Das Glutnest
Roman | Der literarische Klassiker aus Kanada erstmals in deutscher Übersetzung
von Margaret Laurence
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Erscheinungstermin 26.10.2023 | Archivierungsdatum 31.12.2023
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Zum Inhalt
„Es geht zwar um tiefe Enttäuschungen, aber es ist sehr lustig geschrieben ... Wie Margaret Laurence beschreibt, wie das Leben alle Träume und Sehnsüchte platthaut und wie bigott die Leute sind und verlogen... Das ist einfach wunderbar zu lesen. Ein ganz herrlicher Roman. Besser können Sie durch diesen Herbst gar nicht kommen.“ Elke Heidenreich auf SpiegelOnline über Das Glutnest
Als Stacey MacAindra ihre Heimatstadt Manawaka in der Erwartung auf ein neues Leben vor vielen Jahren verließ, rechnete sie nicht damit, einmal so zu enden: als Hausfrau mit einem abwesenden, einsilbigen Ehemann, vier Kindern und einer existenziellen Krise. Sie kann nicht glauben, dass ihr Leben nicht mehr zu bieten hat – und brennt darauf, aus der nervtötenden Routine ihrer Tage auszubrechen und die Leidenschaft ihrer Jugend wieder zu entfachen, die nur noch eine dunkle Erinnerung zu sein scheint. Auch im dritten ihrer Manawaka-Romane schenkt uns Margaret Laurence eine unvergessliche Heldin – menschlich, voller Ironie und Humor. In der Erzählung von Staceys Leben steckt der ganze Reichtum, der Schmerz und die Schönheit des Alltäglichen, und die vergessene Lebensfreude, die jeder von uns in sich trägt.
„Es geht zwar um tiefe Enttäuschungen, aber es ist sehr lustig geschrieben ... Wie Margaret Laurence beschreibt, wie das Leben alle Träume und Sehnsüchte platthaut und wie bigott die Leute sind und...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783961611744 |
PREIS | 25,00 € (EUR) |
SEITEN | 368 |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Bald 40 Jahre alt
Das Glutnest ist der dritte Roman der 1987 gestorbenen kanadischen Autorin Margaret Laurence
Sie schreibt tiefsinnig, bildreich und humorvoll.
In diesem Roman webt sie das Leben der Stacey MacAindra schonungslos und offen.
Erst hat mich dieser Roman nicht so richtig gepackt, bis ich merkte das Stacey vierzig Jahre alt wird. Das ist für Frauen ein traumatisches Alter, das habe ich selber so empfunden.
So gefiel mir auch diese Geschichte wieder ganz gut.
Wenn der Alltag zur Routine wird …
Als Teenager hat sich Stacey ihr Leben anders vorgestellt. Jetzt ist sie 38, verheiratet mit einem mäßig erfolgreichen Mann und Mutter von vier Kindern. Zutiefst unzufrieden mit ihrem Dasein als Hausfrau hat sie an allem und jedem zu mäkeln. Sie lässt ihren Gedanken freien Lauf, kritisiert sich selbst und andere. Gedanklich verweilt sie oft in ihrer Jugendzeit, als sie noch in Manawaka lebte und voller Leidenschaft und Schwung war. Da hilft es auch nicht, ihren Frust und ihre Gefühle zeitweise mit Gin Tonic zu betäuben. Doch dann geschehen einige Dinge die ihr endlich klar machen, dass ihr Leben gar nicht so schlecht ist …
Die kanadische Schriftstellerin Margaret Laurence wurde 1926 geboren und starb 1987 durch Selbstmord, nachdem bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert worden war. Sie zählt neben Margaret Atwood und Alice Munro zu den bedeutendsten Autorinnen Kanadas. Der vorliegende Roman erschien bereits 1969 unter dem Titel „The Fire-Dwellers“ und wurde erst jetzt, 2023, in deutscher Übersetzung von Monika Baark unter dem Titel „Das Glutnest“ vom Eisele-Verlag München veröffentlicht.
