Das Echo der Zeit
Die Musik und das Leben im Zeitalter der Weltkriege
von Jeremy Eichler
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Erscheinungstermin 19.04.2024 | Archivierungsdatum 19.08.2024
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Zum Inhalt
Einfühlsam schildert Jeremy Eichler die dramatischen Lebenswege und die revolutionären Werke vier der bedeutendsten musikalischen Genies des 20. Jahrhunderts: Richard Strauss, Arnold Schönberg, Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Britten. Er lässt uns miterleben, wie sie die Erfahrungen der totalitären Epoche in ihren Schöpfungen verarbeiteten – und ein unvergängliches Zeugnis ablegten, das wie ein Echo in unsere unmittelbare Gegenwart hineinhallt.
Mit dem dem souveränen Wissen des Historikers und dem scharfen Auge des Romanciers, der das tief Menschliche begreift, schildert Jeremy Eichler, wie Richard Strauss, Arnold Schönberg, Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Britten die Weltkriege und den Holocaust durchlebten. Die vier Komponisten verwandelten ihre Erfahrungen in zutiefst bewegende Musikwerke, die die verlorene Zeit widerspiegeln. Anhand vieler Zeugnisse von Schriftstellern, Philosophen, Musikern und einfachen Bürgern zeigt der Autor, wie sich das Wesen eines ganzen Zeitalters in diese Klänge und Geschichten eingeschrieben hat. Auf dem Weg dorthin besucht er für die Entstehung der Musik ganz zentrale Orte: von den Ruinen der Kathedrale von Coventry bis zur Schlucht von Babi Yar in Kiew. Während die lebendige Erinnerung an das »Zeitalter der Extreme« verblasst, erschließt Eichler neue Wege, der Geschichte zuzuhören und zu lernen. Eine Erzählung voller Einsichten und Mitgefühl, die unser Denken über das Vermächtnis des Krieges, die Gegenwart der Vergangenheit und das erneuerte Versprechen der Kunst für unser heutiges Leben belebt.
»Zutiefst bewegend. Ich bin überwältigt.« Edmund de Waal, Autor von »Der Hase mit den Bernsteinaugen«
Einfühlsam schildert Jeremy Eichler die dramatischen Lebenswege und die revolutionären Werke vier der bedeutendsten musikalischen Genies des 20. Jahrhunderts: Richard Strauss, Arnold Schönberg...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608965865 |
PREIS | 32,00 € (EUR) |
SEITEN | 464 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Jeremy Eichler, amerikanischer Musikkritiker und Autor nimmt seine Leser auf eine Reise in die Musik und die Vergangenheit mit.
Am Beispiel von Arnold Schönberg, Richard Strauss, Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Britten zeigt er auf, wie die Erfahrungen, die die Komponisten den Ersten und Zweiten Weltkrieg gemacht haben, in ihre Kompositionen eingeflossen sind.
So erfahren wir, dass Arnold Schönberg (1874-1951), Enfant Terrible der Musik und Wiener Jude, in seinem New Yorker Exil als erster Komponist an einem Musikstück arbeitet, das die Shoa zum Thema hat: „Ein Überlebender aus Warschau“. Die Komposition ist so verstörend, dass sie, obwohl eine Auftragsarbeit für das Boston Symphony Orchestra, erst im 1948 von einem Laienensemble uraufgeführt wird.
Quasi als Antipoden stellt uns Eichler dann Richard Strauss (1864-1949) vor: Er ist von 1933 bis 1935 Präsident der Reichsmusikkammer und damit ein früher Nutznießer des NS-Regimes. Allerdings fällt er später in Ungnade, weil er für seine Oper „Die schweigsame Frau“ das Libretto vom jüdischen Autors Stefan Zweig schreiben lässt. Hier zeigt Strauss Courage und besteht darauf, dass Zweigs Namen auf den Programmheften zu lesen ist. Gleichzeitig ist Strauss‘ Schwiegertochter Jüdin. In seinem letzten Werk „Metamorphosen für 23 Streicher“ spiegelt sich die Verwandlung Deutschlands in eine Trümmerwüste wieder.
Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) dessen Leben ein Auf und Ab in der Sowjetunion ist, vertont das Gedicht von Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko (1932-2017) dessen erste Zeile lautet:
„Es steht kein Denkmal über Babyn Jar“
Damit setzt Schostakowitsch 1961 mit seiner düsteren „Dreizehnte Sinfonie“ dem Massaker der Deutschen Wehrmacht von 1941 im ukrainischen Babi Jar ein Mahnmal. Das Werk missfällt den sowjetischen Machthabern, weil es (verdeckt) den Antisemitimus der UdSSR anprangert. Dazu passt perfekt, dass Jeremy Eichler, wenige Wochen vor Putins Angriff auf die Ukraine 2022, während seiner Recherche zu diesem Buch, auch die Schlucht von Babyn Jar aufsucht und keine Spur der Schlucht findet: Das Sowjet-Regime hat die Schlucht von Babyn Jar auffüllen lassen und damit versucht, jede Spur des Massakers an den ukrainischen Juden in der Schlucht von Babyn Jar zu tilgen. Ob das, anlässlich des 80. Jahrestages des Massakers 2021 errichtete Denkmal den Angriffskrieg Putin überstehen wird, ist ungewiss. Damit erfüllt sich die düstere Prophezeihung aus Jewtuschenkos Gedicht abermals.
