Einer geht noch
Roman
von Hannes Finkbeiner
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Erscheinungstermin 25.09.2024 | Archivierungsdatum 24.11.2024
Zum Inhalt
Traurig, todkomisch und unendlich schön
Manchmal kommt es knüppeldicke. Diesmal für den Studenten Alo Bergmann. Sein Vater bricht beim gemeinsamen Abendessen in einer Gaststätte zusammen. Herzstillstand. Rettungssanitäter eilen herbei, Fred kommt auf die Intensivstation. Großes Drama. Nur Alos Opa Fidus ist erstaunlich guter Dinge. Der 93-Jährige findet nämlich, der Tod würde grundsätzlich überbewertet, er selbst sei ja schon dreimal gestorben, passiere eben hin und wieder. Steht Alos Großvater unter Schock? Doch da beginnt Fidus seinem Enkel bereits die abenteuerliche Geschichte seiner drei Ableben zu erzählen. Eine Geschichte voller Hoffnung, Eigenheit und Liebe, die vom Kriegsende in der Pfalz in das Barcelona Dalís und zurück führt. Kann das alles wirklich wahr sein? Alo beginnt nachzuforschen. Was er herausfindet, verändert sein Leben und das seiner Familie für immer.
Traurig, todkomisch und unendlich schön
Manchmal kommt es knüppeldicke. Diesmal für den Studenten Alo Bergmann. Sein Vater bricht beim gemeinsamen Abendessen in einer Gaststätte zusammen...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783949465178 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 304 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Einleitendes
In „Einer geht noch“ von Hannes Finkbeiner erleidet Alos Vater einen Herzstillstand. Nicht so schlimm, findet sein 93-jähriger Opa Fidus, der schon dreimal gestorben sein will – aber ein guter Anlass, um seinem Enkel und der Familie die Geschichte seines Lebens anzuvertrauen.
Inhalt
Alo Bergmann, Ende 20, versteht die Welt nicht mehr: Die Ärzte kämpfen um das Leben seines Vaters, doch Opa Fidus ist entspannt – er war schon dreimal tot, keine große Sache, lieber will er über Bintou sprechen, Alos neue Freundin aus den USA.
Während sich Alfred fluchend von dem Herzstillstand erholt, kriegt Alo einen Einblick in die Vergangenheit seines 93-jährigen Großvaters. Kann das wirklich passiert sein – oder ist er bloß ein Geschichtenerzähler?
Eine Familiengeschichte
Das Cover war’s, denn der Titel, der an einen Trinkspruch erinnert, hätte mich nicht angesprochen. So habe ich die Inhaltsangabe des Verlags gelesen, die in Fettdruck Hoffnung und Liebe verspricht – da bin ich dabei.
In „Einer geht noch“ lernen wir die Bergmanns kennen. Der sprunghafte Student Alo ist der Ich-Erzähler, sein Vater Alfredo/Alfred/Fred derjenige, der sich nach seinem Herzstillstand mit Koprolalie herumschlägt. Alos Mutter Marie kehrt der Umstände wegen in das vormals gemeinsame Heim in Bad Dürkheim zurück.
Der wahre Protagonist aber ist Opa Fidus, der anfängt zu sprechen über das, was er erlebt hat. Mit 15, vor fast 80 Jahren, sollte er in den Krieg ziehen, doch es kam anders – und diese Erlebnisse prägten sein ganzes Leben.
Ich mag Geschichten, in denen Kinder etwas über ihre Eltern oder Enkel über ihre Großeltern erfahren. Das ist ein Thema, das uns wohl alle betrifft: Wenn plötzlich etwas lange Zurückliegendes offenbart wird, über das vorher nie gesprochen wurde; wenn sich die Beziehung zwischen den Generationen in eine andere verwandelt, eine ebenbürtigere, nicht mehr der Erwachsene und das Kind, sondern Menschen, die über die Dinge sprechen, die sie geprägt haben.
Zitat:
"Warum erzählst du mir diese ganzen Geschichten eigentlich erst jetzt?"
"Man hat immer noch genügend Jahre, bis man irgendwann nicht mehr genügend Jahre hat", sagte Opa.
Pos. 2027/3876, 52 %
Die Zeit
Den Tod hält er für überbewertet, doch dass die Zeit immer weiterläuft, kann Fidus nicht leugnen. Er hat alles durchlebt: Es war Zeit, Klara näherzukommen, in den Krieg zu ziehen. Es war Zeit, abzuhauen, sich versteckt zu halten und durchzubeißen, zurückzukehren, sich loszusagen. Zeit zu reisen, sich (wieder) zu finden, Eltern zu werden, einzusehen, dass die Vergangenheit immer ein Teil sein wird. Es gab kleine und große Kämpfe auszufechten – und irgendwann war es an der Zeit, loszulassen. Das Leben ist nicht planbar, es macht, was es will, unabhängig davon, ob man bereit ist. Und selbst wenn man es ist, sogar dafür, das Zeitliche zu segnen, tja, dann kommt es anders – und manchmal ist das das Beste, was passieren kann.