Ausgezeichnet beobachtet und von der Autorin schonungslos, aber dennoch sehr feinfühlig zu Papier gebracht, sind hier die Gedanken und Gefühle einer unglücklichen, mit sich selbst unzufriedenen Frau. Sie lässt Stacey selbst erzählen und uns so hautnah an deren innerer Unausgeglichenheit teilhaben. Hin- und hergerissen zwischen Sympathie und Abneigung zur Protagonistin erleben wir als Leser einen Überschwang an Gefühlen, Aufregungen und versöhnlichen Momenten. Ein ruhiger, besinnlicher Schluss lässt uns mit der Protagonistin auf eine friedlichere, glücklichere Zukunft hoffen.
Fazit: Nicht unbedingt eine Geschichte zum Wohlfühlen, aber ein beeindruckender Roman, den ich gerne weiter empfehle.
„Es ist alles in Ordnung“, lautet Stacey MacAindras immerwährende Antwort auf die Frage nach ihrem Befinden in Margret Laurence‘ Roman „Das Glutnest“. Doch Staceys Wahrheit ist weitaus komplexer. Als Mutter von vier Kindern lebt sie mit ihrem Mann Mac in einem Haus am Rande einer Kleinstadt und fühlt sich gefangen in den alltäglichen Verpflichtungen. Als Hausfrau, deren Kinder bis auf die Jüngste bereits schulpflichtig sind, und deren Mann viel arbeitet, verbringt sie einen großen Teil des Tages allein und fühlt sich einsam. Doch nicht nur das, sie leidet auch unter der sie umgebenden Unfähigkeit zur Kommunikation. Weder ihr Mann noch ihre Freunde sind dazu imstande oder willens, sich mitzuteilen. Gleiches gilt für Stacey selbst, wenn sie versucht, ihre wahren Gefühle oder Gedanken auszusprechen: „Ich kann es nicht sagen, und wenn doch, wer würde mir glauben?“
Der Roman thematisiert nicht nur auf eindrucksvolle Weise das Leben einer (Ehe)Frau und Mutter in den patriarchalischen Strukturen der Nachkriegszeit, sondern beschäftigt sich auch mit weiteren, damals noch neuen gesellschaftlichen Phänomenen, wie der Entstehung der Werbung mit ihren bis heute immer gleichen und unaufrichtigen Versprechen von ewiger Schönheit, Jugend und Gesundheit.
Strukturell bietet „Das Glutnest“ ein beeindruckendes Verweben von Gegenwart und Rückblicken, von Kinderreimen und Nachrichtensendungen, die wie ein Kommentar zur Lebenssituation und Gedankenwelt wirken, in der Stacey gerade steckt, und die sie eben oft nicht genau benennen kann.
Trotz des schweren Themas gelingt es Margaret Laurence, dass man nicht einfach Mitleid für Stacey empfindet, sondern eher mit ihr und den sie umgebenden Menschen mitfühlt und Verständnis für sie entwickelt. Besonders, da sie schließlich ihren eigenen Weg findet, ihre Lebensumstände zu bewältigen. Durch die sprachliche Vielfalt und die strukturellen Eigenheiten hat der Roman einen hohen Unterhaltungswert, der über das bloße Darstellen der Ausgeliefertheit der Frauen in den 1950er-Jahren hinausgeht. Er regt zur Reflexion über das menschliche Dasein, die Sehnsucht nach dem Besonderen im Alltäglichen, den Stellenwert von Kommunikation und die eigentlich ungreifbare Wahrheit an.
Ein wirklich eindrucksvoller Roman, der erstaunlich gut in unsere Zeit passt.
