Marschlande

Roman

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Erscheinungstermin 30.08.2023 | Archivierungsdatum 30.10.2023

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Zum Inhalt

Zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen – der Wunsch nach Selbstbestimmung, der sie verbindet

»Marschlande« ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Jarka Kubsova

Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein – und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.

»Jarka Kubsova erzählt furios und aufrüttelnd von zwei Frauen, die eine lebte um 1580, die andere in unserer Gegenwart, und an beiden Schicksalen lässt sich wunderbar ablesen, wie klein die Entwicklungsschritte im Feminismus bisher sind. Dieser Roman hallt nach und ist allerfeinster Lesestoff.« 
Daniela Dobernigg, cohen+dobernigg BUCHHANDEL

»Lesenswert bis zur letzten Seite und für mich der Roman des Jahres.«
Karla Paul, Buchkolumne über »Bergland«


Zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen – der Wunsch nach Selbstbestimmung, der sie verbindet

»Marschlande« ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Jarka Kubsova

Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783103974966
PREIS 24,00 € (EUR)
SEITEN 320

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Dieser Roman hat mich mehr als überrascht und ist somit für mich eins der Lesehighlight des Jahres. Die Bestseller-Autorin Jarka Kubsova erzählt hier in zwei Zeitebenen den Lebensweg zweier Frauen , die um ihr selbstbestimmtes Leben kämpfen, im Jahr 1580 Abelke Bleken, und Jahrhunderte später, im Diesseits, Britta Stoever. Schauplatz und sogar an identischer Stelle: Das Hamburger Marschland. Damals war das Leben für unabhängige Frauen lebensgefährlich. Wer nicht passte, wurde verdrängt, um Land und Besitz beraubt und sogar als Hexe verurteilt und verbrannt. Fast fünfhundert Jahre später kommt Britta Stoever einer dieser Sagen um Abelke auf der Spur, tragisch, rührend und grausam zugleich. Es öffnet ihr die Augen und sie zieht Bilanz: Gibt es im Heute noch Parallelen zu damals, vor allem im gesellschaftlichen Status einer Frau? Was ist nur mit Ihrem Leben passiert?
Ein gut geschriebener und zu lesender Roman, der mich sofort eingesogen und berührt hat, und nicht nur eine faszinierende Geschichte, sondern auch interessante Ansätze bietet. Sollte Frau gelesen haben. Ich meinerseits bin glücklich, dass ich es lesen durfte. Absolute Leseempfehlung.

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Frauen jetzt und vor 500 Jahren

Die Schriftstellerin Jarka Kubsova
hat ihren Roman Marschlande in zwei Zeitebenen eingefangen.

In der heutigen Zeit geht es um Britta Stöver. Sie und ihr Mann ziehen nach dem Hamburger Marschland. Sie habe zwei Kinder und der Mann verlangt, das sie zu Hause bleibt und die Kinder erzieht.
So wird sie lange aus ihrem Beruf herausgerissen.
Fünfhundert Jahre früher lebte Abelke Beken in der gleichen Gegend. Sie war alleinstehend und bewirtschaftete einen Hof. Zu der Zeit war es Frauen auch nahegelegt einen Mann zu nehmen und viele Kinder zu bekommen.

Die Geschichte um Sie kann ,an auf Wikipedia nachlesen. Sie wurde als Hexe verbrannt.
Die Autorin hat um sie herum eine gute Geschichte geschrieben.

Britta will eine Heimatchronik über Abelke schreiben.

Es ist interessant ihre Erlebnisse auf dem Land mitzuerleben. Schlie0lich hatten sie erst in Hamburg gelebt.

Der Roman ist spannend und berührend.

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Britta Stoever zieht mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern ins Marschland bei Hamburg. Sie unternimmt Streifzüge durch das Dorf und stößt dabei auf die Geschichte von Abelke Belke, die Ende des 16. Jahrhunderts direkt in der Nähe gelebt hatte. Davon fasziniert forscht sie nach und lernt dabei den Ort und die Menschen ihrer neuen Heimat genauer kennen.

Karla Kubsova erzählt ihre fiktive Geschichte über Britta und Abelke, die real existierte und tatsächlich als Hexe verbrannt wurde, abwechselnd in zwei Erzählsträngen. Die Verbindung entsteht durch Brittas Interesse an der ungewöhnlichen Frau und den Nachforschungen, die sie deshalb anstellt. „Marschlande“ ist mitreißend geschrieben, besonders Brittas Part ist der Motor der Geschichte. Da ist es fast schon nebensächlich, dass die Erzählung rund um Abelke einen Tacken mehr Spannung vertragen hätte können.

Der Roman ist in erster Linie ein Frauenroman, bei dem Männer - auch die aus der Gegenwart - eher schlecht wegkommen, aber das ist das Besondere daran und darf auch so sein. Ein (leicht feministisches) Lesevergnügen!

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Nach dem fantastischen "Bergland" wieder ein wunderbares Buch von Jarka Kubsova!

Der Roman erzählt von Britta Stoever, welche in der heutigen Zeit aufs Land zieht. Genauer in die Marschlande. Zuerst hat sie Mühe mit der Veränderung, erfährt jedoch von Abelke Bleken, welche vor 500 Jahren an diesem Ort als Hexe verbrannt wurde. Diese Geschichte weckt ihre Neugier und sie beginnt zu forschen und erfährt dabei auch mehr über die Region.

Packend und gekonnt verknüpft Jarka Kubsova die beiden Frauen und den Handlungsort Marschlande miteinander!
Ein tolles Buch!

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In derLandschaft ist die Dramatik ihrer Geschichte verborgen. Die junge Mutter spürt dem tragischen Schicksal nach, das Abelke vor fünfhundert Jahren unweit der Elbe erlitt. Wir fühlen mit der tapferen Frau damals, die sich gegen die Missgunst ihrer männlichen Nachbarn wehrte wie auch mit Britta, die sich heute auf ganz andere aber doch auch ähnliche Weise behaupten muss.

Ein Roman, der einen mitfühlen lässt und der einen nicht aus seinen Bann lässt. Zweifellos ein ganz großes Highlight des Herbstes.

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Unsere Welt ist auf Männer ausgerichtet. Seit Jahrhunderten bestimmen Männer die Geschichte. Frauen werden durch patriarchalische Strukturen entmachtet und klein gehalten. Die Hexenverbrennung war zu diesem Zweck ein willkommenes Geschenk. Es wird Zeit, die Geschichte einiger Frauen neu zu erzählen:

Abelke lebt um 1580 im Marschland vor Hamburg. Sie hat als einzige Tochter einen Hufnerhof geerbt und führt ihn als alleinstehende Frau eigenständig. Bis sie als Hexe verurteilt und verbrannt wird.

Britta zieht mit ihrer Familie in unserer Zeit ins Marschland vor Hamburg. Was erhofft die Familie sich auf dem Land ? Ruhe, Zufriedenheit und Familienzeit? Britta hadert mit ihrer Situation - Carearbeit, Teilzeitfalle und ihrem Außenseiterdasein in einer Dorfgemeinschaft.

Zwei Frauen - gefangen in den Fallstricken ihrer Zeit. Jede versucht sich frei zu machen- auf ihre eigene Art. Wie kann es sein, dass zwei Schicksale so ähnlich sind, obwohl sie durch Jahrhunderte getrennt sind. Die systematische Unterdrückung von selbstständigen Frauen, die Verfolgung als Hexe, die Entziehung von Eigentum und der Ausschluss berufstätiger Frauen von ihrem erlernten Beruf hat System. Kern ist ein jahrhundertealtes Machtgefüge, das mit seine Auswirkungen bis in unsere heutige Gesellschaft spürbar ist und Frauen systematisch von Macht, Eigentum und Geld ausschließen will.

Karla Kubsova Buch über Abelke und Britta ist eine Erzählung über Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Über Machtstrukturen, die Männern zum Erfolg verhelfen und Frauen in die Mittellosigkeit treiben. Kubsova schreibt leicht und unaufgeregt über diese Ungerechtigkeiten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen. Dieses Buch zeichnet ein feines Bild des Lebens im Marschland, dem Speckgürtel von Hamburg - im 16. Jahrhundert und in unserer Zeit.

Diese Geschichte weckt den Wunsch mehr über vergessene Frauen wie Abelke zu erfahren - ganz sicher gibt es diese Art von Geschichte auch in meiner/Ihrer Gemeinde. Es wird Zeit, diese Frauen wieder in das Licht der Öffentlichkeit zu ziehen und ihre Geschichte richtig zu erzählen.

Unbedingt lesen! Das perfekte Buch für stürmische und dunkle Herbstabende!

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Marschlande von Jarka Jubsova ist ein wunderschön geschriebenes Buch. Es erzählt von zwei Frauen, die eine lebt in der Jetztzeit, die andere 500 Jahre früher. Die zwei Erzählstränge machen das Buch so interessant. Ich werde es auf jeden Fall weiterempfehlen! Danke

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Ein gut verkäuflicher Roman für alle Hansen Fans, interessante Personen, gute Geschichte, allerdings hat mir das 1. Buch von ihr besser gefallen

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Was für ein tolles Buch! Auf jeden Fall eine Leseempfehlung wert. Ich war von der ersten Seite an gefangen.

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Die Geografin Britta Stoever hat mit ihrer Familie in Hamburg gelebt und der Kinder wegen beruflich zurückgesteckt. Doch nun zieht sie ihrem Mann zuliebe ins Marschland. Das Energieeffizienzhaus, für das er sich ohne Britta entschieden hat, gefällt ihr nicht und auch sonst kommt sie nicht an. Als sie die Gegend erkunden will, fällt ihr ein Straßenschild „Abelke-Bleken-Ring“ ins Auge. Sie will wissen, wer diese Frau war und stößt bei ihren Recherchen auf eine Hexenverbrennung im 16. Jahrhundert.
Abelke war eine selbstbewusste und selbständige Frau, die sich von niemanden sagen lassen wollte, wie sie ihr Leben zu führen hat. Als Tochter eines reichen Bauern übernimmt sie den Hof nach seinem Tod und bewirtschaftet ihn ohne Ehemann. Das ist in jener Zeit ungewöhnlich und sie hat auch Neider, weil sie das erfolgreich macht. Doch dann schlägt die Natur zu und schnell ist eine Schuldige ausgemacht. Ein Scheiterhaufen wird aufgebaut und Abelke als Hexe verbrannt.
Je mehr Britta in die Geschichte von Abelke eintaucht, umso mehr erkennt sie, was in ihrem Leben nicht richtig läuft. Die Differenzen zwischen den Ehepartnern werden immer offensichtlicher und schon bald läuft alles auf eine Trennung hinaus.
Die Autorin Jarka Kubsova hat einen wunderbaren Roman geschrieben über zwei Frauen, die in unterschiedlichen Zeiten leben und beide ein selbstbestimmtes Leben führen möchten. Der Handlungsstrang um Abelke Bleken hat mir dabei viel besser gefallen als der um Britta Stoever. Abelke widersetzt sich den Gepflogenheiten ihrer Zeit und so kommt es, wie es damals kommen musste. Britta dagegen wollte Familie und Beruf unter einen Hut bringen, auch weil ihr Mann sie bedrängt hat, und hat sich dabei selbst vergessen. Beruflich hat sie durch ihre Auszeit keine Chance mehr in ihrem Job.
Dieser Roman lässt sich sehr angenehm lesen und hat mir gut gefallen.

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Eingesogen innerhalb zweier Tage: mein neuer Empfehlungsliebling mindestens für die Herbst/Wintersaison!
Jarka Kubsova hat ein durchweg spannenden und packenden Roman geschrieben. Sie hat es ganz hervorragend geschafft, zwei Frauenleben, die durch ein halbes Jahrtausend getrennt sind, nebeneinander zu beschreiben. Mehr noch, sie hat Gemeinsamkeiten dieser beider Leben sehr behutsam und glaubwürdig aufgezeichnet.
Unbedingt lesen!

