Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss
Essays | Hochwertig ausgestatteter Band der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2021
von Antje Rávik Strubel
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Erscheinungstermin 27.07.2022 | Archivierungsdatum 27.09.2022
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Zum Inhalt
Was ist das für eine Gesellschaft und was fehlt? Essays der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel
Pointiert nimmt Antje Rávik Strubel die aktuelle gesellschaftliche Lage unter die Lupe. Mit engagierter und zugleich poetischer Stimme widerspricht sie dem Gezerre und Gezeter. Sie plädiert für einen spielerischen, abenteuerlichen, wagemutigen Umgang mit Sprache, für ein emphatisches und aufmerksames Miteinander und eine Vielfalt der Lebens- und Liebesweisen. Sie erzählt von Virginia Woolf und Selma Lagerlöf, von dem Griff nach den Sternen und dem Aufbruch ins Unbekannte. Diese kritischen, literarischen und persönlichen Reden und Essays spannen den Bogen vom Ende des 19. Jahrhunderts zum Beginn des 21. Jahrhunderts und blättern mit dem nötigen feministischen Hintersinn andere Seiten der gesellschaftlichen Landkarte auf.
Umschlaggestaltung: Judith Schalansky
Was ist das für eine Gesellschaft und was fehlt? Essays der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel
Pointiert nimmt Antje Rávik Strubel die aktuelle gesellschaftliche Lage unter...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783103971705 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 192 |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Sammlung von Essays
Spätestens seit den Erfolg mit Die blaue Frau ist Antje Ravic Strubel ein literarischer Shooting Star.
Schon ihre Romane haben essayistische Momente. Ihre Essays, von denen einige hier versammelt sind, wirken besonders konzentriert bis angestrengt.
Schon über den Titel „Es hört nie auf, dass man etwas sagen muss“ kann man länger nachdenken.
In den Texten geht es oft um genderspezifische Themen und um Literatur. Von Virginia Woolf über Astrid Lindgren und Selma Lagerlöf bis zu Fontane.
Mit einigen Essays kann ich etwas anfangen, andere erreichen mich nicht. Aber das ist normal für eine Essaysammlung, die Texte über mehrere Jahre abdeckt.
Die Essays sind fast alle schon vorher Zeitungen, Zeitschriften, als Nachwörter oder Begleittexte erschienen. Alle Essays wurden für diese Ausgabe überarbeitet.
Ein paar möchte ich kurz erwähnen:
In dem Essay Scham nennt Strubel treffend so einiges in Deutschland für das man sich im Ausland rechtfertigen und nicht selten schämen muss.
Vom Überschwärmen der Grenzen heißt ein Essay, in dem die Autorin sich ausführlich Penthesilea von Kleist widmet.
Witzig fand ich Lieber Theodor Fontane.
Höhepunkt ist für mich der letzte Text Die große Elchwanderung, die poetische Stellen und gute Gedanken hat.
Zuletzt sei noch das unglaublich originelle Buchcover erwähnt, dass Judith Schalansky kreiert hat.
Antje Rávic Strubels (überarbeitete) Essays entstanden zwischen 2003 und 2022.
Neben Reaktionen auf die Rezeption ihrer Romane „Kältere Schichten der Luft“, „In den Wäldern des menschlichen Herzens“ und „Blaue Frau“ knüpft Strubel in ihren Essays Verbindungen zu ihrer Herkunft aus dem brandenburgischen Rheinsberg, zur Prägung durch skandinavische Länder und speziell zu Virgina Woolf, Selma Lagerlöf und Anne Garréta. Ein fremder Gast irgendwo in einem Lokal in Finnland hatte Strubel zum Schreiben ein Bild der schreibenden Autorenhand kreiert, die sich bereits in der Zukunft befindet. Dieses Schaffen von Bildern, die Leser*innen und Literaturkritik möglicherweise noch nicht wahrnehmen können oder wollen, zieht sich durch den gesamten Essayband und regt an, gerade „Kältere Schichten der Luft“ und „In den Wäldern des menschlichen Herzens“ neu zu lesen. So wie Virginia Woolfe’s „Jungs, die Klingelstreiche begehen“ heute als Kommentatoren unverhohlen frauenfeindlich auftreten und „Jungs“ des Feuilletons herablassende Literaturkritiken über Autorinnen verfassen, kann „In den Wäldern des menschlichen Herzens“ quasi als Vorankündigung der aktuellen Transgender-Debatte gelesen werden. Dass Frauen Mädchen/Girls genannt werden dürfen, ist laut Strubel dabei nur die Spitze des Eisbergs einer Literaturkritik, die sich im Ton vergreift.
In Strubels Texten geht es u. a. um die Anmaßung, dass Frauen sich zu bestimmten Themen überhaupt äußern dürfen, um männliche Kränkbarkeit und um das Zulassen der Genderfluidität in der Literatur. Sie lässt aber auch zur Erheiterung ihrer Leser*innen Strubel, Ravik (mit k) und Rávic Strubel gemeinsam eine Bootsfahrt unternehmen.
