Halder
von Max Bronski
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Erscheinungstermin 06.09.2021 | Archivierungsdatum 25.11.2021
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Zum Inhalt
Ein hellsichtiger politischer Thriller über Cop Culture und einen Sicherheitsapparat, der bis in höchste Kreise auf dem rechten Auge blind ist:
Kurt Halder, der Präsident des Verfassungsschutzes, macht sich auf den Weg von Köln nach München, um an einer Sitzung der Soko Nordring teilzunehmen. Ein Polizeiwagen ist abgefackelt worden, ein Kommissar kam dabei ums Leben. Die Polizei verdächtigt ein militantes linksradikales Netzwerk, dies ruft den Verfassungsschutz auf den Plan. Aber auch rechtsextreme Kreise sind in das Geschehen verwickelt, der Ermordete gehörte einer subversiven Polizeigruppe an und verschickte Drohbriefe an Exponenten der linken Szene.
Halder entwickelt ein persönliches Interesse an dem Fall, er nimmt zwei ehemalige RAF-Sympathisanten ins Visier, die den Eindruck erwecken, ihren antikapitalistischen und antifaschistischen Kampf wiederaufnehmen zu wollen. Halder sieht sich bei der Bekämpfung der RAF-Restbestände in der Tradition großer Vorgänger, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen mussten. Zu diesem Motiv gesellt sich noch ein weiteres: Eine ehemalige Schulkameradin hat sich bei Halder gemeldet und ihn zu einem Besuch eingeladen, den er mit seiner Dienstfahrt verbinden kann. Ein Jugendtraum scheint wahr zu werden.
Schicht für Schicht seziert Max Bronski Weltanschauung und Innenleben eines rechten Ideologen an höchster Stelle.
Ein hellsichtiger politischer Thriller über Cop Culture und einen Sicherheitsapparat, der bis in höchste Kreise auf dem rechten Auge blind ist:
Kurt Halder, der Präsident des Verfassungsschutzes...
Vorab-Besprechungen
»Eine konzentrierte und brandaktuelle Geschichte (…). Max Bronski lotet nicht nur die persönlichen Untiefen des Verfassungsschützers Kurt Halder aus (…), sondern macht dabei auch Verbindungen aus Polizei und Verfassungsschutz ins rechtsextreme Lager sichtbar (…). Sein Halder ist dabei nicht der Strippenzieher, aber eben ein rechter Ideologe, der die Macht hat, einiges laufen zu lassen, anderes zu forcieren, selbst ohne alle Zusammenhänge zu kennen. Bronski legt diese Schichten präzise und mit kantigem Witz nach und nach frei und hat dazu noch eine schöne, wenngleich auch etwas absehbare Pointe eingebaut.« Frank Rumpel, CrimeMag
»Eine konzentrierte und brandaktuelle Geschichte (…). Max Bronski lotet nicht nur die persönlichen Untiefen des Verfassungsschützers Kurt Halder aus (…), sondern macht dabei auch Verbindungen aus...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Taschenbuch |
ISBN | 9783960542643 |
PREIS | 16,00 € (EUR) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Kurt Halder, Präsident des Verfassungsschutzes und sein Fahrer sind auf dem Weg nach München, wo bei einem offenkundig linksradikalen Anschlag ein Kommissar ums Leben kam. Die SoKo Nordring ermittelt und es scheint, als stehe ein weiteres Attentat auf eine Kaserne bevor. Das erste Opfer schien die Gruppe jedoch erst durch sein Verhalten getriggert zu haben und so sind die ehemaligen RAF Sympathisanten nach Jahrzehnten wieder aktiv geworden. Halder hat jedoch noch eine zweite, private Mission, die er mit dem Aufenthalt in Bayern verbinden will. Eine ehemalige Klassenkameradin hat ihn eingeladen und so die Chance eröffnet, eine seit vier Jahrzehnten an ihm nagende Frage zu beantworten: ist er der Vater ihrer Tochter? Während Halder auf der Autobahn gen Süden rollt, droht in seiner Behörde jedoch ein Angriff auf ihn, endlich hat sein langjähriger Widersacher die Chance, sich zu rächen.
Max Bronski ist nicht erst seit seiner Auszeichnung mit dem Friedrich Glauser Preis eine feste Größe in der deutschsprachigen Krimiwelt. Sein aktueller Roman „Halder“ ist im Milieu der Sicherheitsdienste angesiedelt und greift hochpolitische und ebenso brisante Strömungen auf, vor denen man gerne die Augen verschließt: ein Attentat und dessen Verursacher, die schnell im linksradikalen Milieu gefunden werden. Andere Lesarten wie Rechtsextremisten werden vernachlässigt, mögliche Beteiligungen von Polizisten ignoriert und nur eine einzige Spur mit aller Kraft verfolgt. Das Narrativ ist ebenso einseitig wie voreilig.
Die Geschichte ist vielschichtig und entwickelt aus einem einzigen roten Faden – Halder auf dem Weg zum letzten Schlag gegen die identifizierten Täter – und lässt ein Geflecht von sich immer wieder knotenden und verwickelnden Handlungssträngen entstehen.
