Wasserläufer
Roman
von Michael Kröchert
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Erscheinungstermin 15.07.2023 | Archivierungsdatum 20.09.2023
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Zum Inhalt
Ein Sommer auf dem Floß
Rio braucht dringend Abstand zu seinem Leben. Kurzentschlossen baut er sich ein Floß, auf dem er die nächsten Wochen verbringen wird. Inmitten von Seerosen und Wasserläufern versucht er sein Gleichgewicht und seinen Lebenshunger wiederzufinden. Doch als am Nachbarsee ein Mordanschlag verübt wird, gerät das Idyll ins Wanken. Michael Kröcherts Roman ist eine Reise ins flüssige Herz Brandenburgs. Eine Geschichte über einen Mann, der inneren Frieden sucht und das Leben findet. Ein Abenteuer der Weltflucht, Selbstfindung und Freiheit – in politisch explosiven Zeiten.
Von einem Tag auf den anderen lässt Rio alles hinter sich: sein Berliner Großstadtleben, den Beruf als Fotograf, die Beziehung zur Kunsthistorikerin Alissa. Die nächsten Wochen will der Vierzigjährige auf einem Floß verbringen. Doch die Einsamkeit in der Natur macht ihm zu schaffen. Als eine mysteriöse Explosion die Stille zerreißt, wird Rio mit Menschen konfrontiert, die ihm keine Ruhe mehr lassen. Da sind Birk und Johanna, die in einer alten Werft am Ufer des Sees nach alternativen Lebenskonzepten suchen. Da ist das mondäne Künstlerpaar, das auf einer 20-Meter-Luxusjacht vor Anker geht. Und ein Geschäftsmann mit fragwürdigen Ansichten und finsteren Absichten. Als Rio Sprengsätze entdeckt, nimmt sein Sommer eine unvorhergesehene Wendung. Er wird vor die größte Entscheidung seines Lebens gestellt: Was für ein Leben will er führen? Was für ein Mensch will er sein?
Ein Sommer auf dem Floß
Rio braucht dringend Abstand zu seinem Leben. Kurzentschlossen baut er sich ein Floß, auf dem er die nächsten Wochen verbringen wird. Inmitten von Seerosen und Wasserläufern...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608500165 |
PREIS | 25,00 € (EUR) |
SEITEN | 368 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Was für ein starkes Buch!
Der Text hat mich mit völlig anderen Welten (Berlin und Brandenburg) und mit völlig anderen Denkstrukturen vertraut gemacht. Lesen ist Reisen im Kopf, diesmal im Kopf eines Menschen auf der Suche nach sich selbst in den Krisen unserer Zeit. Ich habe mitgerungen und mit aufs Wasser gestarrt. Von Zeit zu Zeit wollte ich die Hauptperson schütteln und fragen, was ihr Verhalten soll, Und dann dachte ich, natürlich, er möchte sich finden, also muss er suchen und unvoreingenommen sein.
SPOILER
Es gibt kein eindeutiges Ende und das ist gut so.
Ein Buch, das leise beginnt und immer mehr ins Extreme kippt. Rio will für ein paar Monate aus dem Berliner Großstadtleben aussteigen und shippert auf einem selbstgebauten Floß die Brandenburger Seen entlang. Endlich sollen die Antworten auf alle Lebens- und Beziehungsfragen her. Er macht zunächst erstaunliche Erfahrungen in seiner sommerverträumten, luxusreduzierten Einsamkeit. Zwischen Biobauern, Kaffeeplantagenbesitzern, Künstlern, Nationalpatrioten und Terroranschlägen scheinen die Dinge jedoch schnell für ihn zu eskalieren.
Kröchert zeigt sowohl für selbstmeditativ-philosophische Introspektiven und Natirbeschreibungen als auch spritzig-bissige Dialoge erhebliches Talent. Jede Seite zieht einen tiefer in die Geschichte hinein, die als harmloser Selbstfindungstripp beginnt und letztlich alles verändert.
