Josses Tal
von Angelika Rehse
Gesprochen von Brigitte Carlsen
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Erscheinungstermin 15.03.2023 | Archivierungsdatum 13.07.2023
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Zum Inhalt
1930: Der unehelich geborene Josef ist eine Schande für seinen Großvater und bekommt dies täglich zu spüren. Seine Kindheit ist geprägt von Angst und fehlender Nähe. Erst nach einem Umzug erfährt er in einer neuen Nachbarsfamilie Anerkennung und Zuneigung. Da ist vor allem Wilhelm, der ihn fördert und schützt, und Josefs Leben scheint sich endlich zum Guten zu wenden. Aber der arglose Junge ahnt nicht, dass hinter Wilhelms Freundlichkeit mehr steckt. Der aufstrebende SA-Mann formt Josef zu seinem ergebenen Helfer und benutzt ihn dazu, die Bewohner des Ortes auszuspionieren. Josef geht voller Stolz in dieser Mission auf. Doch dann erfährt er etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt.
1930: Der unehelich geborene Josef ist eine Schande für seinen Großvater und bekommt dies täglich zu spüren. Seine Kindheit ist geprägt von Angst und fehlender Nähe. Erst nach einem Umzug erfährt er...
Vorab-Besprechungen
»Angelika Rehse hat mich auf eine intensive Zeitreise geschickt. Ich habe den kleinen Josef beschützen wollen, mit dem jungen Josef gefürchtet, gelitten und gehasst und hätte den alten Josef gern in den Arm genommen. Seine Geschichte beweist wieder einmal, dass fehlende Liebe und Wertschätzung der Nährboden sein kann für falschen Stolz und Gewalt und dass Gut und Böse oft nah beieinanderliegen«
Enja Jans | MOKA Das Büchermagazin
»Angelika Rehse hat mich auf eine intensive Zeitreise geschickt. Ich habe den kleinen Josef beschützen wollen, mit dem jungen Josef gefürchtet, gelitten und gehasst und hätte den alten Josef gern in...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hörbuch, Ungekürzt |
ISBN | 9783865328458 |
PREIS | 25,00 € (EUR) |
DAUER | 10 Stunden, 5 Minuten |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Der Roman erzählt die Geschichte eines jungen Verführten in den 30er Jahren und seinen radikalen Bruch mit dem Nationalsozialismus.
Josef, der Protagonist, lebt mit seiner Mutter bei seinen Großeltern in einem kleinen Dorf in Schlesien. Wegen seiner unehelichen Geburt wird er von den Kindern des Dorfes ständig gehänselt und malträtiert und von seinem Großvater misshandelt. Als die Familie der Schande wegen in ein anderes Dorf umzieht, wird die Lage für Josef nicht besser. Schließlich findet er in Wilhelm, dem ältesten Sohn der Nachbarsfamilie, einen Beschützer, der ihm wohlwollend entgegentritt und in dessen Familie Josef zum ersten Mal in seinem Leben auf Zuneigung und Wertschätzung trifft. Zugleich aber nordet ihn Wilhelm subtil und stetig in Richtung Nationalsozialismus ein.
Auch als Wilhelm zum Studium nach Berlin zieht, bleibt der enge Kontakt bestehen, und Josef übernimmt Schritt für Schritt als Hitlerjunge die Aufgaben, die Wilhelm ihm im Interesse der „Reinheit“ seiner Gemeinde und seines Kreises zuweist. Josef bespitzelt nun die Leute und legt Dossiers an, die er an einem geheimen Ort für Wilhelm hinterlegt. Bei diesen Bespitzelungen hört er allerdings auch Dinge, die ihn befremden und irritieren wie z. B. über die Anlage des Konzentrationslagers Groß-Rosen in der Nähe seines Dorfes. Josef wird unsicher und fragt sich, welche Ziele Wilhelm mit seiner Betreuung eigentlich verfolgt. Als er erkennt, dass er als „Versuchskaninchen“ für Wilhelm fungierte – Kaninchen spielen eine wichtige Rolle in dem Roman, siehe auch Titelbild! -, kommt es zum radikalen Bruch.