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*Bewegende Frauenschicksale*
In ihrem neuen bewegenden Roman „Marschlande“ widmet sich die in Deutschland lebende Bestseller-Autorin Karla Kubsova zweier interessanter Frauenschicksale, die trotz der vielen dazwischenliegenden Jahrhunderte erstaunlich viele Parallelen aufweisen und von Ungerechtigkeit und Ungleichheit geprägt sind. In ihrem Roman erzählt die Autorin über zwei Frauen, die in den Fallstricken ihrer Zeit gefangen sind und jede auf ihre Art versucht sich von diesen zu befreien.
Heute wie damals, so führt uns die Autorin anschaulich und ernüchternd vor Augen, erfahren Frauen alltäglich Ausgrenzung, Unterdrückung, Willkür und Ungerechtigkeiten, die nachhaltige Auswirkungen auf ihre Lebensgeschichten und ein selbstbestimmtes Leben haben.
Der lebendige, eindringliche Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend und lässt sich angenehm lesen. Die Verwendung des Marschländer Platts in vielen Dialogen vermittelt zudem ein tolles authentisches Flair
Angesiedelt ist der Roman in den titelgebenden Marschlande, einer im Südosten Hamburgs gelegenen, überaus fruchtbaren Landschaft, die zusammen mit den benachbarten Vierlanden zum Urstromtal der Elbe gehörte und heute der „Gemüsegarten Hamburgs“ genannt wird. Hervorragend haben mir insbesondere die eindrucksvollen, atmosphärisch dichten Natur- und Landschaftsbeschreibungen der einzigartigen Marschlande und der unterschiedlichen Handlungsorte gefallen, die mich hautnah den Zauber und die Unerbittlichkeit der Natur haben spüren lassen
Der Roman ist auf zwei unterschiedlichen, einander abwechselnden Zeitebenen angelegt, die fast 500 Jahre Abstand zueinander haben. Gekonnt verwebt die Autorin die im Mittelalter angesiedelte Handlung rund um die beklemmende Lebensgeschichte der historisch verbürgten Persönlichkeit Abelke Bleken mit den fiktiven Geschehnissen rund um die Protagonistin Dr. Britta Stoever in der Gegenwart zu einer mitreißenden und bewegenden Geschichte. Durch einen Wechsel der Handlungsstränge und den verschiedenen Schauplätzen wird der Spannungsbogen allmählich gesteigert. Sehr informativ und fesselnd war für mich insbesondere der sorgsam recherchierte historische Handlungsstrang, der uns in eine längst vergangene Welt eintauchen lässt, und mich mit seiner Intensität zunehmend in den Bann gezogen hat. Hierin erzählt die Autorin die ergreifende und auf Tatsachen basierende Geschichte der einfachen, alleinstehenden Bäuerin Abelke Bleken, die Mitte des 16. Jahrhunderts in den Hamburger Marschlanden nach dem Tod der Eltern allein einen großen Hof geführt hatte, durch die Allerheiligenflut im Jahr 1570 in Not geriet und enteignet, als Hexe wegen Schadenszauber verklagt und im Jahr 1583 verbrannt wurde.
Im Erzählstrang der Gegenwart haben wir Anteil am Leben von Britta, einer Geografin und Mutter, die kürzlich mit ihrer Familie von Hamburg in die Marschlande gezogen ist und sich dort einzuleben versucht. Eher zufällig stößt sie auf die jahrhundertealte Sage über die sonderbare Einzelgängerin und „Hexe“ Abelke Bleken und entdeckt schon bald Unstimmigkeiten in den tradierten Erzählungen. So beschließt sie schließlich eingehendere Recherchen zu Abelkes tragischer Biografie anzustellen. Sehr anschaulich hat die Autorin Brittas eindrucksvolle Suche nach den Hintergründen für Abelkes trauriges Schicksal herausgearbeitet, der als alleinstehende, unabhängige Bäuerin mit einem stattlichen Hof von den Obrigkeiten und missliebigen Nachbarn übel mitgespielt wurde. Je mehr Britta bei ihren Nachforschungen übe diese „vergessene Frau“ und die damaligen Machtstrukturen herausfindet, desto mehr wird sie sich auch über ihr eigenes Leben und die Gründe für ihre zunehmende Unzufriedenheit mit ihrer privaten Situation im Klaren.
Hervorragend ist der Autorin die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichung ihrer Protagonistinnen gelungen, die lebendig und glaubhaft wirken. Ein besonderes Highlight war für mich die liebevoll und authentisch ausgearbeitete Figur von Abelke Bleken, eine bemerkenswerte, charakterstarke Frau, die ihrer Zeit um einiges voraus war. Auch die aufschlussreichen Einblicke in das historische Umfeld sind sehr lebendig und stimmig veranschaulicht und hielten etliche lehrreiche Episoden sowie neue Erkenntnisse zum damaligen Leben in den Hamburger Marschlanden und den vielfältigen Regeln der ständischen Gesellschaft für mich bereit. Nicht ganz erreichen und durchgängig fesseln konnte mich allerdings der Handlungsstrang in der Gegenwart mit Britta und ihrer Familie, deren Verlauf bisweilen etwas ereignislos glatt und zu konstruiert wirkte.
Abgerundet wird der Roman durch ein interessantes Nachwort, in dem die Autorin ausführlich auf den historischen Kontext und die zu Abelke Bleken überlieferten historischen Fakten ein, die sie im Rahmen ihrer fundierten Recherchen zusammenstellen konnte.
So ist diese beklemmende, nachdenklich stimmende Geschichte auch eine Hommage an Abelke Bleken und die unzähligen Menschen, die Opfer von Verfolgung, Enteignung, Willkürakten der Obrigkeiten oder der Hexenverfolgung wurden. Sie weckt auf jeden Fall auch den Wunsch mehr über die unzähligen „vergessenen Frauen“ in unserer Region und ihre tragischen Schicksale zu erfahren und ihr Andenken zu bewahren!

FAZIT
Ein eindrucksvoll erzählter, bewegender Roman, der zum Nachdenken anregt und noch länger nachwirkt!

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Diese 2 Frauenschicksale berühren! Da ist Britta, die im Hier und Jetzt merkt, dass sie als Ehefrau und Mutter in eine Sackgasse geraten ist. Und da ist Abelke, eine Bäuerin im 16. Jahrhundert, die so selbständig sein will und so abhängig gemacht wird. Und da sind die Marschlande, wo die Natur schön und brutal zugleich sein kann. Ein tolles Buch, das nachhallt.

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1580. Albeke Bleken besitzt einen Hof in den Marschlanden, versucht diesen alleine zu führen- ohne Ehemann. Doch eine unabhängige Frau zu sein wird ihr zum Verhängnis. Es dauert nicht lange und sie wird der Hexerei beschuldigt.
Rund 500 Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrer Familie auf Wunsch ihres Mannes in die Marschlande. Ihren heißgeliebten Job hat sie zu Gunsten der Familie wie so viele Frauen aufgegeben. Sie fühlt sich nicht wolh, kommt nicht richtig an, bis sie auf den Namen Albeke Bleken stößt. Bei dem Versuch mehr über diese Frau rauszufinden, entdeckt sie wie viel sich in diesen 500 Jahren verändert hat und wie viel auch nicht.

Auf unglaublich spannende Art und Weise beschreibt die Autorin das Leben der beiden Frauen und verbindet diese geschickt miteinander. Die Geschichte verdeutlicht auf tragische Weise, was es bedeutet eine Frau zu ein- damals, wie auch heute.

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als gebundenes Buch: 24.- Euro, gebraucht ab: 22,97 Euro, 320 Seiten, erschienen am 30.08.23 im S. Fischer Verlag

als Kindle Ausgabe: 19,99 Euro, 314 Seiten, erschienen am 30.08.23 im S. Fischer Verlag

außerdem als Hörbuch bei Audible erhältlich: 11:15 Std., Sprecherinnen: Julia Nachtmann und Nina Petri, erschienen am 30.08.23 im Argon Verlag

Ich habe dieses Buch als digitales Leseexemplar vom Fischer Verlag erhalten und bedanke mich dafür recht herzlich beim Verlag und bei Netgalley.

Wir steigen ein in die Geschichte im 16. Jahrhundert, genauer gesagt im März 1580, als der Büttel und seine Helfer einen Scheiterhaufen errichten. Eine Hexe soll dort verbrannt werden. Einige der Menschen die dort leben sind froh, dass dem Teufel das Handwerk gelegt und die Gemeinde von Hexen befreit wird. Andere wiederum fragen sich im Stillen, ob das alles so richtig ist was dort geschieht. Es laut auszusprechen traut sich jedoch niemand.

Dann wechselt der Schauplatz auf die Gegenwart und wir lernen Britta kennen.Wir befinden uns im Marschland, im Niederungsgebiet der Elbe. Britta ist mit ihrem Mann Philipp und den beiden Kindern Mascha und Ben vor ca. 3 Monaten nach Ochsenwerder in die Marschlandschaft gezogen.

So wechseln wir im Buch ständig zwischen diesen beiden Zeitebenen hin und her zwischen 1580 und der Gegenwart. Der Strang von 1580 handelt von Abelke Bleken, die zu dieser Zeit in Ochsenwerder gelebt hat. Abelke ist die Tochter eines reichen Bauern, dessen gut gehenden Hof die junge Frau nach dem Tod ihres Vaters übernommen hat. Abelke ist wunderschön, weigert sich aber, wie es damals so üblich war, zu heiraten. 1580 ist es eigendlich nicht üblich, dass eine Frau allein einen Hof führt und das Sagen über Knecht und Magd hat. Abelke aber möchte sich keinem Mann beugen und ihr Erbe nicht unter die Bestimmung eines Ehemannes stellen. So führt Abelke ihren Hof akurat aber ganz allein und sie macht das so gut, dass viele Dorfbewohner ihr das neiden. Sie neiden ihr ihre Schönheit und auch, dass sie sich niemandem unterordnen muss.

Der Teil in dem Brittas Leben näher beleuchtet wird zeigt uns, wie schwer es auch heute noch ist, wenn Frauen Karriere und Kinder unter einen Hut bringen bekommen wollen. Britta hat studiert und ist Geografin, hängt ihre gut bezahlte Stelle aber an den Nagel als sie ihre beiden Kinder bekommt. Sie liebt ihre Kinder sehr und mag sich auch gern um sie kümmern, aber ihr wird auch mehr und mehr klar, dass sie nach der Zeit in der ihre Kinder sie brauchen, keine Chance mehr in ihrem Beruf hat.

Als Britta dann Spuren von Abelke Bleken findet und diesen Spuren nachgeht, laufen die Leben der beiden Frauen irgendwie zusammen.
Britta geht diesen Spuren nach und rekonstruiert nach und nach die gesamte Geschichte von Abelke, die wir so ebenfalls erfahren.

Für Abelke kommt es zu einem großen Unglück. Eine schwere Sturmflut lässt die Deiche brechen, viele Menschen ertrinken, andere verlieren Haus und Hof. Durch ihre Weitsicht kommt Abelke zwar ziemlich unbeschadet durch die Sturmflut aber es wird dadurch eine Welle in Gang gesetzt die Abelke letztendlich auch das Leben kosten wird. Die einflussreichen Männer des Dorfes finden so endlich eine Gelegenheit Abelke um den Hof zu bringen und als dann auch noch Frost im Juli kommt und die Menschen um ihre Ernte bringt ist Abelkes Schicksal besiegelt. Sie hat zwar vorausschauend gehandelt und auch ihre Nachbarn gewarnt, die wollten aber auf eine Frau nicht hören. Und als Abelke dann durch ihre Umsicht noch ein wenig mehr hat als das Nichts was alle Anderen noch haben, wird es ihr geneidet und man spinnt ein Netz an schrecklichen Vermutungen.
Das ist aber nicht genug. Selbst als auch Abelke dann alles verloren hat geht die Mißgunst der Dorfbewohner noch weiter. Erst als es zu spät ist merken sie was sie Abelke angetan haben und gerade die Frauen streift plötzlich die Gewissheit einer schweren Schuld.

Doch auch für Britta stehen viele Veränderungen bevor in ihrem Leben im Marschland. Sie muss sich noch einmal ganz neu orientieren und eine Liebe zu dem Land aufbauen in dem sie nun lebt. Ob sie es schafft und sich heimisch fühlen wird im Marschland müsst ihr selber beim Lesen herausfinden.

Für mich war dieses Buch ein echter Lesegenuss. Gerade der historische Erzählstrang hat mir unheimlich gut gefallen, denn Abelke Bleken ist eine reale Person und man hat in diesem Buch sehr viel über sie und das Leben der Frauen während der Zeit erfahren.
Ich kann euch das Buch nur absolut empfehlen..... für mich ist es ein Lesehighlight in diesem Jahr und bekommt

5*/5*.

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In einem Atemzug durchgelesen und das Hörbuch gehört. Tolle Erzählstimme. Wie sich die Leben von Abelke und Britta zuspitzen und Britta mit ihren Nachforschungen Grenzen überschreitet und die alte Geschichte in die moderen Zeit hebt. Hat mir sehr gut gefallen.

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Abelke Bleken wird als Hexe verbrannt wenige Jahre nach der großen Flut. Sie war das schönste Mädchen weit und breit damals im 16. Jahrhundert, bevor sie eine selbstbewusste und selbständige Frau in den Marschlanden wurde, die ohne Mann den Hof bewirtschaftete.

Das Buch handelt von Frauen und wie sie anecken, von den Marschlanden, in denen in alter Zeit ganz anderes Recht galt als woanders (Landbesitz und Deichpflicht). Es verwebt das Schicksal von Abelke mit dem Leben einer Frau, die es in die Marschlande verschlägt und die dort über den Namen und das Schicksal von Abelke stolpert.

Schon am Anfang des Buches wird die Hexenverbrennung anerzählt, so ist der Ausgang für Abelke klar und während ihr Leben erzählt wird, hake ich gedanklich immer wieder ein und denke: Das wird Dir zum Vorwurf werden.

Britta ist Geografin, hat für die Kinder beruflich zurückgesteckt und folgt auch jetzt nur halb überzeugt dem Ehemann ins neue Haus. Ihr hätte die Wohnung in Hamburg Stadt gereicht, Das Haus in den Marschlanden ist ihr zu kalt und unpersönlich, sie kommt nicht weit genug an um alles auszupacken. Stattdessen streift sie durch die Gegend, denn diese steht ihr näher als das neue Zuhause. Als sie über das Straßenschild mit Abelkes Namen stolpert, fängt sie an zu recherchieren. Ihre Familie gerät ins Hintertreffen, nicht nur die nicht ausgepackten Kartons, auch die Kinder, die sich in das neue Umfeld nur unvollkommen fügen, deuten darauf. Als dann auch noch der Ehemann zusehends gereizt auf ihr neues Forschungsthema reagiert und immer mehr Unstimmigkeiten sichtbar werden, entsteht eine Dynamik in Richtung Trennung.

So sehr wie der Erzählstrang Abelkes bei aller Fremdheit der Situation nachvollziehbar und die Handlung verständlich war, so sehr ist die Entwicklung bei Britta in Brüchen und Sprüngen. Da geht es Hopplahopp zur Trennung, nachdem alle zugrundeliegenden Problemen wirklich nicht neu sind und die Kinder werden erst bei vollendeten Tatsachen informiert.

Sprachlich hat mir das Buch hervorragend gefallen. Es war eine Erzählweise in die ich mich fallen lassen konnte um in der Geschichte getragen zu werden. Und dies obwohl ich beiden Hauptpersonen nur bedingt nahe gekommen bin. Abelke war gleichzeitig ihrer Zeit verhaftet und zu selbstbewusst und zu durchsetzungsbereit für ihre Zeit. Britta zu wenig ihrer Rolle bewusst, als dass sie sich für oder gegen sie entscheiden kann. In den Kernfragen ihres Lebens "Was will ich und mit oder ohne wen) eher von Impulsen getrieben als von eigenen Entscheidungen. Ihre Geschichte ist für mich nicht wirklich abgeschlossen.

Habe das Buch dank Netgalley als Hörbuch und EBook erhalten.

Es liest sich gut und hört sich genauso gut.

#Netgalleyde! #Marschlande #JarkaKubsova #KathrinliebtLesen #Hexenverbrennung #Bookstagram

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Marschlande
Roman
von Jarka Kubsova

Die Hamburger Marschlande prägen die Menschen die dort leben, ganz gleich ob vor 500 Jahren oder heute.

Zwei Frauen, zwei Zeitebenen und der Wunsch nach Selbstbestimmung ergibt einen bewegenden Roman!

Britta und ihre beiden Kinder ziehen dem Wunsch ihres Mannes folgend von Hamburg in die Marschlande. Von Beginn an hat Britta Schwierigkeiten sich einzufinden und mit der Zeit wird ihr immer mehr bewusst, was sie in ihrem jetzigen Leben alles vermisst. Als sie bei ihren Streifzügen auf die in ihrer Nachbarschaft ums Jahr 1580 lebende Abelke Bleken stößt, beginnt für Britta ein Wandlungsprozess.

Abelke führte alleine, stolz und erfolgreich einen stattlichen Hof und trotzte lange Zeit den Männern und den Launen des rauen Landes.
Bis ihr die Umstände der Zeit zum Verhängnis werden.

Zwei Frauen ein Schicksal - sie möchten selbstbestimmt leben und müssen gegen die jeweiligen Zwänge ihres Umfeldes angehen.
Wobei Abelkes Leben und Schicksal auf Grund der dramatischeren Epoche für mich das spannendere ist.

