Möge der Tigris um dich weinen
Roman
von Emilienne Malfatto
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Erscheinungstermin 27.02.2023 | Archivierungsdatum 17.08.2024
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Zum Inhalt
Im heutigen ländlichen Irak, an den Ufern des Tigris, überschreitet ein junges Mädchen das absolute Verbot: noch vor der Verlobung lässt sich auf eine Liebesaffäre mit ihrem Geliebten ein. Der junge Mann stirbt unter Bomben, das Mädchen ist schwanger: Damit ist ihr Schicksal besiegelt und lässt sich nicht mehr aufhalten.
Während die unerbittliche Mechanik der Konventionen in Gang gesetzt wird, entfalten sich die Familienmitglieder zu einem Reigen stummer Schatten unter dem schützenden Blick von Gilgamesch, dem mesopotamischen Helden, der das Gedächtnis des Landes und der Menschen in sich trägt. Aber niemand gelingt es, sich gegen die Traditionen und das unausweichliche Schicksal zu erheben.
Inspiriert von den komplexen Realitäten des Irak, den sie aufgrund ihrer Arbeit als Fotografin sehr gut kennt, lässt Emilienne Malfatto die Leser*innen auf subtile Weise in eine geschlossene Gesellschaft eindringen, die von männlicher Autorität und dem Ehrenkodex regiert wird.
»Die Magie der Literatur ermöglicht es, auf knapp 100 Seiten die ganze Komplexität eines Landes zu erzählen, seine patriarchalische Kultur zu beschreiben, acht Personen zu porträtieren und sogar einen Fluss, den Tigris, zu Wort kommen zu lassen. (…) Emilienne Malfatto gelingt es aufgrund ihrer Erzählkunst und ihres Schreibstils wunderschön, Lyrik und Intensität miteinander zu verbinden.« Le Figaro
Im heutigen ländlichen Irak, an den Ufern des Tigris, überschreitet ein junges Mädchen das absolute Verbot: noch...
Vorab-Besprechungen
»Die Magie der Literatur ermöglicht es, auf knapp 100 Seiten die ganze Komplexität eines Landes zu erzählen, seine patriarchalische Kultur zu beschreiben, acht Personen zu porträtieren und sogar einen Fluss, den Tigris, zu Wort kommen zu lassen. (…) Emilienne Malfatto gelingt es aufgrund ihrer Erzählkunst und ihres Schreibstils wunderschön, Lyrik und Intensität miteinander zu verbinden.« Le Figaro
»Die Magie der Literatur ermöglicht es, auf knapp 100 Seiten die ganze Komplexität eines Landes zu erzählen, seine patriarchalische Kultur zu beschreiben, acht Personen zu porträtieren und sogar...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783949545306 |
PREIS | 16,00 € (EUR) |
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Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Ein Buch, das entsetzt und zum Denken bringt, keine Sensationsgeschichte. Im Irak der Gegenwart gilt das alte patriarchale Gesetz. Die Ehre ist wichtiger als das Leben. Keiner wagt auszubrechen. Ein uneheliches Kind kann nicht toleriert werden.
Erzählt wird aus Sicht aller Familienmitglieder, eingefügt sind Zitate aus dem Gilgameschepos.
Dieses sehr kurze Büchlein hat die emotionale Gewalt und den Ausdruck eines 500 Seiten Buches.
Die Autorin beschriebt hier die letzten Stunden einer jungen Frau, die im Irak lebt. Sie hat den Fehler begangen, sich auf einen Mann einzulassen ohne mit ihm verheiratet zu sein. Er hatte es ihr versprochen, sobald er aus dem Krieg wiederkommt, wollen sie heiraten. Doch er stirbt und nun ist sie unverheiratet und schwanger, was in dieser Kultur die größte Schande der Familie darstellt. Der große Bruder, der die Rolle des Vaters eingenommen hat, nach dem dieser verstarb, hat nun die Aufgabe die Ehre der Familie zu retten. Dies endet also im Tot für die junge Frau und ihrem ungeborenen Kind.
