Poesie und Gewalt

Das Leben der Gudrun Ensslin

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Erscheinungstermin 06.05.2017 | Archivierungsdatum 04.05.2017

Zum Inhalt

Gudrun Ensslin gehörte zur Führungsspitze der RAF und war zugleich weit mehr: eine literarisch hochgebildete Person. Umfassend beschreibt die Autorin Ensslins geistige wie politische Entwicklung und zeigt, wie aus dem intellektuellen Bürgertum des Nachkriegsdeutschlands gewaltbereite Radikalisierung möglich war. Im Mittelpunkt dieser Biographie steht eine extreme Person und ihr extremer Lebensweg. Ingeborg Gleichauf räumt mit den gängigen Klischees und Vorurteilen auf, die Gudrun Ensslin als Produkt eines provinziellen Pastorenhaushalts sehen. Sichtbar wird vielmehr eine vielseitig begabte Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Souverän schildert die Autorin die Zeitumstände, die die Entwicklung einer Gewaltbereitschaft begünstigt haben. Ensslins Lebensweg prägten nicht sie allein. Ihre intensive Schreibtätigkeit und die Literaturbegeisterung waren zentral für ihre Weltanschauung. Die Autorin zeichnet alle Lebensstationen nach und widmet sich ausführlich den bisher vernachlässigten Kindheits- und Jugendjahren Ensslins. Eindringlich schildert sie Ensslins Beziehungen. In einer besonderen Verbindung von Erzählung und Analyse gelingt es ihr, uns eine ebenso schwierige wie vielschichtige Person nahezubringen, die unsere Gesellschaft radikalverändern wollte.

Gudrun Ensslin gehörte zur Führungsspitze der RAF und war zugleich weit mehr: eine literarisch hochgebildete Person. Umfassend beschreibt die Autorin Ensslins geistige wie politische Entwicklung und...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE E-Book
ISBN 9783608100273
PREIS 14,99 € (EUR)
SEITEN 320

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

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Ein Versuch einer Biografie von Gudrun Ensslin, die vor 40 Jahren starb/sich das Leben nahm, während der Haft in Stammheim.
Das Buch ist in Jahresetappen eingeteilt und versucht damit das gesamte Leben Ensslins wiederzugeben. Immer wieder kommt es zu vergleichen mit den bereits erschienenen Veröffentlichungen zur RAF und welche Rolle Ensslin in diesen zugesprochen wird.
In diesem Buch wird der Mensch hinter dem Bild der Terroristin beleuchtet und versucht die Entwicklung hinzu dem, was auch immer man in ihr sehen will.
Sehr gut geschrieben, trotz vieler Quellen und einiger Zitate gut leserliches Buch, das einen tiefen Einblick gibt und einiges beleuchtet.

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Über die RAF und ihre bekanntesten Mitglieder Andreas Baader, Ulrike Meinhoff und Gudrun Ensslin sind mittlerweile Berge an Büchern geschrieben worden. Viele scheinen intensiv voneinander inspiriert zu sein, so wenig neue Sichtweisen eröffnen sie. Ingeborg Gleichaufs Porträt über Gudrun Ensslin geht einen neuen Weg. Natürlich kann auch sie sich nur auf die bekannten Quellen und Zeitzeugen beziehen. Sie bindet jedoch noch anderes Material mit ein – Ensslins Lektüre während ihres Studiums. Das erweitert den Blickwinkel wesentlich. Auf einmal ist Ensslin nicht mehr nur die Pastorentochter aus der schwäbischen, die gegen das strenge Elternhaus rebellierte und in die falschen Kreise geriet. Endgültig kann aber auch Gleichauf die Psyche dieser höchst belesenen und innerlich getriebenen Frau nicht analysieren.

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Gudrun Ensslin (1940-1977) gilt als Mitbegründerin der RAF in Deutschland. Über die RAF und vor allem über ihre prominenten Mitstreiter Andreas Baader und Ulrike Meinhof sind bereits unzählige Bücher, gar Filme erschienen und Urteile gefällt wurden. Doch wie sieht es mit der fleißigen Arbeiterin im Hintergrund, der einstigen Pfarrerstochter Gudrun Ensslin aus? War sie wirklich eine hysterische bis fanatische Terroristin ohne Gewissen?