Ich muss zugeben, dass ich skeptisch war, ob ich ein Buch lesen sollte, das zum ersten Mal bereits 1969 erschienen ist. Es gibt doch so viel an aktueller Literatur. Ein Glück, dass ich mich trotz der Bedenken darauf eingelassen habe. Das Glutnest beschreibt das Leben einer Frau, die die Ehe, das Kinderkriegen, die Familienarbeit gewählt hat - in der Hoffnung, dass sie alles besser machen wird und dass es das Leben gut mit ihr meinen wird. Aber eine Ehe ist eine Ehe, Kinder sind Kinder, Familie ist Familie und die Sorgen, das Kümmern, die Träume und das Selbst-etwas-auf-der-Strecke-bleiben sind und waren schon immer Teil dieses Lebensmodells. Als Stacey das bewusst wird, auch, dass die Zeit als Familie begrenzt ist, stellt sich bei ihr eine Art Gelassenheit ein. Das Ganze ist schön erzählt, man nimmt etwas mit und wird gut unterhalten. Was will man mehr? Danke fürs Leseexemplar!
Dieser Roman ist eine wilde Achterbahnfahrt durch die Gefühle und Gedanken der 38-jährigen Stacy, 4-fache Mutter, Hausfrau und Ehefrau eines verschlossenen Mannes. Stacy meistert ihr biederes Dasein im Amerika der 1950er Jahre mit Bravour, nach außen hin sieht alles tadellos aus, aber innen drin, da brodelt es!
Margaret Laurence beschreibt das Leben von Stacy, wie wir als Außenstehende es erleben, und wechselt einen Satz weiter ohne Vorwarnung in Stacys Innenleben. Wir lesen, wie Stacy sich fühlt, und da ist mächtig was los. Stacy beschimpft sich, ist gelangweilt, ist verzweifelt - wo ist sie nur gelandet, moppelig, mittelalt, nie allein, diese lauten Kinder, das Kleinste spricht immer noch nicht, der Mann, der so unnahbar, so mittelmäßig, so unkommunikativ.
Stacy träumt von einem anderen, aufregenderen Leben, aber sie weiß, es kann nicht sein, das kann sie ihren Kindern nicht antun. Sie liebt sie doch! Und sie und Mac, ihr Ehemann, waren doch einst so verliebt. Doch das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist grüner, die Nachbarinnen interessanter, andere Männer attraktiver. Stacy liegt auf der Lauer, sie will nicht glauben, dass das schon alles gewesen ist, was das Leben ihr zu bieten hat. Es ist ein Prozess, ein Leben, dass ihr viel abverlangt.
Eine wunderbare, lebendige Geschichte, zu ihrer Zeit erstaunlich modern geschrieben, in einem peppigen, frischen Stil, der mir einfach viel Spaß gemacht hat zu lesen. Stacy ist sehr nahbar, ihr inneres Ringen absolut nachvollziehbar.
Hier zwei meiner Lieblingszitate: "Die Plastikfrau ist zierlich und ausgemergelt, schaumig toupiertes Haar in Metallicblond, wackelige Pfennigabsätze, darin verankert vogelhafte Fesseln, die Miene heiter heiter heiter, das Abgehärmte geschickt kaschiert durch hellbraunes Make-up und eine rot lächelnde Lippenstiftwunde."(S. 74)
"Stacys Wut platzt hervor wie Blut unter abgerissenem Schorf."(S. 137)
Ich kann verstehen, warum der Name Margaret Laurence zu den großen kanadischen Autorinnen zählt. Meine Leseempfehlung!
Als Stacey MacAindra ihre Heimatstadt Manawaka in der Erwartung auf ein neues Leben vor vielen Jahren verließ, rechnete sie nicht damit, einmal so zu enden: als Hausfrau mit einem abwesenden, einsilbigen Ehemann, vier Kindern und einer existenziellen Krise. Sehr gut geschrieben, ich konnte Stacey jede Minute verstehen, fand ihre Figur sehr rund un schlüssig dargestellt. Viel passiert hier in ihrem Inneren, es brodelt geradezu und ihr Glutnest wird explodieren und ein alles mitreißendes Feuer entfachen. Toll!