Mit Anfang 40 wünscht sich Michael Kröcherts Icherzähler Rio Abstand von der Großstadt und seiner Arbeit als Fotograf und Fotoredakteur. Mit einer Tante, die auf einem Grundstück mit Zugang zur Seenkette südlich Berlins lebt, ist er privilegiert genug, ein selbst gebautes Floß zu Wasser lassen. Dass sein Bild der Ruhe und Einsamkeit wenige Minuten von der nächsten Autobahnauffahrt Fantastereien sind, wird ihm gleich zu Anfang seines Abenteuers klar, als er einen Liegeplatz sucht. Den haben Magda und Jost längst belegt.. Sie leben dort auf einem restaurierten niederländischen Plattbodenschiff und verkörpern das wandelnde Klischee liberaler Besserwisser, die sich zu gern in die Angelegenheiten der Brandenburger einmischen. Dass Rio bei dem älteren Paar duscht und erlesenen Kaffee schlürft, lässt sein Projekt des einfachen Lebens mehr als exzentrisch wirken. Mit den zentralen Fragen seines Lebensstils (Wasser, Nahrung, Sonnenschutz, Abwasser, Müll) scheint Rio zu fremdeln. Er erwartet, dass ihm Dienstleistungen erbracht werden und denkt zunächst nicht darüber nach, wie die Einwohner ihren Lebensunterhalt verdienen. Wenn ein paar Berliner mehr Lust auf Einsamkeit hätten und sie alle ihre ökologisch korrekte Zahnpasta in den See spucken würden … ?
Vom Wasser aus lernt man buchstäblich die Rückseite unserer Zivilisation kennen. So trifft Rio auf Birk, dessen Schwester Johanna und Vater Ludger, deren verfallende Bootswerft der DDR-Wirtschaft zum Opfer fiel und die heute mit Behörden um ihre Existenz als Biobauern kämpfen. Von ihnen hört Rio von der geladenen Stimmung in Brandenburg, wegen der bereits ein Todesopfer durch Explosion eines Bootes zu beklagen ist. Rios Wildnistrip mit Handyempfang legt nicht zuletzt seine Beziehung zu Alissa auf die Goldwaage, als sein Alleingang ein gemeinsames Leben in einer deutschen Großstadt infrage stellt.
Während des Nach-Corona-Lagerkollers und nach dem Beginn des Ukrainekriegs spielend, spitzt Michael Kröchert eine groteske Geschichte zu, in der eine bürgerliche Elite, sowie verplante Stadtbewohner mit Einheimischen zusammentreffen, die einfach ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Dass ich mit Rio die Füße im Wasser baumeln lassen konnte, habe ich zwar genossen, für einen Mann, der dem Huck-Finn-Alter entwachsen ist, war er mir als Icherzähler jedoch zu egozentrisch und zu lahm. Unqualifiziert, um außerhalb großstädtischer Infrastruktur zu überleben, bleibt Kröcherts Held leider farblos, wenn er stets Anstoß von außen benötigt, um Zusammenhänge zu erkennen.
Heldensommer
Wasserläufer ist eine etwas seltsame Geschichte der Schriftsteller und Journalist Michael Kröchert.
Er lässt seinen Icherzähler Rio als Aussteiger auf Seen in Brandenburg, mit einem selbstgebauten Floß für einen Sommer verbringen.
Der Autor schreibt die Ansichten Rios, als wäre er es. Ist ganz interessant. Allerdings ist Rio in meinen Augen ein
etwas dusseliger Kerl.
Vielleicht kann den nur ein Mann in diesem Alter verstehen. Rio ist ja so ein verteilter Typ.
Es spielen noch einige Andere Personen mit. Ein wenig zeigt sich auch die politische Lage in Brandenburg.
Der Roman ist ganz ordentlich und unterhaltend.
Reise zu sich selbst
Auf eine Reise zu sich selbst geht Rio, ein Mann mittleren Alters, als er einen Sommer lang allein auf einem selbst gebauten Floß über die Seen in Brandenburg schippert. Obwohl er eigentlich geplant hat, wie ein Eremit zu leben, hat er Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen, die ihn veranlassen, sein bisheriges Leben zu überdenken.
Der Roman nimmt Bezug auf brandaktuelle Themen, ist amüsant, macht nachdenklich und ist vor allem wunderschön geschrieben – ausdrucksstark, aber trotzdem leicht zu lesen. Ich bin durchgerauscht, obwohl ich den Ich-Erzähler entsetzlich unsympathisch finde.