„Aber nun war die Zersetzung in vollem Gange, weil der Bürger selbst hervortrat, aber nicht zum Dialog, sondern um abzurechnen. Er kübelte die Repräsentanten des Staats und alle, die er nicht auf seiner Linie wähnte, mit unflätiger Wut zu.“
Was bringt eine Gruppe von Senioren dazu, nach so langer Zeit wieder aktiv zu werden? Weshalb hatte der ermordete Polizist sie überhaupt auf dem Schirm und hat sie scheinbar bedroht? Sind sie in ihrem Vorgehen naiv leichtsinnig - die Ermittler können leicht jeden Schritt verfolgen - oder doch unglaublich gerissen, so dass sie ihre Verfolger in die Irre führen?
Halders Gegenspieler hingegen merkt, wie er schachmatt gesetzt wurde und sucht nach einem effektiven Mittel gegen den verhassten Vorgesetzten. Zu tief gehen die Wunden inzwischen als dass er sich die tägliche Demütigung weiter gefallen lassen würde. Und da fällt ihm etwas auf, er findet eine andere Spur, kann ein Gegenszenario entwerfen, das Halder zu Fall bringen wird.
Dieser sinniert derweil nicht nur über den aktuellen Fall und seine private Mission. Erinnerungen an seine Familie, den strengen Vater, der sich nie wirklich gegen das Gedankengut der Nationalsozialisten stellte und die Erziehung des Sohnes mit ebensolcher Härte verfolgte, wie er selbst einst dem Führer diente. Die Mutter, die vom Leben enttäuscht den Rückzug in die Küche antrat, ein Muster, das sich bei Halders eigener Gattin wiederholte.
„Wer war Freund, wer Feind? Für eine Behörde, die zwar auf abgewogenen, aber letztlich klaren Einschätzungen fußen musste, war der Versuch, Orientierung zu finden, so aussichtsreich, wie Pfannkuchen an die Wand zu nageln.“
All dies steht in einem Kontext der scharfen Analyse der Lage der Nation. Halder entwirft ein düsteres Bild der Gesellschaft und des Staates. Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte passen nicht mehr zu dem Gebildet, das nach dem zweiten Weltkrieg entworfen wurde. Ein nachdenklich stimmender Politkrimi, der gleichermaßen Spannung wie Tiefgang bietet.
Ein ziemlich lange Autofahrt hat er vor sich: Der Präsident des Bundesverfassungsschutz Kurt Halder. Unterwegs von Köln nach München zu einer Besprechung der sogenannten SOKO Nordring. Und vorweg zu einem privaten Termin. Doch unterwegs widmet sich Halder im Heck des Dienstwagens nochmal ausgiebig der Akte Nordring.
Die Münchener Polizei observiert mit einem Wagen einen weitläufigen Parkplatz im Euro-Industriepark. Dort waren in der jüngsten Vergangenheit zahlreiche Einbrüche in parkende Autos vorgefallen. Am zweiten Observationsabend verlässt einer der beiden Polizisten den Wagen, um im nahegelegenen Fastfood-Restaurant etwas zu essen zu holen. Als er wiederkehrt, steht der Dienstwagen in hellen Flammen, sein Kollege ist tot. Von der Masche des Fahrzeuganzündens her eine typische Tat Linksautonomer. Der tote Polizist starb nicht versehentlich im Fahrzeug, sondern wurde mit einem Schlag auf den Kopf gezielt angegriffen und anschließend durch das Feuer getötet wurde. Es könnten sich möglicherweise noch andere Ermittlungsansätze ergeben, aber für das LKA und den Verfassungsschutz ist der Fall klar: Ein Mord an einem Polizisten durch eine linksterroristische Zelle. Ein Motiv ergibt sich auch, war der tote Polizist doch ein erklärter Gegner der linken Szene und Mitglied einer rechten Gruppierung innerhalb der Polizei. Für Verfassungsschutz-Chef Halder ein gefundenes Fressen mit der linksradikalen Szene in München endlich aufzuräumen, dort hat er noch alte Rechnungen offen. Es ergeben sich auch zwei Verdächtige: Zwei Altlinke, Ex-RAF-Sympathisanten, inzwischen eher Silver Agers, aber für den Verfassungsschutz mit immer noch genügend terroristischem Potenzial. Zumal sie bei der weiteren Überwachung in einem Baumarkt verdächtig viel Spiritus und weiteres entzündliches Material gekauft haben.
Für Halder steht fest: Die beiden sind die Täter und planen einen weiteren Anschlag. Somit werden erhebliche Ressourcen auf sie angesetzt. Während Halders Autofahrt ergibt sich etwas: Die Verdächtigen verlassen mit vollem Kofferraum die Stadt, ziemlich sicher zum nächsten Anschlagsziel. Dort sollen sie auf frischer Tat ertappt und festgenommen werden. Währenddessen tut sich im eigenen Hause aber ein lästiger Nebenschauplatz auf: Halders unzufriedener und gedemütigter Stellvertreter Rohleder schickt sich an, im Fall Nordring eigene Ermittlungen vorzunehmen und hinterfragt als erstes die Hypothesen seines Chefs.