Der vierte Komponist, den uns Jeremy Eichler hier vorstellt ist Benjamin Britten (1913-1976). Geprägt durch frühkindliche Kriegstraumata aus dem Ersten Weltkrieg (eine von einem Zeppelin abgeworfene Granate schlug unmittelbar neben dem Haus der Familie Britten ein und beschädigen das Gebäude), verlässt er 1939 Europa Richtung Amerika und gilt als Kriegsdienstverweigerer. Diese Schmähung wird er 1945 entkräften, als er mit den jüdischen Geigenvirtuosen Yehudi Menuhim (1916-1999) auf seiner Reise durch das zerstörte Deutschland begleitet, unter anderem das KZ Bergen-Belsen besucht und vor Tausenden Displaces Persons, darunter Überlebende der Shoa, Konzerte gibt.
Am 30. Mai 1962 wird Brittens Komposition „War Requiem“ in der wiederaufgebauten Kathedrale von Coventry, deren Vorgängerbau im Rahmen der deutschen Bombardierung der Stadt während der Luftschlacht um Englandweitgehend zerstört worden ist, uraufgeführt.
Meine Meinung:
Jeremy Eichler ist mit diesem Buch ein außerordentliches wie erschütterndes Zeugnis, das musikalische Mahnmale der Zeitgeschichte und ihre Wirkungs mit der Zeitgeschichte zweier Weltkriege verknüpft. Jeremy Eichler hat mit "Das Echo der Zeit" eines der bedeutendsten Musikbücher der vergangenen Jahre geschrieben. Das Buch richtet sich an musikalisch wie historisch Interessierte.
Es ist nicht unbedingt notwendig, Musikexperte zu sein. Man kann diesem beeindruckenden Buch auch so folgen. Ich werde mir die vier genannten Musikstücke (zumindest auszugsweise) anhören, obwohl ich kein ausgesprochener Klassik-Fan bin. Zudem werde ich dieses Buch sicherlich abermals zur Hand nehmen.
Jeremy Eichlers Schreibstil ist beeindruckend. Das Buch ist penibel recherchiert und enthält eine Vielzahl von Abbildungen. Die sehr gute Übersetzung stammt von Dieter Fuchs.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Buch, das mich ob der Fülle der Details sehr beeindruckt hat, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
Das Werk gibt einen neuen Einblick in die Musik, die eindrucksvoll mit der Philosophie. Literatur und Bildenden Kunst verknüpft wird. Die Kombination aus Sachinformationen und Ausschnitten aus Briefen ermöglicht einen einzigartigen Blick in die Zeit der Weltkriege.
Was haben die berühmten Komponisten Richard Strauss, Arnold Schönberg, Dmitri Schostakowitsch und Benjamin Britten gemeinsam? Alle setzten sich mit den Weltkriegen musikalisch auseinander und schufen damit unvergessliche Werke.
Jeremy Eichler versteht es, in diesem Buch das Leben und Werk dieser vier großen Komponisten in Beziehung zu Weltkriegen und des Holocausts zu setzen. In wunderbarer Weise beschreibt er aber auch seine Recherchen, die ihn an viele biografische Orte, sowie an Orte des Grauens und der Barbarei, wie die Schlucht von Babi Yar in Kiew oder die Kathedrale von Coventry, brachten.
Tief bewegt haben mich die inneren Kämpfe der Komponisten, ihr Ringen um die Musik in schwierigsten Lebenssituationen. Nach dem Lesen dieses Buches bleibt einem nur das Hören der großartigen Werke der Komponisten.
Dieses Buch ist aber auch ein Buch, das für Frieden und tiefe Menschlichkeit steht!
5 Sterne von mir!
Nein, mit der Nachrichtensendung «Echo der Zeit» von Radio SRF hat dieses Buch nichts zu tun: Gemeint ist damit die Musik, die sich als Echo des Zeitgeschehens hören lässt. Thema des Buchs ist die Rolle, welche die Musik Zeugin der Geschichte einnimmt. Konkret geht es um Musik als Überbringerin der Erinnerung an den Holocaust. Es geht um die Musik von vier Komponisten des 20. Jahrhunderts: Arnold Schönberg, Richard Strauss, Benjamin Britten und Dmitri Schostakowitsch. «Während der Kriegsjahre standen diese vier an völlig verschiedenen Fenstern und blickten auf ein und dieselbe Katastrophe», schreibt Jeremy Eichler. Die vier Komponisten haben je ein tönendes Mahnmal geschaffen. Die Werke gehören, so Eichler, an die Seite von Picassos Gemälde «Guernica» zu den «wichtigsten moralischen und ästhetischen Stellungnahmen des 20. Jahrhunderts». Es sind dies «A Survivor from Warsaw» von Arnold Schönberg, «Metamorphosen» von Richard Strauss, die «Babi Jar»-Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch und das «War Requiem» von Benjamin Britten.