Die Faszination von Buchkritiker*innen für die belanglose Frage, wer mit wem wo Sex hat, ist mir erst durch Strubels Essays bewusst geworden. Neben der Anregung, sich mit Selma Lagerlöf wie auch der Beziehung Astrid Lindgrens zu Louise Hartung zu befassen, knüpft Strubel in ihren Texten Fäden zu ihren älteren Romanen, die ich jedenfalls 2016 und vorher noch nicht unter Gender-Gesichtspunkten gelesen habe.
Von Antje Rávik Strubel hörte ich, ehrlicherweise, zum ersten Mal, als sie im vergangenen Jahr für „Blaue Frau“ wohlverdient den Deutschen Buchpreis gewann. Mit „Es hört nicht auf, dass man etwas sagen muss“ liegt jetzt nun die neuste Veröffentlichung der Autorin vor, die auch als Übersetzerin (Virginia Woolf, Joan Didion…) tätig ist. Es handelt sich um eine Sammlung von Essays, die zwischen 2003 und 2021 entstanden sind.
Den Anfang macht Rávik Strubels Rede bei der Verleihung des Buchpreises, in welcher sie die Themen der Sammlung vorgibt und zeigt, was ihr wichtig ist. Es geht um den spielerischen Umgang mit Sprache; Sprache ist wandelbar, so die Autorin, und so sind es auch die Menschen. Daher befasst sie sich in ihren Essays mit einer Vielzahl von Themen: von Pronomen und Gendersternchen, über die ungleiche Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern bis hin zu strukturellem Rassismus und Sexismus – Rávik Strubel legt den Finger in die Wunde unserer aktuellen gesellschaftlichen Lage, mal ernsthaft, mal mit herrlicher Ironie und Humor. Warum gibt es so viel Kritik am Gendern, aber niemand befasst sich mit dem Verschwinden des herrlichen „ß“? - das kann die Autorin nicht begreifen.
Sie erzählt auch von eigenen Erfahrungen, wie sie beispielsweise in einer Kulturdelegation beim Händeschütteln einfach übergangen wird, weil sie eine Frau ist oder dass Kritiker sich nicht vorstellen können, dass bestimmte Dinge in ihren Romanen tatsächlich geplant sind und einen Sinn haben. Außerdem fragt sie sich, ob eine deutsche Autorin auch immer nur deutsche Texte schreiben muss und was das eigentlich genau bedeutet.
Dann widmet sie sich auch berühmten Paaren: Virginia Woolf (auf die sie immer wieder zurückkommt) und Vita Sackville-West, Astrid Lindgren und Louise Hartung (zugegeben eine eher einseitige Liebe Hartungs zur verschlossenen Kinderbuchautorin), Selma Lagerlöf und Sophie Elkan (später mit Valborg Olander quasi zu einem Liebesdreieck erweitert) und schließlich Penthesilea und Achill. Was machte sie alle aus? Was zog sie aneinander an? Was ließ sie scheitern? Eine bemerkenswerte Sammlung!
der Essayband „es hört nie auf, dass man etwas sagen muss“, geschrieben von Antje Rávik Strubel, setzt sich mit Wandelbarkeit der Sprache, mit Heteronormarivität und aktueller Gesellschaftskritik auseinander. In den in 4 Kapiteln zusammengefassten Essays, nimmt die Essayistin Bezug auf Autor:innen und Texte aus dem 19. Jahrhundert bis zu jenen heutiger Zeit, von Astrid Lindgren über Virginia Woolf, von Ernest Hemmingway bis Rebecca Solnit.
Diese literarischen Exkurse haben mir teils sehr gut gefallen, inspiriert durch Rávik Strubels Auseinandersetzung mit ihnen stehen nun einige neue Titel auf meiner Leseliste. Teils wurde mir allerdings zu detailliert auf die Referenzen eingegangen, diese Passagen sind denke ich spannender, wenn man die betreffende Lektüre selber ebenfalls gelesen hat.
Der Sammelband lässt sich recht schnell lesen, die pointierte Sprache hat mich abgeholt und die vielseitigen Themen haben neue Denkanstöße mit sich gebracht. Außerdem muss ich kurz dieses wunderschöne Cover hervorheben, das in mir doch den Wunsch erweckt, auch eine gedruckte Version dieses Buches zu besitzen.
hier auch eine Collage, die ich zu dem Essayband erstellt habe: https://www.instagram.com/p/CiLjQITrjbv/?igshid=MDJmNzVkMjY=
Essays aus zehn Jahren, das klingt nach Frau Strubels Romanen eher nicht sehr verführerisch. Jedoch: ich fand großen Gefallen an Sprache, Themen, Betrachtungsweise. Kleine feine Beobachtungen zu Literatur, Kindheitserlebnissen, "Frauenthemen", erhellend, durchaus unterhaltsam und dienlich, den eigenen Blick etwas zu erweitern. Fein!