Hochzeit in Wien
Roman
von Marianne Philips
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Erscheinungstermin 11.10.2023 | Archivierungsdatum 04.04.2024
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Zum Inhalt
Ein Tag, der das ganze Leben erzählt
Wien, Juni 1933. In der Luftbadgasse 12 feiern Hausbesitzer Hodl und seine Frau goldene Hochzeit. Doch das Haus vereint noch andere Schicksale unter seinem Dach. Der Jude Meyer Jonathan wartet auf seinen Enkel Daniel, der im antifaschistischen Widerstand arbeitet. Das geregelte Leben von Rosita gerät durcheinander, als plötzlich ihre große Jugendliebe vor ihr steht. Die ehemalige Operndiva Maria Ritter versucht, dem begabten Geiger Paul zu einer Karriere zu verhelfen, der jedoch viel lieber mit seinen Katzen in den Tag hineinlebt. Und just an diesem Tag erblickt ein Enkelkind der Hodls das Licht der Welt. Ein herrlicher Tag also - doch hört man nicht schon das unheimliche Grollen unsäglicher Geschehnisse, die sich über Europa zusammenbrauen?
Meisterhaft und einfühlsam erzählt die brillante niederländische Schriftstellerin Marianne Philips von schicksalhaften Begebenheiten am Vorabend der großen Katastrophe.
Ein Tag, der das ganze Leben erzählt
Wien, Juni 1933. In der Luftbadgasse 12 feiern Hausbesitzer Hodl und seine Frau goldene Hochzeit. Doch das Haus vereint noch andere Schicksale unter seinem Dach...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783825153694 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 248 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Interessante Einblicke in das Wiener Leben der dreißiger Jahre.
Wie kann man Geschichte besser erleben, als anhand dem Leben der mehr oder weniger normalen Menschen? So erzählt die Autorin uns die Geschichte der Bewohner eines Hsuses in Wien. Da steht eine goldene Hochzeit an, da ist rine ältere Diva und viele weitere bunte Personen. Es passiert so einiges in diesem Haus, alle haben ihre Sorgen und Freuden und keiner von ihnen ahnt welche Katastrophe sich über Europa ausbreitet....
Mit dem Buch sind wir mitten bei den Menschen und die Autorin erzählt mitreißend deren Geschichten. Man schwankt zwischen den einzelnen Personen hin und her und erfährt so einen Querschnitt durch die Wiener Bevölkerung der dreißiger Jahre. Gut erzählt.
Dieser Roman spielt in Wien in den 1930er Jahren. Hauptpersonen sind mehr oder weniger normale Menschen, die alle im selben Haus in Wien leben. Man folgt den Ereignissen im Haus und alle Charaktere haben ihre Herausforderungen und Freuden. Weil alle mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, ahnt niemand von ihnen, welche Katastrophe bald kommen wird ...
Das Buch gibt interessante Einblicke in das Wiener Leben der dreißiger Jahre. Spannend und emotional erzählt die Autorin die Geschichte von ganz normalen Menschen. Interessant und unterhaltsam zugleich.
Die Goldene Hochzeit des Hausbesitzerehepaares Johannes und Resi Hodl in der Wiener Luftbadgasse 12 bildet die Rahmenhandlung dieses historischen Romans der Autorin Marianne Philips (1886 – 1951), die das Haus und die unmittelbare Umgebung bei einem dreimonatigen Wienaufenthalt kennengelernt hat, weil sie dort gewohnt hat.
In diesem typischen Winer Zinshaus leben die unterschiedlichsten Menschen. Zunächst einmal das saturierte Hausbesitzerpaar Hodl mit seinen erwachsenen Kindern, die beiden verarmten ehemaligen Gräfinnen Paula und ihre Tochter Lili, von Wernizek-Bolnanyi, die kaum mehr ihr Leben fristen können. Daneben kann Fräulein Goldös, Hauptkassiererin in einem traditionsreichen Kaufhaus, die durch die Heirat mit dem Otto Wernizek-Bolnanyi, dem zufällig auf Besuch kommenden Verwandten der Gräfinnen, dem Elend in Wien entrinnen. Die einst berühmte Sängerin Maria Ritter ist ohne Engagement und besucht die ehemalige Stätte ihrer Wirkung auf dem Stehplatz und drängt den menschenscheuen Musikstudenten Paul Wolùk auf der Goldenen Hochzeit zu musizieren.
