
M. Der Sohn des Jahrhunderts
Roman
von Antonio Scurati
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Erscheinungstermin 09.03.2020 | Archivierungsdatum 09.09.2020
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Zum Inhalt
»Das Buch ist eine Wucht. Es ist sprachmächtig, bildgewaltig, energiegeladen.« Jan Fleischhauer, Das Literarische Quartett, Juni 2020 Sechs Jahre braucht Benito Mussolini, um zum einflussreichsten...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608985672 |
PREIS | 32,90 € (EUR) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

In unzähligen Episoden wird der Wandel des ehemals kämpferischen Sozialisten zum Schöpfer und zur zentralen Figur einer neuen, nur durch Kampf bestimmten Bewegung minutiös dargestellt. Was dabei an unglaublichem Hintergrundwissen über die Geschichte dieser Bewegung und über die an dieser Geschichte beteiligten Personen vermittelt wird ist beispiellos. Wie sehr der Aufstieg dieses eitlen, selbstverliebten Mannes durch die Unfähigkeit, Ignoranz und Dekadenz seiner Zeitgenossen begünstigt und gefördert wurde sollte uns gerade in Zeiten zu denken geben, in denen wir an vielen Orten Europas ganz ähnliche Phänomene beobachten können: Demokratien, die morsch und brüchig sind, bieten den idealen Nährboden für autoritäre Entwicklungen! Ein gerade deshalb wirklich empfehlenswertes Buch! Klett Cotta hat mal wieder ein Buch herausgebracht, dass den Erwartungen ihrer Leserschaft entspricht.