Die Geschichte entfaltet sich auf zwei Zeitebenen. Josef lebt inzwischen als Einsiedler Josse in einem abgeschiedenen Tal in Norwegen und erzählt seine Geschichte einer jungen Frau, die dem Leben ihrer Urgroßmutter nachspürt. Folgerichtig wird daher die Geschichte zunächst aus Josefs Perspektive erzählt.
Um die Perspektive der Erwachsenen unterzubringen, gibt die Autorin immer wieder Gespräche wieder, die Josef belauscht hat: vertrauliche Unterhaltungen anderer Jugendlicher, von Nonnen des nahegelegenen Waisenhauses, von Versammlungen beim Pfarrer, von Lehrern, seinen Nachbarn und so fort. Dieser erzählerische Kunstgriff wird zu oft angewandt und ermüdet daher, vor allem weil immer zufällig die Tür offensteht, die eigentlich geschlossen sein sollte, oder das richtige Fenster stets geöffnet ist und so fort. Zugleich werden in diesen Gesprächen mehr oder weniger schlüssig Erklärungen zur Zeitgeschichte untergebracht. Das hemmt einerseits die Dynamik der Handlung, aber andererseits kann man die Erläuterungen auch als geschichtlichen Nachhilfe-Unterricht betrachten, der sicher einigen Leuten nicht schadet.
Einige Erzählelemente überzeugen nicht. Nur zwei Beispiele: Darf Josef tatsächlich die Schule für 8 Tage verlassen, um die Bücherverbrennung in Berlin zu erleben? Hat er alle Papiere und Zeugnisse dabei, wenn er lediglich Wilhelm beim Kistenauspacken helfen soll? Das Ende des Romans kommt zu temporeich daher und wirkt aufgesetzt so wie Josefs romantische Entscheidung, als bäuerlicher Einsiedler Josse in einem abgeschiedenen norwegischen Tal zu leben.
Dennoch halte ich das Buch für lesenswert. Die Recherchearbeit der Autorin verdient Respekt, auch wenn sie meiner Meinung nach bei der Ausgestaltung deutlichere Schwerpunkte hätte setzen müssen. Zudem zeigt sie sehr deutlich den inneren Kampf des älteren Josef und alten Josse und die Frage nach seiner Mitschuld.
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Die Sprecherin des Hörbuches verdient ein besonderes Lob. Ihre warme und melodische Stimme macht das Hörbuch zu einem Vergnügen! Perfekt eingelesen!
Ein sehr aufwühlendes Buch, das auch als Hörbuch mit nimmt. Hier gibt es so viele Grautöne zwischen schwarz und weiß, dass man wirklich erschüttert ist. Doch ganz am Ende bleibt die Hoffnung, auch auf die Vergebung durch andere und die eigene Vergebung. Buch und Hörbuch sind eine absolute Empfehlung wert!
Über die Autorin:
Angelika Rehse wurde in Sande / Kreis Friesland geboren und wohnt heute mit ihrer Familie in Bad Salzuflen. Sie wuchs in einem Umfeld von Heimatvertriebenen auf. Unter dem Eindruck der erzählten und verschwiegenen Geschichten der Generation ihrer Eltern, hat sie in einer späten Lebensphase mit »Josses Tal« einen poetisch kraftvollen und politisch hellsichtigen Roman geschrieben.
Kurzbeschreibung:
1930: Josef ist ein uneheliches Kind und eine Schande für seinen Großvater, der ihn seine Enttäuschung mit Schlägen täglich spüren lässt. Mit seiner Mutter im Haus der Großeltern erlebt Josef eine Kindheit, die geprägt ist von Angst und Schuld, fehlender Nähe und Geborgenheit. Als er seinen Nachbarn Wilhelm kennenlernt, erfährt er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaft und Zuneigung. Wilhelm beschützt und fördert Josef – und nutzt dessen Arglosigkeit aus, um für ihn, der Hitler treu ergeben ist, die Bewohner im Ort auszuspionieren. Stolz auf diese Aufgabe und seine neue Uniform wird er zu einem folgsamen Gehilfen, doch dann erfährt Josef etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt …
Meine Gedanken zu dem Roman:
Zu dieser Geschichte möchte ich so wenig wie möglich von dem Inhalt berichten. Denn die Story ist schnell erzählt, und bietet nur einige wenige überraschende Momente für den Leser.
