Zuleika
Roman
von Bernardine Evaristo
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Erscheinungstermin 16.03.2024 | Archivierungsdatum 05.06.2024
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Zum Inhalt
Ein bestechender Roman über ein Mädchen von Heute in der Welt von Gestern – von der Autorin des preisgekrönten Bestsellers Mädchen, Frau etc.
Zuleika lebt als Schwarzes Mädchen im pulsierenden London des Römischen Reichs. Sie ist das Kind nubischer Einwanderer, ihr gehört die Straße. Mit elf Jahren verheiratet ihr Vater sie an einen reichen Patrizier. Doch Zuleika fügt sich nicht stillschweigend in ihr Schicksal. Hartnäckig kämpft sie um Freiheit in einer Stadt, deren Gesetze von Geld, Sex und Macht bestimmt werden.
London, 211 n. Chr.: Zuleika ist widerspenstig, schlagfertig und außerordentlich schön. Und sie ist meist auf sich allein gestellt. Doch ihre Freiheit findet ein jähes Ende, als sie von ihrem Vater mit
elf Jahren an einen alten fetten Römer verheiratet wird. Trotz aller Widrigkeiten macht sie das Beste aus ihrer Situation. In ihrem goldenen Käfig liest sie die großen Dichter, beginnt selbst zu schreiben und zieht heimlich mit ihren alten Freundinnen um die Häuser. Von wahrer Liebe hat sie keinen blassen Schimmer. Dann begegnet sie dem Kaiser Septimius Severus – und ihre Welt wird aus den Angeln gehoben. Sie beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit ihm, wohl wissend, dass ihr als treuloser Ehefrau der Tod durch Vergiften droht. Aber Zuleika will um jeden Preis in glühenden Versen ihre eigene Geschichte erzählen.
»Evaristo verwandelt Politik und Geschichte in eine funkelnde Prosa. Ein Triumph.« The Times
Ein bestechender Roman über ein Mädchen von Heute in der Welt von Gestern – von der Autorin des preisgekrönten Bestsellers Mädchen, Frau etc.
Zuleika lebt als Schwarzes Mädchen im pulsierenden London...
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Bitte nicht vor dem 16. März 2023 besprechen.
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Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608502381 |
PREIS | 25,00 € (EUR) |
SEITEN | 264 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Angeregt durch Peter Fryers Buch „Staying Power“ (1984, 978-0745338309) zur Geschichte Schwarzer Briten seit der Zeit des Römischen Reiches hat Bernardine Evaristo (2001 im Original erschienen) die kesse Zuleika entwickelt, die mit 11 Jahren an Senator Lucius Aurelius Felix verhökert wird. Zuleika, deren Vorfahren aus Khartum/Sudan stammen, wird dem dreimal so alten Mann als brav nähendes, schweigsames Geschöpf angedreht. Der Hautton seiner Bella Negrita soll ihn an Sklavinnen aus Nordafrika erinnern. Gemeinsam mit ihrer Freundin Alba sah die kleine Zuleika sich als weibliche Robin-Hood-Figur, die den Reichen ihren Luxus rauben und das Schicksal der Armen rächen wollte. Dass Albas Bruder Catullus eine elitäre Patrizierschule besucht mit Aussicht auf kaufmännische oder politische Karriere, lässt ihr offenbar kein anderes Spielfeld als den der Unruhestifterin. Die Dritte im Bunde der Aufmüpfigen wird im Erwachsenenleben die Barbesitzerin Venus sein, womöglich eine frühe trans Person. Für die Eheschließung mit dem Senator, der sein Leben in Rom wie gehabt mit Nebenfrauen und deren Kindern führt, wird Zuleika gebadet, gepeelt, geschminkt, um unter dem fetten alten Mann ihre erste „Nacht im Reich des Todes“ zu verbringen. Bildung durch einen Hauslehrer ist für Zuleika geplant, obwohl Alba später feststellen wird, dass das Leben einer Frau dadurch unnötig kompliziert wird. Standesgemäß schöner Schein schien Lucius wichtiger zu sein als geübter Small Talk: die Ehefrau eines römischen Senators verlässt das Haus nicht ohne Begleitung von Sklaven.