„Was sieht sie gerade? Hausfrau, vierfache Mutter, diese etwas zu kleine und fettgepolsterte Frau mit dem Mantel von anno dazumal, der falschen Rocklänge, wie ich mir ständig von Katie sagen lassen muss, dem falschen Lippenstift und zur Krönung des Ganzen der schreiend komische Hut.“ (Zitat Pos. 193)
Inhalt
Als Stacey Cameron neunzehn Jahre alt ist, verlässt sie die Enge ihrer Geburtsstadt Manawaka und geht nach Vancouver. Dort lebt sie auch heute noch, inzwischen neununddreißig Jahre alt, seit sechzehn Jahren mit Clifford „Mac“ MacAindra verheiratet, Mutter von vier Kindern. Ihr Mann ist als Vertreter viel unterwegs, sie kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Sie hatte von einem aufregenden Leben in der Großstadt geträumt und fragt sich immer öfter, ob das wirklich alles war, der turbulente, anstrengende Familienalltag in dem Haus am Bluejay Crescent und ihre Ehe, in der es mit den Jahren schweigsam geworden ist. Es geht ihr gut, sagt sie, wenn sie gefragt wird, doch wie geht es ihr wirklich, genügt es, wenn sie sich bemüht zu funktionieren, wie es von ihr erwartet wird?
Thema und Genre
Dieser Roman der kanadischen Schriftstellerin ist 1969 erschienen und zeigt eine kurze Zeitspanne im alltäglichen Familien- und Gefühlschaos einer bald vierzigjährigen Hausfrau in einer damals noch von Männern dominierten Gesellschaft.
Charaktere
In dieser Geschichte geht es um die chaotische Stacey, bald vierzig Jahre alt, Hausfrau, Mutter, sie liebt ihre Kinder und ist dennoch enttäuscht und frustriert darüber, dass ihr Leben völlig anders verläuft, als sie es erhofft hatte.
Erzählform und Sprache
Der Schwerpunkt dieses personal erzählten Romans liegt weniger im Tagesablauf mit den alltäglichen Ereignissen der Hauptfigur Stacey, sondern in der intensiven Darstellung ihres Charakters, ihrer Gedanken und Gefühle. Sie liest Zeitungsmeldungen und blickt in einzelnen Situationen dann gleichsam als Beobachterin auf ihr Verhalten. Gerade aus dieser abwechslungsreichen Erzählform ergibt sich die Spannung der Handlung, denn bei Stacey, einer etwas chaotischen Durchschnittsfrau in der damals üblichen Hausfrauenrolle, liegt meistens ein großer Unterschied zwischen dem, was sie sagt und den ausführlichen Gedanken, die sie dazu hat, die sie jedoch für sich behält. So erhalten wir Einblick in die Konflikte der einzelnen Figuren. Aus der inneren Befindlichkeit, wenn sie über ihr Aussehen nachdenkt, haben wir beim Lesen rasch ein Bild von ihr, die sie umgebenden Personen beschreibt Stacey durch ihre eigenen Wahrnehmungen und Gedanken. Durch ihre Erinnerungen erfahren wir ergänzende Details aus ihrem bisherigen Leben und das ihres Mannes. Auch die Sprache, besonders in den Gedankenphasen, fügt sich nachvollziehbar in das Charakterbild von Stacey ein.
Fazit
Ein interessant zu lesender Roman über das Leben einer unangepassten, eigenwilligen Frau in einer Zeit, als von Ehefrauen noch das Gegenteil erwartet wurde.
Dieses Buch ist mein Sommerhighlight. Obwohl es im Kanada der fünfziger Jahre spielt, ist es ultramodern. Es geht um Ehe und Familie und um die Lebensträume. Die Protagonisten sind um die vierzig und ziehen die erste Lebensbilanz, vergleichen ihre Erwartungen mit der Realität. Sie versuchen, am Glücksrad zu drehen, in einer neue Anstellung, in einer Affäre. Sie träumen noch immer vom ganz großen Glück, von der perfekten Liebe, doch sie ahnen bereits, dass dieses Glück und diese Liebe hart erkämpft sein wollen.