Es geht um einen kleinen Jungen Josef Tomulka, ein Kind ohne Vater, mit all der Bürde eines unehelichen Kindes in der damaligen Zeit. Beschrieben wird eine Zeitspanne von 13 Jahre, von dem 5. Lebensjahr des Jungen bis seinem 18. Der Roman spielt sich in den unruhigen, schlimmen Zeiten der Nationalsozialistischen Deutschland. Josef Tomulka ist ein unsicherer, verängstigter Junge, der nichts Nettes in seinem jungen Leben sieht. Sein Großvater sorgt dafür, dass seine Tochter, die Mutter des Jungen und Josef selbst sich nie wohlfühlen dürfen. Da kommt der junge Mann aus der Nachbarschaft, Wilhelm, mit seiner Fürsorge, Freundlichkeit und herzlichen Wärme für den Jungen gerade gelegen. Er und seine Familie sorgen dafür, dass das Kind zum ersten Mal sich geliebt und gewollt fühlt. Josef Tomulka verdankt dem Wilhelm viel. Gerne übernimmt der Kleine die Ideologie des Medizinstudenten und Parteiangehörigen Wilhelm. Diese Entwicklung und ihre Folgen macht das große Thema des Romans.
Sehr ruhig, bedacht und gut überlegt, berichtet die Autorin von dem Leben in dem Dorf und der Beziehungen, die für diese Geschichte von Belang sind. Vater und Tochter, Großvater und Enkel, ein kleiner Junge und sein Beschützer und Idol, Kinder und Lehrer, Parteimitglieder und Hitlerjugend. Man spürt die Liebe der Autorin zu ihren Figuren, die so gezeichnet sind, dass die für den Leser lebendig werden.
Die Sicht eines kleinen Jungen hat mir besonders gut gefallen. Mit viel Gefühl und Verständnis für ihre Protagonisten beschreibt die Frau Rehse die Menschen in ihrem Roman. Es ist ein Genus zu beobachten, wie wer sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Sehr gut gefallen hat mir in diesem Fall die unaufgeregte Stimme der Autorin bei einem Thema, dass einen sehr aufwühlt.
Es ist erschreckend, wie leicht die Menschen manipulierbar sind, wie leicht man in die Klauen einer Politik gerät, die schädlich für die Menschheit ist. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die historischen Entwicklungen jener Zeit in einem Roman vorzustellen. Die Handlungen der Charaktere sind nachvollziehbar und wirken sehr realitätsnahe.
Da ich dieses Buch nicht nur gelesen, sondern abwechselnd auch gehört habe, möchte ich noch einiges zu dem Hörbuch sagen. Die Lesung dauert 10 Stunden, ist jedoch keine einzige Minute langweilig, auch wenn die Geschichte sehr ruhig erzählt wird. Gesprochen ist das Hörbuch von Brigitte Carlsen, die eine sehr angenehme und melodische Stimme hat. Ich finde, dass die Sprecherin ein besonderes Lob verdient. Dank ihrer Stimme wirkt die Geschichte noch eindringlicher und emotionaler. Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich würde es uneingeschränkt weiterempfehlen, sowohl als Buch als auch als Hörbuch.
Von mir gibt es 4,5 Sterne.
„Josses Tal“ von Angelika Rehse - ein Hörbuch, gesprochen von Brigitte Carlsen.
Hördauer: 10 Stunden und 05 Minuten.
Inhalt: Die Geschichte beginnt um 1930, wir begleiten den 5-jährigen Josef Tomulka bis ins Erwachsenenalter. Eine bewegte Zeit, als uneheliches Kind; er hat lieblose Großeltern und eine Mutter die ihm ihre Zuneigung verweigert. Ein Umzug nach Dorotheenthal soll die Familienschande, das Kind, dessen Vater unbekannt ist, leichter machen. Man hofft auf ein weniger beschämtes Leben. Josef findet im Nachbar Sohn, dem Medizinstudent Wilhelm Reckzügel, einen Freund, Beschützer, Gönner und Förderer. Josef wird von Wilhelm stark beeinflusst, erst spät entdeckt er, dass das nicht wirklich in seinem Sinne ist.