Abgesehen von der Verheiratung einer Elfjährigen als Nebenfrau liefert die Autorin einen unterhaltsamen Blick auf Londinium zur Zeit des Römischen Reichs (ab 43 n Chr.) durch die Augen einer gnadenlos frechen Protagonistin. Von der 12er-Latrine bis zur geplanten Orgie wird allerlei aus dem römischen Alltag geboten. Männer kommen, wie zu erwarten, schlecht weg, sie sind dick, weltfremd, gewalttätig oder ungebildet. Wie von Evaristo gewohnt, sind auch Zuleikas Beobachtungen atemlos ohne Punkt und Komma erzählt, an Stelle der erwarteten Satzzeichen stehen Absätze. Auch Zuleika musste vermutlich schnell denken, sprechen und schreiben, ehe ihr das Wort abgeschnitten wurde, da sie als Trophäe diente, weniger als Gefährtin.
Historischer Stoff mit moderner Stimme
Zuleika ist ein Buch, geschrieben in Versform, dennoch sehr gut lesbar.
Es handelt Anfang des dritten Jahrhunderts .nach Christus.
Ein historischer Stoff, erzählt mit moderner Stimme.
Evaristo findet einen Ton, der funktioniert und mit Zuleika hat sei eine starke Figur geschaffen.
Auch die Themen Hautfarbe und Queerness spielen eine Rolle spielen.
Dann trifft Zuleika den Kaiser Septimius Severus. Eine verbotene Liebe beginnt. Das ist risikoreich, aber Zuleika will endlich ganz Leben und Lieben.
Sowohl die Sprache als die Handlung konnten mich überzeugen und faszinieren. Ein großartiges Buch!
Ein Buch, dass ungeheuer leidenschaftlich und witzig ist und einfach Spaß macht.
978-3-608-50238-1
Dieses bereits etwas ältere Buch zeigt erneut, wie vielseitig Bernardine Evaristo schreiben kann: Eine Geschichte aus dem London der Römerzeit, verpackt in einen Versroman, da war ich nach „Mädchen, Frau etc.“, „Mr. Loverman“ und dem autobiografischen „Manifesto“ nun sehr gespannt und wurde auch nicht enttäuscht. Zuleika hat mich als Figur und in ihrem beklemmenden Schicksal sehr berührt. Dieses junge Mädchen, als Kind armer nubischer Einwanderer praktisch auf der Straße aufgewachsen und viel zu früh schon viel zu abgeklärt, wird als Elfjährige mit einem reichen und deutlich älteren Patrizier verheiratet. Was für den Vater die wirtschaftliche Sanierung bringt, bedeutet für Zuleika den Beginn einer Hölle auf Erden: Rücksichtslose sexuelle Gewalt durch ihren Ehemann, der seine „bella negrita“ dann doch nicht als standesgemäße Gattin empfindet, ihr zunächst ein bisschen Halbbildung zukommen lässt und sie schließlich in seinem Palazzo, einem langweiligen goldenen Käfig, verkümmern und versauern lässt, während er sich anderswo mit seiner Konkubine vergnügt. Dass die nach Liebe und Anerkennung hungernde Zuleika sich damit nicht abfindet und Wege sucht, ihrem Dasein einen höheren Sinn als den eines gut gefütterten und gekleideten Sexpüppchens zu geben, ist nur eine Frage der Zeit; dass sie dabei in vielerlei Hinsicht scheitert, liegt an ihren durch ihren Hintergrund und ihren queer-hippen Freund*innen geprägten Vorstellungen von der Art und Weise, Erfüllung zu finden, von denen sie sich nicht zu lösen vermag: schicke Klamotten, gutes Aussehen, coole Partys, möglichst viel Sex mit den richtigen Leuten, sodass es einem etwas bringt – diesem Credo folgt Zuleika, auch wenn der Lohn am Ende anders ausfällt, als sie es erwartet.