Stacy ist 38-jährig und Mutter von vier Kindern und einem einsilbigen Mann. Sie kann nicht glauben. Dass das Leben für sie nicht mehr zu bieten hat. Sie will aus der Tagesroutine ausbrechen und die Leidenschaft ihrer Jugend entfachen. Beim Lesen dieses Romans wird man auf eine Berg und Talfahrt der Gefühle und Gedanken einer Hausfrau, Mutter und Ehefrau mitgenommen. Nach aussen sieht alles bestens in Ordnung aus, doch innen brodelt es gewaltig. Stacy ist gelangweilt und verzweifelt, wo ist sie in ihrem Leben gelandet. Sie träumt von einem anderen Leben, aufregender. Doch das kann sie ihren Kindern nicht antun. Und ihren Ehemann Marc liebt sie doch. Diese Geschichte ist so lebendig und real beschrieben, dass man alles bestens nachvollziehen kann. Das Lesen ist auf jeder Seite ein Highlight. Beim Lesen muss ich gestehen kam nie Langeweile auf. Das Buch kann ich empfehlen.
Voller Begeisterung, aber auch Wehmut, habe ich dieses Buch nach der letzten Seite weggeben. Eine Geschichte, die noch lange nachhallt und zum Nachdenken anregt. Vielen Dank für die emotionalen Lesestunden!
als gebundenes Buch: 25.- Euro, gebraucht ab: 24.- Euro, 368 Seiten, erschienen am 26.10.23 im Eisele Verlag
als Kindle Ausgabe: 19,99 Euro, 348 Seiten, erschienen am 26.10.23 im Eisele Verlag
Ich habe dieses Buch vom Eisele Verlag als digitales Leseexemplar erhalten und bedanke mich ganz herzlich dafür beim Verlag und bei Netgalley.
Das Glutnest ist die dritte Geschichte die bisher aus der Manawaka-Reihe erschienen ist. Manawaka ist eine fiktive Kleinstadt in der Prärie Kanadas zu der Margret Laurence eigene Geburtsstadt Neepawa Pate stand. Margaret Laurence gilt neben Margaret Atwood und Alice Munro als eine der bedeutensten Schriftstellerinnen Kanadas. Sie starb 1987.
Ich habe bereits "Eine Laune Gottes" aus der Manawaka-Reihe gelesen und nun auch "Das Glutnest". "Der steinerne Engel" fehlt mir noch aber den werde ich auch noch lesen. Jedes Buch ist eine für sich abgeschlossene Geschichte und kann in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.
In diesem Buch treffen wir auf Stacey MacAindra, 39 Jahre alt, Hausfrau und Mutter von vier Kindern. Die Jüngste ist gerade einmal 2zwei Jahre alt. Und Stacey ist eine richtige, ein wenig sich gehen lassende Vorstadtmom. Ein wenig viel (bis viel zu viel) auf den Hüften, ein wenig schlampig gekleidet, wenig Ambitionen sich zurecht zu machen, ein ganz klein wenig miefig also. Aber diesen Mief ist Stacey gewohnt. Sie stammt aus der Kleinstadt Manawaka mittenm in der Prärie und um diesem Mief zu entkommen hat sie mit 19 Jahren Manawaka verlassen und ist auf der Suche nach dem großen Glücknach Vancouver gegangen. Eingelebt hat sie sich aber nie richtig, denn sie hat ziemlich schnell ihren späteren Mann Mac kennengelernt und ist schwanger geworden. Das war es eigendlich nicht was Stacey sich von Vancouver erhofft und erwartet hatte.
Die Schwangerschaft war ungeplant und so sind Stacey und Mac beide recht unglücklich damit. Mac zeigt das Stcey auch recht deutlich aber er tut, was man von einem Mann in dieser Zeit erwartet. Er hält zu Stacey und heiratet sie. Aber auch Stacey weiß, dass Mac nur wegen ihrer Tochter bei ihr geblieben ist. drei weitere Kinder folgen.
