Siegfried

Roman | Eine der stärksten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur

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Erscheinungstermin 23.02.2023 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Eine Frau zwischen alten Rollenverhältnissen und neuen Rollenansprüchen

Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.

Siegfried ist ein Roman über alte Ordnungen und neue Ansprüche, über Gewalt und das Schweigen darüber, über eine Generation, deren Eltern nach dem Krieg geboren wurden und deshalb glaubten, er sei vorbei.

Eine Frau zwischen alten Rollenverhältnissen und neuen Rollenansprüchen

Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783546100274
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 256

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Bewegend

Der Roman Siegfried von der Schriftstellerin Antonia Baum.
Es ist keine einfache Unterhaltungslektüre.

Die namenlose Icherzählerin ist Mitte Dreißig. Sie ist eine unsichere Frau, deren Probleme anscheinend schon in ihrer Kindheit begann.
Sie hat gerade große Schwierigkeiten und sucht Hilfe in der Psychiatrie.

Ihr wächst langsam alles über den Kopf.

Sie hat direkt keine Gewalt erfahren, aber doch mitbekommen.
Dann fährt sie in die Psychiatrie, um zu erfahren, was mit ihr los ist. Da denkt sie beim Warten nur nach und man erfährt der Gewalt gegenüber der Mutter. Es ist wirklich erschreckend, wie sie da drauf ist. So kann man von ihrer verstörenden Kindheit verstehen,
Das Ende ist undurchsichtig. Eigentlich gab es keine Hilfe.
Sie ist eine vielschichtige Verstörte Frau, die versucht ihr Leben zu meistern.
Die Autorin schreibt das detailliert und einfühlsam.

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Zustandsbeschreibung

Antonia Baum vermochte schon durch ihre Bücher Stillleben und Eminem zu beeindrucken, vor allen durch Präzession, Genauigkeit und der Fähigkeit Innenleben und Gemütszustände ihrer Protagonistinnen zu zeigen.
Das alles trifft auch auf ihren Roman Siegfried zu, der auch eine Art Familienroman ist. Jedoch ist es eine problematische Familiensituation.

Die Erzählerin ist Schriftstellerin, junge Mutter und schon lange mit Alex zusammen. Jetzt haben sie aber eine Beziehungskrise.
Siegfried war ihr Stiefvater, dem sie sich immer sehr nahe fühlte. Intensiv und ausführlich wird aber auch ihre schwierige Beziehung zu Hilde, Siegfried Mutter, gezeigt. Hilde war ziemlich exzentrisch.

Der Weg führte die Erzählerin in die Psychiatrie, denn sie fühlt sich überlastet, wobei auch das Vorgefallene in ihrer Kindheit eine große Rolle spielt. Der psychologische Unterbau der Handlung ist zwingend.

Antonia Baum hat ihren Roman geschickt gestaltet. Nicht alles ist auf den ersten Blick gleich verständlich, aber als Leser fühlt man mit. Durchaus eine große Qualität von Literatur!

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🔸Antonia Baum begleitet mich schon länger durch mein Leseleben, und zwar mit ihren Kolumnen und Artikel in der ZEIT.

Auf ihren Roman „𝐒𝐈𝐄𝐆𝐅𝐑𝐈𝐄𝐃“ habe ich mich deshalb sehr gefreut. Schon die Leseprobe war vielversprechend, der Roman selbst gute, subtil gesellschaftskritische Unterhaltung.

🔸Wer ist Siegfried? Baum schreibt den Roman aus Blickwinkel einer Ich-Erzählerin, deren Mutter einen Ehemann hat, der Siegfried heißt, der aber nicht der Vater der Ich-Erzählerin ist.
Um diesen Siegfried kreisen drei Generationen von Frauen: seine Mutter Hilde, die ihn vergöttert, seine Ehefrau, die er betrügt und kleinmacht, und seine Tochter, die Erzählerin, deren Selbstbild er bis weit in ihr Erwachsenenalter prägen wird.
Die Figur Siegfried steht für mich sinnbildlich für unsere immer noch stark patriarchal geprägte Gesellschaft, die Generationen von Frauen unterschiedlich beeinflusst.