An dieser Stelle ließ der Roman für mich Fragen offen: Evaristo hält die Anzahl ihrer Figuren klein. Aber ist es realistisch, dass ein rühriges Mädchen bzw. eine junge Frau wie Zuleika nicht doch auch mal auf andere Menschen trifft, die andere Werte verkörpern und ihr andere Lebensweisen hätten aufzeigen können? Ich kann verstehen, dass Zuleika es am Ende nicht schafft, sich aus ihrer Denk- und Lebensart zu lösen (auch ihr Ausflug in die Dichtkunst bleibt schließlich naiv, halbherzig und unausgegoren); aber dass echte Alternativen nicht wenigstens einmal aufscheinen, auch wenn Zuleika sie dann nicht nutzt, hat mich gewundert. Dass das Geschehen hier so völlig unausweichlich und verengt auf sein bitteres Ende hinauslaufen musste, war mir persönlich zu viel griechische Tragödie.
Witzig fand ich die zahlreichen Verknüpfungen mit modernen Begriffen, Musikstilen, Modeschöpfer*innen usw., die Evaristo immer wieder in die Betrachtungen und Dialoge einflicht. Zwar mag ich es auch, wenn Autor*innen ihre Leser*innen diese Verbindungen selbst herstellen lassen, aber hier hat es mir Spaß gemacht und die freche, spritzige Wesensart von Zuleika und ihrem Umfeld unterstrichen, das in ähnlichen Bereichen seine Erfüllung sucht wie auch heute und zu allen Zeiten etliche Menschen.
Auch die Sprachspiele mit den zahlreich eingestreuten und nicht immer übersetzten lateinischen Begriffen fand ich amüsant, kann mir aber vorstellen, dass Leser*innen ohne Lateinkenntnisse hier dankbar für ein entsprechendes Glossar wären.
Insgesamt bot dieser Roman wieder zugleich großes Lesevergnügen und reichlich Elemente, über die ich noch weiter nachdenken werde. Ich freue mich auf weitere Werke von Bernardine Evaristo und danke dem Verlag herzlich für das Rezensionsexemplar.
Außergewöhnlich, aber einen Tick zu experimentell;
Das Buch ist in Versform geschrieben, ohne dass sich der Text reimt. Man gewöhnt sich schnell daran, aber für mich hätte es das nicht gebraucht. Durch die Anordnung in Versform wirkt das Buch deutlich länger, als es in Wahrheit ist. Mich hatte das Buch gereizt, da mir bisherige Bücher der Autorin gut gefallen hatten. Die Geschichte ist interessant, sie spielt im London des Römischen Reichs, es werden aber auch Wörter und Begriffe aus unserer Zeit benutzt. Auch wenn es sich nach erster Irritation gut hat lesen lassen und eine erstaunlich gut funktionierende Symbiose gebildet hat, war mir diese Mischung zusammen mit der Versform doch etwas zu kreativ. Mir ist nicht klar, was die Autorin damit sagen will, auch das Nachwort klärt es nicht auf. Mir ist es lieber, wenn historische Themen klassisch dargestellt werden, allerdings muss ich sagen, dass die Lebensgeschichte der Zuleika ausgesprochen stimmig und glaubhaft erzählt wird und die historischen Details gut recherchiert zu sein scheinen. Interessant, aber gewöhnungsbedürftig und Durchhalten bis zum Schluss lohnt sich aufgrund der guten Handlung.
