Wie alles begann und wer dabei umkam
Roman
von Simon Urban
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Erscheinungstermin 11.02.2021 | Archivierungsdatum 01.06.2021
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Zum Inhalt
Ein furioser Schelmenroman über einen Juristen, dem die Sicherungen durchbrennen: böse, treffsicher und extrem witzig.
Wo endet ein inselbegabter Jurastudent, der an den starren Regelwerken des Gesetzes verzweifelt und beschließt, das Recht selbst in die Hand zu nehmen? In einer Gefängniszelle! Was aber zwischendurch geschieht, ist so unglaublich und derart gnadenlos und witzig erzählt, dass einem die Luft wegbleibt. Bereits als Kind findet der Held dieses Romans zur Juristerei: Er bereitet ein Verfahren gegen seine Großmutter vor, den Drachen der Familie – und verurteilt sie im Wohnzimmer in Abwesenheit zum Tode. Berufung: nicht möglich. Dass ein Jurastudium im beschaulichen Freiburg einem solchen Charakter nicht gut bekommt, ahnt man schnell. Auch hier kann er die Finger nicht von den Gesetzen lassen, und nimmt das Recht in die eigene Hand. Simon Urban gehört zu den großen, mutigen Erzähltalenten seiner Generation. In seinem neuen Roman entfesselt er eine furiose Geschichte um einen Außenseiter, der zum dunklen Rächer wird. Und der zuvor auszieht, um sich auf einer weltweiten Recherchereise am Unrecht und Recht der Welt zu schulen …
»Wie alles begann und wer dabei umkam« ist eine bitterböse Gesellschaftsanalyse und eine literarisch brillante Auseinandersetzung mit den Regelwerken, die unser aller Leben bestimmen. Wo sind Widerworte gegen das Gesetz gefragt – und wo eskaliert das eigene Ungerechtigkeitsempfinden in wahnwitzige Selbstjustiz?
Ein furioser Schelmenroman über einen Juristen, dem die Sicherungen durchbrennen: böse, treffsicher und extrem witzig.
Wo endet ein inselbegabter Jurastudent, der an den starren Regelwerken des...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783462055009 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Ein anspruchsvoll geschriebener, geistreicher und amüsanter Schelmenroman, der dem Leser viel Konzentration und vor allem bei den extensiven juristischen Passagen Durchhaltevermögen abverlangt, ihn dafür aber mit Lesegenuss belohnt. Insgesamt sehr lesenswert.
In der Theorie macht dieses Buch alles richtig. Eine originelle Idee, ein Schreibstil, der Spaß macht, was will man mehr?
Die ersten Seiten haben mich auch wirklich begeistert. Es ist genial zu lesen, wie der Erzähler als Kind anfängt, sich mit Jura zu beschäftigen, weil er seine Großmutter verklagen möchte, die ständig seine Mutter schikaniert. Der Autor erzählt eloquent, exquisit geschliffene Sätze voller Witz und feinster Ironie, ausführlich, ja, aber wirklich amüsant. Allerdings ist so ein Stil auf Dauer auch ermüdend. Ich schaffe es nicht über 500 Seiten jeden Satz einzeln zu genießen. Man braucht zwischen den erlesenen Gags auch mal Zeit zum Luftholen, die bekommt man hier aber nicht. Es geht Schlag auf Schlag und das, was am Anfang beeindruckt hat, wird dann anstrengend.
Als unser namenloser Held dann ein Jurastudium begann, habe ich zwar noch die Rechercheleistung des Autors bewundert, der authentischen Jurastudentenjargon aus dem Hut zaubern kann, nur hat es noch nie Spaß gemacht, diesen Leuten zuzuhören. Unendlich weitschweifig geht es dahin und wenn man nicht gerade einem erhellenden Schlenker folgt, bekommt man ein praktisches Fallbeispiel aus der Welt der juristischen Anekdoten serviert, komisch, natürlich, aber den Handlungsfaden hat man schon längst verloren.
Die eigentliche Idee dieses Buches, nämlich eine alternative Rechtsprechung zu entwickeln und sogar anzuwenden, ist originell und skurril. Leider hat man kaum noch die Geduld, das zu schätzen, wenn man da ankommt.