Das Buch ist recht schmal und die Handlung dauert auch kaum länger als die Autofahrt. Es gibt einige Perspektivwechsel nach München und in die Zentrale des Verfassungsschutzes. In Rückblenden sowie in Halders Aktenstudium und seinen weiteren Gedanken erfährt man die weiteren Hintergründe der Geschichte, seinen persönlichen Hintergrund und seine erzkonservative Einstellung. Halder beklagt den Untergang der europäischen Kultur und macht dafür vor allem negativen Einfluss durch Einwanderer verantwortlich. Eine Vermischung von Kulturen sei Fiktion, Kulturen einander wesensfremd. Halder ist erklärter Anhänger des Philosophen Oswald Spengler und dessen Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“. Zwar hält Halder auch Rechtsradikale für Feinde des Staates, allerdings ließen sich diese unter einer politischen Führung zähmen und in geordnete Bahnen lenken. Für ihn steht der wahre Feind, den es zu bekämpfen gilt, immer links.
Der Linksradikale war hingegen per se ein unbelehrbarer Feind, weil sich seine Bestrebungen nie in den Dienst einer übergeordneten politischen Strategie stellen ließen, die eine konservative Revolution herbeizuführen trachtete. (Auszug E-Book Pos.1274)
Komme ich zuerst mal zu dem Punkt, der mir nicht so gefallen hat. Halders Rückblicke auf sein Privatleben kamen mir etwas uninspiriert und klischeebehaftet vor. Vater SS-Mann, im Krieg schwer verwundet, nachher in der Justiz erfolgreich, ein Mann eiserner Disziplin. Schwache Mutterfigur, die aber früh stirbt. Er selbst weitgehend beziehungsunfähig, mit seinem Beruf verheiratet, Liebhaber klassischer Musik. Nun tut sich ein Fenster in die Vergangenheit auf: Eine alte Schulfreundin Lena hat sich bei ihm gemeldet, sie will er am Abend vor dem dienstlichen Termin am nächsten Tag treffen. Wie Halder diese Begegnung romantisiert und glaubt, sie vor zig Jahren bei einem Abiturienten-Nachtreffen geschwängert zu haben, zeugt von erheblicher Unsicherheit. Im Beruf und in der Politik erweist er sich hingegen als gewiefter Stratege. Die Charaktisierung des Mannes ist natürlich nicht gänzlich unschlüssig, aber wirkt wie ein typisches Abziehbild und in seinem Schwarz-Weiß-Schema unoriginell.
Autor Max Bronski verfolgt in „Halder“ einen klaren Ansatz. Er stellt die Figur des Präsidenten des Verfassungsschutz in den Mittelpunkt. Einen Mann mit mindestens rechtskonservativen, wenn nicht gar nicht radikaleren Ansichten. Ein Mann, der eigentlich die Verfassung verteidigen soll, der diese allerdings als „Märchenerzählung freiheitlich gesinnter Gutmenschen“ verspottet. Halder steht dabei nicht allein, er weiß um Unterstützer für eine konservative Revolution, zu offen darf man dies jedoch nicht postulieren. Er ist nicht die Spinne im Netz, keine Führungsperson der Bewegung, aber ein Wegbereiter an prominenter Stelle. Aber vor allem im Verfassungsschutz und Polizeiapparat gibt es genügend Gleichgesinnte, die hier auch vorkommen. Rechte Chatgruppen, LKA-Beamte mit Kontakten zu Rechtsrockbands oder NSU-Terror-Relativierer. Interessant auch die Ränkespiele innerhalb und zwischen den Behörden. Das alles wird gekonnt und präzise vom Autor erzählt, natürlich fiktiv, aber mit realistischer Note. Und irgendwie erinnert mich dieser Halder an wen, vielleicht komme ich noch drauf.
Das Buch beschreibt Halder, den Beamten im Verfassungsschutz. Er hat sich über die Jahre hochgearbeitet bis zum Chef. Eigentlich ist er unsicher und verklemmt, aber die Macht verleiht ihm Selbstvertrauen. Er ist stramm rechts und jagt die seiner Meinung nach Linkradikalen. Es werden auch die Intrigen im Amt beschrieben, mit dem sein Stellvertreter ihn stürzen will und er zurückschlägt.
Max Bronski beschreibt die Personen sehr treffend. Halder verbindet mit seinen Vater, den überzeugten Nazi, der in der Familie hart durchgreift, eine Hassliebe. Seine Mutter verachtet er nur, obwohl sie sich liebevoll um ihn gekümmert hat. Sich selbst hält er für unwiderstehlich, obwohl er eigentlich unsicher und verklemmt ist.
Der Schreibstil ist schnörkellos. Das dünne Büchlein ist schnell gelesen.
Das Buch ist kein Kriminalroman. Es ist die Beschreibung einer Dekadenz der Macht, eher eine Posse. Zum Teil fand ich es regelrecht makaber.