"Zuleika" ist ein faszinierendes, wildes und poetisches Versepos, das den Leser in eine fiktive Welt des römischen Londons um 200 n. d. Z. entführt. Die ungewöhnliche Erzählform in Versen, die eine Mischung aus Slang, aktuellen Anspielungen, hochgestochener Sprache der Oberschicht und Latein ist, macht beim Lesen großen Spaß und wirkt trotz der großen Künstlichkeit erstaunlich leichtfüßig und authentisch. Ich bin mir sicher, dass die Übersetzerin hier ganze Arbeit geleistet hat. Tipp: Ich musste tatsächlich ab und zu lateinische Vokabeln nachschlagen, Grundkenntnisse des Lateinischen schaden also bei der Lektüre definitiv nicht. Dennoch ist der Mix aus Altem und Aktuellem der für mich faszinierendste Aspekt des Romans.
Die Hauptfigur, Zuleika, ist eine fesselnde Protagonistin, die als Schwarzes Mädchen in den Straßen des multikulturellen Londons lebt. Als ihr Vater sie im Alter von elf Jahren an einen reichen Patrizier verheiratet, lernt sie zwar finanzielle Sicherheit kennen, sie fühlt sich aber bald eingesperrt und beginnt, inspiriert durch die Lektüre der griechischen Klassiker, selbst zu schreiben - die Versuche sind eher naiv, aber durch diesen Kontrast wirkt die Erzählweise des Romans dann noch einmal umso interessanter. Den Kontakt zum Leben jenseits der Konventionen verliert Zuleika durch ihre Freundinnen nicht, besonders gut hat mir hier die queere Figur der Venus gefallen. Und schließlich findet Zuleika durch die Begegnung mit dem römischen Kaiser auch noch Leidenschaft - doch wie lange wird die Affäre gut gehen?
Die Geschichte von Zuleika ist geprägt von Widerspenstigkeit, Schlagfertigkeit und wilder Schönheit. Die Autorin hat es geschafft, eine Inter Welt zu erschaffen, die mich sprachlich als auch inhaltlich in ihren Bann gezogen hat und der man die Freude der Autorin am Schreiben anmerkt. Das war mein erster Roman der Autorin, aber definitiv nicht mein letzter!
Antikes Drama in Prosaform trifft auf Feminismus des 21. Jahrhunderts: Ein wahrer Lesegenuss!
Wer ist sie? Bin ich die echte nubische Prinzessin von Mama Africa? Hab ich den Nil im Blut in diesem materfutuo Großstadtdschungel namens Londinium? Fühl ich mich mangelhaft, nur weil ich dunkel bin? Oder bin ich doch die hippe Chica und lebe im Schoß des Luxus? Bin ich Sklavin oder Sklavenhalterin? Bin ich Londinia oder Nubierin? Sind meine Kinder mal Römer oder Nubinetten? Was waren meine Eltern, Vasallen, Pharaonen? Und ist das alles nicht eigentlich scheißegal? - Zuleikas Gedicht "Identitätskrise" (S. 173)
In "Zuleika" entführt uns Bernardine Evaristo in das pulsierende London des Römischen Reichs, wo die junge und ungestüme Zuleika gegen die Zwänge einer patriarchalen Gesellschaft ankämpft. Die Autorin, bekannt für ihre tiefe Auseinandersetzung mit Identität, Feminismus und Rassismus, webt in diesem Roman gekonnt historische Fakten mit fesselnder Fiktion. Für mich war es das zweite Buch von ihr, nachdem mich "Mädchen, Frau etc." schon schwer begeistert hat. Und auch dieses mal wurde ich nicht enttäuscht.
Das Buch erzählt die Geschichte der widerspenstigen Zuleika, die mit nur elf Jahren an einen reichen Patrizier verheiratet wird. Doch Zuleika, mit nubischen Wurzeln, lässt sich nicht so leicht in ihr Schicksal fügen. Sie kämpft für Freiheit und Leidenschaft in einer Stadt, in der Geld, Sex und Macht regieren. Als sie eine leidenschaftliche Affäre mit dem Kaiser Septimius Severus beginnt, gerät ihr Leben endgültig aus den Fugen.