Mag sein, dass dieses Buch ein grandioser Spaß für Juristen ist. Ich werde es für den originellsten Buchtitel des Jahres nominieren. Ansonsten war es mir in vielerlei Hinsicht zu viel, zu bemüht, zu lang, zu speziell. Es ist ein Buch mit guten Anlagen, geht dann aber leider unter im Dekor.
Vor der Frage, was für ein Buch „Wie alles begann und wer dabei zu Schaden kommt“ bloß ist, stand ich über die gesamte Lesezeit und die war nicht kurz, was aber kein Problem darstellte …
Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der im Gefängnis sitzt. Wie er da hinkam? Nun, er studierte Jura und verzweifelte an den Regeln dieser Wissenschaft, sodass er letztlich zur Selbstjustiz greift. Dass er einen Hang zur Juristerei hat, wusste er schon früh, denn schon im heimischen Wohnzimmer verurteilt er die Oma, die die Familie tyrannisiert, zum Tode. Aha, ein Hardliner also … ja, und mit teils eigenwilligen Vorstellungen von denen fabuliert der Autor so einige daher …
Mehr sei hier gar nicht verraten, denn die Geschichte ist teils so haarsträubend, das muss man schon gelesen haben. Dabei ist das Buch aber nicht moralinsauer, sondern witzig – wenn Simon Urban seinen Protagonisten sich nicht gerade in juristischen Weitschweifigkeiten ergehen lässt. Wer dann auch noch die eine oder andere im Buch beschriebene ähnliche Erfahrung gemacht hat (sei es räumlich mit Freiburg oder inhaltlich mit der Juristerei oder was immer), der wird nicht anders können als schallend loszulachen oder zumindest zu schmunzeln – wenn man nicht damit beschäftigt ist, empört zu sein ob der Impertinenz und Boshaftigkeit dieses Werks bzw. seiner Figuren. Ja, man kann das Buch als Schelmenroman bezeichnen, aber es ist auch mehr. Denn es ist Gesellschafts- und Rechts- bzw. Regelkritik – und das aber unterhaltsam. Grandios ist die Sprache, die mal nicht in halbzeiligen Viertelsätzen daherstottert. Das Buch ist anspruchsvoll, weshalb man es nicht mal eben wegliest, aber genau deshalb m. E. lesenswert.
Einen ausgesprochen witzigen Schelmenroman legt der deutsche Autor Simon Urban vor. In seinem 544-Seiten-Wälzer mit dem langen Titel „Wie alles begann und wer dabei umkam“ geht es um die Juristerei und die Frage, wie gerecht unsere Gesetze eigentlich sind.
Der Held entwickelt schon als Kind Interesse an diesem Thema. In Abwesenheit verurteilt er seine Großmutter, den tyrannischen Familiendrachen, zum Tode.
Kein Wunder also, dass er später Jura studiert – und zwar in Freiburg. Dort eckt er mit einer neuen Professorin an, die sich für eine Gesetzgebung einsetzt, die weniger auf Strafe ausgerichtet ist. Unser Held sieht‘s anders. Im Wesentlichen kommt er nicht damit klar, dass ein Täter nicht für ein und dieselbe Tat zweimal verurteilt werden kann - auch dann nicht, wenn neue Beweise auftauchen. Der Ich-Erzähler mutiert mehr und mehr zum düsteren Racheengel, der das Gesetz selbst in die Hand nimmt.
Es sind aber gar nicht die juristischen Diskurse, die dieses Buch so lesenswert machen, sondern eher die humorvolle Art, mit der der 1975 in Hagen geborene Autor seine Geschichte erzählt – und die vielen Abschweifungen, die die Handlung mehr wie einen in vielen Windungen langsam dahinfließenden Fluss ablaufen lassen als in einer geraden Linie.
So werden wir Zeuge, wie der Held als pubertierender Jugendlicher als Nachhilfelehrer im Haus mit drei Grazien einen erotischen Overkill erlebt, harte Zeiten auf einem Thunfisch-Fänger vor Papua-Neuguinea verbringt oder sich zum Martial-Art-Kämpfer in der Kampfkunst Muay Thai ausbilden lässt. Auch die Liebe zu der vor allem an Sex interessierten Barbara und der diskutierfreudigen Sandra mit ganz eigenen Rachegelüsten an einem Nazi-Verwandten kommt nicht zu kurz.
Dass der Rachefeldzug der Hauptfigur letztlich nicht gut ausgeht, erfährt der Leser übrigens schon auf den ersten Seiten, denn er erzählt seine Geschichte aus der Todeszelle.
