Geordnete Verhältnisse - das ist, wenn eine Familie harmonisch in finanzieller Sicherheit zusammen lebt. Oder? Es herrscht Ordnung und Klarheit. Vater, Mutter, Kind, Haus, Garten.

Genau das haben Philipp und Faina geschafft. Oder besser gesagt: Philipp hat es Faina ermöglicht.

Er verdient gutes Geld, aber er "kann nicht so gut mit anderen Menschen". Für ihn gab es immer nur eine Person, die er gerne um sich hat, und das ist Faina. Als Kinder lernen sich die beiden in der Schule kennen. Beide Außenseiter, er das Kind mit der Alkoholikermutter, sie das Mädchen aus Russland, das kein Deutsch spricht. Beide rothaarig. Ihre speziellen Eigenschaften ergänzen sich hervorragend, als junge Erwachsene wohnen sie gemeinsam in einer WG. Sie sind Seelenverwandte, der verschlossene Typ und die extrovertierte quirlige Frau. Nach einem Streit ist kurz Sendepause, aber die beiden finden wieder zu einander und gründen eine Familie.

Es wäre kein Roman von Lana Lux, wenn das Leben von Philipp und Faina nun einfach weiter so dahinplätschern würde.

Nachdem mich ihr Debütroman "Kukolka" 2017 zutiefst beeindruckt hatte, hat sie mich auch mit dieser Geschichte wieder mit voller Wucht getroffen! Lux beschreibt die Beziehungsdynamik der beiden jungen Menschen mit einer Intensität, sie baut eine Spannung auf, dass ich das Buch kaum noch zur Seite legen konnte. Oder wollte. Ich liebe ihre klare, schnörkellose Sprache, ihre Direktheit, ihren Mut Tabus zu thematisieren. Und das macht sie unglaublich gut. Meine Leseempfehlung!

Faina und Philipp haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam - sowohl ihre Charaktere als auch ihre bisherige Lebensgeschichte könnten unterschiedlicher nicht sein. Dennoch werden sie als Kinder beste Freunde, eine Freundschaft die lange halten soll. Nach einem schweren Zerwürfnis und folgender Funkstille steht Faina plötzlich schwanger und pleite vor Philipps Tür und so beginnt ein weiteres Kapitel ihrer Geschichte…

„Geordnete Verhältnisse“ wird abwechselnd sowohl aus Fainas als auch Philipps Perspektive erzählt – beide Erzählweisen sind beeindruckend gut gelungen und gehen unter die Haut. Lana Lux versteht es mit den Wahrnehmungen und Perspektiven zu spielen und dabei kontinuierlich Spannung aufzubauen. „Geordnete Verhältnisse“ ist keine leichte Kost und dennoch konnte ich diese intensive Geschichte nicht aus der Hand legen.
In klarer, fast nüchterner und dennoch wuchtiger Sprache erzählt die Autorin, die für viele schwer zu definierende Beziehung zwischen Faina und Philipp. Und sie erzählt dabei vor allem auch von anderen Lebensentwürfen und dem Leben am Rande der Gesellschaft, von (finanziellen) Abhängigkeiten, von Macht und Besitzansprüchen und dem tiefen Wunsch frei zu sein.

„Geordnete Verhältnisse“ ist ein beeindruckender und erschütternder Roman, der herausfordert und der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird – jetzt schon ein Lesehighlight für 2024 und eine unbedingte Leseempfehlung!

Krasses Buch über Femizid in einer toxischen Beziehung.Es fängt erst ganz harmlos an.Phillip und Faina wachsen beide in prekären Verhältnissen auf und werden beste Freunde mit 10 Jahren.Phillip ist als Typ sehr speziell und gerät schnell in Wut.Er und Faina wohnen später zusammen in einer Art WG ,verlieren sich dann aber einge Jahre, nach einem Vertrauensbruch von Phillip verlässt Faina die Wohnung, aus den Augen.Als Faina Jahre später ziemlich verzweifelt und schwanger bei ihren Eltern um Hilfe bittet,die ihr aber nur helfen wollen,wenn sie abtreibt, geht sie in ihrer Not zu Phillip zurück.Es wird in dem Roman sehr anschaulich beschrieben wie Phillip immer mehr die Kontrolle über Faina,ihr Kind Mara und ihr Leben gewinnt.Erschreckend, erschütternd und ein sehr wichtiges Thema.Das Buch wird noch lange in mir nachwirken und bietet viel Stoff für Diskussionen.