Die Mischung aus historischem Stoff und moderner Stimme macht "Zuleika" zu einem spannenden und außergewöhnlichen Leseerlebnis. Evaristo gelingt es, eine starke und lebendige Hauptfigur zu schaffen, die mich mit ihrer unkonventionellen Art sofort für sich eingenommen hat. Die Sprache, obwohl in Versform gehalten, ist überraschend leicht zugänglich und verleiht der Geschichte eine ganz eigene Dynamik:
mein Schicksal schon besiegelt
durch einen Mann, dreimal so alt und breit wie ich,
und ich erst zarte elf – schon da fand Dad,
ich würde langsam ranzig.
Ich kam dann zu Clarissa, einer arroganten
Römer-Bitch, die mir Benimmstunden erteilte,
ich lernte reden, essen, furzen,
mein amo amas amat runterbeten und mein
Plebejer-Kreolisch in die Tonne treten.
Zuleika accepta est.
Zuleika delicata est.
Zuleika Scheiß-Musterkind vom Dienst est.
(S. 14/15)
Der Roman besticht nicht nur durch seine packende Handlung, sondern auch durch seine tiefgreifenden Themen, darunter Armut, Gewalt, Patriarchat, Rassismus und Queerness. Evaristo schafft es, diese komplexen Aspekte auf eine unterhaltsame und zugleich nachdenklich stimmende Weise zu behandeln:
Schon vor scheißvielen tausend Jahren glaubten
die alten Ägypter an solche Sparringspartner,
an die Mr.-und-Mrs.-Happy-Nummer, ich bin
für dich da, amore, wenn du für mich da bist.
(S. 45)
"Zuleika" ist ein Buch voller Leidenschaft, Witz aber auch Tiefe und Tragik, das die Leser:innenschaft in die faszinierende Welt des antiken Londons entführt und einmal mehr aufzeigt, wie Frauen viele Jahrhunderte lang unterdrückt wurden und immer noch werden. Trotz einiger sprachlicher Herausforderungen am Anfang konnte mich die Geschichte von Zuleika von Anfang bis Ende fesseln. Daher vergebe ich volle 5 Sterne und empfehle dieses Buch allen, die auf der Suche nach einem fesselnden und außergewöhnlichen historischen Roman mit einer starken weiblichen Hauptfigur sind.
Zuleika ist ein in Versform geschriebenes Epos. Keine Angst, man liest sich schnell in die Form ein und merkt gar nicht mehr, dass es Verse sind. Es ist eine wilde Geschichte, die Zuleika selbst erzählt. Ein Mädchen, gerade mal 11 Jahre alt, zugewandert aus dem Sudan, wird an den dreimal so alten reichen Patrizier Lucius Aurelius Felix verheiratet. Zuleika war in den Strassen Londiniums aufgewachsen. Niemand hatte sie auf diese Ehe vorbereitet. Ihre Eltern waren hochbeglückt, dass sich ein derartig reicher Mann für sie interessiert hatte, alles andere war da egal. Sie ist ein Mädchen und hat keinerlei Mitspracherecht.
Zuleika hofft auf so vieles in ihrem Leben, ist selbstbewusst und schlagfertig. Möchte nicht nur das Bettspielzeug für ihren Mann sein. Sie findet ihn abstoßend, doch was will sie in ihrer Lage tun. Glücklicherweise ist er nicht das ganze Jahr über in Londinium und so findet sie Zeit für ihre Freunde, Partys, für Mode und Glitzer. Sie beginnt sich ein wenig zu bilden. Schreibt Gedichte, die mehr oder weniger gut gelungen sind. Eines Tages entdeckt sie der Kaiser Severus und nimmt sie als seine Geliebte. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt Zuleika Leidenschaft.