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Zum Inhalt:
Abelke hat es nicht leicht, sie führt allein einen Hof im Hamburger Marschland um das Jahr 1580 und damit ist sie ständig in Gefahr denn in dieser Zeit ist es nicht normal als unabhängige Frau allein alles zu bewerkstelligen. Ungefähr 500 Jahre später stößt Britta auf die Geschichte der Frau als sie mit der Familie ins Marschland zieht und vieles was Abelke erlebt hat, ist beängstigend aktuell
Meine Meinung:
Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt, so dass wir Einblick in die Leben beider Frauen haben. Britta, die sich überhaupt nicht in der neuen Heimat wohlfühlt. Abelke, die zwar zunächst erfolgreich war, schließlich aber als Hexe verbrannt wurde. Die Geschichte beider Frauen war sehr interessant geschrieben und durch den Wechsel zwischen den Personen wurde das Buch auch nicht langweilig. Den Schreibstil fand ich angenehm und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.
Fazit:
Hat was

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Absolut mitreißend und spannend verknüpft die Autorin hier die beiden Zeitstränge aus der Jetztzeit und dem Jahr 1580. Die Geschichte der Abelke Bleken, einer Bäuerin in den Marschlanden vor Hamburg, die ihren Hof entgegen jeder Norm 1580 allein bewirtschaftet mit allen Konsequenzen entgegen der Traditionen, mit dem geltenden Deichrecht und der Deichpflicht für die Anwohner. Spannend sind diese historischen Hintergründe in eine Geschichte gebracht und gut recherchiert. Unter die Haut ging mir die Schilderung einer verheerenden Sturmflut und die Ignoranz der Männer auf die Warnungen einer Frau. Der zweite Strang um die Geologin Britta Stoever und ihre Familie, die in die Marschlande zieht, zeigt viele der heutigen immer noch vorhandenen Schwierigkeiten einer Frau mit Kindern, Wiedereinstieg in den Beruf und Neuorientierung auf. Geschickt, wie beide Geschichten ineinandergreifen, da Britta sich mit der Landschaft und den Menschen der Gegend auseinandersetzen muss und so beginnt, die Vergangenheit der Gegend zu recherchieren. Ein starker Roman, die die Frauen im Fokus hat, aber nicht einseitig, sondern auch zeigt, welchen Preis man für was zahlen muss.

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Wow, endlich mal wieder ein Buch, das mich so richtig geflasht hat. Gerade am Ende hat es mich nochmal emotional so durchgeschüttelt, dass ich noch immer ganz beeindruckt bin von den Marschlanden.

Jarka Kubsova zeichnet hier ein Bild zweier verschiedener Frauen, die fast 500 Jahre trennen. Sie bezieht sich nach wahrer Begebenheit im 16.Jh.auf eine Bäuerin, die alleinstehend ihren Hof erfolgreich bewirtschaftet. Bis es zu einem großen Unwetter kommt, das alles verändert. Denn fast alle haben fast alles verloren- bis auf Abelke. Ein weiterer Beweis für die Meuterer, dass es sich um Hexerei handelt. Dass eine Frau weitsichtig sein könnte, ist ihnen völlig abwegig.

In unserer heutigen Zeit zieht es Britta und ihre Familie in die Marschlande. Britta ist gefesselt von der Geschichte und der Legende rund um Abelke und möchte für den Heimatverein gern mehr herausfinden. Dass sie sich plötzlich in ähnlichen Strukturen befindet, wie Abelke, ist überraschend. Die Autorin verwebt die beiden Frauenschicksale sehr fein miteinander und trotzdem es ein klassischer 2 -Ebenen-Plot ist, gibt es immer wieder interessante Parallelen und Verweise auf die jeweils andere Zeit.

Emotional, authentisch, modern erzählt. Tragisch und traurig.
Ich liebte alles an dem Buch!

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Jarka Kubsova erzählt im Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart die Geschichte von zwei Frauen, die beide im Hamburger Marschland wohnten. Sie zieht gekonnt die Parallelen zwischen den Frauen, obwohl Albeke schon um 1580 lebte und Britta in der Gegenwart. Verblüffend, wie sich viele Dinge bis in unsere Zeit heute gehalten haben. Ein Roman, der die harte Zeit des 16. Jahrhunderts beleuchtet, wo man noch die Hexenverfolgung ausübte und der Aberglaube ständig präsent war. Mit Albeke konnte man sehr mitfühlen. Ihr wurde wirklich übel mitgespielt. Sie war eine sehr starke Frau, die sich nicht unterkriegen ließ, bis es nicht mehr ging. Aber auch Britta hat in der Gegenwart mit Ungerechtigkeiten und Ausgrenzungen zu tun. Ihr wird in der eigenen Familie übel mitgespielt. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, da die Autorin einen sehr ausgewogenen Schreibstil hat, der zwar auch die Grausamkeiten auf den Punkt bringt, die Albeke erlitt, aber auch die schönen Momente beleuchtet. Ich war bis zum Schluss sehr gefesselt von dem Buch und konnte tief in die Geschichte einsinken.

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Britta zieht mit ihrer Familie ins Marschland in einen Vorort von Hamburg, endlich raus aus der Stadt. Doch was eigentlich ein wahr gewordener Traum sein soll, fühlt sich für sie fremd an.
Sie versucht sich mit Landschaft und Leuten vertraut zu machen und stößt dabei auf die Geschichte von Abelke Bleken.
Abelke Bleken führte um 1580 alleine einen Bauernhof. Als unabhängige Frau stößt sie auf Missgunst und Neid.
Eine Sturmflut, Ernteausfälle und Wettereinbrüche machen den Bauern der Marschlande das Leben schwer. Da wird der Ruf nach einem Schuldigen immer lauter und für Abelke spitzt sich die Lage zu.

Das Buch hat mich sehr bewegt und war mir noch lange im Kopf.

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Jahreshighlight!

„(…) Diese Frauen waren tot, aber was ihnen widerfahren war, war noch immer in der Welt, in anderem Gewand, zerstoben, verändert, aber es war noch da, es widerfuhr wieder, es widerfuhr anderen. (...) War das der Grund, warum sie in dem Leben der anderen Frau herumwühlte? Weil man im Leben einer jeden anderen Frau auch immer etwas über sich selbst herausfand und gleichzeitig über alle anderen?“

Nach „Bergland“ ist Jarka Kubsova mit „Marschlande“ ein weiterer bemerkenswerter Roman gelungen. Sie verknüpft die Geschichten der beiden Protagonistinnen äußerst geschickt; abwechselnd spielen die Kapitel in der Gegenwart bei Britta und bei Abelke, die Ende des 16. Jahrhunderts im Hamburger Marschland lebte. Je mehr sich Britta mit Abelkes Geschichte beschäftigt, desto mehr lernt sie nicht nur über die Frau selbst sowie die Hexenverfolgung, der sie brutal zum Opfer fiel, sondern sie begegnet sich auf dieser Reise durch Abelkes Leben selbst.

Einerseits verbindet die Landschaft die beiden Frauen, auch wenn sie 500 Jahre voneinander getrennt am selben Ort leben und unterschiedlich auf das Land angewiesen sind. Andererseits verbindet sie auch das Frausein und Britta - und auch ich als Leserin - muss erkennen, wie erschreckend aktuell Themen, die in Abelkes Leben eine große Rolle spielten, nach wie vor sind. Kubsova führt dabei nicht nur die von Männern dominierte Gesellschaft vor und zeigt auf, dass es noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung ist - sie schafft das, ohne dabei auf feministische Fachbegriffe, etc. zurückzugreifen, denn die Geschichten von Abelke und Britta, ja selbst die Geschichte von Brittas Teenie-Tochter, sprechen für sich. Ungerechtigkeit, Ungleichheit und auch Gewalt an Frauen werden deutlich auf erzählerischer Ebene. Nicht nur der Roman, auch das Nachwort hallt nach. Darin geht die Autorin nochmals auf die reale Person Abelke Bleken ein und kontextualisiert die Hexenverfolgung und den Umgang in der Gegenwart mit dieser dunklen Epoche, die wohl kaum eine Region in Deutschland verschont hat.

Wenn ich nicht am nächsten Morgen raus gemusst hätte, hätte ich die ganze Nacht durchgelesen.

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Das Leben der Abelke Bleken oder wie man als Hexe angeklagt wird

Ganze zwei Tage haben sie gebraucht, um den Scheiterhaufen auf den Wiesen zwischen den Elbströmen zu errichten. Von dort, aus einem Dorf in den Marschlanden, kommt die Hexe her, für deren Verbrennung sie die dafür notwendigen acht Klafter Holz aufschichten müssen.

Die Hexe – das ist die allein lebende Abelke Bleken, die vor fast 500 Jahren hier gelebt hat - in Ochsenwerder, das in den Vier- und Marschlanden liegt, einem ländlichen Hamburger Stadtteil. Sie besaß einen großen Hof, den sie als Frau alleine mit ihren Helfern erfolgreich bewirtschaftete. Nicht jeder sah dies gerne, eine Frau brauchte schließlich einen Mann aus ihren Kreisen, die stolze Abelke hatte sich dem jedoch stets verweigert.

Bei der schlimmen Allerheiligenflut dann war auch ihr Grund und Boden betroffen, der Deich hat entlang ihres Grundstückes nicht gehalten. Bei einem Deichbruch hatten die jeweiligen Anrainer diesen wieder herzustellen, das damalige Deichrecht verpflichtete sie dazu. Ohne Hilfe konnte Abelke dies unmöglich schaffen und auch, wenn es üblich war, dass die Betroffenen zusätzliche Helfer bekamen, so ließen sie Abelke alleine. So kam es, dass sie des Hofes verwiesen wurde, da sie ihrer Pflicht nicht nachkam. Aus der Hufnerin wurde eine Tagelöhnerin.

„Zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen - der Wunsch nach Selbstbestimmung, der sie verbindet.“ So lese ich es im Vorfeld. Oberflächlich betrachtet mag das stimmen, nach der Lektüre sehe ich eine starke Abelke Bleken, der ihre zupackende, selbstbestimmte Art zum Verhängnis wurde. Dieser Blick zurück in eine Zeit voller Aberglauben hat mich tief berührt. Sie war eine rechtschaffende Frau, die sich nicht von einem Ehemann hat unterjochen lassen, die auch ohne Mann ihren Hof erfolgreich bewirtschaftet hat. Und genau das zog Neider an, sie wurde denunziert, für Unglücke verantwortlich gemacht, sie wurde als Hexe verleumdet, ihr Schicksal war besiegelt. Von ihr hätte ich gerne noch sehr viel mehr gelesen, dieser historische Teil ist sehr gut gelungen…

…der zweite Erzählstrang eher nicht. Britta Stoever hat sehr wohl auch den Wunsch nach Selbstbestimmung, jedoch ist dieser eher egoistischer Natur. Sie ist eine Zugezogene. Mit Mann und Kindern bewohnt sie nun ein Haus, so richtig angekommen ist sie jedoch noch nicht. Sie macht sich auf, ihr neues Umfeld zu sondieren und stößt dabei auf ein Straßenschild, dem Abelke-Bleken-Ring. Sie forscht nach, liest über die Marschbauern und trifft auf eine Nachbarin, die vieles aus Abelkes Zeit zusammengetragen hat. Ihr Archiv der unerhörten Frauen, die aus der Norm fielen, die aufständisch waren und Wichtiges geleistet haben klingt interessant, Britta will mehr wissen. Auch trifft sie vor einer Kate auf einen Mann, der ihr von der Allerheiligenflut im Jahre 1570 erzählt.

Brittas Nachforschungen schlagen den Bogen zu Abelke. Zwischendurch erlebe ich eine immer unzufriedener werdende Britta, die urplötzlich mit allem hadert, die ohne zu überlegen sich in ein neues, unabhängiges Leben stürzt. Nicht selbstbestimmt, eher egozentrisch, sehr eigennützig und die dann die anderen für ihre monetäre Misere verantwortlich macht. Nein, so agiert keine, die souverän erscheinen will, sie ist eher anmaßend und arrogant. Kurz: Die Figur Britta ist aufs Schlechteste überzeichnet. Schade eigentlich, der Ansatz wäre schon okay gewesen. Die Hamburgerin, die sich in ihre noch neue Heimat einleben will. Wären die privaten, aufgebauschten, selbstgemachten „Probleme“ nicht gewesen oder zumindest nebensächlich geblieben, hätte ich drüber hinweggesehen.

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Der starke Teil um Abelke verdient höchstes Lob, er hat mich tief in die Geschichte eintauchen lassen. Auch habe ich viel Interessantes von den Marschlanden und deren Eindeichung gelesen. Brittas Part jedoch war in weiten Teilen so gar nicht meins, hier wäre weniger sehr viel mehr gewesen. Dass ich „Marschlande“ dennoch mit 4 Sternen bewerte, hat ausschließlich mit Abelkes Geschichte, die für sich alleine betrachtet die höchste Punktezahl verdient, zu tun.

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Mein Buch des Jahres!
Jarka Kubsova verknüpft im Buch Marschlande zwei Frauenschicksale. Die eine Abelke lebte um 1580 in den Marschlanden, die andere Britta in der Gegenwart.
Abelke führt - ganz ungewöhnlich für ihre Zeit - alleine einen Bauernhof. Ist sehr selbstständig und damit vielen Männern und Nachbarn ein Dorn im Auge und ständigen Anfeindungen ausgesetzt. Britta ist erst vor kurzem mit ihrem Mann und den beiden Kindern neu in die Marschlande gezogen. Sie hat ihren Beruf als Geografin aufgegeben um sich um die Kinder zu kümmern, merkt aber, dass ihr etwas fehlt. Im neuen Haus fühlt sie sich noch nicht zuhause und so unternimmt sie viele Spaziergänge in die weite Landschaft. Nach und nach bekommt sie ein Auge für die Bracks und den Verlauf der ehemaligen Deiche. Und trifft auf Hinweise über Abelke und ihre Lebensgeschichte. Fasziniert recherchiert sie immer mehr und entdeckt Parallelen zwischen sich und Abelke.
Wie schon in "Bergland" erzählt Jarka Kubsova auch hier wieder eine Geschichte über faszinierende Frauenpersönlichkeiten.

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Schon der Roman „Bergland“ hat mich sehr begeistert und auch dieses Mal bin ich einfach nur überwältigt von dieser starken Stimme. Das neue Buch hat so viele Emotionen hervorgerufen, und auch nach dem Ende des Romans hat das Nachwort der Autorin Gänsehaut hervorgerufen. Vielen Dank für diesen Beitrag zur Frauenbewegung, ich hoffe, es wird viele LeserInnen erreichen!!!

