichkeiten und endet ohne einen richtigen Abschluss.
Die junge belgische Autorin versucht in ihrem literarischen Erstlingswerk, das Leben in Israel (über welches sie sich in vier Reisen ein eigenes Bild machte) und die enorme psychische Belastung junger Soldaten in den Zahal zu beschreiben. Aber auch den Alltag in palästinensischen Flüchtlingslagern. Das Urteil über den scheinbar unlösbaren Konflikt überlässt sie dem Leser. Auch Immanuel spricht in der Geschichte zu uns und berichtet: „Wann kommen wir uns abhanden? … ,Tu nichts, was dich später um den Schlaf bringt‘, hatte Schuchman, mein Feldwebel, nach ein paar Wochen Hebron gesagt. ,Irgendwann ist dein Wehrdienst vorbei, vergiss das nicht.‘“
Es hat Wochen gedauert, bis die Belgierin Lydia auf die Nachricht ihres Stiefsohns Immanuel reagiert hat, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Damals verließ ihr Lebensgefährte Joachim die Kinderärztin, nahm den 13-Jährigen mit, für den Lydia die einzige Mutter war, die er je kannte: Edyth, seine biologische Mutter, war bei der Geburt gestorben.
Es war nicht das übliche Beziehungsende von zwei Menschen, die sich auseiandergelebt haben. um das es in Anneleen van Offels Debütroman "Hier ist alles sicher" geht: Lydia und Joachim verwendeten als gemeinsame Sprache Englisch - und das ist eigentlich schon der erste Hinweis, dass der aus Polen stammende Jonathan in Belgien eigentlich gar nicht heimisch werden wollte. Denn Jonathan, der von der eigenen Familiengeschichte nur Bruchstücke kennt, entdeckt seine jüdischen Wurzeln. Der sechsjährige Imanuell muss auf einmal Kippa tragen und zum Thora-Unterricht. Bis Joachim eben beschließt, dass nur Israel seine Heimat sein kann - ohne Lydia. Die hatte den Gedanken, in den nahen Osten zu ziehen, schon mit Blick auf die damalige Intifada zurückgewiesen - viel zu unsicher, dort ein Kind aufzuziehen.
Als Lydia Immanuels Ruf folgt, ist alles schon zu spät. Der Sohn, der einzige, den sie je haben wird, ist tot, Selbstmord. Zuletzt lebte er schwer heroinabhängig auf der Straße. Lydia muss Abschied nehmen, doch das kann sie auch nach der Beerdigung nicht. Überall sucht sie Immauels Spuren, glaubt einen Riss zu sehen, der sowohl für die zerrissene Familie wie auch für das zerrissene Land stehen kann.
Wie alle jungen Israelis war Immanuel beim Militär, diente in einer Einheit in Hebron, in den besetzten Gebieten. Es ist ein Gedanke, der Lydia entsetzt. Sie identifiziert sich mit den Palästinensern, fragt sich, ob Immanuel sich zu Taten hinreißen ließ, die sie verurteilt. Über Gespräche mit seiner Ex-Freundin und seinen ehemaligen Kameraden versucht sie, sich dem toten Sohn wieder anzunähern, die Leerstellen auszufüllen, auch die Leerstellen im eigenen Leben. Auf einer der Touren, die ins Westjordanland führen und die ausländischen Besuchern angeboten werden, versucht sie sich vorzustellen, wie das Armeeleben Immanuels aussah.
Der Zeitpunkt von Lydias Reise und dem Auseinanderbrechen der Familie bleibt dabei offen. Angesichts der verschiedenen Intifadas der vergangenen Jahre kann nur gerätselt werden, ebenso wie über die Motive Joachims, nach Belgien zu gehen. Die verschiedenen Wellen jüdischer Emigration aus Polen im Zusammenhang mit Pogromen und antisemitischen "Säuberungen" hatten schließlich allesamt während des Kommunismus stattgefunden.