Die Sprecherin: Sehr authentisch und fesselnd liest Brigitte Carlsen diese bedrückende Geschichte. Frau Carlsen harmoniert großartig mit den Figuren was dem Ganzen noch mehr Charakteristik verleiht. Josefs Schicksal wurde durch diese ausgezeichnete Sprecherin lebendig, was mich bestürzt und tief bewegt hat.
Meine Meinung: Das Cover zeigt ein unscharfes Naturbild – sieht man einen Hund oder nur ein paar herbstliche Sträucher? Ich konnte nicht so viel damit anfangen – nach dem Lesen aber erscheint das Braune Wesen, die verschwommene, unwirkliche Umgebung und die düstere Stimmung total passend. Der Titel wird erst gegen Ende des Buches deutlich und stimmte mich friedlich. Ich habe diesen Roman im Verlauf einer Challenge, nur wegen des netten Titels und der Verfügbarkeit eines Hörbuches gehört. Diese Literatur hat mich dann kalt abgeholt, keine Thematik die ich mir ausgesucht hätte. Ich umgehe diese faschistische Zeit gerne, da ich knapp 20 Jahre nach dem 2. Weltkrieg geboren wurde und es nicht sehr gerne mag, dass meine Generation und alle weiteren damit belastet werden und wir uns immer als Mitschuldige fühlen müssen. Nun also war ich darüber gestolpert und der Schriftstellerin Angelika Rehse ist es tatsächlich gelungen, dass ich diesen Roman gerne gehört habe. Mit der Hauptfigur, dem Josef durchlebt man ein tiefes Tal, es wird deutlich wie damals die nationalsozialistische Täuschungsmaschinerie funktionierte. Die Autorin schafft es, die einfachen Lebensverhältnisse, den Zwiespalt der Menschen und die umgehende Angst zu vermitteln. Das unschuldige Kind, das nur Zuneigung und Anerkennung sucht und dessen Schicksal in schlimme Bahnen gelenkt wurde. Die Geschichte berichtet aber auch von der Arbeit im Untergrund und den Versuchen sich zu wehren oder der Hilfsbereitschaft für Bedürftige.
Fazit: Ich habe diese Geschichte bereitwillig und hoffnungsvoll verfolgt. Besonders angenehm war die Sprecherin, die diesem düsteren Schicksalsroman Raum gab, mich gefangen nahm und mich am Geschehen teilhaben lies. Ein Hörerlebnis das ich empfehlen kann.
Ich bekam vom Verlag eine Hör-Datei gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanke, was meine Meinung jedoch nicht beeinflusst hat.
1930.
Josef Tomulka ist ein uneheliches Kind, die gebrochene Mutter verschweigt den Vater und diese Schande bekommt Josef tagtäglich durch seinen Großvater zu spüren.
Nach dem Umzug in ein kleines Dorf wo sie niemand kennt, nimmt sich der Nachbar, Wilhelm Reckzügel, des Jungen an und schenkt ihm Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge. Etwas was Josef noch nie erfahren durfte. Doch der junge Medizinstudent handelt nicht ohne Hintergedanken. Er sieht in dem 5jährigen Jungen den perfekten Kandidaten, den er im Sinne der nationalsotialistischen Ideologie heranziehen kann. Dieser Plan scheint aufzugehen, bis Josef etwas erfährt, das sein Weltbild ins Wanken bringt.
Sehr berührend und einfühlsam erzählt die Autorin die Geschichte eines aufgeweckten Jungen, der viel zu bereitwillig dem braunen Rattenfänger fänger folgt und seinen Fehler fast zu spät erkennt. Dieses Buch hat mich mit den Auswirkungen der Banalität dieser Zuwendung regelrecht "geflasht" und ich konnte nicht aufhören der Handlung zu folgen.
Eine fesselnde und mahnende Geschichte, bei der man mehr als einmal Josef aufwecken möchte.
Klare Hörempfehlung!
Gelesen und gehört dank Netgalley
Die Geschichte beginnt in Norwegen wo Helen Josse in seinem einsamen Tal aufsucht um mehr über die Hintergründe des Todes ihrer Urgroßmutter zu erfahren.