Eine faszinierende, ungewöhnliche Lebensgeschichte, die unser ureigenstes Bedürfnis nach Gerechtigkeit anspricht und geradezu herausfordert. Der nicht immer sympathische Held nimmt uns – dennoch, auf seine Art – für sich ein. Was wird er (noch alles) tun, um Gerechtigkeit herbeizuführen? Aussergewöhnlich und sehr empfehlenswert.
Ein intelligenter Roman über Moral und Gerechtigkeit in der Justiz einerseits, über Größenwahn und Narzissmus andererseits. Ein Stern Abzug für die dann doch sehr platte Vorstellung des Studentenlebens.
Dieser Roman ist für jeden Juristen oder Jurastudenten ein absolutes Fest, "Normalsterbliche" müssen sehr genau lesen, um alle juristischen Kniffe und Tricks zu verstehen. Die detaillierten Sexszenen muss man mögen oder einfach darüber hinweglesen. Was das Buch ganz besonders macht, sind die vielen skurrilen Stellen (z.B. die Beerdigung der Großmutter), bei denen man sich fragt, wie der Autor auf so etwas kommt.
Dieses Buch zu lesen ist wie ein langer, fließender Fluss der einige Stromschnellen zu bieten hat und den Atem rauben kann. Dabei lässt es immer genug Zeit wieder genug Luft zu schnappen um weiter mit schwimmen zu können.
Einordnen lässt sich dieses Buch wahrlich schlecht, ein geniales Sprachwerk mit grotesken Ausschweifungen, die nicht nur an der Oberfläche kratzen. Der Autor Simon Urban erzählt Bild-und Sprachgewaltig über ein ungerechtesRechtssystem und lässt den Protagonisten in dem Glauben eine gerechteres Weltstrafsystem verfassen zu wollen und auch zu können. Die narzistische kann genauso wie die Regelunkonforme Seite voll ausgelebt werden.
Die Geschichte beginnt mit dem namenslosen Protagonisten der im Gefängnis sitzt. Was hat ihn dorthin gebracht? Diese Frage beantwortet uns der Protagonist, in dem er uns mit nimmt auf seine Lebensreise, die in der Kindheit beginnt und am Anfang endet. Das Buch ist eine Abrechnung mit einem System an dem schon so einige gescheitert sind und auch weiter Scheitern werden. Dies alles auf einem sehr hohen und genialem Sprachwitz, der das ein oder andere Mal sehr zum nachdenken anregt. Das Werk ist anspruchsvoll, darf auch mal nicht so Ernst genommen werden und verlangt dem Leser einiges ab.
MIr hat gerade der Anspruch viel Spass gemacht, intelligente Sätze gepaart mit ausreichend Humor:
Unbedingt Lesenswert.
Der ich-Erzähler gibt seine Sicht der Dinge auf schonungslose Weise wieder und ruft so den ein oder anderen Nicker beim Leser hervor. Dabei ist er in seiner Erzählweise teilweise zum laut lachen witzig, teilweise ist er aber auch in der eigenen Kultur und Denkweise gefangen, die er anklagt. Mit seiner besonderen Denkweise stellt er sein Umfeld immer wieder auf den Kopf und scheitert gleichzeitig an der eigenen Familie. Das Buch kann man prinzipiell in zwei große Teile teilen: Kindheit, Jugend und Studienjahre an der Universität und Teil 2 auf Weltreise. Gerade im zweiten Teil verfolgt der Protagonist seine Pläne nicht mehr so gezielt wie zuvor in Deutschland, lässt sich von einigen Personen beeinflussen und ist in seiner angeprangerten Denkmustern gefangen. Alles wiederfährt ihm nur noch, er scheint nur ab und zu mal in sein eigenes Leben einzugreifen. Das Ende des Buches hat mich dann enttäuscht, war der erste Teil des Buches so gut. Für die außergewöhnliche Idee und den Großteil der Umsetzung gibt es 4 Sterne.
Ich würde das Buch weiterempfehlen!
Eines der unterhaltsamsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Die Geschichte erzählt, gespickt mit viel schwarzem Humor, die Entwicklung eines pickligen Außenseiters hin zu einem Rächer mit eigener Weltordnung.
Einfach brillant erzählt. Einzig die teils sehr detaillierten juristischen Ausführungen empfand ich teilweise zu detailliert. Wobei das wiederum einen Blick ins Hirn des durchgeknallten Genies gewährt.