🔸Baum beginnt ihren Roman damit, dass die Ich-Erzählerin beschließt in die Notfallambulanz der Psychiatrie zu fahren. Die Frau hat eindeutig Issues. Welche genau das sind, wird im weiteren Verlauf in Rückblenden auf ihre Kindheit, ihre konfliktbeladene Ehe und ihre schwierige Beziehung zu Männer deutlich.
Es wird deutlich wie sehr das Nachkriegstrauma, das Hildes Generation erlebt hat, bis heute in Form von Härte und Selbstdisziplin gegen sich selbst, weitergegeben wird.

„𝘈𝘣𝘦𝘳 𝘸𝘪𝘦 𝘪𝘮𝘮𝘦𝘳, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘦𝘴 𝘮𝘪𝘳 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘦𝘤𝘩𝘵 𝘨𝘪𝘯𝘨, 𝘸𝘢𝘳 𝘷𝘰𝘯 𝘢𝘶ß𝘦𝘯 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵𝘴 𝘻𝘶 𝘴𝘦𝘩𝘦𝘯, 𝘥𝘪𝘦 𝘖𝘣𝘦𝘳𝘧𝘭ä𝘤𝘩𝘦 𝘸𝘢𝘳 𝘪𝘯𝘵𝘢𝘬𝘵.“

Auch Siegfried hat dieses Erbe verinnerlicht und paart diese innerliche und äußerliche emotionale Distanz mit kapitalistischem Leistungsstreben. Alles Weibliche und Liebevolle, das er mit Schwäche assoziiert, verachtet er und prägt damit das Selbstverständnis seiner Ziehtochter als Frau.

𝘔𝘦𝘪𝘯 Ä𝘶ß𝘦𝘳𝘦𝘴 𝘸𝘢𝘳 𝘴𝘦𝘩𝘳 𝘨𝘦𝘱𝘧𝘭𝘦𝘨𝘵, 𝘥𝘪𝘦 𝘔ä𝘯𝘯𝘦𝘳 𝘶𝘯𝘥 𝘪𝘤𝘩 𝘩𝘢𝘵𝘵𝘦𝘯 𝘚𝘦𝘹, 𝘶𝘯𝘥 𝘥𝘢𝘣𝘦𝘪 𝘸𝘢𝘳 𝘮𝘪𝘳 𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘚𝘢𝘤𝘩𝘦 𝘣𝘦𝘴𝘰𝘯𝘥𝘦𝘳𝘴 𝘸𝘪𝘤𝘩𝘵𝘪𝘨: 𝘥𝘪𝘦 𝘉𝘦𝘩𝘢𝘶𝘱𝘵𝘶𝘯𝘨 (𝘪𝘩𝘯𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘪𝘳 𝘴𝘦𝘭𝘣𝘴𝘵 𝘨𝘦𝘨𝘦𝘯ü𝘣𝘦𝘳), 𝘪𝘤𝘩 𝘸ü𝘳𝘥𝘦 𝘥𝘪𝘦𝘴𝘦𝘯 𝘚𝘦𝘹 𝘸𝘰𝘭𝘭𝘦𝘯, 𝘪𝘤𝘩 𝘸ü𝘳𝘥𝘦 𝘪𝘩𝘯 𝘮ö𝘨𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘪𝘭 𝘪𝘤𝘩 𝘮𝘰𝘤𝘩𝘵𝘦 𝘸𝘢𝘴 𝘔ä𝘯𝘯𝘦𝘳 𝘮𝘰𝘤𝘩𝘵𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘪𝘭 𝘪𝘤𝘩 𝘸𝘢𝘳 𝘸𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘦.“

„𝘞𝘪𝘦 𝘴𝘦𝘩𝘳 𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘋𝘪𝘯𝘨𝘦 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘈𝘶𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘢𝘩, 𝘸𝘪𝘦 𝘴𝘦𝘩𝘳 𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩 𝘪𝘩𝘯 𝘩𝘪𝘯𝘥𝘶𝘳𝘤𝘩 𝘥𝘢𝘤𝘩𝘵𝘦.“

🔸Viele wichtige Themen klingen in diesem komplexen Roman von Baum durch, wobei es der/dem Leser:in überlassen bleibt, in eine tiefere Deutungsebene abzutauchen oder bei der individuellen Geschichte der Erzählerin zu bleiben. Baums Schreibstil ist wunderbar leicht und unterhaltsam und gehaltvoll zugleich.

