Tiefe Gräben

Zwei Weltkriege.
Zwei verlorene Generationen.
Ein gemeinsames Schicksal.
Und eine Frage: Wer ist die Bestie?

In den Gräben des Ersten Weltkriegs kämpfen die Brüder Reinhard und Eberhard am Ende der Hoffnung gegen Gas und Hunger. Als sie versprengt werden, scheint ihr Tod unausweichlich. Doch eine seltsame Begegnung und ein unerwarteter Fund retten ihr Leben. Der Preis dafür besteht im Verlust ihrer Menschlichkeit. Umgehend durchlebt Reinhard eine Metamorphose, die das Tier in ihm weckt. Eberhards Verwandlung in eine Bestie vollendet sich dagegen erst viel später während des Zweiten Weltkriegs und vertieft den Graben, der sich bereits 1916 zwischen den Brüdern aufgetan hat.

Seit Jahrhunderten werden wir Menschen in unseren Albträumen von Kreaturen heimgesucht. Aber vielleicht sind wir schlimmer als sie.

Der Roman ist angesiedelt im Ersten und Zweiten Weltkrieg, ist aber kein reines Kriegsdrama, sondern ein genialer Genre-Mix, der die Antwort auf die Frage, was Krieg aus Menschen macht, ins Phantastische rückt.

„Tiefe Gräben“ erzählt die Geschichte der Brüder Reinhard und Eberhard Sperber, deren Weichen für ihr späteres Leben in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs gestellt werden. Während Reinhard, ausgelöst durch einen Zufallsfund, noch an Ort und Stelle eine unerklärliche Metamorphose durchläuft, gelangt sein Bruder Eberhard zu einer prägenden Erkenntnis, die ihre gesamte Tragweite erst nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt: Wenn der Mensch überleben will, muss er zur Bestie werden.

Der Roman nutzt phantastische Elemente, aber sein Grauen entsteht durch die Realität der Schauplätze. Mit der erfolgreichen Neuverfilmung von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ rückte vor nicht langer Zeit das industrialisierte Dahinschlachten einer ganzen Generation wieder ins kulturelle Gedächtnis. Auch die Hauptfiguren der „Tiefen Gräben“ müssen sich dem Frontkrieg stellen, Gas, Hunger und Maschinengewehren. Der Zweite Weltkrieg begegnet ihnen allerdings in Form der unmenschlichen Verbrechen des Dritten Reichs. „Der Zweite Weltkrieg war kein ,normaler‘ Krieg. Er ist unauflöslich mit den Mordprogrammen der Nationalsozialisten verbunden“, sagt A.K. Buchmann, die mit ihrem Text „Ein Streifzug mit Philosophin“ den introspektiv Kurzprosapreis 2022 gewann. In Anbetracht des erstarkenden Faschismus in unserer Zeit schreibt sie somit nicht nur gegen das Vergessen an.