Rezension zu Zuhören – Die Kunst, sich der Welt zu öffnen von Bernhard Pörksen

Bernhard Pörksen beleuchtet in seinem Buch Zuhören ein Thema, das aktueller kaum sein könnte: die Fähigkeit, anderen wirklich zuzuhören, Empathie zu entwickeln und den Dialog zu suchen. Mit einer Mischung aus philosophischer Tiefe, soziologischer Analyse und praktischen Ansätzen regt er dazu an, den Wert des Zuhörens in einer zunehmend polarisierten Welt neu zu entdecken.

Inhalt: Zuhören als Schlüssel zur Verständigung
Pörksen nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Mechanismen, die das Zuhören verhindern. Er analysiert, warum Menschen oft unfähig sind, sich anderen Perspektiven zu öffnen – sei es aus ideologischer Verhärtung, Angst vor dem Verlust des eigenen Weltbildes oder schlichter Unaufmerksamkeit.

Das Buch wirft Fragen auf, die in verschiedensten gesellschaftlichen Kontexten relevant sind:

Warum hört die Gesellschaft oft nicht auf die Stimmen der Schwachen, etwa die Opfer sexuellen Missbrauchs?
Wieso ignorieren viele die wissenschaftlichen Warnungen vor dem Klimawandel?
Und wie kann man Menschen erreichen, die sich in Filterblasen und Echokammern zurückgezogen haben?
Pörksen liefert nicht nur eine Diagnose der Probleme, sondern auch Lösungsansätze. Er schlägt Methoden vor, wie man empathisches Zuhören trainieren und vertiefen kann, und plädiert für eine neue Offenheit im Dialog.

Stil: Wissenschaftlich fundiert und dennoch zugänglich
Pörksens Schreibstil ist klar, präzise und zugleich einfühlsam. Er verbindet wissenschaftliche Analysen mit philosophischen Reflexionen und anschaulichen Beispielen aus dem Alltag, der Politik und den Medien. Dies macht das Buch auch für Leser ohne akademischen Hintergrund zugänglich.

Besonders beeindruckend ist seine Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Phänomene verständlich zu erklären, ohne dabei die Tiefe seiner Argumentation zu opfern.

Themen: Die Kunst des Zuhörens in einer polarisierten Welt
Das Buch behandelt zahlreiche Themen, die weit über die persönliche Ebene hinausgehen:

Zuhören und Macht: Wie hierarchische Strukturen das Zuhören erschweren und unterdrücken.
Mediale Herausforderungen: Die Rolle von Social Media und klassischen Medien, die oft mehr auf Lautstärke und Provokation setzen als auf Dialog.
Empathie und Verantwortung: Zuhören als Grundlage für ein empathisches Miteinander und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Pörksen zeigt, dass Zuhören nicht nur eine passive Handlung ist, sondern eine aktive, transformative Kraft. Es erfordert Mut, die Bereitschaft, sich selbst infrage zu stellen, und die Fähigkeit, sich auf andere einzulassen.

Stärken des Buches
Relevanz: Das Thema Zuhören ist in einer Zeit von Polarisierung, Populismus und globalen Krisen von enormer Bedeutung.
Praxisnähe: Pörksen liefert konkrete Ansätze und Methoden, die sofort anwendbar sind.
Interdisziplinäre Perspektive: Die Verknüpfung von Soziologie, Psychologie und Philosophie macht das Buch besonders facettenreich.
Inspirierender Ton: Das Buch motiviert dazu, das eigene Verhalten zu reflektieren und aktiv an einem besseren Dialog mitzuwirken.
Schwächen
Gelegentlich könnten Leser, die eher praktische Tipps als theoretische Reflexionen suchen, die philosophischen Exkurse als etwas zu abstrakt empfinden. Dennoch sind diese Exkurse wichtig, um die Tiefe des Themas zu erfassen.

Fazit: Ein Plädoyer für eine bessere Welt durch Zuhören
Zuhören – Die Kunst, sich der Welt zu öffnen ist ein eindringliches, kluges und inspirierendes Buch, das zeigt, wie essenziell das Zuhören für persönliche Beziehungen, gesellschaftlichen Zusammenhalt und globale Verständigung ist.

Pörksen gelingt es, die Leser nicht nur für die Bedeutung des Zuhörens zu sensibilisieren, sondern sie auch dazu zu motivieren, selbst aktive Zuhörer zu werden. Ein Buch, das nachhallt und eine klare Botschaft vermittelt: Zuhören kann die Welt verändern – wenn wir bereit sind, es wirklich zu tun.

Empfehlenswert für alle, die die Kunst des Dialogs erlernen oder vertiefen möchten, und ein Muss für jeden, der sich mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzt.

Ich bin ein große Fan von Bernhard Pörksen und erfreut über dieses unerwartet dicke neue Werk von ihm. Wie man richtig kommuniziert, kann er stets sehr gut erklären. Inwiefern dabei das Zuhören die tragende Rolle spielt, wird in diesem Buch deutlich. Die Theorie vom Ich und Du-Ohr wird nochmal erklärt und Bernhard Pörksen nimmt sich dann die Zeit sie auf die Fragen unserer Zeit genau anzuwenden. Klima, Politik, soziale Netwerke, Journalismen. Bernhard Pörksen macht die Mechnismen deutlich, aber eben auch, wie man sich durch Zuhören dagegen zur Wehr setzen kann. Ich wünsche mir dieses Buch ausdrücklich als Hörbuch.