Starker Anfang
Zu Beginn war ich voll dabei: Da ist Alo, der um seinen Vater bangt, sein Großvater, der den Stress nicht versteht. Diese Situation, die irritiert und viele Fragen aufwirft, hat mich gepackt. Dazu kommt die dicke Luft, irgendetwas ist los in dieser Familie, doch die Gründe bleiben lange unausgesprochen, sodass man dranbleibt, um herauszufinden, was vorgefallen ist.
Ich mochte vor allem die Schilderungen aus dem Hier und Heute, all das Ungesagte, das an die Oberfläche muss, die seltsam-witzigen, die zarten Momente.
Fidus‘ Geschichte packte mich am Anfang. Die Annäherung an Klara, der Krieg, die Höhle, das habe ich gespannt verfolgt. Nach der Hälfte langweilte mich das Buch. Es kam mir zu lang und ereignisarm vor, lieber hätte ich ins Jetzt umgeschaltet, von dem ich mehr wissen wollte. Aber so ist das nicht, die Vergangenheit gehört dazu, gehört erzählt, gehört gehört.
Es überrascht nicht, dass der Ausgang in „Einer geht noch“ offen ist. Das passt zur Hauptfigur, die mehr Wert auf den Verlauf legt als auf das Ende.
Aufbau/Stil
„Einer geht noch“ besteht aus vier Kapiteln. Der Schreibstil ist einfach, die Sätze sind kurz.
Alo ist der einzige Ich-Erzähler des Romans. Dennoch fiel mir das Umschalten ab und an schwer. Die Vergangenheit, bestehend aus Fidus‘ Einblicken und Briefen, wird lediglich durch drei Sternchen (die manchmal allerdings auch einen Sprung innerhalb derselben Zeit anzeigen) vom Heute getrennt. Es kam teils überraschend und ich brauchte ein paar Momente, um zu realisieren, dass wir zurück bei Alo sind. Wenn man möchte, kann man das positiv sehen, weil es wieder zeigt, wie nah das Geschehene dran ist an der Gegenwart, wie sehr beides zusammengehört. Aber ich hätte mir eine deutlichere Trennung gewünscht, um meinen Lesefluss nicht ständig auf die Probe zu stellen.
Fazit
So unberechenbar und wechselhaft wie das Leben:
Anfangs war ich begeistert, die Story wirkte originell und rätselhaft. Manches mochte ich sehr, sehr gerne, etwa Alos Gedanken und Unsicherheiten, die gefühlvollen Momente. Hannes Finkbeiner hat glaubhafte Charaktere geschaffen, denen man bereitwillig folgt.
Nach der Hälfte langweilte ich mich stellenweise, hatte das Gefühl, es gibt zu viele unwichtige Details und zu wenig Interessantes, wollte lieber ins Hier und Heute um Alo springen.
Das offene Ende harmoniert mit dem Inhalt.
Insgesamt kein schlechtes Buch, im Gegenteil, streckenweise hatte ich viel Spaß beim Lesen. Ich würde wieder zu einem Roman des Autors greifen, sofern es thematisch passt, würde mir dabei mehr von den herrlich irritierenden, humor- und gefühlvollen Stellen wünschen, denn hier ist Hannes Finkbeiner für mich stark.
3,5 *
Der Tod wird überbewertet, wenn man selbst schon mehrfach gestorben ist. Fidus nutzt den Herzinfarkt seines Sohnes, um endlich dem Enkel Alo und dem Rest seiner Familie die Geschichte seines Lebens zu erzählen - inklusive der drei Tode, die er selbst bereits für sich verbuchen kann.
Hannes Finkbeiner erzählt hier eine eigenwillige Lebensgeschichte, aufgehängt an den drei Momenten, in denen Fidus eigentlich hätte sterben sollen. Finkenbeiners wahre Stärke aber liegt nicht in diesem Rückblick, sondern in der unglaublich feinfühligen Balance zwischen Tragik und Komik, die er im Gegenwarts-Handlungsstrang bestreitet und die das Buch zu einer wirklichen Freude machen. Familien sind kompliziert und komplex, und seine Erzählung bringt das in allen Nuancen hervor.
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