So raufen sich Mac und Stacey zwar zusammen, bleiben aber beide unglücklich in ihrer Beziehung.
Stacey liebt ihre Kinder zwar, hat aber ständig das Gefühl sich und die Kinder vor Mac entschuldigen zu müssen. Außerdem sind sie laut, immer um Stacey herum und stehlen ihr die Zeit.
Stacey liebt auch Mac aber Mac ist so durchschnittlich, ja geradezu langweilig und oft unzufrieden mit dem was Stacey tut. Es ist für Beide nicht das was sie sich vom Leben erwartet haben und so fühlen sie sich verrate und um ihre Wünsche betrogen.
Stacey schaut auch ein wenig neidisch auf ihre Mitmenschen aber sie weiß auch genau..... es ist das einzige Leben welches sie je bekommen wird. Sie erzählt uns ihre Geschichte in diesem Buch, auch in Rückblicken auf das was sie sich erwünscht und erhofft hat, selbstironisch und humorvoll.
Das Buch ist die Erzählung einer kanadischen Hausfrau und Mutter in den 50iger Jahren. Eine Betrachtung auf Träume, Wünsche und Erwartungen die, wie selbstverständlich, im realen Leben zerfallen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Protagonistinnen aus Margret Laurence Büchern sind immer irgendwie durchschnittlich aber trotzdem etwas ganz Besonderes.
Ich kann euch das Buch empfehlen.
4*/5*
Stacey MacAindra aus dem fiktiven Manawaka war eine durchschnittliche Schülerin, als sie in der elften Klasse ungeplant schwanger wurde. Kurz vor ihrem 40.Geburtstag ist sie Mutter von 4 Kindern und lebt mit ihrem Mann Mac an der kanadischen Pazifikküste. Mac hat als Vertreter offenbar jedem erreichbaren Haushalt eine Enzyklopädie aufgeschwatzt und erwartet nun spektakulären Erfolg mit Nahrungsergänzungsmitteln von „Richalife“ , die er Interessenten aufgrund eines ausgefüllten Psycho-Fragebogens verordnet. Mit zwei ewig streitenden Söhnen, einer pubertierenden 14-Jährigen und einem Kleinkind, dessen Sprachentwicklung längst einem Spezialisten vorgestellt werden sollte, hat Stacey alle Hände voll zu tun. Ihr Haushalt wirkt chaotisch, sie selbst zickzackt wie ein Kolibri zwischen Depression, Selbstzweifeln und sonderbaren kulturellen Angeboten hin und her. Wenn sie sich mal etwas vornimmt, bekommt mit Sicherheit eines der Kinder Bauchweh. Mit Staceys chronischen Schuldgefühlen und ihrem aalglatten Winden, um nur zu nichts eine Meinung haben zu müssen, kündigen sich interessante Pubertätskonflikte mit der 14jährigen Katie an … Solange sie sich keine Ziele setzt und sich nicht zum ersten Schritt überwindet, wird sich an ihrer Lage nichts ändern.
Stacey vertritt eine Generation von Frauen, die schwer ausdrücken konnten, warum es ihnen schlecht geht und häufig mit einem Rezept für Beruhigungsmittel vom Hausarzt zurückkehrten – Mothers Little Helper. Würden Stacey und Mac miteinander sprechen, müsste sie ihm sagen, dass ein Job als Scharlatan kaum eine angemessene Arbeit für einen Vater von vier Kindern ist. Mac wiederum hätte als Veteran des Zweiten Weltkriegs so manches zu erzählen, das von Nachrichten der Gegenwart aufgewühlt wird.
Die Schilderung von Staceys leicht nachvollziehbarer Situation sorgt für einige Längen, bis Margaret Laurences Figuren endlich erkennen, dass Mac als Pfarrerssohn und Stacey als Mädchen aus einem Präriedorf ihre Heimatorte und Herkunftsfamilien nicht einfach ablegen können, sondern immer noch mit sich tragen.
