Realitätsgewitter

Roman

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Erscheinungstermin 14.11.2016 | Archivierungsdatum 20.12.2016

Zum Inhalt

»Das kann nur Julia Zange: Alle zehn Jahre ein Buch schreiben, das man nicht mehr vergisst!« Maxim Biller
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung, wenig Sicherheit. Sehr globalisiert, aber immer noch ganz schön deutsch. Marla funktioniert perfekt. Sie hat immer die richtige Maske auf. Doch plötzlich bekommt ihr hochglänzender Panzer kleine Brüche. Plötzlich ist da eine schwere Traurigkeit, die langsam von ihrem Bauch nach oben spült. Um nicht zu ertrinken, macht sie sich auf den Weg zurück in ihr Heimatdorf. Und landet schließlich auf Sylt. Eine Reise ins Erwachsenwerden und zu sich selbst.
„‘In der Nordsee ist nichts gefährlich!‘, sagt er. Und rennt Richtung Strandkörbe. Ich ziehe mich ganz aus und gehe vorsichtig ins Wasser. Die Wellen werfen mich fast um.“

»Das kann nur Julia Zange: Alle zehn Jahre ein Buch schreiben, das man nicht mehr vergisst!« Maxim Biller
Marlas Leben ist ein einziges Realitätsgewitter. Wenig Sex, viel iPhone. Viel Bewegung...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783351036584
PREIS 17,95 € (EUR)

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Marla lebt in Berlin und hat das Studium abgebrochen. Sie jobbt sich durch die Tage, als ihre Eltern ihr die Unterstützung streichen. Richtig erwachsen fühlt sie sich dabei nicht, eher auf der Suche. Nach was, kann sie nicht festhalten. Nach Halt? Liebe? Zu Hause? Zwischen Männern und Sehnsucht, Medien und einer schicksalshaften Heimreise versucht Marla sich selbst zu finden. Und das merkt sie noch nicht mal, bis es fast zu spät ist.
So kurz der Roman ist, so tief und schwer ist er. Von Anfang an ist da eine kühle Distanz, mit der Marla als Ich-Erzählerin ihr Leben betrachtet. So vollkommen unreflektiert und teilnahmslos lässt sie sich treiben. Von einem Mann zum anderen, von Bekannten zu Jobs. Es sind aneinandergereihte Augenblicke, die das große Ganze nicht etwa vermissen lassen, sondern die Lächerlichkeit zeigen, es zu suchen. Marla packt eine unerklärbare Sehnsucht nach irgendwas.
Zwischen Ablehnung und Pseudo-Leben verliert Marla sich selbst. Egal wie viele Freunde sie auf Facebook hat, sie können die Momente der Einsamkeit nicht verhindern. Und egal, wie sehr sie sich an einen Mann hängt, seine Zurückweisung trifft sie immer wieder. Marla will gar nicht erst erwachsen werden. Sie will stagnieren, immer so bleiben, wie sie gerade ist, in einer nimmerlandartigen Zwischenwelt gefangen. Doch die fehlende finanzielle Unterstützung treibt sie zu einem Broterwerb. Ohne, dass es sofort klar wird, schleichen sich Anzeichen der Veränderung ein. Ein neuer Rhythmus, der nach langen Abenden in Tageroutinen besteht. Ein Realitätsgewitter, dass auf sie niedergeht.
Die verschiedenen Stränge in Marlas Leben und Psyche laufen dabei in einem grotesken Moment zusammen, wenn sie ihre Eltern besucht. Psychologisierung. Marla, die eben noch so distanziert war und eine jugendliche Ignoranz gezeigt hat, gewinnt rasant Tiefe. Alles erscheint in einem anderen Licht und wird einfach mehr. Auch für Marla nicht leicht zu ertragen. Die Realität verwirrt sie. Sie kommt in ihr nicht zurecht.
Ein grandioser Roman, der virtuelle Freundschaften neben reale Begegnungen stellt. Einsamkeit neben dutzende Freunde, eine belebte Unterhaltung neben starres Schweigen. So sehr Marla es leicht fällt, im einen zu bestehen, so haltlos fühlt sie sich im anderen. Die Figurenentwicklung ist dabei nuancenhaft und doch unverkennbar. Sehr realistisch zeigt sich Marlas Suche nach sich selbst wischen den Hürden der Realität. Realitätsgewitter ist deswegen so unschlagbar, weil es detailliert und glaubwürdig ist, bis zum letzten Wort.
Das Marla als zentrale Figur, die einzige bleibt, die wirklich charakterisierbar ist, stört dabei nicht, denn die aufgezeigten Stereotype entstehen ja erst durch ihren Blick. Marla ist keine vorsichtige Beobachterin, sondern urteilt schnell und handelt dann trotzdem anders. Sie ist keine sympathische Figur der Literatur, ist aber so unheimlich menschlich, dass trotz allem eine Identifizierung mit ihr möglich ist. Sind wir nicht alle ein bisschen Marla?