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Die Geschichte der Abelke Bleken

Dieses Buch erzählt die Geschichte von Abelke Bleken, einer Bäuerin, die in der Zeit um 1580 alleine einen großen Hof im Hamburger Marschland führt. Sie wird enteignet, verunglimpft und letztendlich als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Als 500 Jahre später Britta Stoever mit ihrer Familie in den Ort zieht, stößt sie bei einem ihrer Spaziergänge auf den Namen Abelke Bleken. Britta beginnt zu recherchieren und erfährt nach und nach mehr über das dramatische Leben von Abelke.
Abwechselnd berichtet die Autorin jeweils aus der Sicht von Abelke und Britta, wobei ich das historische Geschehen wesentlich interessanter und spannender fand. Denn gegenüber Abelke wirkte Britta blass, farblos und mit sich und ihrer Umwelt unzufrieden.
Besonders beeindruckt hat mich an diesem Roman, dass er zwar fiktiv ist, Abelkes Geschichte jedoch auf belegten Tatsachen beruht.
Gerne empfehle ich diese Lektüre weiter und vergebe 4 Sterne.

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Ich nutze Netgalley für einen ersten Lesedruck, um dann, im besten Fall, das Buch ganz zu lesen und anschließend zu besprechen!
Nicht immer beeindrucken mich die Bücher positiv.
Dann nehme ich von einer Beurteilung Abstand.
Mein Credo ist eben #liesdichglücklich.
Ein grundsätzliches Dankeschön an den Verlag und Netgalley!

Alle positiven Besprechungen finden sich als Buchempfehlung
bei Instagram #fraumitzopf

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Die Autorin schafft es wie bereits in „Bergland“ einen von der ersten Seite „abzuholen“ und in den Bann zu ziehen. Der Roman spielt in den Vier- und Marschlanden auf zwei Zeitebenen. Sehr spannend wird das Schicksal von zwei Frauen erzählt. 1580 kämpft die Bäuerin Abelke Bleken nach einer Sturmflut für ein selbstbestimmtes Leben und wird als Hexe verfolgt und verbrannt. Im Diesseits Britta Stoever gerade mit ihrer Familie aufs Land gezogen gegen die Degradierung als Hausfrau und Mutter in der Teilzeitfalle.
Zwei Frauen, die gefangen sind in den gesellschaftlichen Zwängen ihrer jeweiligen Zeit, kämpfen gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Machtstrukturen, …. Im überaus interessanten Nachwort beschreibt die Autorin die Hexenverfolgung und soziale Herabwürdigung der Frauen seit dem Mittelalter.
Unbedingt lesen!!

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In ihrem Roman „Marschlande“ beschreibt Jarka Kubsova das Leben zweier Frauen, die in ganz unterschiedlichen Zeiten in den Hamburger Marschlanden leben, die aber der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben verbindet.
In der Vergangenheit geht es um Abelke Bleken, die Ende des 16.Jahrhunderts einen eigenen Hof hinter dem Elbdeich bewirtschaftet. Zu dieser Zeit ist es ungewöhnlich, dass eine unverheiratete Frau allein einen Hof führt, ihr Erfolg weckt Neid bei den Nachbarn, sie kämpft einen aussichtslosen Kampf gegen Widrigkeiten, Vorurteile und Denunziation.
In der Gegenwart zieht die Geografin Britta Stoever mit ihrer Familie aus der Großstadt Hamburg in die Marschlande. Sie fühlt sich fremd in der Gegend, als sie auf die Geschichte Abelke Bleken stößt, ist sie fasziniert von deren Schicksal und sucht in der Natur nach Spuren ihrer Vergangenheit. Was Britta über Abelkes Leben erfährt, lässt sie über ihre eigene Situation nachdenken, die Benachteiligungen der Frauen in der Gesellschaft sind auch Jahrhunderte später präsent, starke Frauen müssen auch heute noch um ihren Platz kämpfen.
Abelkes Geschichte beruht auf historischen Belegen, es ist erschreckend zu lesen, wie ungerecht sie damals behandelt wurde und wie chancenlos ihr Kampf gegen die Voreingenommenheit Obrigkeiten war. Insbesondere dieser historische Teil des Romans hat mir sehr gut gefallen, er wirkt gut recherchiert und zeigt auf lebendige und glaubhafte Weise auf, wie die Ereignisse damals abgelaufen sein könnten.
Brittas Geschichte in der Gegenwart weist einerseits einige Parallelen zu Abelkes Leben auf, während letztere durch widrige Umstände ihre Unabhängigkeit verliert, beginnt Britta sich gegen eingefahrene Strukturen zu wehren und sich ein selbstbestimmteres Leben zu erkämpfen. Meine Sympathien waren beim Lesen jedoch deutlich auf Seiten von Abelke, Britta war mir zu naiv und passiv, ich habe sie als anstrengend empfunden, mit ihrer zumindest anfangs sehr selbstmitleidigen Art.
Insgesamt hat mir der Schreibstil des Romans gut gefallen, er vermittelt anschaulich die unterschiedlichen Stimmungen und zeigt auf eindrückliche Weise, wie schwer sich der Feminismus auch heute nicht tut, und dass es zu einer Chancengleichheit von Frauen noch ein weiter Weg ist.

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Auf den Spuren einer Hexe

Zur Zeit der großen Allerheiligenflut im Jahre 1570 lebt Abelke Bleken allein mit ihrem Gesinde und allerlei Tieren auf ihrem großen Bauernhof im Marschland. Das ist in der Nachbarschaft nicht gern gesehen, gehört doch ein Mann ins Haus. Knapp fünfhundert Jahre später übersiedelt Britta Stoever mit ihrer Familie in den Hamburger Speckgürtel, wo sie den Namen Abelke Bleken auf einem Straßenschild entdeckt. Als Geografin neugierig geworden, forscht sie nach, wem diese Erinnerung gilt.

Wunderbar zu lesen ist Jarka Kubsovas Schreibstil, voller Bilder und Melodien zwischen den Zeilen. Zum Beispiel regnet es im Marschland bisweilen Frösche! In zwei Zeitebenen mit Abelke und Britta als Hauptfiguren, spielt dieser eindrucksvolle Roman und verbindet die jeweiligen Kapitel mit hervorragenden Übergängen. Zum einen lernen wir die emsige Bäuerin Abelke kennen, welche im Einklang mit der Natur lebt, zum richtigen Zeitpunkt aussät und ihre Tiere gut behandelt, aber dennoch mit List und Tücke enteignet wird. Zum anderen lebt fünf Jahrhunderte später Britta an einem ganz nahen Ort und leidet darunter, für ihre Familie ihre Forschungsstelle an der Universität aufgegeben zu haben und für die Haushaltsarbeit nicht die geringste Wertschätzung zu bekommen. Beide Frauen sind hervorragend charakterisiert, man fühlt sich ihnen beim Lesen sofort nahe. Deutlich kann Autorin Jarka Kubsova zeigen, dass Frauen in einer Zeitspanne von fünfhundert Jahren vor ganz ähnlichen Problemen stehen, die zwei Geschichten sind so unterschiedlich und dennoch zeigen sich in der Gesamtheit etliche Parallelen. Interessant ist dann auch noch das Nachwort, in dem Kubsova einige historische Fakten rund um Abelke Bleken liefert, ein Teil dieser Geschichte beruht also tatsächlich auf wahren Begebenheiten.

Ein Buch, das unter die Haut geht und nachdenklich stimmt. Ich kann Marschlande nur weiterempfehlen!

Titel Marschlande
Autor Jarka Kubsova
ASIN B0C26BJN6M
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Gebundenes Buch (320 Seiten) und Hörbuch
Erscheinungsdatum 30. August 2023
Verlag S. Fischer

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Um 1580 bedrohte eine Flut das Marschland bei Hamburg. Die beschädigten Deiche und die Not der dortigen Bauern nutzten die Oberen zu ihren Zwecken. Dadurch kommt besonders die zuvor noch als alleinstehende Gutsbesitzerin geduldet Abelke Bleken immer mehr in Bedrängnis. Und dank einer nicht einzuhaltenden Deichpflicht droht ihr die Enteignung ihres Hofes.
Fast 500 Jahre später ist die Geschichte im Abelke Bleken vergessen und verdrängt. Doch als die mit ihrer Familie neu zugezogene Britta Stoever unverhofft vor einem Straßenschild steht, das Abelkes Namen trägt, wird sie neugierig und beginnt zu recherchieren. Dabei gräbt sie nicht nur die berührende Geschichte Abelkes aus, sondern findet auch erstaunliche Parallelen zu ihrem eigenen Leben.
Für mich ein absolutes augenöffnendes Lesehighlight!
In einer sehr fesselnden Sprache erzählt das Buch von heute längst vergessenen Schicksalen. Geschickt verknüpft die Autorin dabei beide Zeitstränge miteinander und zeigt nicht nur das Leben der Frauen um 1580, sondern auch die noch heute bestehenden Auswirkungen der damaligen Vorgänge. Abelkes Schicksal, welches auf wahren Begebenheiten beruht, berührte mich zutiefst und auch Brittas heutige Schwierigkeiten gingen mir nahe. Ihr eigenes Schicksal ist vielen Frauen, die nach Kindern und Haushalt beruflich wieder einsteigen möchten, nicht unbekannt. Dass aber diese Umstände schon lange zurückliegende Wurzeln haben, die noch heute das Frauenbild und Sozialverhalten prägen, ist äußerst interessant. Ich empfehle deshalb das Nachwort des Buches, welches diese Hintergründe erörtert, nicht auszulassen.

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MARSCHLANDE von Jarka Kubsova

Mit Marschlande hat uns Jarka Kubsova einen absolut lesenswerten nächsten Roman beschert.

Zwei Frauen – zwei Handlungsstränge
Der Roman verknüpft zwei Handlungsstränge sehr geschickt miteinander. Zum einen ist da Abelke Bleken, die im 16. Jahrhundert als einzige Tochter den elterlichen Hof erbt und ihn sehr erfolgreich bewirtschaftet. Allerdings spitzt sich die Lage nach einem Elbhochwasser und Deichbruch für sie zu. Ein Ratsherr aus Hamburg will die Situation für sich nutzen um an einen großzügigen Gutshof zu kommen und schmiedet einen Komplott mit dem zuständingen Deichvogt.
Die Geografin Britta zieht im Jetzt mit ihrem Mann und zwei Kindern aus Hamburg ins Marschland. Sie lebt sich schlecht in das neue und moderne Haus ein, realisiert zunehmend ihr Dilemma als Frau. Ihr Leben als Hausfrau und Mutter lässt sich nicht wirklich mit einer beruflichen Entwicklung vereinbaren. Das Harmoniebedürfnis lässt sie immer mehr Kompromisse schließen, die aber keine innere Zufriedenheit zulassen. Gleichzeitig fängt sie Feuer für die Geschichte von Abelke Bleken und beginnt deren Schicksal zu rekonstruieren.

Jarka Kubsova verbindet das Schicksal beider Frauen sehr geschickt miteinander. Sie wechselt mühelos von Abelke zu Britta, für uns Lesende ist alles absolut nachvollziehbar.
Man erfährt unterhaltsam eine Menge über die Geschichte des Marschlandes. Die Autorin hat gründlich recherchiert und setzt Abelke Bleken ein literarisches Denkmal.
Die Situation von Britta ist vielen von uns wohl bekannt. Hier beobachtet die Schriftstellerin sehr feinfühlig, hat ein Auge für die entscheidenden Wendepunkte und die Misere, in der die Mutter von zwei halbwüchsigen Kindern steckt.

Der Roman behandelt sehr eindringliche Themen, er spricht von Ungerechtigkeit gegenüber Frauen.
Im 16. Jahrhundert und auch noch heute werden Frauen allein durch ihr Geschlecht vor schwierige Aufgaben gestellt. So unterschiedlich die beiden Schicksale auch sein mögen, so deutlich zeigen sich auch Gemeinsamkeiten. Jarka Kubsova hat es geschafft, Themen, die nur schwer auszuhalten sind, in einem spannenden und lesenswerten Roman zur Sprache zu bringen.
Hat man erst einmal mit dem Lesen angefangen, kann man das Buch nicht wieder aus der Hand legen.

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Britta und Philipp Stoever wohnen seit drei Monaten in der Marsch. Sie sind in ein quadratisches Effizienzhaus, das Philipp so gut gefallen hat, und das in Brittas Augen so gar nicht in die Landschaft passt, mit ihren zwei Kindern eingezogen. Britta fühlt sich hier im neuen Heim nicht angekommen. Von den Einheimischen wird das Haus Eispalast genannt. Auf Brittas einsamen Wanderungen durch die Gegend trifft sie auf den Straßennamen Abelke Bleken der sie neugierig im Internet nach dieser Frau recherchieren lässt. Die lebte im 16. Jahrhundert hier in der Marsch auf einem Hufnerhof und kämpfte als ledige Frau um den Erhalt ihres Hofes.
Die Geschichte wechselt immer zwischen dem Leben der Familie Stoever und dem Leben von Abelke. Dabei zeigt die Autorin sehr anschaulich wie das Leben der Menschen damals war. Wie sie ihr Land den Widrigkeiten der Natur abgetrotzt haben und welche Pflichten mit dem Landbesitz einhergingen. Hier habe ich erstmals vom Spatenrecht erfahren. Interessant fand ich auch die Erklärungen des alten Mannes zur Entstehung der Bracke, die durch Deichdurchbrüche nach einer Springflut entstehen. Abelkes Schicksal hat mich berührt. Diese arbeitsame Frau, die den Intrigen des Deichvogts und den Anschuldigungen der Kirche ausgeliefert ist, hat mich schon traurig gemacht.
Doch auch Britta muss sich mit ihrer Unzufriedenheit mit dem sie nicht ausfüllenden Job, der kriselnden Ehe mit Philipp und ihren Zielen, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt, auseinandersetzen. Mir hat dieser Wechsel zwischen dem Jetzt und der Vergangenheit gefallen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und gebe daher 4 Lese-Sterne, eine Leseempfehlung eingeschlossen.

