
Schönes Neues England
Roman
von Sam Byers
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Erscheinungstermin 24.08.2019 | Archivierungsdatum 02.12.2019
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Zum Inhalt
Im Vorort Edmundsbury, dem neuen Zufluchtsort der hippen Londoner, toben die Auseinandersetzungen einer ach so schönen neuen Welt: Wie wollen wir wohnen und arbeiten? Und was wollen wir mit niemandem...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608504149 |
PREIS | 24,70 € (EUR) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

London war gestern, heute trended die Provinz. So wie Edmundsbury mit seinem Technologie Park und den zahlreichen ansässigen IT Firmen. Darunter auch The Arbor, eine Firma, die per Gamification das Maximum aus ihren Mitarbeitern herausholt. Sie ist es auch, die aus einer heruntergekommenen Wohnanlage eine lebenswerte und voll automatisierte Luxus-Siedlung gestalten will. Die Politiker brüsten sich mit dem Deal, doch nur so lange, bis die Kehrseite publik wird. Die armen, kleinen Leute, die dafür weichen müssen. Ein Scoop für Journalisten wie Robert Townsend, der in unmittelbarer Nähe wohnt und plötzlich genau die Menge an Internet Aufmerksamkeit erhält, von der er immer geträumt hat. Dass er sich dafür von seiner Freundin entfremdet, bemerkt er kaum im medialen Höhenflug. Ein großes Projekt, das plötzlich auf Widerstand stößt und die Stimmung aufheizt, eine Welt, die mehr online als offline stattzufinden scheint und in der Beziehungen fragil wie nie zuvor sind.
Sam Byers entwirft eine Welt, die man irgendwo zwischen Dystopie und bösartiger Satire einordnen möchte, aber die zu real scheint, um sie nur als Fiktion wahrzunehmen. Die Mechanismen, die er entlarvt, sind die, denen wir tagtäglich begegnen; das Verhalten seiner Figuren ist symptomatisch für unsere medial gesteuerte Welt. Ein erschreckendes Szenario, das womöglich von der Realität bereits überholt wurde, ohne dass wir uns dessen bewusst wären.
Es gibt viele interessante Aspekte, die allesamt auffällig authentisch wirken und so den fiktionalen Anstrich verlieren. Die Hightech Firma, die die Infrastruktur einer Siedlung erneuern möchte und deren Absichten bestens verschleiert sind, so sehr, dass selbst leitende Mitarbeiter keinen Überblick darüber haben, woran sie eigentlich arbeiten. Die Bewohner jenes Fleckchens, die man systematisch bedrängt und bedroht und denen wenig subtil das Verschwinden nahegelegt wird. Politiker, die aus der Not der Leute Profit zu schlagen versuchen und nur den Blick auf die nächste Wahl richten. Der Reporter, dem es weniger um Inhalte als um Klicks geht und der erkennt, dass er erst dann ganz oben angekommen ist, wenn er ausreichend viele Hassmails und Morddrohungen bekommt. Daneben anonyme Gruppen, die sich hinter Pseudonymen und Avataren verstecken und durch gezielte Provokation Stimmung machen.
Man rauscht durch die Geschichte und erkennt unsere Welt wieder – in jeder absurden Szene. Besonders die Mechanismen, die in der online Welt greifen fand ich faszinierend, wie etwa die simple Möglichkeit, sich mehrere Identitäten zu erschaffen und diese gezielt einzusetzen. Auch der schmale Grat zwischen Bewunderung und nicht mehr nur verbalem Hass wird glaubwürdig aufgezeigt. Die Dynamiken des Netzes bestimmen nicht nur das Handeln, sondern sogar das Denken.
„Wie war es so weit gekommen? Ihr wurde wieder bewusst, wie nahe sie sich einmal gewesen waren – und dass sie über dasselbe Medium Intimitäten ausgetauscht hatten, das sie heute nutzten, um einander zu verletzen.“
Das globale Netz hat die Welt zusammenrückenlassen und verkleinert, doch nun droht es in das Gegenteil umzuschlagen und zu entfremden. Auf der menschlichen Ebene eine wirklich nachdenklich stimmende Entwicklung, die Sam Byers hervorragend literarisch umgesetzt hat.
„War das nicht mehr normal? Sollte er sich für so was neuerdings entschuldigen?“
Es gibt noch eine hochaktuelle Nebenhandlung um einen Politiker, die genial eingebaut wurde, deren absurde Wirklichkeitsgetreue fassungslos macht. Das Zitat verrät nicht, worum es geht, aber allein nur für diesen Handlungsstrang hat die dazugehörige Figur hat der Autor alle Sterne, die man vergeben könnte, verdient.

England nach dem Brexit: Niemand will mehr in der Stadt wohnen, alle wollen aufs Land ziehen. Edmundsbury gehört zu den Orten. Eine Wohnanlage, die früher ein Sozialprojekt war, soll einer Luxus-Siedlung weichen. Die Bewohner werden mit allen möglichen Mitteln aus ihrem Zuhause gelockt und wer nicht spurt, dann eben herausgemobbt. Die Politiker sind stolz auf das Vorzeigeprojekt bis ein Journalist aufgedeckt, was dahintersteckt. Das Projekt lanciert hat eine IT-Firma, die Firma mit Gamifikation zu Höchstleistungen antreibt bis niemand mehr den Überblick hat.
Die digitale Welt ist das zweite Kernthema in diesem Buch. Robert schreibt über politische Themen. Er ist auch derjenige, der über die Wohnanlage schreibt und plötzlich unerwarteter Erfolg damit hat. Seine Partnerin Jess legt sich im Netz neue Identitäten an, um ihn zu provozieren. Trina wiederum schickt einen unüberlegten Tweet ab, der sie zur Staatsfeindin hochstilisieren lässt.
Sam Byers kann sehr eindrücklich schreiben. Er lässt den Leser in eine düstere Zukunft eintauchen. Dazwischen lässt er den bitterbösen britischen Humor einfliessen. Das Buch ist ganz klar eine Dystopie, hat aber meiner Meinung nach nichts mit dem Brexit zu tun. Sein Zukunftsentwurf ist gar nicht so unrealistisch und zwar egal in welchem europäischen Land man lebt. Der Stoff im Buch ist teilweise schon Realität.
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