Ein besonderer Mitbewohner ist auch der Tempelschreiber Meyer Jonathan, dessen Enkel Daniel, ein Jura-Student, von der Polizei verhaftet wird. In diesen beiden Figuren offenbart sich der immer stärker werdende Antisemitismus und Faschismus der Stadt.
Alle diese Hausbewohner treffen sich auf dem Fest des goldenen Hochzeitspaares.
Meine Meinung:
Marianne Philips hat während ihres dreimonatigen Aufenthalts in Wien die Menschen der 1930er-Jahre sehr genau beobachtet. Die Wahl von Hitler zum Reichskanzler löst bei ihr eine Schreibblockade aus, sodass sie ihren Roman mehrere Monate nicht weiterführen kann. Sie wird Friedensaktivistin und hilft Juden und Kommunisten. Ein Teil dieser Aktivitäten sind in die Figur des Daniel Jonathan eingeflochten.
Marianne Philips muss während der Besetzung der Niederlande durch die Nazis untertauchen. Über diese Zeit wird sie nie sprechen. Sie stirbt 1951 nach jahrelangem Leiden an einer schweren Form von Arthritis.
Wo liegt es nun das Haus Luftbadgasse 12 und was ist so besonders an dem Haus? Das Haus liegt im 6. Wiener Gemeindebezirk zwischen Naschmarkt und Esterházy-Park. Es stammt ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert. Es ist ein typisches Zinshaus in der damaligen Vorstadt mit Pawlatschen und einem Salettl im Innenhof. Die Gasse wurde 1862 nach dem ersten Wiener Heilluftbad, dem in unmittelbare Nähe gelegenen „Esterházybad“ benannt. Zuvor hieß die Gasse ziemlich zutreffend „Obere Gestättengasse“, denn die Gasse ist eine Sackgasse. Das Esterházybad existierte übrigens bis 1982, dann wurde es abgerissen. Ich bin auf meinem Weg in Grundschule an der Luftbadgasse vorbeigekommen.
Das Coverbild zeigt leider nicht die Luftbadgasse, sondern gewährt einen Blick auf die Mariahilfer Straße, ein Stück weiter stadteinwärts. Es passt aber dennoch ganz gut, denn das Fräulein Goldös arbeitet beim „Korngross“, einem der Traditionskaufhäuser auf der Mariahilfer Straße, das Einheimische sofort als „Gerngross“ identifizieren. Das größte Wiener Kaufhaus ist schon zu Beginn der 1930er-Jahre Ziel antisemitischer Angriffe.
Der Schreibstil wirkt ein wenig antiquiert, da das Buch nur ganz behutsam der neuen Rechtschreibung angepasst worden ist. Allerdings kann dies auch an der Übersetzung liegen. Zahlreiche typisch wienerische Ausdrücke werden gebraucht. Deshalb kommt auch die beklemmende Stimmung sehr gut zur Geltung und lässt de Zustände im Haus Luftbadgasse 12 bildhaft auferstehen.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Bild der 1930er-Jahre 4 Sterne.
Wien durchs Mikroskop
Wie durch ein Mikroskop erlebt der Leser dieses Romans einen Tag im Jahr 1933 in Wien. Das Ehepaar Hodel, stolze Besitzer eines Mietshauses in einem der einfacheren Viertel in Wien, feiert Goldene Hochzeit, und der Leser erlebt diesen Tag mit. Nicht nur aus der Sicht des Jubelpaares, sondern er erlebt auch mit, was die übrigen Bewohner des Hauses an diesem Tag so alles bewegt: die verarmte Adlige, die ehemalige Operndiva, der jüdische Großvater, die unverheiratete Buchhalterin und viele andere. Zusammengenommen ergeben dieses vielen Einzelbilder ein Panoptikum dieser speziellen Zeit, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg.
Die einzelnen Personen werden sehr differenziert und liebevoll geschildert, die Sprache ist bildhaft, aber nicht kompliziert. Das alles ergibt eine herrlich entschleunigte und ungemein interessant Lektüre.
Ein großes Haus, viele Familien und Mieter die darin leben und jeder hat sein eigenes Schicksal zu tragen. Das Buch erzählt über die einzelnen, die alle an einem Tag an dem Ort erscheinen, wo der Vermieter goldene Hochzeit im Haus feiert. Jedes Leben wir hier aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Einfach wunderbar...