Durch eingeschobene Rückblenden in ihre Kindheit, Staceys Alpträume, sowie den abrupten Wechsel von Ichperspektive und dritter Person bildet der Roman Staceys Sprunghaftigkeit treffend ab. Im Vergleich zu den Vorgängerbänden konnte dieser 3. Band aus dem Manawaka-Universums mich weniger fesseln.
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Der Manawaka-Zyklus (nach Wikipedia)
Der literarische Durchbruch gelang Laurence mit ihren späteren Romanen, die größtenteils in Kanada in der Gegend um ihren Geburtsort Neepawa spielen. Diese Romane werden bisweilen als „Manawaka-Serie“ bezeichnet. Die ersten drei Teile,
The Stone Angel (1964),
A Jest of God (1966) und
"The Fire-Dwellers" (1969) schrieb Laurence noch in England nach der Trennung von ihrem Ehemann. Eine breite Leserschaft erreichte sie in Kanada, wo sich Laurence mit der Trilogie als eine der bekanntesten Schriftstellerinnen etablierte. "The Stone Ange"l ist bis heute ihr meistgelesenes Werk. 1974 wurde die Manawaka-Serie mit "The Diviners" abgeschlossen, ein Roman, der verschiedene Figuren aus den früheren Teilen aufgreift und als ihr ambitioniertestes Werk gilt. Weitere Romane veröffentlichte sie danach nicht mehr; sie beschränkte sich auf Essays und Kinderbücher.
Dieses Buch war außergewöhnlich gut geschrieben. Ich war sehr beeindruckt von der Geschicklichkeit, mit der Laurence die Charaktere erschaffen hat, und von der Tiefe der Persönlichkeit, die sie geschaffen hat.
Das Buch ist – obwohl vor über 50 Jahren geschrieben - immer noch aktuell. Ich fand die Übersetzung ein bisschen holprig, aber vielleicht ist es auch der Sprache im Original geschuldet, die vor 50 Jahren wohl auch ein bisschen anders war. Mich hat die Hauptperson, eine Mutter, die aus ihrem Hausfrauendasein ausbrechen will, sehr fasziniert. Ihr Mut und ihr Wille waren bestimmt eine große Herausforderung – auch für ihre Umgebung. Das Buch ist mal ein bisschen was anderes und man muss sich ein bisschen darauf einlassen. Aber es lohnt sich.
Als ich von der kanadischen, schon 1987 verstorbenen Autorin das Buch ‚Eine Laune Gottes‘ las und von der Schwester / Tochter Stacey im fernen Vancouver mitbekam, dass diese den Absprung geschafft hatte, wurde ich neugierig auf diese Person. War es wirklich so, wie Rachel (die Single-Schwester) es sich ausmalte?
Und wir werden voll in den Familienalltag der 39-jährigen Stacey reingeschmissen: 4 Kinder, von der 14-jährigen Katie (voll in der Pubertät) über die 2 Jungs Ian (10 Jahre) und Duncan (7 Jahre) bis zur 2-jährigen Jen, die noch nicht spricht. Dazu ein wortkarger Mann, der alles mit sich selbst ausmacht. (Ich hätte gerne öfters beide geschüttelt und sie zum Paar-Therapeuten geschleift!)
Wir können immer die Gedanken von Stacey lesen und erkennen, dass ihr Handeln / ihre gesprochenen Worte davon abweichen. (Auch dieses, ihr Verhalten, nervte mich! Ich kenne nämlich auch heute noch Frauen, die sich genauso verhalten!) Gin-Tonic hilft ihr, die Tage zu überstehen.
Köstlich amüsieren konnte ich mich über die treffenden Schilderungen der ‚Polyglam Superware‘-Party. (Wer war von uns in den 70er/80er Jahren auf keiner Tupperware-Party?!) Auch zu ‚Richalife‘ fallen mir etliche Parallelen und deren Praktiken ein.