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Marschlande ist Jarka Kubsovas zweiter Roman. Ähnlich wie in Bergland verbindet sie wieder einen Teil der in der Gegenwart spielt mit einer Handlung in der Vergangenheit. Diese Vergangenheit liegt diesmal deutlich weiter zurück, nämlich im 16. Jahrhundert. Die Geografin Britta stößt durch Zufall auf den Namen Abelke Bleken und findet heraus, dass diese als Hexe verbrannt wurde. Britta ist fasziniert von der Geschichte und möchte unbedingt mehr über diese Frau erfahren. Gleichzeitig beginnt ihre eigene Ehe immer mehr zu bröckeln und sie muss versuchen, ihr Leben wieder neu in den Griff zu bekommen.
Wie schon in Bergland fand ich die Mischung der beiden Erzählstränge wieder äußerst gelungen. Jarka Kubsova hat zwei sehr lebendige Frauenfiguren erschaffen, die beide auf ihre Art in der Abhängigkeit von Männern stehen, wenn auch durch völlig andere Umstände. Wie schon Bergland spielt auch Marschlande wieder in einer rauen, eher unwirtlichen Gegend. Da mir die Berge deutlich vertrauter sind als das Meer, konnte ich zu Bergland ein kleines bisschen mehr und besser Zugang finden. Das bedeutet aber keinesfalls, dass mir Marschlande weniger gut gefallen hätte. Beide Bücher sind wahnsinnig gut recherchiert und gleichzeitig extrem gut lesbar.
Besonders gerne habe ich auch das kurze Nachwort gelesen. Gerade die Erklärungen zur Entwicklung der Frauen in Handwerksberufen und der "Erfindung der Hausfrau" fand ich extrem spannend.

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MEINUNG:
Marschlande ist nach Bergland, welches ich schon vor 2 Monaten mit großer Begeisterung gelesen habe, das zweite Buch von Jarka Kubsova. Auch hier habe ich wieder die Geschichte zweier Frauen - heute und damals - erwartet.
Dieses Mal nimmt uns Jarka Kubsova mit in die Hamburger Marschlandschaft und in das Leben von der real existierenden Abelke Bleken in 1580. Außerdem lernen wir in der Gegenwart die Geografin  Britta Stoever kennen, die mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in die Marschlandschaft zieht. Für die Familie hat Britte ihre Arbeit als Geografin ausgegeben. Britta wird in der neuen Umgebung nicht so richtig heimisch und unternimmt immer mehr ausgedehnte Spaziergänge in die Landschaft. Bei einer ihrer Spaziergänge stößt sie auf Abelke Bleken und beginnt zu recherchieren.
Gleich zu Anfang erfahren wir, wie das Leben von Abelke Bleken zu Ende gegangen ist, nämlich durch eine sogenannte Hexenverbrennung. Ihre Geschichte wird dann allerdings noch einmal rückwärts erzählt. Sie hat alleine eine Hofe bewirtschaftet. Es kommt zu eine großen Flut, die den Deich tw. zerstört. Als sogenannte Hufnerin ist sie Besitzerin ihres Hofes, was aber auch bedeutet, dass sie für den angrenzenden Teil des Deiches verantwortlich ist, so auch für die Reparatur. Man gibt ihr ein paar Monate Zeit, aber keine Hilfe. Es ist klar, dass dies mit Absicht geschieht, damit man ihr den Hof entziehen kann.
In der Gegenwart lernen wir Britta kennen, deren Unglück mir förmlich schon auf der ersten Seite ins Gesicht gesprungen ist. Ihrem Mann zuliebe sind sie in die Marschlande gezogen. Britta fühlt sich dort sehr unwohl. Sie hat nur einen Halbtagsjob, der Kinder und des Haushalts zu liebe und entspricht damit leider immer noch dem heutigen Bild der Rolle der Frau in einer klassischen Familienkonstellation. Man kann davon halten, was man möchte, aber vor allem hat mich relativ schnell ihr Mann sauer gemacht. Mich hat weniger diese Konstellation gestört als wie respektlos und wenig wertschätzend er mit ihr umgeht. Außerdem gibt er ihr oft das Gefühl, dass sie so, wie sie ist, nicht richtig bzw. nicht angepasst genug ist. Wenn es Streit gibt, dann bestraft er sie mit tagelangen Schweigen für ihren vermeintlichen Fehler. Für mich grenzte das an emotionale Gewalt. Gut, dass auch Britta irgendwann spürt, wie es um ihre Ehe bestellt ist. Ein wenig hilft ihr dabei die Recherche zu Abelke. Spannend sind die parallelen zwischen den beiden Frauen, aber auch die Gegensätze. 
Sehr wichtig und aufschlussreich fand ich das Nachwort der Autorin, wo sie nochmal eine Reflexion des Themas, vor allem zum Thema Hexen macht, welches oft viel zu romantisiert wird, obwohl es ganz klar gegen intelligente, selbständige Frauen mit eigenem Willen gerichtet war. Vor allem solche, die sich dem männlichen Patriarchat und deren Kontrolle entziehen wollten. Heute würde man dies sicher als Femizid bezeichnen. Interessant sind auch die Hinweise zur Entstehung der (Haus-)frau von heute und wie sich das Bild der Frau in der Gesellschaft und der privaten, häuslichen Situation gewandelt hat. Es hat mir Augen geführt, wie absurd es ist und wie falsch ich tw. lag, in dem ich glaubte, dass die Rolle der Frau damals noch schlechter war. Was nicht so ganz stimmt. Leider macht mich das immer noch sehr wütend beim Lesen, aber zumindest habe ich jetzt eine geschichtliche Erklärung dafür und habe von Jarka Kubsova ein paar Lektüre-Tipps.

FAZIT:
Marschlande ist ein Buch über zwei Frauen, die in einem 1570 und in der heutigen Zeit für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung kämpfen. Es spannend, wie man die Parallelen ziehen, wie sich Feminismus entwickelt hat. Eine Geschichte, die gemächlich ihre Wirkung entfaltet und die vor allem durch das starke Nachwort noch einmal lange nachhallen und zum Nachdenken anregen wird.

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Das Buch ist in 2 Zeitebenen geschrieben und erzählt spannend von der Stellung der Frau in der Gesellschaft - heute wie damals. Wie schnell man damals als Hexe verschrien wurde mit Parallelen zu der heutigen Zeit. Ich werde das Buch wärmstens empfehlen, Besonders gefallen hat mir die Ausführungen am Ende des Buches zu den geschichtlichen Fakten,

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Britta ist Mitte 40 und auf Wunsch ihres Ehemanns mit ihm und den beiden Kindern aus der Hamburger Innenstadt raus aufs Land, genauer gesagt in die umgebenden so genannten Marschlande gezogen. Und einzig ihr Mann Philipp ist es auch, der von der neuen Wohnsituation angetan ist, während der Rest der Familie sich verloren fühlt und den Trubel der Stadt vermisst. Britta beginnt zu hinterfragen, wie sie in ihr jetziges Leben geraten ist, in dem sie als promovierte Geologin „nur noch“ Hausfrau und Mutter und alles andere als zufrieden ist.
Eher zufällig stößt sie bei der Erkundung der neuen Umgebung auf den Straßennamen „Abelke-Bleken-Ring“ und beginnt zu recherchieren: Vor beinahe 500 Jahren lebte besagte Abelke Bleken in der Gegend, eine unverheiratete Bäuerin, die ihren Hof allein bewirtschaftete – bis dieser ihr weggenommen wurde und ihr selbst ein noch viel grausameres Schicksal drohte, denn eigenständig lebende Frauen gerieten in diesem dunklen Kapitel der Vergangenheit schnell in den Verdacht, mit dem Teufel im Bunde zu stehen … Welche Bedeutung hat Abelkes Lebensgeschichte für Brittas Situation und allgemein für Frauen auch noch in unserer Zeit?

Meine Meinung
Jarka Kubsova hat sich eines spannenden Themas angenommen: Die Verfolgung so genannter „Hexen“, die einen ihrer Höhepunkte im 16. Jahrhundert fand, hat auch knapp 500 Jahre später nichts von ihrem Schrecken verloren. Abelkes Schicksal steht stellvertretend für das Leid, dass unfassbar vielen Menschen zu jener Zeit widerfuhr, der Großteil davon waren Frauen.
Die Geschichte wechselt zwischen Brittas und Abelkes Erlebnissen hin und her, wobei mir der Vergangenheitsstrang um einiges besser gefiel. Schon nach der Einleitung ahnt man leider, wie es mit Abelke enden wird, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Wie Abelke zuerst enteignet und schließlich als „Hexe“ diskreditiert wird, ist erschütternd und sehr eindringlich geschildert.
In Brittas Geschichte werden immer wieder Parallelen zu Geschehnissen in Abelkes Leben gezogen. Hier geht es zwar nicht um Leben und Tod, aber die Ungerechtigkeiten, die Britta und auch ihrer Tochter widerfahren, haben durchaus ihren Ursprung in der Vergangenheit, die hier am Beispiel von Abelkes Geschichte geschildert wird, wie die Autorin in einem sehr lesenswerten Nachwort erläutert. Denn: Abelke Bleken gab es wirklich und viele Details aus ihrem Leben sind überliefert. (Auch die nach ihr benannte Straße existiert tatsächlich in Hamburg-Ochsenwerder.) Jarka Kubsova hat mit der nötigen dichterischen Freiheit eine sehr plausible mögliche Rekonstruktion ihrer Geschichte geschaffen.
Eine komplette Vergleichbarkeit zwischen Abelkes Leben einerseits und Brittas Situation in der heutigen Zeit ist sicher nicht gegeben, denn selbstverständlich stehen Frauen wie Britta heutzutage andere Möglichkeiten offen als Abelke und ihren Zeitgenossinnen, um sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Dennoch: In bestimmten Belangen hat sich in den letzten 500 Jahren nicht allzu viel geändert.
„Marschlande“ hat mich mitgenommen in eine raue Welt ungestümer Natur und unerbittlicher Kämpfe – früher aussichtslos, heute zumindest getragen von der Hoffnung, dass sich etwas verbessern kann. Abelke hat mich hierbei als Figur mehr berührt als Britta, die ich etwas gesichtslos gezeichnet fand und deren Handlungen ich auch nicht immer nachvollziehen konnte. Das ist aber nur ein sehr kleiner Kritikpunkt an einem mitreißenden und sehr aufwühlenden Roman.


Fazit
„Marschlande“ ist eine perfekte Herbstlektüre – aber alles andere als ein Wohlfühlbuch, darüber sollte man sich vor dem Lesen im Klaren sein. Jarka Kubsova stellt einander zwei Frauenschicksale in verschiedenen Zeiten und mit ganz verschiedenen Ausgangslagen gegenüber, die aber auch im Abstand von fast 500 Jahren durch die gleichen Mechanismen beeinflusst werden.
Mich hat dieser Roman nachhaltig beschäftigt und ich empfehle ihn sehr gerne weiter. „Marschlande“ wird sicherlich als ein Highlight meines Lesejahrs 2023 zu bezeichnen sein.

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Sehr tolles Buch über zwei Frauenschicksale,die in unterschiedlichen Jahrhunderten stattfinden.
Die Geschichte von Abelke Bleken,die einen grossen Hof alleine im 16Jhd. geführt hat,ging mir beim Lesen echt nah.Wie ein Menschenleben,der Habsucht wegen,einfach verschwindet.
Auch das Familiendrama,in der heutigen Zeit,dass Britta erleben muss,ging mir Nahe.Sie kann der ganzen Situation aber entfliehen.In ihrem privaten Elend,stösst sie in der Nähe ihres Hauses auf ein Strassenschild mit dem Namen von Abelke Bleken.Ihre wissenschaftliche Neugier ist geweckt und sie will alles über diese ihr unbekannte Frau herausfinden.
Ich habe mich beim Lesen sehr an das wunderbare Buch"Ein Geist in der Kehle" erinnert.Das Zitat aus dem Buch von Doireann Ni Ghriofa zu Beginn von Marschlande,ist sicherlich nicht grundlos ausgewählt.
Ich drücke die Daumen zum Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen.

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Über vierhundert Jahre liegen zwischen den Leben der beiden Frauen Britta Stoever und Abelke Bleken. Letztere gab es wirklich, sie lebte als Bäuerin um 1580 in den Marschlanden und wurde als vermeintliche Hexe auf den Scheiterhaufen gebracht. Britta ist neu im Dorf und stößt auf Abelkes Geschichte. Der Autorin gelingt es aufs Beste, in zwei Erzählsträngen die beiden Frauenleben zu einem klugen Roman zu verweben, der lange nachhallt und die Frage aufwirft, wie selbstbestimmt wir Frauen heute sind.

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Beeindruckend sind die Naturbeschreibungen bzw. Naturgewalten und dass die Menschen, in der Geschichte ist es das 16 Jahrhundert, bis heute nicht verstehen, dass die Natur immer siegt.
Jahrhunderte liegen zwischen der Geschichte zweier Frauen und trotzdem gibt es Parallelen.
Bis heute müssen sich Frauen immer wieder behaupten und sind immer noch nicht gleichberechtigt.
Das die Geschichte im Marschland spielt finde ich auch super, da das Marschland fast vor meiner Haustür liegt.

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Vor rund sechs Wochen erschien der zweite Roman von Jarka Kurbsova - und seitdem habe ich hier viele positive Rezensionen gelesen. Denen schließe ich mich wirklich gern an.
Auf 320 Seiten begleiten wir zwei Frauen im Hamburger Marschland. In der Ebene der Gegenwart geht es um Britta Stoever, die mit ihrer Familie in die Landschaft hinterm Deich gezogen ist und versucht, hier anzukommen. Bei ihren Spaziergängen stößt sie auf den Namen von Abelke Bleken, nach der tatsächlich eine Straße benannt ist. Sie forscht nach und damit schafft Kurbsova die Verbindung zur zweiten Heldin dieses Buches, in eine Geschichte, die um 1580 spielt. Abelke ist in die Landschaft hineingeboren, führt als Frau allein einen Hof - misstrauisch beäugt von den Nachbarn, zunächst vor allem den Männern, später auch den Frauen.
Die Eingangsszene ist furios: "Den Scheiterhaufen zu errichten dauerte länger als gewöhnlich. Ganze zwei Tage hatten die Männer daran gearbeitet." Obwohl ich nicht so ein großer Fan historischer Romane bin, hat die Autorin mich damit sofort eingefangen - und ich bin der detailreich und lebendig erzählten Geschichte von Abelke gern gefolgt. Lieber, ehrlich gesagt, als Britta, die mit ihrem Hausfrauen-Dasein hadert. Anfangs wirkte diese Ebene aufmich etwas konstruiert. Ich brauchte sie nicht unbedingt, um zu wissen, dass Frauen auch heute mit Schwierigkeiten kämpfen. Doch ich mochte die stimmungsvollen Beschreibungen der Lanschaft und so nach und nach konnte ich den Wechsel der Erzählebenen genießen. Das Buch entwickelte für mich eine Spannung, ich freute mich immer darauf, es wieder in die Hand zu nehmen. Und nach dem Ende der Lektüre begleiteten mich Abelke und Britta in den folgenden Tagen immee wieder in Gedanken - und ich hätte gern noch mehr von beiden gewusst, Abelke beim Kampf um ihren Hof begleitet, bei Britta nach einiger Zeit mal vorbeigeschaut um zu sehen, was aus ihr wird. Also: Große Leseempfehlung von mir.

