
Der Dichter und der Neonazi
Erich Fried und Michael Kühnen – eine deutsche Freundschaft
von Thomas Wagner
Dieser Titel war ehemals bei NetGalley verfügbar und ist jetzt archiviert.
Bestellen oder kaufen Sie dieses Buch in der Verkaufsstelle Ihrer Wahl. Buchhandlung finden.
NetGalley-Bücher direkt an an Kindle oder die Kindle-App senden.
1
Um auf Ihrem Kindle oder in der Kindle-App zu lesen fügen Sie kindle@netgalley.com als bestätigte E-Mail-Adresse in Ihrem Amazon-Account hinzu. Klicken Sie hier für eine ausführliche Erklärung.
2
Geben Sie außerdem hier Ihre Kindle-E-Mail-Adresse ein. Sie finden diese in Ihrem Amazon-Account.
Erscheinungstermin 23.01.2021 | Archivierungsdatum 15.04.2021
Sprechen Sie über dieses Buch? Dann nutzen Sie dabei #DerDichterundderNeonazi #NetGalleyDE! Weitere Hashtag-Tipps
Zum Inhalt
21. Januar 1983: Eine unwahrscheinliche Begegnung bahnt sich an. Michael Kühnen – Wortführer der Neonazi-Szene – und Erich Fried – jüdischer Dichter und glühender Antifaschist – sollten sich in einer...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608983579 |
PREIS | 20,00 € (EUR) |
SEITEN | 176 |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Aus einer Biographie über Erich Fried dachte ich, schon fast alles über ihn zu wissen. Dass er Jude ist, wusste ich; doch dass er mit einem Neonazi befreundet war, wusste ich nicht. Welche Überraschungen hält er noch bereit?
In „Der Dichter und der Neonazi“ berichtet Thomas Wagner von einer mehr als ungewöhnlichen Freundschaft, nämlich zwischen einem Juden, Linken und Antifaschisten mit einem bekennenden Neonazi. Was schon hier ungewöhnlich klingt, wird nicht weniger bemerkenswert, wenn man dazu sagt, dass es um Erich Fried und Michael Kühnen geht – beide mit Sicherheit „schillernde Personen“. Kennengelernt haben sich die beiden, weil Fried sich beschwerte, dass Kühnen aus einer Talkshow ausgeladen wurde, in der sich die beiden begegnet wären. Aus dieser Reaktion entspann sich im Anschluss dann ein langjähriger Austausch, ja, geradezu eine Freundschaft. Was unwirklich, ja verstörend klingt, zeigt einen Weg aus vielen Miseren dieser Zeit.
Das Buch wird vermutlich keine große Leserschaft finden – verdiente sie aber so dringend: Zunächst einmal ist die Geschichte schlicht verblüffen und damit erzählenswert. Ein Mensch, dessen Großmutter in Auschwitz ermordet wurde und ein glühender Hitleranhänger sind Freunde. Gerade fällt mir auf, was für ein großartiger Filmstoff das wäre. Doch abgesehen von dieser Geschichte leistet das Buch noch mehr: Es zeigt, was Diskurs und Auseinandersetzung mit anderen, Geltenlassen anderer Meinungen alles bewirken kann. All das hat auch mit Respekt zu tun, damit, „Fremdes auszuhalten“, einer Fähigkeit, an der es vielen heute zu mangeln scheint. So erfährt man dann quasi nebenbei auch, wie man dem wiederauflebenden Faschismus bzw. Extremismus in der Welt begegnen könnte. Das klingt gewichtig und folglich potentiell schwer lesbar, ist es aber nicht. Und obgleich ich glaubte, Fried schon ganz gut zu kennen, hat das Buch mir die Augen nochmals geöffnet. Lesenswert!

Eine ungewöhnliche Freundschaft
Der Relevanz der Thematik dieses Buches liegt gerade heutzutage für mich auf der Hand. Zwar ist die Beziehung zwischen dem linken, jüdischen Dichter Erich Fried und einem damals bekannten Neonazis schon lange zurück, in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre, aber die Problematik ist immer noch ungelöst.
Mit Rechten reden! Soll man das und wenn ja, wie.
Ist ein offen geführter Streit der bessere Weg?
Erich Fried war bereit dazu und stand in einem freundschaftlichen Begegnungen und Briefwechsel mit einem Neonazi. Das ist natürlich erstaunlich, denn Fried musste selbst damals fliehen und einige seiner Familie wurden vergast.
Daher stieß diese „Freundschaft“ auf ein gewisses Unverständnis.
Um Hintergrunde zu beleuchten schreibt der Autor dieses Buches, Michael Wagner, auch über Erich Fried Kindheit/Jugend und schriftstellerische Karriere.
Auch das zweifelhafte Leben samt Gefängnisaufenthalten des verblendeten Neonazi Michael Kühnen werden erläutert.
Weiter bleibt aber die freundschaftliche Beziehung der beiden ein Rätsel, doch Michael Wagner findet schlüssige Zusammenhänge.
Teil des Buches ist auch den Geist der Zeit zu zeigen, beispielsweise den heißen Herbst im Jahr 1983.
Es ist alles andere als ein trockenes Buch und für mich war es interessant.

Neben der Darstellung der Lebensläufe beider Männer schafft Thomas Wagner etwas weiteres: er schafft Verständnis für diesen wichigen Diskurs, der vielleicht gerade heute wieder aktuell ist wie lange nicht mehr. Denn trotz ihrer sehr verschiedenen politischen und sozialen Ausrichtungen, schrieben sich beide Männer respektvolle Briefe. Besonders Fried betont immer wieder die gegensätzliche Meinung der beiden, aber auch, wie wichtig er es findet, sich gerade deshalb auszutauschen.
Ein kleines, aber dringend lesenswertes Buch über eine erstaunliche Vergangenheit von erschreckender Aktualität.

Thomas Wagner stellt in dem Buch „Der Dichter und der Neonazi“ die besondere Beziehung zwischen den österreichischen Autor Erich Fried und dem deutschen Neonazi Michael Kühnen dar. Dies waren zwei Menschen, die sich von der grundlegenden politischen Denkweise eigentlich spinnefeind hätten sein müssen. Seltsamerweise entwickelte sich aber nach einem TV-Auftritt Frieds, zu dem Kühnen ebenfalls ein- aber auch wieder ausgeladen war, eine Art Freundschaft.
Wagner versucht, über die veröffentliche Korrespondenz die Hintergründe dieser eigenartigen Freundschaft zu erleuchten. Dies kann heutzutage nur noch über die Interpretation der geschriebenen Worte stattfinden, so dass immer auch eine persönliche Note des Autors einfließen muss. Mir scheint, dass vor allem die Gutgläubigkeit Frieds für die Beziehung ausschlaggebend war. Dies wird zwar grundsätzlich gut dargelegt, mir als Leser fehlt aber trotzdem der letzte Impuls, dies auch alles nachvollziehen zu können. Wahrscheinlich aber, weil für mich persönlich ein freundschaftlicher Kontakt zu einem Neonazi generell unverständlich ist.