Eine wilde Geschichte wird da erzählt, sprachlich und inhaltlich von Ideen übersprudelnd. Weniger gut war allerdings, dass einige lateinische Begriffe nicht übersetzt waren und man selbst recherchieren durfte. Das brachte mich manchmal aus meinem Lesefluss heraus. Doch die Freude an diese Erzählung konnte es mir nicht nehmen. Dafür ist sie einfach zu gut. Dankenswerterweise hat der Tropenverlag sich diesem älteren Buch von Evaristo gewidmet, die Übersetzung ist von Tanja Handels. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie vielseitig Bernardine Evaristo als Autorin ist. Auch hier konnte sie mich wieder völlig einnehmen.
Die Versform des Romans ist experimentell und teilweise anstrengend. Ich habe mich beim Lesen daran gewöhnt, mich aber auch gefragt, was der Mehrwert ist. Immer wieder hatte ich den Eindruck, das Buch spielt mit mir, testet mich. Manche Dinge sagt es ganz deutlich, andere muss ich zwischen den Zeilen lesen. Das Buch spielt vor Jahrtausenden, baut aber immer wieder moderne Ausdrücke ein. Ich habe das Gefühl das Buch fragt mich immer wieder: Na, was hältst du davon? Was ist deine Meinung?
Einerseits macht das das Buch aufregend. Andererseits verkompliziert es die Lektüre aus meiner Sicht unnötig. Die Geschichte braucht das nicht. Auch ganz klassisch erzählt hätte mich Zuleikas Schicksal gefesselt. Vermutlich sogar mehr, als in dieser Form. Das finde ich sehr schade.
Ich bin eigentlich immer ein großer Fan davon Neues zu wagen und auch einmal experimentell an eine Geschichte heranzugehen. Doch in diesem Fall hat es mir etwas die Freude an dem Buch genommen, ohne mich auf andere Weise dafür zu entlohnen. Deswegen kann ich das Buch nur an experimentelle Leser weiterempfehlen, obwohl mich die Geschichte absolut abgeholt hat und sehr gut recherchiert scheint.
Die römische Antike schonungslos Offen.
-Rezensionsexemplar-
.
Genre: Ein Roman mit Versform der literarisch daher kommt & dann mit StraßenSlang einfach das Genre bricht. Schonungslos offen, versteckt tragisch & gesellschaftlich kritisch. Trotzdem so verständlich zu lesen & einfach packend.
Setting: Zuleika, eine schwarze Lybierin wird in London von einem hohem römischen Angestellten als Ehefrau erkoren. Wir begleiten Sie auf Ihrem Weg in der römischen HighSociety ein It-Girl werden zu wollen, oder eben auch nicht. Große Träume & Eine Affäre die alles verändert.
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Ich lese ja gerne über die Antike & dieses Buch versteht es, offen, packend & modern darüber zu berichten.
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Schnapp dir einen Kaffee & lass dich in die römische Antike entführen.
Ein Roman mit Versform der literarisch daher kommt und dann mit Straßen Slang einfach das Genre bricht. Schonungslos offen, versteckt tragisch und gesellschaftlich kritisch. Trotzdem so verständlich zu lesen und einfach packend.
"Ich bin Niemand, will aber Jemand sein."
Es ist nun inzwischen das 4. Buch von Bernardine Evaristo, was ich gelesen habe, und ich bin immer noch sehr begeistert von ihrem Talent. Das Buch erzählt das Leben von Zuleika und verwebt dabei das alte römische Reich und London mit Frische. Die Erzählsprache mit einem kleinen Mix an Latein fand ich reizend und die Versform hat ein gutes Rhythmus vorgegeben, was das Lesen erleichtert hat. Zuleika selbst war überzeugend und voller Emotionen, die gut dargestellt wurden. Ich hatte viel Spaß beim Lesen!
Mit "Zuleika" hat Bernardine Evaristo eine wahrhaft spannende Fusion erschaffen: ihre schöne Schwarze Protagonistin lebt zwar als It-Girl und verwirklicht sich als leidenschaftliche Autorin – doch zeitgleich verweilt sie im antiken Londinium und ist an ihren Ehemann gebunden, der sie von ihren Eltern grundsätzlich gekauft hat.
