Der Spiegel des Drachen - Weltenwandel

Der Winter naht hier nicht, wie in George R. R. Martins "Lied von Eis und Feuer" (Serienjunkies besser bekannt als "Game of Thrones"), er ist schon da. April Wynter entwirft eine Welt, die lebensfeindlich geworden ist und in der, wie in "Dungeons & Dragons", eine heterogene Schar von Abenteurern aufbrechen, ein Portal zu finden, das die Flucht aus jener untergehenden Welt in eine neue Dimension erlaubt. Das Quartett besteht aus einer Hure, einem Einsiedler, einer Assassine, und dem Leibwächter der Königin. Letztere sendet die Helden aus, der Legende des Spiegeldrachen auf den Grund zu gehen. Beworben wird der Roman als "High Fantasy mit Magie und moralisch grauen Charakteren". Das klingt gut, wobei die Vier so grau nun auch wieder nicht sind, eher das übliche Personal einer Fantasyfabel, die aber durchaus interessant erzählt und nicht überzeichnet ist. Ohne die sonst gern redundant bemühten Adjektive und stereotype Figuren. Wynter ging es dabei nach eigener Aussage auch darum, eine bedrohte Umwelt in eine fiktive Welt zu transponieren und somit aufzuzeigen, dass Fantasie und Realität oft weniger weit auseinander liegen, als man denken mag. Dieser Aspekt ist wirklich gut gelungen. Da kann man als Unterstützer der "Friday for Future"-Bewegung nur wünschen, dass es das im Roman beschriebene Portal in eine bessere Welt tatsächlich gibt. Oder, falls man daran nicht glaubt, wenigstens der Respekt vor der Schöpfung mit der Lektüre geschärft wird. Ganz unabhängig davon kann man das Buch aber auch nur als sehr gelungene Unterhaltung lesen, die qualitativ positiv aus der Masse heraussticht.

Als eingefleischter Fan von Fantasy-Trilogien habe ich mich diesem einbändigen Fantasy-Roman gewidmet. Die Handlung spielt in einer mittelalterlichen Welt, die von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Überschwemmungen und einem viel zu frühen Wintereinbruch geplagt ist. In dieser Welt gibt es viel Magie, die sowohl von der Bevölkerung als auch vom Adel genutzt wird. Doch als die Katastrophen immer zahlreicher werden, schickt die Königin des Landes vier sehr unterschiedliche Personen auf eine verzweifelte Reise, um einen Ausweg aus der prekären Lage zu finden.
Ohne zu viel zu verraten, möchte ich betonen, dass sowohl die Handlung als auch die Charaktere sehr tiefgründig sind. Die Geschichte entwickelt sich schrittweise und ist leicht nachvollziehbar, wobei die verschiedenen Charaktere sehr gut zur Geltung kommen.
Besonders gut gefallen haben mir die zahlreichen Höhepunkte im Roman. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass es vielleicht doch einen zweiten Teil geben könnte, da die Handlung immer weiter aufgebaut wurde und verschiedene Handlungsstränge entstanden. Am Ende fügt sich jedoch alles gut zusammen. Der Roman ist weder blutrünstig noch zu erotisch, sondern einfach sehr spannend. Daher kann ich ihn auch jüngeren Leser ab 16 Jahren ans Herz legen.

Für mich ist dieser Roman einer der besten Fantasyromane, die ich in letzter Zeit gelesen habe.