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Marla ist eine junge Frau, mit der sich sicherlich sehr viele junge Frauen gut identifizieren können. Sie steckt voller Widersprüche, gefangen zwischen Ängsten und Hoffnung, zwischen Liebe und Hass. Sie gibt sich wie eine junge Erwachsene, stetig auf der Suche nach menschlicher Nähe, die sie meist nur durch Sex erhält. Dabei sieht ihr Innenleben zumeist ganz anders aus und lässt sie eher wirken wie ein Kind.

Marla lässt sich mehr oder weniger durch ihr Leben treiben und so kommt sie in ihrem Heimatdorf an, wo sie nach langer Zeit mal wieder auf ihre Familie trifft. Dieses Treffen weckt unschöne Gefühle in ihr und ist der letzte Tropfen, der ihr emotionales Fass zum überlaufen bringt. Erschöpft und ausgebrannt fährt sie nach Sylt um zu sich selbst zu finden.

Der Titel „Realitätsgewitter“ passt einfach SO gut zu diesem Buch!

Marlas Innenleben gleicht einem Gewitter sehr – es stürmt und blitzt und donnert in ihr, dass sie oft nicht weiß, wo ihr der Kopf steht.

Die Dinge, die sie tut, und die Menschen, mit denen sie sich umgibt, sind selbstzerstörerisch und das scheint Marla auch zu wissen. Trotzdem hängt sie an jedem menschlichen Kontakt, den sie bekommen kann und entwickelt Gefühle für einen Kerl, der sie behandelt wie den letzten Dreck.

Ihre Freunde sind keine wahren Freunde sondern allerhöchstens Party-Bekannte und Affären und auch familiär erfährt die junge Frau überhaupt keinen Halt. Im Gegenteil stellt sich auch ihre Mutter extrem gegen sie als Marla diese zu Hause besucht. Einzig und allein ihre Mitbewohnerin scheint etwas für Marla übrig zu haben, was wirklich traurig ist.

Traurig ist ein Wort, was Marlas Leben sehr gut umfasst.
Beim Lesen hab ich wirklich mit ihr gelitten und ich hätte sie so gerne geschüttelt oder wahlweise auch an die Hand genommen und ihr einen Weg aus ihrer Dunkelheit gezeigt.

Andererseits hab ich mich auch wahnsinnig gut in sie hineinversetzen können.

Diese destruktive Art, die sie an den Tag legt, kenne ich und glücklicherweise hab ich sie schon einige Zeit lang überwunden. Aber es schmerzte doch so manches Mal, „Realitätsgewitter“ zu lesen. Ich hatte während des Lesens aber auch gleichzeitig die Hoffnung, dass Marla schon irgendwann aus diesem Dschungel an Gefühlen ausbrechen wird, wenn sie nur ihre aktuelle Situation durchhält.

Dass ich mir eine bessere Zukunft für eine Protagonistin wünsche und ihr gerne helfen würde, kommt nicht so häufig bei mir vor. Das ist ein Punkt, der mich sehr berührt und gefesselt hat.

Julia Zange hat mit „Realitätsgewitter“ wirklich ein grandioses Buch geschrieben, das mich mitten ins Herz traf.

Zu Beginn des Buchs dachte ich noch es sei nur eine belanglose Aneinanderreihung von Szenen und Beschreibungen, die nicht wirklich einfallsreich und zumeist unnötig kritisch sind. Doch je weiter ich las desto mehr hab ich verstanden, dass das extrem gut Marlas Unzugehörigkeitsgefühl auszudrücken vermag. Sie hat eine unbestimmte Leere in sich, die sie durch nichts und niemand füllen kann und die sich nur noch mehr vergrößert, je mehr Gefühle sie zulässt.

Oft fragte ich mich auch, wie viel von der Geschichte autobiographisch sein mag.
Empfehlen kann ich dieses Buch für Leser von Lilly Lindner.

Auch das Ende hat mich sehr berührt, generell hab ich das ein oder andere Mal ein Tränchen verdrückt.

Ich bin begeistert von diesem viel zu kurzen Buch und ich hoffe, Julia Zange braucht nicht wieder fast 10 Jahre, um ein neues Buch zu veröffentlichen.

Ich vergebe für diesen kurzen aber intensiven Sturm 5 von 5 Sternen.

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