Videotime
Familienroman
von Roman Ehrlich
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Erscheinungstermin 28.08.2024 | Archivierungsdatum 27.10.2024
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Zum Inhalt
Väter, Mütter und Dämonen – Roman Ehrlich beschreibt eine Jugend in den Neunzigern
»Videotime«, so hieß die Videothek, in der Roman Ehrlichs Erzähler mit seinem Vater zahllose Filme auslieh, um sie zu Hause auf Leerkassetten zu überspielen. Es sind die neunziger Jahre in einer bayerischen Kleinstadt, deren scheinbar friedliche Ordnung vom Unheimlichen der Filme in ein anderes, fremdartiges Licht getaucht wird. Was zum Beispiel war damals mit den Vätern und Müttern los, die in Justizvollzugsanstalten oder Autohäusern arbeiteten und in ihrer Freizeit die eigenen Kinder auf dem Tennisplatz mit harten Drills trainierten oder hoffnungslos dem Zucker verfallen waren? Welche Rolle spielte man selbst dabei, wenn man jung war und die eigene Welt nur so zu wimmeln schien von Außerirdischen und Besessenen? »Videotime« ist eine Geschichte in auffallend schöner Sprache über die Gesichter und Leerstellen, die sich hinter unseren Masken und Selbstbildern verbergen. Ein beeindruckender, mit großer Souveränität erzählter Roman, der die Frage aufwirft, in welcher Zeit und Welt wir eigentlich leben – und in welcher Haut.
Väter, Mütter und Dämonen – Roman Ehrlich beschreibt eine Jugend in den Neunzigern
»Videotime«, so hieß die Videothek, in der Roman Ehrlichs Erzähler mit seinem Vater zahllose Filme auslieh, um sie zu...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783103971972 |
PREIS | 26,00 € (EUR) |
SEITEN | 368 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Erinnerungen
“Sobald man sich erinnert, schafft man Fiktion” (Roman Ehrlich in einem Interview, Literatur im Gespräch · 29.08.2024)
“Es sind die neunziger Jahre in einer bayerischen Kleinstadt, deren scheinbar friedliche Ordnung vom Unheimlichen der Filme in ein anderes, fremdartiges Licht getaucht wird.”
Was bleibt in Erinnerung? An eine Gegend, in der man seine Jugend verbracht hat?
Auch wenn ich nach Hause fahre, sehe ich Orte, an denen ich meine Jugend verbracht habe. Meine Mutter wohnt noch immer im gleichen Ort, nur nicht mehr in der gleichen Wohnung - denn sie wurde vor ein paar Jahren abgerissen. Es leben einfach nicht mehr genug Menschen dort, um all die Wohnblöcke noch füllen zu können.
Nun besuche ich sie oft mit meinem eigenen Sohn und finde es Wahnsinn, wie wenig sich verändern kann und doch völlig anders ist. Nun bin ich nicht mehr 14. Bin Mutter und doch zieht mich so manches in den Bann und ich denke über meine Jugend nach und wie es wohl meinem eigenen Kind mal damit ergehen wird.
Und so ergeht es auch dem Protagonisten in dem Buch. Sein Vater ist an Demenz erkrankt und er besucht nicht nur ihn, sondern verschiedene Orte seiner damaligen Kindheit und Jugend. Doch es gibt nicht mehr viele davon.
Eine tragende Rolle spielt die damalige Videothek. Ein Zugang zu so vielen unterschiedlichen Welten und der Vater raubkopiert sie zudem, um sie in einem Archiv aufzubewahren. Nicht für Kinderaugen gedacht, schaffen der Protagonist und sein Bruder es dennoch, den Code zu knacken.
Neben der Geschichte wird das Buch - passend zum Titel - immer wieder mit Bildern und Beschreibungen verschiedener Filme bebildert.
Ich hatte zu Beginn etwas Probleme in die Geschichte zu kommen. Es war verwirrend, was mich genau erwartet. Doch ich habe mich darauf eingelassen und habe ein Buch gelesen, das noch lange nachhallen wird. Es ist kein typischer Roman, der die Jugend widerspiegelt und Erinnerungen glorifiziert. Es lädt zum Nachdenken ein. Was prägt uns? Wie gehen wir mit Gewalt und Drill um? Kann so eine gute Kindheit aussehen? Was können wir besser machen?
Ich muss zugeben, dass es mein erstes Buch von Roman Ehrlich war - aber sicher nicht mein letztes.
ET: 28.08.2024
ISBN: 978-3-10-397197-2
Autorin: Roman Ehrlich
Umfang: 368 Seiten
26 Euro
Dieser Roman ist einer von der Sorte der ruhigen Romane, wie ich sie oft gerne lese. Er spielt auf drei Ebenen, und das macht ihn sehr interessant, auch wenn es den Leser mehr fordert.
Der Protagonist erinnert sich zum einen an seine Kindheit, als er mit seinem Vater in die Videothek fuhr und sie Videos ausgeliehen haben. Was es alles für ihn bedeutete, die Ausflüge werden so detailliert beschrieben. Aber auch das Leben mit seinem größeren Bruder, der Tennis spielt. Und die Mutter, die da ist, aber im Hintergrund bleibt.
Der zweite Strang ist die Gegenwart. Der Protagonist will seinen alten, kranken Vater besuchen und besucht vorher all die Orte seiner Kindheit einschließlich der Videothek. Der Erzählstil ändert sich hier nur in Nuancen, aber spürbar. Die Welt von damals mit den Augen des Erwachsenen sehen und doch abtauchen in die Kindheit. Viele Orte existieren nicht mehr so wie in der Kindheit, alles ändert sich.
Der dritte Erzählstrang ist das Nacherzählen der Filme, welche der Protagonist gesehen hat. Dieser Strang hat es in sich, weil ich nicht sicher bin, ob die ganzen expliziten Beschreibungen dem Roman gut tun. Die beiden Erzählstimmen der ersten Stränge sind mir deutlich angenehmer und erzählen mehr als die Filmausschnitte. Nicht immer hat man durch die erzählten Filmsequenzen einen tieferen Eindruck in die Figuren bekommen.
Ob es nun ein lebenswertes Leben war, welches der Protagonist gelebt hat, nun gut, darüber mag man sich streiten. Aber wie er es erzählt hat, das war intensiv und er hat viel gezeigt, ohne dabei aber zu werten. Die Bilder, die vermittelt werden, wirken ungekünstelt und deutlich offen. Der Protagonist gibt unter anderem zu, dass er ein Pummelchen ist in jungen Jahren.
Die Filmausschnitte erzeugen bisweilen Längen im Roman, die meines Erachtens nach nicht notwendig waren, gerade die doch recht deutlich beschriebenen Gewaltszenen. Das Einzige ist, dass es hilft, den zeitlichen Rahmen zu setzen, in welcher dieser Roman spielt, zumindest, was den ersten Erzählstrang betrifft.
Von der Erzählweise und der Sprache ist es ein sehr schöner Roman, der leise erzählt wird und nicht laut und polternd und fordernd. Es ist kein Roman, der die Bestseller Listen anführen wird. Aber muss er auch nicht.
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