Ein historisches Wimmelbild. But not my cup of tea.
Eigentlich macht Antonio Scurati nichts anderes, als dass er die Zeitzeugnisse, die er nach den jeweiligen Kapiteln anfügt, nämlich Interviews, Zeitungsausschnitte, Tagebuchauszüge, Teile aus Manifesten und anderen politischen Erklärungen, etc. etc. -- im jeweils vorhergehenden Kapitel groß auswalzt und sie, schon anschaulich, aber auch weitschweifig, mit Worten und Personen füllt. Es entsteht ein riesiges, historisches Wimmelbild! Oder ein gewaltiges Wandgemälde. Das muss man mögen und ich mag es nicht, was jedoch die Qualität dieses Werks keineswegs mindert, das den begehrten Premio Strega, Italiens wichtigsten Literaturpreis, erhielt.
Leicht zu lesen ist das Ganze sicherlich. Aber eben auch voluminös in Worte verpackt. Ein Paket voller Luftpolster! In einer der damaligen Zeit angepaßten, aufgeplusterten Sprache.
Die rote Linie geht dabei erst einmal verloren, man verliert sich in Einzelheiten. Und läuft Gefahr, sich zu langweilen. Der Leser, der sich einen Überblick über das verschaffen will, was Faschismus ist, wie Faschismus entsteht, und das zügig, erstickt in diesem ganzen Klein-Klein-Zeug. In unwesentlichen Details und ja, auch in Pathos verbreitendem Wortgeschwurbel.
Kleiner Ausschnitt: „Der Schnaps ist zäh, hochprozentig, von dunkler Farbe, der Farbe geronnen Blutes, düster wie ein Gerinnsel, wie Monatsblut oder krankes, übles Blut, das einem Sorge bereiten muss, wenn man es in seinen Ausscheidungen entdeckt.“ Das ist einfach nicht der Stil, den ich goutiere. (Und außerdem misogyn).
Mussolini lernt man jedenfalls nicht kennen. Er bleibt ein blinder Fleck in der Landschaft. Und das, obwohl viele seiner Schritte nachverfolgt werden. Mit Finesse und Kenntnisreichtum. Aber was machte diesen Mann aus? Warum war er, wie er war? Das erschließt sich nicht, beziehungweise, es erschließt sich nur zwischen den Zeilen.
Andererseits bekommt man auch einen unverfälschten Eindruck der Jahre 1919 bis 1924. So war es. Das belegen die eingefügten Dokumente. Weniges ist erfunden, der Autor tat nur Farbe dazu, kolorierte das Wimmelbild. Was das Ganze für den deutschen Leser unübersichtlich macht, ist die Tatsache, dass die italienischen Personen, von denen gefühlt Hunderte agieren, ihm im Großen und Ganzen unbekannt sein dürften. Die italienischen Akteure kennenzulernen, ist natürlich auch wieder ein Plus. Ein Mehrwert an Wissensgewinn.
Dieses Wimmelbild ist natürlich ein Meisterwerk! Wenn auch ein anstrengendes. Der Autor zeigt, aber er erklärt nicht. Fügt nicht seine Schau hinzu. Mir macht gerade das zu schaffen, ich bevorzuge die kühlen Erläuterungen und Zusammenfassungen eines Historikers. Andere genießen gerade das, was der Autor offen lässt.
Am Ende des Buches befindet sich ein umfangreiches Personenregister, gegliedert nach politischen Gruppierungen, das man auch unbedingt braucht. Bitte schon vor Beginn der Lektüre studieren!
Fazit: „M. Der Sohn des Jahrhunderts“ ist ein großes Gemälde einer grauenhaften Zeit. Es ist eine Darstellung des italienischen Geschehens aus italienischer Sicht, was sein großes Plus ist. Jedoch ist es nicht das Bild eines Jahrhunderts und liefert wenige bis gar keine Erläuterungen. Der Titel ist wieder einmal irreführend. Warum ist gerade Mussolin der Sohn des Jahrhunderts? Da gab es auch andere. Darüber wird kaum gesprochen.
Und vorgestellt werden die Jahre 1919 bis 1924. Dort endet das Buch schon. Schwamm drüber. Es ist die italienische Sicht. Das sagt alles. Für Italiener*innen wiegt Mussolini eben zehn Stalins, Lenins und einen Hitler und einen MaoZedong locker auf. Geht in Ordnung. Warum sind nur üble Burschen Söhne eines Jahrhunderts? Schwamm drüber.
Der ganze Rest ist Geschmacksache. It is not my cup of tea, ganz und gar nicht, aber deshalb ist das Buch nicht runterzuschreiben. Es bekommt seine 5 Punkte für das, was es ist. Ein Wimmelbild einer schlimmen Zeit. Danke, Klett-Cotta, dass es uns diesen Wälzer übersetzt und vorgestellt hat.
Kategorie: Historischer Roman. Sachbuch.
Verlag: Klett-Cotta, 2020

Für diesen dokumentarisch angelegten Roman, der sich eng an Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, Reden, Parteiprogrammen, Zeitungsartikeln orientiert, wurde der aus Neapel stammende Autor und Medientheoretiker Antonio Scurati mit dem wichtigsten italienischen Literaturpreis ausgezeichnet, dem Premio Strega.
Im Original ist das Buch 2018 erschienen, als erster Teil einer auf drei Bände angelegten Arbeit, die sich der widersprüchlichen, charismatischen, diktatorischen, unberechenbaren, vielschichtigen, gewalttätig-präpotenten Persönlichkeit des "Duce" Benito Mussolini annähert. Viele seiner Weggefährten, aber auch seiner Gegner kommen vor, Erzählt werden vor allem die Jahre zwischen 1919 und 1924, in denen der Aufstieg des Faschismus zur Macht und die Verwandlung des einstigen Sozialisten Benito Mussolini in den nationalistischen Duce stattfand.
Ein rund 800 Seiten umfassendes Buch, das Elemente eines Thrillers zu enthalten scheint und dennoch - so Scurati - nur mit historisch recherchierten Fakten arbeitet. Spannend, dicht, manchmal verwirrend (aufgrund der vielen Stimmen), lesenswert.