Danke an @netgalleyde und @sfischerverlage für das Rezensionsexemplar.

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Dieses Buch hat nicht nur ein wunderschönes, harmonisches Cover, sondern auch einen guten Plot und deutlich konturierte Charakteren.
Mich hat es von der ersten Seite an fasziniert! Nachdem ich es als E-book gelesen habe, habe ich es in Papierform sofort gekauft. Diesen Roman musste ich im Regal haben...

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Frau sein

„Man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen sehr viel antun, aber solange sie das mit sich machen lassen, bleibt es dabei.“



„Marschlande“ ist ein Roman von Jana Kubsova. Er erschien im August 2023 im S. Fischer Verlag.


Abelke Bleken lebte etwa 1580 in den Marschlanden, Britta Stoever lebt am selben Ort, aber viele Jahre später, in der Gegenwart. Abelke führt ihren Hof allein und obwohl sie dieser Aufgabe gewachsen ist, sind die Zeiten für sie gefährlich – Unabhängige Frauen sind nicht mehr erwünscht, obwohl sie es früher einmal waren. Der Aberglaube und damit die Hexenverfolgung sowie die „Erfindung der Hausfrau“ nahmen ihren Lauf, was schließlich auch Abelke zum Verhängnis wurde.
Britta lebt natürlich in einer deutlich moderneren Zeit, doch das Auflösen von Rollenklischees benötigt seine Zeit und so erkennt sie plötzlich, nach dem Umzug in die Marschlande, was sie für ihre Familie alles aufgegeben hat. Natürlich liebt sie ihre Kinder und ihren Mann, wobei sich die Gefühle hier schon irgendwie verändert haben… Unerwartet trifft sie auf die Fußstapfen von Abelke und taucht ab in deren Geschichte, wobei sie nebenbei auch sich selber wiederfindet…



Sehr atmosphärisch beschreibt Jana Kubsova die Geschichten der zwei Frauen, die so unterschiedliche Leben führen und doch so vieles teilen. Der Roman ist keine leichte Lektüre, viel Leid und Traurigkeit schwingt in den Zeilen mit. Die Lebensgeschichten der beiden Frauen rütteln auf und regen zum Nachdenken an. 
Abelkes Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, sie hat in Hamburg gelebt und der Bericht über ihr Leben hat mich sehr traurig gestimmt. 
Brittas Geschichte ist frei erfunden, vermutlich aber nicht selten genau so geschehen. Ihre Entwicklung im Laufe der Handlung gefällt mir sehr gut. Sie kämpft sich quasi frei und erarbeitet sich das Leben, das sie sich eigentlich immer gewünscht hat. Sie ist dabei eigentlich zunächst keine offensichtlich starke Frau, sie nimmt viele Dinge hin und versucht auch gar nicht, sie zu ändern. Erst langsam wird ihr bewusst, was aus ihrem Lebenstraum geworden ist und dass sie wirklich für ihren Beruf als Geologin brennt.
Die Handlung spielt wechselnd in zwei Zeitebenen, gerade die Übergänge sind dabei brillant gelungen und haben mich absolut überzeugt! Der Schreibstil ist auf seine Art ruhig und durch die personale Erzählperspektive ein wenig distanziert, gleichzeitig aber unglaublich mitreißend, weil einfach so stimmungsvoll und berührend! Auch die Landschaftsbeschreibungen haben mir gut gefallen, da sie sich mühelos in die jeweiligen Szenen einfügen und die jeweilige Stimmung unterstreichen.
Deutlich wird, der Feminismus und die Emanzipation sind lange noch nicht so weit, wie sie sein könnten und sollten. Rollenklischees werden nach wie vor in vielen Fällen absolut erfüllt und das Ausbrechen aus ihnen ist alles andere als einfach. Ich habe durch den Roman einiges dazugelernt und gerade das Nachwort der Autorin fand ich mehr als interessant! Mir war absolut nicht bewusst, dass die Frauen im Feudalismus eine andere Stellung in der Gesellschaft hatten und erst im Kapitalismus zu Gunsten der Männer herabgesetzt wurden!



Mein Fazit: Ein Roman, der absolut außerhalb meiner Wohlfühllesezone liegt, mich aber vollkommen überzeugt hat! Wer auf Happy End und rosarote Gefühle hofft, ist falsch aber falsch am Platz. Jana Kubsova schreibt realistische und berührende Worte über die Rolle der Frau und den Feminismus und beschreibt authentisch, wie schwer das Leben eben sein kann beziehungsweise war. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

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Fand die Abwechslung zwischen den Zeiten... Früher/ Heute sehr gelungen. Ich konnte mich sehr gut in beide Leben der Frauen hinein fühlen. Schwere Kost. Mich machen Frauenschicksale immer sehr betroffen und ich möchte gerne helfen. Danke für die Geschichte, sooo wichtig dass wir starke Frauen immer in unseren Gedächtnissen behalten.

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Ein tolles Buch, sehr gut geschrieben und spannend zu lesen. Kann mich sehr gut in die Lage der Protagonistin der Gegenwartsgeschichte hineinversetzen.

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Eine aufrüttelnte Geschichte über zwei Frauen.
Britta zieht mit ihrer Familie ins Hamburger Marschland. Dort stößt sie auf das Leben der Abelke Bleken die dort um das Jahr 1580 als unabhängige Frau allein einen Hof führt. Was nicht ungefährlich ist.
Britta taucht tief in das Leben von Abelke ein und mit der Zeit merkt sie, dass sie im Leben dieser anderen Frau auch viel über sich selbst erfährt.

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,,Die Frauen waren tot, aber was immer ihnen widerfahren war, war noch immer in der Welt, in anderem Gewandt, zerstoben, verändert, aber es war noch da, es widerfuhr wieder, es widerfuhr anderen."

Zwei Frauen, getrennt durch fast fünfhundert Jahre, aber beide in den Marschlanden beim Hamburg leben. Um sie geht es in Jarka Kubsovas Roman ,,Marschlande": Abelke, die ,,ältere" der beiden Frauen schlägt sich als Hufnern ohne Mann oder Bruder auf einem Bauernhof in den Marschen durch. Eine Sturmflut wird ihr zum Verhängnis. Das Wasser nimmt nicht nur Hab und Gut, sondern unterspült den Deich. Als Anliegerin muss Abelke für den Schaden aufkommen, die Reparatur stemmen - zusätzlich zu der harten Arbeit auf dem Land. Britta findet sich in der Gegenwart auf fast dem gleichen Grund und Boden wieder, als ihr Mann ein Haus auf dem Land bauen lässt. ,,Eispalast" nennen die wortkargen Dorfbewohner den Neubau. Bald merkt auch Britta, dass sie in dem neuen Haus nur noch Kälte spürt. Denn mit ihrem Teilzeitjob im Home Office und der Kinderbetreuung ist sie weniger glücklich, als sie einst dachte, als diese Arbeitsteilung aus Vernunft getroffen wurde. Hatte sie nicht von einer wissenschaftlichen Karriere geträumt?

Kubsova lässt Britta in der Vergangenheit stöbern und schließlich auf Abelkes Geschichte treffen. Der Leser begegnet beiden Frauen abwechseln. Mit jedem neuen Kapitel findet sich auch ein Sprung in der Zeit. So lassen sich nicht nur einige Parallelen zwischen der Diskriminierung von Frauen - besonders den starken, eigenwilligen und selbstständigen - ziehen, sondern der Leser lernt auch einiges über die Geschichte der Bauern in den Marschlanden. Das ist nicht nur interessant, sonder lässt die einfühlsam gezeichneten Landschaftsbeschreibungen der Gegenwart noch einmal in ganz neuem Licht erstrahlen. Diese Bilder der herben Schönheit der norddeutschen Marschen und die fundierte Recherche - Abelke hat tatsächlich gelebt - machen die Stärke dieses Romans aus.

Den ein oder anderen Wermutstropfen gibt es dann aber doch, denn die Linie des fehlenden Feminismus in der Vergangenheit und in der Gegenwart geht nicht ganz auf. Tatsächlich mag die Anfeindung ihre Gestaltet gewechselt haben. Doch stehen die wirtschaftlichen Interessen und der Frühkapitalismus als unumstößliche Begleiterscheinungen in Abelkes Geschichte. Der Verlust ihres Hofes hatte auch damit zu tun, dass Großgrunbesitzer nach Land suchten, wie die Autorin im Nachwort eindrücklich beweist. Die dort aufgeworfenen Verbindung zwischen Enteignungen und Hexenprozessen in ganz Europa ist ein Ansatz, dem wissenschaftlich viel stärker nachgegangen werden sollte. Aber ist diese Schicksal tatsächlich mit dem einer Frau vergleichbar, die dem Mann den Rücken freihält und auf die eigene Karriere verzichtet? Mich überzeugt diese Verbindung bis zuletzt nicht vollständig.

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Die Marschlande liegen hier quasi vor der Haustür und bilden den Rahmen für zwei Frauenschicksale.
In der Jetztzeit zieht Britta mit Mann und zwei Kindern von der Stadt aufs Land. Alles ist fremd und so unternimmt sie, die Geografin ist, lange Spaziergänge. Sie stößt auf ein Straßenschild mit einem Frauennamen und beginnt zu recherchieren.
Abelke Bleken war 500 Jahre zuvor eine patente und unverheiratete Bäuerin. Ihre Unabhängigkeit und Erfolg ruft Neider auf den Plan und so sieht sie sich bald Intriegen ausgesetzt.
Beide Frauen wachsen einen sofort ans Herz und man möchte ihnen helfen....
Wunderbar geschriebener Roman und unbedingt lesenswert!!

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nicoleklebers Profilbild
Neues aus der Leseecke 🛋️📚 - #Marschlande von #JarkaKubsova aus dem @s.fischer Verlag

Abelke Bleken ist eine historisch verbürgte Person, die im 16. Jahrhundert in den Marschlanden vor Hamburg, dem heutigen Stadtteil Ochsenwerder, lebte.

Sie bewirtschaftete seit dem Tod der Eltern alleine einen Hof, von nicht unbeachtlicher Größe. Sie behandelt ihre Tiere und das Gesinde gut, ist hilfsbereit und ihre Ernten fallen gut aus, der Hof ist ordentlich und gepflegt.

Eine Sturmflut nimmt ihr und ihren Nachbarn eines Nachts so gut wie alles – der Deich ist gebrochen, die Wassermassen rissen sowohl Gebäude wie Vieh und Menschen mit sich und hinterlassen zwischen ihrem Hof und dem des Nachbarn ein großes Brack.
Abelke hatte Glück im Unglück, doch die Reparatur des Deiches obliegt ihr und ihrem Nachbarn. Der versinkt nach dieser Katastrophe allerdings in der Schwermut und Abelke muss allein das Unmögliche schaffen, sonst droht ihr der Entzug von Land, Hof, Tieren und allem Eigentum.
Die Helfer, die Betroffenen normal zur Seite gestellt werden, bleiben Albeke verwehrt. Denn dass soviel Land einer Frau gehört, ist manchen schon lange ein Dorn im Auge und da kommt die Enteignung doch sehr gelegen …

Britta Stoever zieht etwa 450 später Jahre aus Hamburg Stadt in genau diese Gegend. Sie ist Geologin, hat aber wegen der Kinder zurück gesteckt – um ihrem Mann die ersehnte Karriere zu ermöglichen. Der war es auch, der unbedingt raus aus der Stadt wollte. Britta und die Kinder waren davon nicht wirklich angetan, aber plötzlich war es so weit und sie zogen in dieses Haus, das von den anderen Einwohnern „der Eispalast“ genannt wird. Ziemlich eisig geht es in diesem Haus auch bald zu, Britta fühlt sich ausgebremst und abgestellt, das Interesse des Gatten an ihr, den Kindern, dem Alltag ist mehr oder weniger nicht vorhanden, Gesprächsversuche führen direkt in den Streit – die Trennung steht bald nach dem Einzug bevor.
Etwas, das Britta in dieser Zeit Halt gibt, ist das erforschen von Abelke Blekens Leben, auf deren Namen sie bald nach dem Umzug gestoßen ist …

Auf diesen zwei Zeitebenen spielt sich eine ganze Menge ab und jedes Kapitel endet so, dass man einfach immer weiterlesen muss – Cliffhanger quasi nix dagegen!
Wobei der Erzählstrang in der Vergangenheit der stärkere, der spannendere war. Mich mit Abelke zu identifizieren war sofort und auf der Stelle passiert, Britta blieb mir dagegen sehr fern und ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob eine Frau mit diesem Bildungshintergrund sich tatsächlich so gibt.

Aber darum ging es eigentlich auch gar nicht so wirklich. Vielmehr steht das Thema Selbstbestimmung der Frau im Vordergrund und wieviel – oder besser wie wenig – sich in all diesen Jahren geändert hat …

Sprachlich ein Genuss, sehr dicht und bildreich wird erzählt, es saugt einen regelrecht in die Geschichte um am Ende ungemein zufrieden ob der Qualität des Gelesenen wieder ausgespuckt zu werden!

Trotz kleiner Mängel im Gegewartsstrang (wie ich es auch schon im Vorgänger Roman „Bergland“ empfunden habe) ist es ein Buch, wie Buch muss!
Eine unbedingte #Leseempfehlung! (Und ja, eine „Hexe“ wird auch verbrannt - 3x dürft ihr raten … )

Dem Verlag @s.Fischer danke ich herzlich für die Bereitstellung des Leseexemplars über @netgalleyde

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Als die Geografin Dr. Britta Stoever mit Mann und schulpflichtigen Kindern nach Ochsenwerder an der Elbe zieht, stehen die Stoevers vor dem üblichen Spagat berufstätiger Paare. Philip, dem ihr hochmodernes Haus in den Marschlanden ein wichtiges Anliegen war, fühlt sich als unentbehrliche Führungskraft nicht für Haushalt und Kinder verantwortlich. Britta hat seit Jahren ihre Arbeitszeit reduziert und würde gern neu durchstarten. Eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule setzt allerdings ihren vollen Einsatz voraus – und eine Neuverteilung der Care-Arbeit zwischen ihr und Philip. Unzufrieden mit ihrer (voraussehbaren) Situation befasst sich Britta im nebligen Herbst mit der geografischen Lage des Ortes an der Elbe – und mit der historischen Person Abelke Bleken, die 1583 in Hamburg als Hexe verbrannt wurde. Nach Abelke ist in Ochsenwerder eine Straße benannt – und Britta lernt passenderweise Ruth Grotjahn kennen, eine „Hiesige“, die sich dafür einsetzt, die Sichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit zu verbessern. „Männer erhalten für besondere Leistungen einen Gedenkstein…“, meint Ruth nüchtern zu dem Thema, ‚Frauen wurden eher in die Psychiatrie eingewiesen, wenn sie Ansprüche stellten‘, lässt sich der Gedanke fortsetzen.

