Der Ruf

„Der Ruf“ von Priya Kumar ermöglicht es dem Leser den Protagonisten Arjun auf seiner spirituellen Reise zu begleiten. Ein tiefgründiger, spiritueller Roman, der von Ursache und Wirkung des eigenen Handelns auf das eigene und das Leben seines Umfeldes beschreibt. Leicht verständlich erklärt dieses Buch, wie jede einzelne Entscheidung unser Leben verändert und sich auch auf unsere Freunde, Familie und Arbeitskollegen auswirkt und damit auch wieder auf mich. Jede einzelne Handlung bedingt eine Reaktion, die auch wieder eine Auswirkung auf den Verursacher hat.
Ich kann jedem nur empfehlen Arjun auf seiner spirituellen Reise zu begleiten und fürs Leben zu lernen. Ich werde dieses Buch meinen Freunden empfehlen und es sicher noch einige Male lesen.

Ich glaube, das ist das Besondere oder Schwierige an Buchbewertungen. Einer liest ein Buch und findet es einfach geschrieben, oberflächlich, an den Haaren herbeigezogen, unrealistisch und vieles mehr. Derjenige fühlt sich in seinen Erwartungen enttäuscht und bereut es vielleicht, das Buch gekauft zu haben.

Und ein anderer liest genau das identische Buch und liest etwas ganz anderes. Denn derjenige liest die Geschichte hinter der Geschichte. Und ist total begeistert und gibt eine absolut klare Kaufempfehlung ab.

Woran das liegt? Ich glaube, das liegt daran, ob der Leser bereit für das Buch ist. Ob er bereit ist, zwischen den Zeilen zu lesen, ob er bereit ist, sich auf das, was er liest, einzulassen. Und wenn der Leser soweit ist, dann gibt es einfach Bücher, die sein Leben verändern.

So ging es mir mit diesem Buch. Anfangs hat ich mich sehr schwer mit dem Lesen. Ich konnte der Geschichte nicht folgen, habe mich oft mit anderen Dingen abgelenkt und fand die Geschichte einfach nur an den Haaren herbeigezogen, was dazu führte, dass ich das Buch erst einmal wieder weglegte. Als ich das nächste Mal angefangen hatte, hatte ich das Gefühl ein ganz anderes Buch zu lesen. Und das war der Moment, in dem ich bereit war, zwischen den Zeilen zu lesen, mich mit der dahinter liegenden Botschaft auseinanderzusetzen und mir unbequeme Fragen zu stellen.

Das Tolle an dem Buch ist, dass es ein einfach geschriebenes Buch ist. Es ist einfach eine Aneinanderreihung von Wörter. Nichts blumiges, nichts prosaisches. Trotz dessen hat es einen unerwarteten Tiefgang. Es geht um das Ich. Dein Selbstbild. Selbstrespekt. Selbstvertrauen. Darum, wer wir wirklich sind oder sein wollen und darum, warum wir es nicht sind oder warum wir es nicht wirklich sein wollen. Es geht darum, wie sich unsere Umwelt verändert, wenn wir uns verändern. Wobei das Buch dabei gleichzeitig die Frage aufwirft, ob sich unsere Umgebung wirklich tatsächlich verändert, nur weil wir uns verändern. Oder ob sich bloss unsere Wahrnehmung unserer Umgebung verändert.

Manchmal ist die Geschichte schwierig zu lesen, weil ich mir nicht sicher bin, ob das jetzt eine Fantasie des Hauptprotagonisten ist oder ob das tatsächlich geschieht. Auch fehlte mir teilweise der Zugang zu bestimmten Vorkommnissen, so die Erscheinung eines Sadhus. Aber die Frage ist doch, ob ich es wirklich bis ins letzte verstehen muss oder ob es ausreicht, zu akzeptieren, dass es so ist. Ich weiß es nicht, aber etwas akzeptieren zu können, ohne es verstehen zu müssen, ist extrem befreiend.

Kaufempfehlung. Auf jeden Fall. Aber nur, wenn Du für das Buch und dessen Inhalt bereit bist.