Die Autorin lässt die einzelnen Familienmitglieder sprechen und berichten, wie sie die Sache wahrnehmen und wie sie dazustehen, dass die Ehre gerettet wird. Auch der Fluss Tigris kommt zu Wort und berichtet von einem einst fruchtbaren und schönen Land, welches jetzt voll Blut ist.
Die Geschichte ist sehr lyrisch geschrieben und intensiv. Uns wird gezeigt, dass die Frauen, wenn sie verheiratet sind nur im Haus sein dürfen, die Aufgaben dort erledigen, immer mit einem Schleier sich verdecken müssen und nie laut lachen und nur wenig reden dürfen. Sie soll für den Mann da sein und ihm gehorchen und Kinder bekommen, mehr braucht sie nicht im Leben. Und die Familienehre geht hier über alles. Es ist also besser eine tote Tochter zu haben, deren Erinnerungen ausgelöscht werden, als eine Tochter, die lebt und ein Kind zur Welt bringt, obwohl sie unverheiratet ist.
Ein namenloses, junges Mädchen wird im heutigen, ländlichen Irak vor der Ehe schwanger. Das neue Leben in ihr wird gleichzeitig auch zu ihrem Todesurteil, denn Ehre ist immer noch wichtiger als Leben.
Die Autorin lässt unterschiedliche Personen zu Wort kommen, vieles bleibt angedeutet, verschleiert in Symbolen. Daher ist es ratsam, sich vor oder während des Lesens mit dem Gilgamesch-Epos, den Golfkriegen sowie mit dem Fluss Tigris, der im Text immer wieder zu Wort kommt und die Geschichte des Landes mit sich trägt, zu beschäftigen. Das Schicksal des Mädchens bleibt jedoch unausweichlich.
Die Autorin Emilienne Malfatto, die den Irak als Journalistin und Fotografin häufig bereiste, hat einen kurzen, aber sehr eindringlichen sowie lyrischen Text geschaffen, der noch lange nachhallt und 2021 mit dem Prix Goncourt du premier roman ausgezeichnet wurde. Auch die Übersetzerin Astrid Bührle-Gallet ist mit diesem Roman für den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises "Neue Talente" nominiert.
Ein intensives Leseerlebnis und ein besonderer Verlag!
Wahnsinnig bewegend und nachhallend. Dieses buch wird mich noch lange beschäftigen. Es ermöglicht dem leser einen kleinen Einblick in eine Struktur und Kultur, die unserer weit entfernt ist.
Emilienne Malfattos Roman „Möge der Tigris um dich weinen“ handelt von den tief verwurzelten patriarchalischen Strukturen des ländlichen Iraks. Auf wenigen Seiten werden sehr eindringlich und intensiv nicht nur die Tragik einer jungen Frau erzählt, sondern auch die stumme Resignation und das unbarmherzige Schicksal, dem sich alle Figuren in dieser abgeschlossenen, vom Krieg gezeichneten Gesellschaft beugen müssen.
Ein junges Mädchen wird schwanger von einem Freund ihres älteren Bruders, obwohl sie nicht verheiratet sind. Was in liberalen Gesellschaften kein Problem wäre, bedeutet für sie im Irak den sicheren Tod. In der Zeit, in der sie auf die Ankunft ihres älteren Bruders, ihres Mörders, wartet, kommt nicht nur sie selbst zu Wort, sondern auch alle Familienmitglieder denken über ihre Rolle in diesem grausamen System nach. Daneben berichtet auch der Tigris vom Glanz vergangener Zeiten und vom Leid, das der Fluss nun mitansehen muss.
Malfattos Schreibstil ist lyrisch und kraftvoll. Die Autorin und auch die deutsche Übersetzerin schaffen es schonungslos und doch voller Poesie hinter die Fassade der Familie zu schauen. Besonders beeindruckend fand ich dabei die Art und Weise, wie Malfatto es schafft, die stumme Resignation der Figuren und die unerbittliche Mechanik der Konventionen darzustellen. Damit ist der kurze Roman sicherlich keine leichte Lektüre, sondern emotional mitnehmend, aufgrund von Inhalt und Sprache aber eine absolute Empfehlung.