Abelke Bleken war im 16. Jahrhundert eine angesehene, erfolgreiche Bäuerin, die ihren Hof allein führte und sich weigerte, ihren Besitz (zum Profit eines Ehemannes) geschickt durch Heirat zu vergrößern. Ihr Vermögen hatte bereits gierige Blicke auf sich gezogen, als in einer verheerenden Springflut der Deich zwischen ihrem Hof und der Elbe zerstört wird – und die Dorfgemeinschaft von ihr allein die Reparatur des Deichs verlangt. Einem (männlichen) Bauern wären in dieser Situation Tagelöhner zur Hilfe geschickt worden oder er hätte finanzielle Unterstützung erhalten. Dass niemand in der Not einen Finger rührt, wagen die Marschbauern offenbar allein gegenüber Frauen oder Hofbesitzern, die am Ende ihrer Kräfte sind. Das Ausgrenzen einer unbequemen Person aus der Gemeinschaft lässt knallharte finanzielle Interessen der Vereinigung der Deichgeschworenen vermuten, die ursprünglich ein Ehrenamt sein sollte.

Als Geografin kann Britta die Folgen der damaligen Flut in der Marschlandschaft von heute "lesen" und fängt sofort Feuer angesichts Abelkes Schicksals und der Auswirkung der Hexenverfolgung auf die gesamte Bevölkerung. Parallel zu ihrer Spurensuche führt ein aktueller Mobbing-Fall Britta den klassischen Ablauf von Mobbing vor Augen und die Rolle, die untätige Zuschauer darin spielen. Ein ungewöhnlicher Zufall. Jarka Kubsova demonstriert ihren Leser:innen damit eindringlich, dass es in Hexenprozessen zumeist nicht um konkrete Taten ging oder um Geständnisse, sondern darum, unbequeme Zeitgenoss:innen zu beseitigen.

Drei Frauen in ihrer Landschaft. Die historische Figur Abelke Bleken, eine berufstätige Mutter der Neuzeit und eine Sozialhistorikerin, die sich für mehr Sichtbarkeit historischer Frauenfiguren einsetzt, führt Jarka Kubsova vor akurat recherchiertem historischem Hintergrund zusammen. Das Ausgeliefertsein der Marschbauern gegenüber den Wettergewalten, die Rolle einer selbstbewussten Hoferbin und die generelle Anerkennung der Leistung von Frauen verknüpft sie in runder, neutraler Sprache - mit wenigen authentischen Mundart-Dialogen.

Mit einem erhellenden Nachwort, inhaltlich und stilistisch ein hervorragender Roman.

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Ich habe schon "Bergland" von Jarka Kubsova sehr gemocht, aber ihr neuer Roman toppt alles.
Die Vier- und Marschlande nahe Hamburg sind der rauhe Schauplatz, einmal in der Gegenwart und einmal um 1580 herum. Erzählt wird die Geschichte zweier Frauen. Die Geografin Britta Stoever zieht mit Mann und Kindern neu zu, lebt sich nicht wirklich ein, die Ehe kriselt. Auf ihren langen Spaziergängen entdeckt sie im Neubaugebiet den Abelke-Bleken-Ring und fängt an über diese Frau nachzuforschen. Und so erfahren wir von dieser selbständigen und unerschrockenen Bäuerin, die im 16. Jahrhundert ihren Hof erfolgreich bewirtschaftete und damit den Männern ein Dorn im Auge war. Wir erleben, wie eine Frau durch Neid und Missgunst ins Elend getrieben wird und schließlich als Hexe auf dem Scheiterhaufen endet, weil sie sich mit dem ihr angetanen Unrecht nicht abfinden wollte.
Je mehr Britta Stoever sich mit Abelkes Geschichte beschäftigt, desto mehr stellt sie ihr eigenes Leben in Frage und muss lernen, dass sich in fast 500 Jahren Manches kaum geändert hat.
Das Faszinierende an diesem Buch ist, wie Jarka Kurbsova die beiden Zeitebenen miteinander verknüpft und Parallelen findet.
Bester Lesestoff und ein Roman, der lange nachhallt!

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Ein beeindruckendes und bedrückendes Buch. Ich habe mich beim Lesen gefragt, wie es sein kann, dass sich in 500 Jahren, die zwischen unseren Protagonistinnen Abelke und Britta liegen, so wenig getan hat. Wie sehr sie als Frauen unter der Übermacht der Männer leiden. Zwar heute aufgeklärter und mit mehr Möglichkeiten, aber im Kern geht es immer noch um die selben Fragen und dieselben Machtverhältnisse. Jarka Kubsova hat mir mit mancher Szene Schauder über den Rücken gejagt. Dieses Buch ist düster, traurig, hat starke Frauenfiguren, deren Geschichten in die Welt müssen, die gehört werden müssen! Absolute Leseempfehlung, aber macht euch auf was gefasst. 4,5 Sterne 🌟

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Was für ein Buch! Ich gebe zu, es liegt außerhalb meiner Wohlfühlzone, dennoch hat es mich sofort mit seiner Stimmung und der atmosphärischen Beschreibung der Landschaft und vor allem mit beiden Protagonistinnen in Bann gezogen. In rasantem Tempo durchgelesen und geliebt!

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Jarka Kubsova verbindet zwei Frauenbiografien miteinander, die 500 Jahre auseinander liegen. Albelke Bleken, eine junge Hofbesitzerin in den Hamburger Marschlanden des 16. Jahrhunderts und Britta Stoever, eine Geografin, die frisch und ungern in die Gegend zieht und auf die Biografie von Albelke Bleken stösst. Die historische Geschichte ist spannend und atmosphärisch erzählt und mit viel Hintergrundwissen zur Sozial-und Wirtschaftsgeschichte der Region angereichert. Das ist sehr gut gemacht! Die gegenwärtige Figur von Britta Stoever bleibt dagegen ein wenig blass, trotzdem empfehle ich das Buch gerne.

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Für ihren neuen Roman „Marschlande“ tauchte die Hamburgerin tief in die Geschichte der Stadt sowie der Vier- und Marschlande ein, um über weibliche Schicksale, Bewegungen in Erdflächen und Menschenseelen – und entsetzliche historische Tatsachen zu schreiben.

Es entstand ein aufwühlendes Meisterwerk.

Zweifelsohne erleidet die Bäuerin Abelke Bleken, die ihren Hof alleine führt, mit ihrer Selbstständigkeit und ihrem Trotz dem gesamten Dorf ein Dorn im Auge ist, ein wesentlich ungerechteres Schicksal als die Geografin Britta Stoever, die fast fünfhundert Jahre später mit Mann und Kindern in die Marschlande zieht:

Abelke wird – dies verrät die Geschichte bereits in der düster-intensiven Exposition – auf einem Scheiterhaufen als Hexe verbrannt.

Kubsova durchleuchtet in „Marschlande“ also nicht nur die erschütternde despotische Gewalt, mit der die Wohlhabenden sich an der Not der Mittellosen bereicherten, sondern auch die beschämende Niedertracht, mit der Frauen in diesem Kontext behandelt worden sind. Kubsova gelingt in diesem sprachlich naturnahen, kargen, düsteren, in dunklen Herbsttönen gesättigten Textkorpus nicht nur eine sozialkritische Behandlung derjenigen Aspekte, die zur gemeinschaftlichen Verbannung und Verurteilung Abelkes führten. Sie zeichnet überdies den inneren Zwiespalt der Protagonistin auf – die sich durchaus auch mal verliebt hat und auf diversen Fronten betrogen wurde.

Doch ist es schlussendlich die Faszination der Marschlande selbst, die unheimlichen Tiefen und die unentdeckten Pfade in der Erde und den Wäldern; die geographisch historischen Feinheiten, auf die Kubsova eingeht, die der Geschichte ein wirklich ganz besonderes Flair verleihen und es geradezu unmöglich machen, das Buch vor Schluss aus der Hand zu legen.

Volltext: Literaturblog sandrafalke.com

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Das Buch Marschlande spielt sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart.
Ende des 16 Jhdts. führt die alleinstehende Bäuerin Abelke Bleken einen Hof in Marschlanden vor Hamburgs Toren, was zu dieser Zeit mehr als ungewöhnlich und auch verpönt war.

In der Gegenwart haben Britta Stoever mit Mann und Kindern gerade ein Haus in eben jenem Ort bezogen, wo Abelke vor mehr als 350 Jahren gelebt hat.

Abelke bewirtschaftete den Hof Ihrer Eltern erfolgreich, zog damit aber natürlich auch Neider an. Durch einen Deichbruch bei einer Sturmflut im Jahhr 1570 sieht der Vogt seine Chance gekommen sie zu enteignen, weil sie es nicht rechtzeitg schafft den Deich wieder neu zu errichten und ab dann beginnt das Unglück für Abelke, die zum Schluss als Hexe verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.

Britta Stoever wollte eigentlich nicht aufs Land ziehen, hat Mühe sich am neuen Ort und im neuen Haus einzuleben und immer mehr kommen Konflikte mit ihrem Mann zum Vorschein, die sie vorher in Hamburg selbst ignoriert hatte und die letztelich zum totalen Zerwürfnis führen.

Das Thema des Buches hat mich sehr interessiert, da die Geschichte um Abelke zwar fiktionalisiert ist, aber auf ihrem wahren Leben beruht. Im Ort Ochsenwerder gibt es auch tatsächlich einen Abelke-Bleken-Ring.
Allerdings ist das Buch schwerere Kost und stellenweise musste ich mich etwas hindurchquälen, aber nicht weil es schlecht geschrieben war, sondern im Gegenteil, weil mich die Ungerechtigkeiten, die sowohl Abelke als auch Britta erlebt haben wütend gemacht haben.

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Zwei Frauenschicksale- Zwei Zeitebenen
Spannend u historisch gut aufgegriffen, beschreibt die Autorin das Schicksal der selbständigen, emanzipierten Gutbesitzerinu später als Hexe verurteilten Abeke.
Ihr gegenüber steht Britta, eine ehemalige Geologin, die für ihre Familie ihren Beruf aufgibt u in Abekes Heimat ins Marschland zieht.
Tief taucht sie in Abekes Geschichte ab u hinterfragt ihr eigenes Leben.
Für mich das beste Buch in 2023- bis jetzt!
Habe es mehrfach empfohlen u verkauft!
Ein wahrer Lesegenuss ‼️

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Eine spannende Geschichte mit erschreckendem Muster. Wie schnell ausgrenzung, manipulation, populismus und üble nachrede ausarten können zeigt Kubsova hier eindrücklich und knall hart. manchmal ist es unerträglich diese Geschichte zu lesen bzw. zu hören.
Mir persönlich war Britta etwas zu blass skizziert, aber verkaufen werde ich den Titel dennoch gut!

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Sehr gut geschriebener Emanzipationsroman auf zwei Zeitebenen. Tolle Sprache! Ich freue mich auf mehr Bücher der Autorin.

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Ein sehr kluges, spannendes und aufwühlendes Buch, das die Geschichte zweier durch Jahrhunderte getrennte Frauen erzählt, die in den Marschlanden wieder zusammenfinden. Besonders gefallen hat mir neben den toll recherchierten Inhalten die weibliche Solidarität, die immer wieder Thema in beiden Erzählsträngen war.

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Zwei Lebenswege von mutigen Frauen. Britta, eine junge Frau ,die um ihren eigenen Weg sucht stößt auf das Schicksal der Bäuerin Abelke Bleken( 1580). Hat mir gut gefallen in dieser Verflechtung beider Geschichten, die es an Spannung nicht fehlen ließen. Ich habe viel über das Leben der Menschen dieser vergangenen Zeit erfahren und welcher ungerechten Behandlung alleinstehende Frauen ausgeliefert waren. Sehr empfehlenswert!

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Zwei Schicksale

Ich fand das Buch sehr mitnehmend.
Ich konnte mich sehr gut in die Gefühle von Britta einfühlen. Auch ich bin von der Großstadt aufs Land gezogen und fühlte mich zu Beginn verloren. Wenn eigene Lebenserfahrungen sich in Büchern spiegeln, ist das öfter etwas mitnehmender. Auch wie Abelke behandelt wurde war sehr tragisch. Sie hat alles gegeben und wurde doch dafür nieder gemacht. Einfach nur weil sie eine Frau war.

Dennoch hatte es ein paar Längen, weswegen ich am Ende 4 Sterne geben möchte.

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Nachdem ich bereits " Bergland" , den ersten Roman von Jarka Kubsova, mit großem Interesse gelesen habe, bin ich nun auch von " Marschlande" begeistert.
Ein feiner Frauenroman, der Geschichte und Gegenwart perfekt verwebt und den Leser bzw. Leserin bestens unterhält.
Zudem lernte ich während des Lebens einiges dazu.

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Kubsovas Worte schlagen ein, wie eine Bombe und ich wünschte, ich hätte weniger verstanden. Dieses Buch ist fantastisch verständnisvoll im Patriarchat und fängt Frauen auf, die nicht darauf reduziert werden möchten, Frauen zu sein. Weil sie müde sind. Weil Männer einfach sein dürfen.
Und Frauen Mütter sind.
Selbst, wenn sie keine sind

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Gegenüberstellungen


In dem Buch „Marschlande“ von Jarka Kubsova treffen das Gestern und das Heute aufeinander, wieder eine interessante Verbindung, wie schon in dem auch in diesem Jahr von mir gelesenen „Ein Geist in der Kehle“ von Doireann Ní Ghríofa. Wobei mich das Buch der irischen Autorin deutlich mehr überzeugen konnte, denn „Marschlande“ will manchmal einfach viel zu viel und die Charakterzeichnungen wirken nicht immer authentisch, sondern sind eher aufgesetzt und mit dem Zeigefinger winkend dargestellt. Was mir nicht unbedingt gefallen hat. Die Botschaft des Buches gefällt mir schon, aber nicht die Umsetzung.



Die Hauptcharaktere des im Hamburger Marschland spielenden Romans sind die im 16. Jahrhundert lebende Hufnerbäuerin Abelke Bleken und die fünfhundert Jahre später ins Marschland gezogene Mutter Britta Stoever. Die Handlung um die Bäuerin Abelke Bleken erschien mir noch gelungener und deutlich interessanter, aber das Geschehen in der Jetztzeit um die aus der Stadt zugezogene Britta Stoever ist schon sehr klischeebehaftet und auch etwas unglaubwürdig. Ich will nicht sagen, dass es das Tun der Britta Stoever nicht gibt, denn genau solche Reinfälle in der Partnerwahl und in zum Familienwohl getroffenen Entscheidungen gibt es sehr wohl. Aber es ist doch recht viel auf einmal, was in dieser Britta Stoever und ihrer Familie so alles schlummert. Da spricht wohl eine Aussage der Autorin überdeutlich mit. Es ist ja auch wichtig auf misogyne Zustände hinzuweisen und die wichtige Rolle des Feminismus zu betonen. Ja. Aber bitte etwas glaubhafter. Denn eine gewisse Authentizität macht bei der Lektüre einfach mehr Spaß.