Van Offel hat für ihr Buch mehrere Reisen nach Israel unternommen, doch das Land bleibt vage, beschränkt auf den Blick auf die Armee und die Besatzungs- und Siedlungspolitik. Dass die israelische Gesellschaft und ihr Blick auf den Nahostkonflikt eine viel größere Bandbreite hat, bleibt ebenso unerwähnt wie der israelische Alltag, den Lydia mit ihrem Tunnelblick nicht zur Kenntnis zu nehmen scheint. Auch das religiöse Erwachen Jonathans und die Auseinandersetzung mit Antisemitismus in Europa bleibt merkwürdig blass.
So ist dieses Buch stark - in meinen Augen zu stark - auf Lydia und ihr Innenleben beschränkt. Eine weitere Erzählperspektive aus der Sicht Immanuels lässt ebenfalls vieles offen. Warum hat er nicht auf Lydia gewartet? Was hat seine Entscheidungen ausgelöst? Ein interessantes Debüt, dem mehr Dimensionen aber nicht geschadet hätten.
Lydia hat lange gewartet, bis sie sich auf den Weg nach Israel gemacht hat. Ihr (Stief-)Sohn hat inzwischen Suizid begangen. Auch am Ende des Buches ist mir nicht ganz klar gewesen, warum Lydia nicht stärker versucht hat, mit ihrem Sohn in Kontakt zu bleiben, da sie eigentlich eine enge Verbindung hatten. In Israel begibt sie sich auf Spurensuche. Sie will verstehen, wie Immanuel gelebt hat und warum er diese Entscheidung getroffen hat. Auch diese Frage bleibt am Ende leider sehr offen.
Lydia beschäftigt sich in Erinnerungen viel mit der Trennung und setzt sich weniger damit auseinander, warum sie den Kontakt zu Immanuel nicht gehalten bzw. nicht wieder aufgebaut hat. Im Laufe des Buches gibt es Abschnitte aus der Sicht von Immanuel. Sie bieten aber nur kleine Einblicke.
Interessant fand ich, wie Israel und die Konflikte auf Lydia wirken. Durch die Beschreibungen bekommt man eine guten Einblick, wie das Leben dort ist.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, aber für mich sind am Ende zu viele Fragen offen geblieben und Lydias Handeln war für mich oft nicht nachvollziehbar.
Das ist ein besonderes Buch: ein interessanter Schreibstil, der entweder packt oder nicht.
Inhaltlich dunkel, das Thema ist Trauer, Verlust, die Suche nach dem Verstehen - nichts für einen sonnigen Tag am Strand, aber so eindringlich-locker geschrieben, dass man weiterliest.
Manchmal kamen die Zeiteprünge etwas hoppla, man musste mal stehenbleiben und sich sortieren, was mich manches Mal aus dem Lesefluß herausholte. Auch ist nicht alles so nachvollziehbar.
Insgesamt: ein besonderes Buch.
Herzlichen Dank an den Verlag und an Netgalley für das Leseexemplar!
Ein Riss geht durch eine Familie. Und ein Riss geht durch ein Land. "Komm nach Israel, Mama."
Lydia hat den Hilferuf ihres Stiefsohnes eine Zeit lang ignoriert. Dann überwindet sie sich und fliegt zu ihm nach Israel, aber es ist zu spät, er hat Selbstmord begangen. Nach dem ersten Schock versucht sie, Menschen zu finden, mit denen Immanuel die letzten Monate verbracht hat und besucht die Orte, an denen er war.
Dabei geht die Autorin nicht chronologisch vor, sondern wechselt immer wieder die Zeitebenen. Eine Familiengeschichte, eine Mutter-Sohn-Geschichte, bei der es um Schuld, Tod und Verlust geht, aber auch der ständige Konflikt zwischen Israel und Palästina eine Rolle spielt. Keine der Figuren war mir unbedingt sympathisch, aber das war hier auch nicht gewollt. Man braucht Zeit für dieses Buch und bekommt auch nicht alle Antworten, aber wenn man sich darauf einlässt, wird man nicht enttäuscht.