Die Autorin Ingeborg Gleichauf versucht mit ihrer engmaschigen Persönlichkeitsstudie wie Biografie, sich ein objektives Bild von Ensslin jenseits des vorgefertigten, subjektiven Meinungsmainstreams zu machen. Detailreich, unter Bezugnahme auf Originalbriefe und bereits erschienene Studien nähert sie sich der komplexen Persönlichkeit ihrer Hauptfigur. Überwiegt im ersten Lebensabschnitt mit Kindheit und Schule sowie Studium der Eindruck, dass Ensslin eine disziplinierte und hochintelligente Zeitgenossin gewesen ist, die sich immer ihre Meinung gebildet hat, so ist der zweite Lebensabschnitt geprägt vom Ausbrechen aus Konventionen und einer starken Politisierung. Kurzum, aus dem braven, klugen Mädchen ist eine eigensinnige bis kämpferische junge Frau geworden. Hieran hatte vor allem ihr zweiter Lebensgefährte Andreas Baader sowie die Ermordung Benno Ohnesorgs von 1967 einen großen Anteil. Infolge kappte Ensslin familiäre wie freundschaftliche Bindungen und verschrieb sich voll und ganz dem Kampf gegen die voranschreitende Konsumgesellschaft bzw. alte Nazieliten. Was sich dann ereignete, ist hinlänglich durch die Medien bekannt. Im sog. deutschen Herbst brannten Kaufhäuser, wurden Banken ausgeraubt uvm.

Das Spannende und Neue an Gleichaufs Darstellung ist die Zentrierung auf eine Randfigur des sog. deutschen Terrors.
Bei der Lektüre wird schnell klar, dass Ensslin vor allem eine intelligente Literatin gewesen ist, die stets narrativ dachte und lebte; was auch ihr Germanistik- und Anglistikstudium in Tübingen zeigt. Zudem machte ihr offener Charakter sie zu einem beliebten als auch manipulierbarem Menschen. Sie wollte raus aus der dörflichen schwäbischen Einöde und über philosophische wie literarische Denkmodelle diskutieren. Den hohen Stellenwert des geschriebenen Wortes in ihrem Leben unterstreicht die Autorin auf interessante Weise, indem sie häufig Zitate aus Werken einbaut, die Ensslin zu damaligen Zeit rezipiert hat. Somit ist dieses Sachbuch alles andere als leichte Kost, denn man muss sich in einige Sachverhalte erst hineinlesen, um deren Bedeutung für die Hauptfigur zu verstehen, wird aber danach mit reicher Erkenntnis gesegnet.

Neben diesem literarischen Schwerpunkt überzeugt Gleichauf mit ihrer Beschreibung der Person Ensslin, die keine angepasste Spießerfrau gewesen ist, sondern ihren Sohn Felix in Hochzeiten des RAF-Terrors an den Vater bzw. Verwandte weiterreichte. Denn ein normales Sozialleben kannte sie nicht bzw. war kompliziert, gerade mit einem Mann wie Andreas Baader, der noch verheiratet gewesen ist, als man zusammenzog, an ihrer Seite. Um die Nation wachzurütteln, hat sie alles hintangestellt.
Die Psyche von Ensslin 100%ig zu entschlüsseln, gelingt auch Gleichauf nicht und wird wohl auch keinen nach ihr gelingen, denn die Hauptzeugin - Ensslin selbst - ist längst tot. So bleiben alle Ausführungen zu ihrer Persönlichkeit ab einem bestimmten Punkt hypothetisch. Dennoch ist festzuhalten, dass sich die jugendliche Ensslin diametral von der erwachsenen Ensslin unterschied. Erst aufgeschlossen und wissbegierig und später verschlossen bis revolutionär.

FAZIT
Eine spannende wie interessante Studie zur Person Gudrun Ensslin, die gemäß dem Titel die beiden beherrschenden Themen ihrer Vita "Gewalt" und "Poesie" überzeugend in den Blick nimmt. Aber Fragen bleiben...

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Gudrun Ensslin gehörte zur Führungsspitze der RAF und war zugleich weit mehr: eine literarisch hochgebildete Person. Umfassend beschreibt die Autorin Ensslins geistige wie politische Entwicklung und zeigt, wie aus dem intellektuellen Bürgertum des Nachkriegsdeutschlands gewaltbereite Radikalisierung möglich war.

Gudrun Ensslin, stammt aus einem kinderreichen Pastorenhaushalt. Das ist wohl eine Tatsache die sich nicht widerlegen lässt. Doch das weitere Wissen über ihre Person beruhen viel auf das Wissen und die Quellen des jeweiligen Biographen und auf Erzählungen Beteiligter und auf deren jeweiligen Blickwinkel.
Ingeborg Gleichauf versucht etwas Licht hinter die "Fakten" zu bringen und Gudrun Ensslin und ihre Entwicklung aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.
Frau Gleichauf bleibt dabei so objektiv wie möglich und vermeidet einseitige Interpretationen. Auch wenn die Entwicklung von Gudrun Ensslin schwer nachvollziehbar bleibt gibt sie dem Leser verschieden Deutungsmöglichkeiten und Wege sich ein eigenes Bild zu machen.
Für alle die an Geschichte und Hintergründe der Zeit interessiert sind absolut lesenswert.

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