Grandios!
In diesem Roman geht es um einen jungen Mann, der schon als Kind der
Juristerei verfällt.
Der Leser bekommt eine Lebensbeichte, die witzig, ironisch, amüsant
geschrieben ist.
Es handelt sich um eine Außenseiter, der Ungerechtigkeiten aufspürt
und sich eigen Lösungen, seiner Gesetzgebung nach, ausdenkt.
Das Buch setzt sich auf humorvolle Weise mit unseren gängigen
Gesetzen auseinander.
Wie nicht anders von Simon Urban zu erwarten, ist auch sein neuer Roman wieder ganz großartig. Wer die Vorgänger mochte, wird auch hier nicht enttäuscht, wer sie nicht kennt, sollte das dringend nachholen.
Einen ausgesprochen witzigen Schelmenroman legt der deutsche Autor Simon Urban vor. Es geht um die Juristerei und die Frage, wie gerecht unsere Gesetze denn sind.
Die Hauptfigur entwickelt schon als Kind Interesse an der Rechtswissenschaft als er seine Großmutter, den tyrannischen Familiendrachen, in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Im Juratudium eckt er mit einer neuen Professorin an, die sich für eine Gesetzgebung einsetzt, die weniger auf Strafe ausgerichtet ist. Der Ich-Erzähler mutiert mehr und mehr zum düsteren Racheengel, der das Gesetz selbst in die Hand nimmt.
Es sind aber nicht nur die juristischen Diskurse, die dieses Buch so lesenswert machen, sondern eher die humorvolle Art, mit der der Autor seine Geschichte erzählt. Auch die vielen Abschweifungen sind sehr unterhaltsam und tragen die Handlung gekonnt dahin.
Geschrieben ist der Text aus der Todeszelle. Es scheint also nicht gut ausgegangen zu sein mit dem Rachefeldzug...
Die ersten Seiten haben mich fasziniert und mich neugierig gemacht. Leider wurde die Geschichte zunehmend langweiliger, so dass ich mich zum Schluss ziemlich gequält habe.
Ein Jurist legt eine Beichte ab. Im Todestrakt, wartend auf seine Hinrichtung erzählt er uns sein Leben. Er schildert dabei Wie alles begann und wer dabei umkam. Und zeigt sich als ambitionierter Jurist, dem das Recht schon früh nicht mehr ausgereicht hat. Simon Urban hat einen Roman geschrieben, der Entwicklungsroman, juristische Einführung, psychologische Feldstudie und Schelmenroman miteinander kombiniert. Ein Roman, der unterhaltsam, aber nicht ganz rund und schlüssig ist.
Schon früh zeigt sich im Leben des Justus Hartmann: dieses Kind ist nicht wie andere. Zusammen mit den Eltern wohnt er in der Einliegerwohnung des Hauses der eigenen Großmutter. Diese tyrannisiert die ganze Familie, die Schwiegertochter muss zum Hungerlohn bei ihr putzen. Aber immerhin: den Lohn zieht sie der eigenen Familie dann vom Mietpreis der Wohnung ab. Mit ihren Tiraden und wohlgesetzten Spitzen knechtet sie die ganze Familie, sodass Justus schon im Kinderzimmer einen Prozess gegen die eigene Großmutter anstrengt. Als Beisitzer fungieren Kuscheltiere, das Ergebnis seines kindlichen Richterspruchs ist eindeutig: die Todesstrafe.
Ab nach Freiburg
Doch bis dieses Todesurteil bei der eigenen Großmutter rechtsgültig in Kraft tritt, werden noch viele Jahre vergehen. Einstweilen absolviert er erst einmal die allgemeine Hochschulreife und tritt nach der Schulzeit den Weg aus Stuttgart nach Freiburg an. Er will der Enge der Wohnung und der großmütterlichen Tyrannei entfliehen und erwählt das heruntergekommene Freiburger Studentenwohnheim als sein neues Domizil. Immer noch mit den Auswüchsen der Pubertät geschlagen beschließt er, sich dem Studium des Rechts zu widmen. Schnell wird er zu einem Überflieger, der Tutorien leitet, allerdings wenig soziale Kompetenz an den Tag liegt. Seine größte Erfüllung findet er in schonungslosen Gesprächen mit Kommilitoninnen oder jüngeren Studenten, in denen man gnadenlos Geheimnisse oder wahre Ansichten über das Gegenüber teilt. An diesen Gesprächen berauscht sich Justus und schreckt dabei auch vor Manipulation nicht zurück.