Eine Immersion in antikes Leben dürfen wir hier erlesen, die Evaristo in einer stilistisch einzigartigen Ausarbeitung erschaffen hat, als prosaisches Gedicht. So erfahren wir in einem Text, welcher eigentlich rezitiert gehört, über Zuleikas große Liebe zum Kaiser, ihre Affäre, die Gefangenschaft im Hause des Ehemannes, den Verrat ihrer Sklavinnen und das Sichzurechtfinden als Schwarzes Mädchen in einer einerseits weltoffenen und andererseits hochgradig klassengesellschaftlichen Metropole.
Es war nicht einfach, sich in diesen Text einzufinden, da er zunächst sehr befremdlich erscheint und mit einigen Lateinkenntnissen doch wesentlich witziger und erhellender ist als ohne. Doch sobald mensch sich auf den außergewöhnlichen Rhythmus dieser Dichtung einlässt und vollständig in den Text einsteigt, öffnet sich die Geschichte und entpuppt sich als fesselnd, psychologisch interessant, historisch faszinierend und natürlich spannend ohne Ende.
Ein ganz besonderer Lesetipp!
Zuleika - Bernardine Evaristo
aus dem Englischen übersetzt von Tanja Handels
Im London des Römischen Reichs, 211 nach Christus, regiert unter Kaiser Sevva, lebt eine schwarze Migrantenfamilie aus Nubia, Sudan. Deren Tochter, Zuleika erlebt ein abenteuerliches Leben mit ihrer Freundin in Londons Gassen.
Im Alter von 11 Jahren wird sie durch ihren Vater an einen reichen und alten Patrizier verheiratet. Für Ihre Familie sichert es den sozialen Aufstieg, für sie ist es das Ende ihrer Kindheit.
„Von Verlangen durchtränkt treiben seine Pupillen im kaltblauen Januarhimmel, zeigen kein Erbarmen, so sehr auch meine auf Unschuld plädieren“.
Der abstoßende, gruselige, zu alte Mann wird immer wieder aus Sicht ihrer eigenen kindlichen Unschuld beschrieben, obwohl wohlhabend, verachtet sie ihre Lebensumstände und leidet unter ihrer Einsamkeit.
Sie wird im wahrsten Sinne zu seinem Objekt.
Die Begegnung mit dem Kaiser Serverus beschert ihr sinnliche Erlebnisse („Spürte ich, dass mich jemand ganz macht“) doch das Glück währt nicht lange.
Dieses Buch ist ein sprachliches Meisterwerk, ein Versepos, mal eindringlich poetisch, gespickt mit lateinischen Vokabeln, dann in moderner schnoddriger Sprache.
Es gelingt der Autorin wunderbar, die Gedankenwelt dieses jungen Mädchens, die Atmosphäre der Stadt, die Lebenssituationen der Menschen einzufangen und dabei eine gedankliche Mischung zwischen Römischem Reich und Neuzeit herzustellen. Und dabei bricht sie Traditionen und Erwartungen an Literatur auf.
Evaristo hat dieses Werk bereits vor 20 Jahren geschrieben, es wurde nun, angesichts ihres Erfolges als Booker-Preis-Gewinnerin von Tanja Handels hervorragend übersetzt.
Auch wenn es zunächst weit hergeholt erscheint, bezieht sich die Autorin auf historisch belegte Erkenntnisse, dass auch bereits zur Zeit der römischen Besatzung Menschen aus Afrika in Großbritannien lebten.
Dieses Buch ist im Original bereits 2001 erschienen, ich glaube da war die Zeit in Deutschland noch nciht ganz reif für diese Art zu Erzählen. Spannender, innovativer Erzählstil, das gesamte Buch ist in Versform geschrieben. Ein IT-Girl im alten Rom, voller popkultureller Referenzen und historischem Input. Das war ein Erlebnis!