Meine Punktevergabe beinhaltet auch eine Bewertung des wichtigen Themas, denn eigentlich tendiert dieses Buch für mich leider mehr nach den 3 Sternen. Was bei der Thematik schade ist, für mich zumindest, denn es gibt ja auch viele begeisterte Stimmen. Aber das schon erwähnte „Ein Geist in der Kehle“ spricht mich persönlich zu dieser Thematik deutlich mehr an und überzeugt mich auch mehr.

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Spannend verworbene Geschichte in der Gegenwart und im Mittelalter, die mir neue Perspektiven auf (weibliches) Leben im Mittelalter eröffnet haben.
Ich mochte besonders auch das Nachwort gerne und Kubsovas authentische Sprache. Die Geschichte in der Gegenwart war mir ein bisschen zu sehr gespickt mit den feministischen Themen unserer Zeit, hab's aber insgesamt dennoch sehr, sehr gerne gelesen.

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Abelke und Britta trennen fast 500 Jahre. Ein Ort, zwei Frauen, zwei Geschichten. Oder doch nur eine?

Inhalt

Britta zieht mit ihrem Mann und den zwei Kindern hinaus in die Marschlande, nimmt einen Job bei der Stadt an, arbeitet reduzierte Stunden, um sich ebenfalls um Haushalt und Kinder zu kümmern. Abelke kümmert sich schon lange alleine um ihren Hof, da ihre Familie verstorben ist. Jedoch wird sie nie komplett von der Nachbarschaft als Nachfolgerin ihres bekannten Vaters akzeptiert.

Meinung

Jarka Kubsova verknüpft Vergangenheit und Gegenwart in ihrem Roman „Marschlande“ auf eine geniale Art und Weise. Abwechselnd erfährt man mehr und mehr über die beiden Frauen. Sie erzählt auf beinahe erschreckende Weise, dass die beiden Frauen gar nicht so verschieden sind und das Ungerechtigkeiten über Frauen nur geringfügig Veränderung erfahren haben. Das im Detail zu erfahren, macht den Spaß am Lesen aus.

Jarka Kubsova hat das Talent, den Leser mit nur einen Satz wieder in die Geschichte zu holen, sprachlich mit der Schnelligkeit der Geschichte und den zu erlebenden Emotionen zu spielen. Toll!

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Zwei Frauen, die 500 Jahre trennen; eine Landschaft, die sie beide miteinander verbindet. Ein Roman, der lange nachhallt - über weibliche Selbstbestimmung und Ungerechtigkeiten, die über Jahrhunderte erschreckend aktuell geblieben sind.

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Klappentext:

„Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein – und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.“



Autorin Jarka Kubsova hatte mich mit ihrem Erstlind „Bergland“ komplett verzaubert. Als dann ihr zweites Werk „Marschlande“ erschien, war die Neugier extrem groß. Und zudem ist der Schauplatz ihrer Geschichte, nur einen Katzensprung meiner Heimat entfernt.

Das Marschland hat den Nordwesten Deutschlands fest im Griff. Ein eigensinniger Boden, schwierig im Herr zu werden, da er komplettes angeschwemmtes Sediment ist und mit seinen Salzwiesen eine einmalige Natur beschert. In „Marschlande“ dürfen wir wieder mehr als gekonnt in zwei Zeiten abtauchen, die zwar mehr als 500 Jahre auseinander liegen aber dennoch eng miteinander verwurzelt und verbunden sind. Einerseits lernen wir Abelkes Geschichte kennen und die von Britta. Beide verbindet die Marsch aufs Extremste. Kubsova schaffte es auch hier, dass man der Geschichte von Anfang an völlig verfallen war. Sie bringt es jedes Mal fertig, einen Zeitensprung so gekonnt zu verbinden, dass man sich fragt wie das überhaupt möglich ist! Wir tauchen ein in Abelkes Geschichte und erleben eine Frau, die sich behaupten muss, die nicht nur Wind und Wetter ausgesetzt ist, sondern auch den Fängen ihrer Zeit. Dass eine Frau einen so großen Hof alleine führt, war damals undenkbar und es kam wie es kommen musste, Abelke wird ihrer Lebensgrundlage beraubt. Alles ändert sich schlagartig und sie ist das unterste Glied in der Kette der Gesellschaft. Dennoch ist sie kampfbereit und geht einen Weg, der nicht nur mutig sondern auch extrem heikel und riskant ist. In der Jetztzeit lesen wir von Britta die ebenfalls mit dem Gebiet, wo einst Abelke lebte, eine tiefe Verbundenheit spürt. Auch ihr Leben wird zurückgeworfen, aber hier lag es auch oft an ihrer Person selbst. Britta steht sich oft selber im Weg und anders als Abelke, steckt sie eher den Kopf in den Sand wenn es schwierig wird. Als Britta aber auf Abelkes Geschichte aufmerksam wird, darf der Leser eine Geschichte erlesen, die aus zwei Eins macht ohne dabei irgendetwas zu verfälschen oder zu blenden. Kubsova lässt beiden Parteien viel Raum ohne dabei etwas zu verblassen. Verbunden sind beide Frauen durch das Land auf dem sie stehen oder einst standen. Es ist ein Land, welches ihr Schicksal bestimmt und welches sie prägt(e). Die Geschichte ist eine Art Symbiose. Eine Verschmelzung von Alt und Neu und dennoch sind beide Geschichten so gleich und so besonders einzigartig. Die Autorin schaffte es auch hier wieder, dass man in beide Welten versinkt, man gerne beide Frauen zusammen gesehen hätte, dass sie sich gegenseitig unterstützen aber es ist notwendig im Leben, dass jeder seinen eigenen Weg geht und Erfahrungen macht.

Fazit: Wieder ein absolut empfehlenswerter Roman der Autorin, welcher den Leser grandios in die Zeiten verschwinden lässt und tiefgründige und teils fast philosophische Aspekte anspricht. 5 Sterne für dieses Werk!

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Ehrlich gesagt wurde ich durch eine Buchhändler-Kollegin auf das Buch aufmerksam gemacht.
Es ist eine Geschichte zweier Frauen die in verschiedenen Jahrhunderten lebten und deren Geschichte sich ähneln..
Ein Roman der zum Nachdenken anregt

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Interessant, nachdenklich stimmend

In dem Roman „Marschlande“ erzählt Jarka Kubsova über zwei Frauen aus dem Hamburger Marschland.
Eine von ihnen ist die Hufnerin Abelke Bleken, die im 16. Jahrhundert einen großen Hof von ihren Eltern übernommen hatte. Sie liebte ihre Heimat und lebte für ihre Aufgaben als Bäuerin. Ihr florierender Bauernhof war dem anderen Dorfbauern ein Dorn im Auge, der Neid um ihren Erfolg und Besitz wuchs.

Ein neues Zuhause findet im Marschland Britta Stöver, die mit ihrem Mann und zwei Kindern nach Ochsenwerder zieht. Ihre Geschichte spielt in der Gegenwart. Britta, die ihren Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geographie aufgegeben hat, um sich der Familie zu widmen, ist zuerst mit dem neuen Zuhause und ihren Aufgaben als nur Hausfrau und Mutter unzufrieden. Doch dann entdeckt sie die Hinweise auf das Leben von Abelke Bleken. Die Geschichte der starken Frau, die sich gegen alle Widrigkeiten ihrer Epoche und dem Hass der Mitmenschen stellen musste, fasziniert Britta.
Es gibt einige Parallelen in den Geschichten der beiden Frauen. Beide mussten um ihre Ziele und Überzeugungen kämpfen, beide zahlten einen hohen Preis dafür.

Besonders interessant fand ich die Geschichte über die Hufnerin Abelke, die auf historischen Tatsachen beruht. Im Nachwort zum Buch schreibt die Autorin ausführlich darüber. Nicht nur das Schicksal der Bäuerin hat mich bewegt; auch viele historischen Fakten, wie das damalige Deichrecht oder die Enteignung der Bauern, weckten mein Interesse.
Etwas mehr dagegen hätte ich von der Geschichte über Britta erwartet. Ich hätte viel mehr über ihr bisheriges Leben, über Beweggründe für ihre Entscheidungen erfahren wollen.

Genossen habe ich die bildhafte Schreibweise der Autorin, die ausdrucksvoll über die Marschlandschaft schreibt:
(ein) Stück Land, in dem Glück und Unglück sich abwechselten, wie die Gezeiten,
wo Überfluss und Verderben kamen und gingen, wie Ebbe und Flut.“ (103)

„Marschlande“ ist ein hochinteressanter, nachdenklich stimmender Roman, sehr zu empfehlen!

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Meine Meinung:

Spannend und tragisch

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal 1580, in der Abelke Bleken alleine einen Hof in den Marschlanden führt.

Einmal in der Gegenwart, in der Britta Stoever um ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Obwohl durch Jahrhunderte voneinander getrennt, verspürt Britta eine starke Verbundenheit zu Abelke. Die Geografin recherchiert über Abelkes Leben und wird immer tiefer in deren Sog gezogen.

Mir hat besonders der Part in der Vergangenheit gefallen. Im Nachwort erklärt die Autorin, wie wenig ernsthafe Beachtung der Hexenverbrennung lange Zeit entgegengebracht wurde. Mir gingen daraufhin Hexenfeste durch den Kopf, die regelmäßig gefeiert werden. Kostümiert als Hexen, tanzen Frauen um ein Lagerfeuer. Die Besucher gönnen sich Bratwürste, Bier und andere Leckereien. Jetzt, wo ich dieses Buch gelesen habe, empfinde ich derlei Feste als reinen Spott.

Frauen wie Abelke wurden aufgrund von Lügen bei lebendigen Leib verbrannt. Abelke hatte alles getan, um nach einem Dammbruch ihr Land zu retten. Jedoch wurde ihr Hilfe, die ihr zugestanden hätte, nicht zuteil. Albeke ging mir sehr nahe. Ihr Scheitern mitzuerleben hat mich sehr bedrückt.

Die Gegenwart konnte mich nicht komplett überzeugen. Brittas Ehe scheitert und sie muss ihr Leben neu sortieren. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Brittas Ehemann blieb mir zu blass. Von ihrem Sohn Ben habe ich auch kein klares Bild vor Augen. Der Tochter Mascha wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das junge Mädchen mit ihren Problemen, hatte ich genau vor Augen. Bei Britta selbst bin ich mir nicht sich ganz sicher, ob ich ich sie mag. Bei Albeke spürte ich viel mehr Emotionen.

Eins haben beide Erzählstränge gemeinsam. Zwei Frauen müssen unter der Dominanz von Männern leiden. Sich behaupten um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Von Albeke weiß man ja, dass es ihr nicht gelungen ist. Das Ende in der Gegenwart lässt genügend Raum für eigene Gedankengänge. Die Naturbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Ich hatte das Gefühl durch Marschland zu spazieren. Weiß nun, was es mit dem Spruch *es regnet Frösche* auf sich hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sich Britta für die raue und stellenweise karge Landschaft erwärmen. Vor allem die Nachforschungen um Albeke bieten ihrem Leben eine willkommene Abwechslung.
Fazit:

Eine spannende Geschichte um Hexenverbrennung und die Natur in Marschlande. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Einzig der Part in der Gegenwart gefiel mir nicht komplett. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Trotz dem einen Kritikpunkt habe ich diese spannende und traurige Geschichte sehr gerne gelesen.

Von mir eine Empfehlung. Danke Jarka Kubsova

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In dem Buch ,,Marschlande" von Jarka Kubsova geht es um zwei Frauenschicksale im Hamburger Marschland. Abelke Bleken, die im 16.Jahrhundert allein einen großen Hof bewirtschaftet und die, als unabhängige Frau, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit erfährt. Beinahe ein halbes Jahrhundert später zieht Britta Stoever mit ihrer Familie nach Ochsenwerder. Sie hat ihre Karriere als Geografin der Familie zuliebe aufgegeben und fühlt sich im neuen Haus nicht wohl. Bei Spaziergängen erkundet sie die Natur und das Dorf. Sie interessiert sich sehr für das Leben der Abelke Bleken, das so unglücklich verlaufen ist, und fragt sich, was von ihren Träumen noch übrig ist.
Ein toller Roman, der mich gleich gefesselt hat. Besonders die Beschreibung des Lebens zur Zeit der Hexenverfolgung hat mich sehr berührt. Nach ,,Bergland" wieder ein toller Roman von Jarka Kubsova.

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Was für ein schönes und schlaues Buch! Jarka Kubsova hat mich, aber auch viele in meinem Umfeld verzaubert und das Narrativ der Hexenerzählung in ein anderes Licht gerückt. Diese Buch ist ein wahrer Leseschatz: die Sprache ist einfach, aber nicht simpel, die Story ist ergreifend, spannend und macht an nicht wenigen Stellen wütend und traurig. Die Figuren wurden extrem fein und klar ausgearbeitet und die Landschaft so plastisch beschrieben, dass man glaubt mittendrin dabei zu sein. Ohne viel von dem Buch zu erwarten, hat es mich umgehauen und ich konnte es praktisch nicht mehr weglegen. Ein absolutes Lesehighlight!

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Grandios. Mein absolutes Jahrehighlight. Habe es letztes und werde es auch dieses Jahr JEDER Frau in die Hand drücken. Wow..wie kann man nur so schreiben. Freu mich schon auf das nächste Buch der Autorin

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Ein faszinierendes Buch, welches sich bildgewaltig mit dem Schicksal zweiter Frauen auseinandersetzt. Albeke, die als unverheiratete Hufnerin im 16. Jhd. nicht bereit ist, sich damals gängigen konventionellen Ansichten zu beugen, ihr Schicksal selbst bestimmt und am Ende trotz ihrer Stärke gegen den Druck und der Macht des Patriachats nicht bestehen kann und Britta, die im Heute über Spuren von eben jener Albeke stolpert und immer wieder Parallelen zu ihrem eigenen Leben findet: den Versuch, für ihre eigenen Ansichten, Wünsche und Hoffnungen einstehen zu können, ohne immer auf ihr Geschlecht und damit verbundene über Jahrhunderte geprägte Vorstellungen darauf zurück geworfen zu werden.

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