Alles ändert sich, als man der etwas biederen Strafrechtslehre in Freiburg mehr Glamour verleihen will. So erhält eine Berliner Starprofessorin einen Lehrauftrag an der Freiburger Uni. Sie krempelt gleich mit ihrer Antrittsrede den Laden auf links und verstört mit ihren Ansichten zur Rechtsprechung Justus nachhaltig. Er beginnt, sich als Gegenspieler der Professorin zu sehen und treibt in seiner Freizeit den Versuch der globalen Renovierung des Strafrechts voran. Doch seine Überlegungen haben für ihn und seine Mitmenschen Konsequenzen. Konsequenzen, die Justus um den halben Erdball führen werden.
Zwei unterschiedlich überzeugende Teile
Wie alles begann und wer dabei umkam teilt sich in zwei Hälften. Endet er erste Teil mit einem wahren Paukenschlag, setzt Urban die Geschichte seines Juristen mit psychopathischen Zügen dann auf der anderen Seite der Erdkugel fort.
Dabei fällt ein qualitativer Unterschied der beiden Hälften ins Auge. Während der erste Teil des Romans recht stringent und vorwärtstreibend erzählt ist, verliert sich diese Dynamik in der zweiten Hälfte fast gänzlich. Hier lässt Urban den Erzählungsfluss deutlich stärker mäandern und unterbricht die Handlung immer wieder durch kurze Erzählepisoden, die sich nicht wirklich homogen einfügen. Zwar sind Teile der Miniaturen großartig (ein humoristischer Höhepunkt sicherlich die Schilderung des Heino-Konzerts, das Justus zusammen mit der tyrannischen Großmutter besuchen muss), andere Geschichten bringen eher erzählerische Längen in den Roman ein (der mit über 500 Seiten eh recht umfänglich geraten ist).
Fehlender Drive im zweiten Teil
Auch schafft es Simon Urban nicht so recht, aus den beiden Hälften mitsamt der ganzen Erzählminiaturen ein literarisches Ganzes zu formen. Der Paukenschlag, der den ersten Teil beendet, läuft im zweiten Teil ins völlige Nichts, ehe der dann am Ende des Romans mithilfe einer Mail halbgar zu Ende gebracht wird. Auch weckt der Auftakt mit der Beichte aus dem Todestrakt heraus Erwartungen, die das Buch nicht erfüllen kann. Statt einem skrupellosen Mr Ripley, dessen Taten nach und nach eine Lawine auslösen oder zu einem kriminellen Crescendo anschwellen, dümpelt die Handlung oft einfach vor sich hin. Justus scheint in seinen Schilderungen eher an sexuellen Erlebnissen, entblößenden Gesprächen und juristischen Fragestellungen oder Paradoxa Interesse zu haben, als sich als das zu präsentieren, was Klappentext und Geständnis am Anfang des Buchs insinuieren. So bleibt ein etwas unrunder Leseeindruck zurück.
Etwas nervig auch die Angewohnheit, sämtliche besonderen oder hervorgehobenen Wörter ständig kursiv zu setzen. Mit fortschreitender Dauer erweist sich diese Marotte als manieriert und erzählerisch nicht zweckdienlich. Ohne diese Kursivsetzung hätte das Buch kein Gran an Literarizität verloren. So zumindest mein Eindruck
Fazit
Wie alles begann und wer dabei umkam ist ein unterhaltsamer Roman, der besonders im ersten Teil vorandrängt und einen skrupellosen Ich-Erzähler in den Mittelpunkt rückt. Wer viele juristische Fallbeispiele und Betrachtungen über Recht und Unrecht abkann, den dürfte das Buch gut unterhalten. Einige Straffungen und Überarbeitung hin zu einem homogenen erzählerischen Ganzen hätten dem Buch gutgetan. So bleibt für mich der Eindruck, dass hier etwas mehr drin gewesen wäre. Ich empfehle vorrangig Simon Urbans Debüt Plan D, in dem er ein alternatives Deutschland entwirft, in dem die DDR noch fortbesteht. Diesen Thriller würde ich persönlich nach wie vor Wie alles begann und wer dabei umkam vorziehen.
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