Wunderschön war die Sprache: z.B. „Die Möwen wirbeln im Leerlauf hoch in der Luft. Flügel wie weiße Böen aus Licht, sichelförmig über die Uferkante. Piratisch spottende Stimmen an den Rändern der Stadt“ oder die Stelle „Stacey wehrt sich gegen den Impuls, umgehend die vollständigen Personalien einzufordern – Name, Alter, Ambitionen, Aussehen, schule Leistungen, Konfession (falls vorhanden) Prinzipien, Skrupel, Manieren“, bei der ich schallend gelacht habe. (Es geht um einen Jungen, der mit der 14-jährigen Tochter ausgehen will.)
Mich hat das Ende überzeugt - nicht kitschig, sondern sehr gut nachvollziehbar! 4 Sterne vergebe ich an den abwechslungsreichen, gut unterhaltenden Roman, der von Monika Baark übersetzt wurde. Für Leserinnen, die wie ich ein Faible für Beziehungspsychologie haben, ein must-have! (Und der ‚Steinerne Engel‘ steht auch schon auf meiner Liste!)
„Was ist mit uns los, dass wir nicht reden können?“
Eine Frau in der Mitte ihres Lebens, verheiratet, ohne Beruf, Hausfrau, vier Kinder, kanadische Kleinstadt – und bis ins Innerste unzufrieden mit ihrer Situation. Ist das alles, was sie vom Leben erwarten kann? Ein Abendkurs in griechischer Mythologie brachte nicht den erhofften Aufbruch, der Smalltalk mit den Nachbarinnen erfüllt sie auch nicht, die täglichen Arbeitsabläufe erbittern und öden sie an, die Streitereien der Kinder untereinander nerven sie. Sie ist unausgeglichen und sprunghaft. Schließlich fängt sie das Trinken an und blamiert ihren aufstiegswilligen Mann übel, wenn sie betrunken schlüpfrige Witze erzählt. Kurz: sie ist eine Person, die nicht zur Identifikation einlädt.
Als Leser kann man Verständnis für sie empfinden und das typische Leben einer Frau aus dem Mittelstand in den 50er Jahren beklagen. Man kann sich aber auch abgestoßen fühlen vom Selbstmitleid einer Frau, die aus ihrem (vermeintlich) festgefahrenen Leben ausbrechen will und es nicht schafft, ihr Leben zu ihrer Zufriedenheit zu gestalten.
Eines aber weckt auf alle Fälle das Mitleid des Lesers: ihre Einsamkeit. Stacey leidet unter der Kommunikationsunfähigkeit ihres Mannes, ihrer Familie und ihrer Freunde. Die Gespräche bleiben unverbindlich an der Oberfläche und erschöpfen sich im Austausch von Plattitüden. Ihre Wut wächst bis hin zu gelegentlichen Gewaltfantasien, und so erklärt sich auch der Titel: das „Glutnest“ ist Staceys Inneres.
Was den Roman aber zu einem großen Lese-Genuss macht, ist die sprachlich-stilistische Gestaltung. Der Leser nimmt direkt an Staceys temperamentvollen Gedankenkarrussell teil und folgt ihr in schöne Erinnerungen ihrer Jugend oder in Fantasien ihrer Zukunft. Die Dialoge werden zusammenmontiert mit Liedtexten und Kinderreimen, mit Fetzen aus der Fernsehwerbung und auch mit Nachrichten, die Staceys kleine Befindlichkeiten im Großen widerspiegeln. Gegenwart, Vergangenheit und eventuelle Zukunft werden miteinander vermischt, aber ohne dass der Leser Orientierungsprobleme hat. Dazu gelingen der Autorin wunderbar bissige Schilderungen z. B. einer Art Tupperparty im Nachbarhaus. Diese Mischung aus Sarkasmus und Ernst macht den Roman so wohltuend menschlich.
Lese-Empfehlung!