Jeremy Eichler erforscht anhand der vier Werke die Kriegsvergangenheit. Er greift dafür zurück auf das Leben der Komponisten und die Sozial- und Kulturgeschichte der Musik. Jeremy Eichler arbeitet mit den Ohren eines Musikkritikers und den Werkzeugen eines Historikers. Zudem ist er an viele der Orte gereist, die für die Geschichte und die beschriebene Musik wichtig sind. Dazu gehören der Schauplatz des Babyn-Jar-Massakers bei Kiew, die Ruine der Kathedrale von Coventry, das stattliche Landhaus von Richard Strauss im südlichen Bayern und der zerfurchte, verwitterte Stumpf der Goethe-Eiche in Buchenwald.
Seine zentrale Frage lautet: Wie können wir in einer Welt, in der Werke der Kunst und Musik oft entweder marginalisiert oder popularisiert werden, diese Werke wieder so ernsthaft hören, dass uns ihre historische Bedeutsamkeit bewusst wird? Wie können wir sie so hören, dass wir uns daran erinnern, was sie beklagen? Wie können die Werke zum Tor werden zum Mitgefühl mit den Opfern der Barbarei im Zweiten Weltkrieg?
Theodor W. Adorno, der deutsch-jüdische Philosoph, Kulturkritiker und Musikweise, sagte, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben, sei barbarisch. Ist es also barbarisch, dieser Musk zuzuhören? Adorno selbst schrieb 1962: «Der Begriff einer nach Auschwitz auferstandenen Kultur ist scheinhaft und widersinnig, und dafür hat jedes Gebilde, das überhaupt noch entsteht, den bitteren Preis zu bezahlen. Weil jedoch die Welt den eigenen Untergang überlebt hat, bedarf sie gleichwohl der Kunst als ihrer bewusstlosen Geschichtsschreibung.» Das Thema dieses Buchs ist die Rolle, welche die Musik bei dieser «bewusstlosen Geschichtsschreibung« einnimmt, es ist Musik als Zeugin der Geschichte und Überbringerin der Erinnerung für eine Welt nach dem Holocaust.
Allerdings leben wir heute in einer Welt voller digitaler Ablenkungen, in einer Welt der geistigen Eiligkeit. Wie können wir uns trotzdem auf die Musik einlassen und die Vergangenheit präsent werden lassen? Wie können wir die Musik als «Tor zum Mitgefühl mit denen, die vor uns kamen» einsetzen, als «ein Mittel zum Freilegen, Wiederherstellen und ein Stück weit auch Einlösen alter Hoffnungen und Gebete, der Träume der Aufklärung, die allein dadurch, dass sie unter Trümmern verschüttet wurden, noch lange nicht wertlos sind?», fragt sich Eichler. Er betätigt sich in dem Buch als «Kulturarchäologe» und legt Schicht um Schicht die Vergangenheit frei. Sein Buch ist eine Hilfe für das, was er «Deep Listening» nennt: «ein Zuhören im Wissen, dass die Musik ein Echo der Zeit darstellt. Deep Listening ist für das Gedächtnis der Musik, was eine Aufführung für eine Partitur ist: Ohne einen Musiker, der die Noten spielt, ist sie nichts als eine Ansammlung von Linien und Punkten, die stumm auf einem Blatt Papier stehen.»
Ohne Deep Listening wird Klassik zur blossen Entspannungsmusik. Mit seinem Buch ermöglicht es Eichler, genau hinzuhören und mit Hilfe der Musik die Erinnerungen zum Leben zu erwecken. Als Echo einer vergangenen Zeit. Die Musik zum Buch können Sie ohne Aufwand hören: Der Klett-Cotta-Verlag hat hier eine entsprechende Playlist bereitgestellt: https://open.spotify.com/playlist/7as7xOcR6V7benr3thXwEO
Jeremy Eichler: Das Echo der Zeit. Die Musik und das Leben im Zeitalter der Weltkriege. Klett-Cotta, 464 Seiten, 44.50 Franken; ISBN 978-3-608-96586-5
In diesem Buch begibt man sich auf mehrere unterschiedliche
Zeitreisen.
An Hand ganz besonderer Musiker wie A. Schönberg, R. Strauß,
B. Britten u.a. werden die musikalischen Werke ins Zeitgeschehen
eingebettet.
Es ist ein ganz besonderes Buch, dass Faszination ausübt,
ohne dass man Musikkenner sein muss.