„An diesem allerersten Abend meiner Reise in den Floß-Sommer spürte ich die unermessliche Tiefe dieses Raumes. Aber noch deutlicher als das fühlte ich mich.“ (Zitat Pos. 126)
Inhalt
Als Alissa, mit der er seit vier Jahren in Berlin in einer festen Beziehung lebt, für ein Semester nach Frankfurt geht, um dort ihre Dissertation in Kunstgeschichte fertig zu schreiben, nimmt Rio, vierzig Jahre alt, Fotograf und Dokumentarfilmer, eine fünfwöchige Auszeit von seinem aktuellen Job in einer Redaktion. Er hat ein Floß gebaut und will diese Wochen auf dem Soliner See nahe Berlin verbringen, alleine in der Natur, um über sein Leben und seine weiteren Pläne nachzudenken. Doch während er in den Telefonaten mit Alissa weiterhin betont, die Einsamkeit zu suchen, lernt er immer mehr Menschen kennen, Birk und die Ökologiestudentin Johanna, deren Vater eine ökologische Landwirtschaft mit Hofladen betreibt, sowie Jost und seine Frau, die Künstlerin Magda, die auf einer mit allem Komfort und Luxus umgebauten großen holländische Tjalk ebenfalls den Sommer auf dem See verbringen wollen. Als ihm der Trubel auf dem See zu groß wird, flüchtet er in eine versteckte Bucht auf dem kleineren Fernower See. Dort denkt er weiter über seine Pläne nach, denn sein Erfolg als Dokumentarfilmer ist acht Jahre her, er will mit Alissa zusammen sein, wünscht sich ein Kind von ihr, doch die Realität erzählt eine völlig andere Geschichte, er weiß nur noch nicht, welche.
Thema und Genre
Dieser Roman ist eine Art Road-Trip, doch statt auf Highways in der Ferne spielt er auf dem Wasser, im Seengebiet rund um Berlin. Im Zentrum steht ein Mann in der Mitte seines Lebens, der in der Einsamkeit der Natur herausfinden will, wer er ist und was er noch von seinem Leben erwartet. Es geht um Pläne, die ohne Entscheidungen Pläne und Träume bleiben, und es geht um Beziehungen. Auch sozialkritische Themen kurz nach Corona spielen eine Rolle, sowie Politik und Umwelt.
Charaktere
Rio ist mit seinem aktuellen Bildschirmjob nicht glücklich, seine Erfolge liegen lange Zeit zurück. Er sucht die Einsamkeit, doch bald braucht er den Alkohol, um diese Einsamkeit zu ertragen, in der ihm die Realität immer öfter zu entgleiten droht. Es sind die männlichen Protagonisten, die diese Handlung dominieren, in der Frauen zwar für manche Ereignisse wichtige, aber doch nur Nebenrollen einnehmen.
Erzählform und Sprache
Rio selbst schildert als personaler Ich-Erzähler seine Geschichte, meistens chronologisch, ergänzt durch Erinnerungen, manchmal aber wechselt er spontan die Zeitabläufe zwischen Ereignissen und Situationen. Seine Gedanken schreibt er als Haikus nieder. „Haikus waren ein wenig wie Wasserläufer – sie waren unwahrscheinlich und autonom.“ (Zitat Pos. 1971) Dominiert wird die Handlung von seinen inneren Monologen, welche die Realität teilweise ins Surreale kippen lassen. Sprachlich beeindruckend sind die Schilderungen der Natur, die jedoch in einem gekonnt gewählten Verhältnis zum Text eingesetzt werden: „Ein Rest grelles, sattes Gold-Orange wurde von einem leuchtenden Blau zugleich sanft und unerbittlich hinter den Horizont gedrückt, bevor das Schwarz kam, um alles zu dominieren. Mit diesem Verlust der Farben kam eine geradezu unbegreifliche Stille.“ (Zitat Pos. 646).
Fazit
In einer Genre-Zuordnung ist von Urlaubs- und Wohlfühlroman die Rede, doch beides ist diese Geschichte meiner Meinung nach nicht, denn was als interessante, positive Sinnsuche in der Natur beginnt, wird rasch zu einem negativen Sog für die Hauptfigur Rio, auf Grund seiner Unentschlossenheit und seiner inneren Weigerung, endlich Entscheidungen zu treffen. Die zusätzliche Spannung im Handlungsbogen, die durch einen Anschlag in der Nähe aufgebaut werden soll, wirkt auf mich wie ein Fremdkörper in der Handlung, zu konstruiert und somit entbehrlich. Die vielseitigen menschlichen Themen und Aspekte dieser Geschichte waren für mich das wirklich Spannende.
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