Sie wird in die einfache Hütte eingeladen und Josse/Joseph erzählt in mehreren Tagen die Geschichte seiner Kindheit, um die Hintergründe aufzuzeigen.
Zurück in die 30er-Jahre, wo Joseph als uneheliches Kind mit unbekanntem Vater in einer lieblosen und gewalttätigen Familie aufwächst. Mit 5 entfliehen sie den Auswirkungen für ihren Ruf in einen kleinen Ort - und tatsächlich wird der 5jährige Junge direkt vor den Schlägen des Großvaters geschützt und gewinnt eine Mischung aus großem Bruder, Freund und fädenziehendem Manipulator.
Ausgerechnet der SA-Mann des Ortes hält die Hand über ihm und lenkt sein Geschick und so verstrickt er sich immer tiefer in das braune Gewebe bis er eine unsägliche Sache über sich selbst erfährt...
Die Geschichte hat mich gepackt und mitgenommen und obwohl Joseph als Kind und Jugendlicher genug Grund gab ihn zu verabscheuen, ist die Macht der Manipulation undie Unausweichlichkeit seines Werdegangs immer erkennbar.
Ich habe das Buch im Wechsel gehört und gelesen und fand es gesprochen eher noch intensiver als gelesen.
Das Ende - ab dem Moment wo immer mehr nicht im toten Briefkasten bzw. beim Amt landet, bis hin zur Wende in Norwegen, war hierbei ein wenig distanzierter und die dahinter stehenden Entscheidungen waren nicht so nachvollziehbar wie die Zeit vorher.
Insgesamt ein Lehrstück über Manipulation und die Befreiung daraus - die hier in anderer Unfreiheit endet.
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1930 - Josef Tumulka lebt mit seiner Mutter im Haushalt seiner Großeltern und wird dort regelmäßig von seinem Großvater verprügelt, beleidigt und als uneheliches Kind beschimpft. Oder auch gar nicht beachtet.
Geborgenheit und Liebe sind ihm Fremdworte.
Mit 5 Jahren lernt er nach einem Umzug Wilhelm Reckzügel, einen Medizinstudenten kennen. Ab sofort erfährt er durch diesen Schutz, Ansprache, Beachtung und Verständnis. Mit Worten und auch durch großzügige Geschenke wird Josef gefügig gemacht, denn er weiß nicht, dass Wilhelm auch ein überzeugter Nazi ist. .
Gerne und voller Überzeugung erledigt er für seinen *Wilhelm* kleine Aufgaben, tritt später der Hitlerjugend bei und bespitzelt Dorfbesucher und führt darüber genauestens Buch. Lehrer, Mitschüler, Nachbarn - alle nazikritischen Äußerungen werden schriftlich festgehalten und gemeldet. Erst als Teenager kommen ihm durch mehrere Ereignisse Bedenken an seiner Tätigkeit als Spitzel.
Die Erzählung ist intensiv, absolut spannend und leicht zu lesen / hören. Sie spielt in zwei Zeitebenen (1930 - 1943 und 2004). Auch als Lese Empfehlung an Schulen. Ein großartiger Debütroman. Eine absolute Lese Empfehlung. Das Cover könnte aussagekräftiger sein.
Nach den ersten Seiten dieses Buchs musste ich es zunächst schwer seufzend zur Seite legen. Irgendwie können wir Deutschen nur über die Nazi-Zeit schreiben. Gerade wenn ein*e Autor*in dies tut und sich nicht auf Berichte Betroffener aus ihrem direkten Umfeld stützt, bin ich zunächst sehr skeptisch.
In diesem Fall ist die Perspektive aber sehr klug gewählt und durch Josefs Augen wird über lange Zeit eine herrliche Ambivalenz zwischen dem vermeidlich guten Wilhelm, dem uniformtreuen SA-Arzt, und dem augenscheinlich bösen Großvater, der seinen Enkel schlägt und dazu noch die Partei ablehnt.
Gelungen ist auch, wie Josef seine Meinung über die Jahre verändert und entwickelt und welche Zwiespälte er in sich trägt.
Das Ende selbst war für mich sehr schnell abgehandelt und ein wenig zu leer, dennoch ist dieses Buch eine Empfehlung wert!
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