Für mich ein schönes und wertvolles Leseerlebnis, das mit emotional beschäftigt hat.

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Ein psychologisch sehr gut aufgebauter Roman der immer spannender wird je weiter man liest. Gute Beobachtungen und die Darstellung von Familienkonstellationen die schwer zu bewältigen sind. Siegfried als zentrale Gestalt- diesmal kein Drachentöter sondern ein Geschäftsmann mit all seinen guten und schlechten Seiten.

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Eine Frau fährt Morgens anstatt in die Arbeit in die Psychatrie.
Soviel erfährt man bereits im Klappentext und mich hat es direkt neugierig gemacht und ich wollte erfahren was dieser Frau passiert ist und sie zu diesem Schritt bewegt hat.

Verheiratet und mit einem kleinen Kind versucht die mittlerweile erwachsene Frau geprägt durch eine zerrüttete Kindheit in der Realität zurecht zu kommen.
Ich muss zugeben, dass ich beim Lesen des Buches oft sehr ratlos gewesen bin. Ich habe mich oft gefragt worum es eigentlich wirklich geht bzw. was es mit dem im Titel gebenden Stiefvater auf sich hat. Mir war lange nicht klar worauf die Autorin hinaus will.

Dies hat sich mit Beenden des Buches dann doch noch geändert. Die Autorin hat es finde ich sehr gut getroffen wie psychische Probleme sich äußern können indem es manchmal so ist, dass die Ursachen nur langsam und in Dosen zum Vorschein kommen - so auch in diesem Buch.

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Wendepunkt im Leben

Der Roman ist aus der Ich-Perspektive einer Ehefrau, Mutter, Schriftstellerin, Tochter geschrieben, die sich von einem Moment auf den anderen an einem Wendepunkt in ihrem Leben befindet. Lang angestaute Gefühle, Ängste, Sorgen, Unzufriedenheit – all dies kommt plötzlich zum Vorschein und bringt das Leben durcheinander. Die Ich-Erzählerin ist komplett mit der Situation überfordert, weiß auch nicht, an wen sie sich wenden könnte, da ihr Stiefvater, Siegfried, der ansonsten alles für sie geregelt hat, nicht mehr zur Verfügung steht. Aus einem Impuls heraus begibt sie sich in die Ambulanz einer Psychiatrie und macht sich ihre Gedanken im Warteraum und die Wartezeit ist sehr, sehr lange, sodass sie einen Rückblick bis in ihre Kindheit schafft. Der Roman beschreibt einerseits sachlich, erzählend, lässt aber für die Leser*innen genug Spielraum für eigene Interpretationen und Gedanken. Interessant finde ich auch, dass die Ich-Erzählerin wichtige Figuren in ihrem Lebenslauf herausnimmt und beleuchtet, welchen Einfluss sie auf ihr Leben hatten und teilweise auch bis heute noch haben. Auch das Leben ihrer Mutter sieht sie im Nachhinein und mit ihrer heutigen Erfahrung aus einem anderen Blickwinkel.
Wohin ihr eigenes Leben sie führen wird, weiß sie noch nicht so genau, aber sie wird etwas an ihrer Situation verändern, nur was genau, ist noch nicht so klar. Sie ist an ihrem persönlichen Wendepunkt im Leben angelangt.
Der Schluss ist offen und lässt Raum für eigene Gedankengänge, sodass man sich auch im Nachhinein noch mit dem Gelesenen auseinandersetzen muss und das Buch nicht einfach so beiseitelegen kann.

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