TEXT
von Dmitry Glukhovsky
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Erscheinungstermin 31.08.2018 | Archivierungsdatum 02.02.2021
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Zum Inhalt
Moskau, im Herbst 2016: Als Ilja nach sieben Jahren Straflager nach Hause kommt, ist nichts mehr, wie es war. Seine Mutter stirbt wenige Tage vor seiner Rückkehr an einem Herzinfarkt, seine Freundin ist längst mit einem anderen zusammen, und sein Jugendfreund begegnet ihm mit größtem Argwohn. Enttäuscht ertränkt Ilja seine Trauer im Alkohol, bis er im Rausch der Verzweiflung jenen Fahnder aufsucht, der ihn vor sieben Jahren zu Unrecht hinter Gitter brachte. Im Affekt ersticht Ilja ihn und nimmt ihm sein Smartphone ab. Als Ilja nach seiner Tat im Handy des verstorbenen Petja stöbert, stößt er auf verstörende Spuren aus dessen Vergangenheit. Und immer wieder erreichen ihn besorgte Nachrichten von Petjas Mutter und dessen schwangerer Freundin Nina. Ilja beginnt, ihnen an Petjas Stelle zu antworten, und seine Identität verschmilzt immer mehr mit der jenes Mannes, den er getötet hat.
Meisterhaft verknüpft Dmitry Glukhovsky das Schicksal zweier junger Männer, die sich schuldig gemacht haben, jeder auf seine Weise. Und so fühlt sich der eine dazu verurteilt, das Leben des anderen zu Ende zu führen – hat er doch mit dessen Smartphone sein Seelen-Reservoir gefunden, die Bilder und Chats, den TEXT seines Lebens. Ein außergewöhnliches Werk, das an die große russische Erzähltradition mit ihrer immer wiederkehrenden Frage nach Schuld und Sühne anschließt und Bestsellerautor Dmitry Glukhovsky von einer aufregend neuen Seite zeigt.
Moskau, im Herbst 2016: Als Ilja nach sieben Jahren Straflager nach Hause kommt, ist nichts mehr, wie es war. Seine Mutter stirbt wenige Tage vor seiner Rückkehr an einem Herzinfarkt, seine Freundin...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783958901971 |
PREIS | 19,90 € (EUR) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Sieben Jahre hat Ilja im Straflager verbracht, weil ihm ein Milizionär Drogen untergeschoben hat. Jetzt kehrt er nach Moskau zurück, zu seiner Mutter und seiner Freundin Vera. Doch erstere ist just an einem Herzinfarkt verstorben und letztere schwanger von einem anderen. Bleibt nur noch das Schwein Chasin, der nun bezahlen soll für das, was er Ilja angetan hat. Als er wieder bei Sinnen ist, weiß Ilja auch nicht, wie es geschah, aber Petja Chasin ist tot und er muss die Spuren beseitigen. Kurzerhand schickt er die Leiche durch das Loch eines Gullys in den Abgrund und nimmt das Handy des Verstorbenen an sich. Dieses gibt keine Ruhe, immer neue Nachrichten von allerlei Personen treffen ein, er liest Ilja nur interessiert, doch dann beginnt er zu antworten und zunehmend wir Petjas Leben zu seinem. Bald weiß er nicht mehr, wer Ilja ist und wer Petja.
Dmitry Glukhovskys Roman mit dem simplen Titel „TEXT“ taucht tief ein in das Schattenleben Moskaus, in verbrecherische Strukturen und den tagtäglichen Kampf ums Überleben. Und es zeigt, dass das Leben heute nicht mehr nur in der Realität stattfindet, sondern gespeichert ist auf den kleinen Apparaten, die wir nicht nur immer bei uns tragen, sondern die eine Erweiterung unseres Selbst sind und mehr über uns verraten, als uns bewusst sein mag.
Der Roman ist einzige aus Sicht Iljas geschrieben und immer wieder lassen seine inneren Monologe den Leser teilhaben an seinen Gedanken und der Verzweiflung, die er gegenüber der Ungerechtigkeit im Leben empfindet. Unschuldig ist er ins Lager gegangen. Seine Mutter stirbt ausgerechnet in dem Moment, wo er sie nach sieben Jahren wiedersehen könnte. Vera kommt kein Wort des Dankes über die Lippen, dafür serviert sie ihn eiskalt ab. Und Menschen wie Petja Chasin wird alles geschenkt. Doch je tiefer er in dessen Leben eintaucht, desto klarer wird auch, dass auch bei denen, die oben schwimmen, keineswegs alles so einfach ist.
Nina, Petjas Freundin, übt eine faszinierende Anziehung auf ihn aus. Ihr gibt er das, was Vera nicht hören möchte und wozu Petja nicht in der Lage ist. Auch wenn er immer wieder versucht, sich doch rauszuhalten – er kann nicht aus seiner Haut und die junge Frau soll wenigstens per Kurznachricht den Eindruck haben, geliebt und verehrt zu werden. Auch gegenüber seiner Mutter plagt ihn das schlechte Gewissen, er ist bereit große Risiken einzugehen, um ihr eine würdige Beerdigung zu ermöglichen.
Unweigerlich kommt einem bei Ilja auch Raskolnikow in den Sinn. Beide arme Studenten, denen im Leben nichts geschenkt wird; vor ihren Augen eine Person, auf die sie all ihren Zorn und Hass projizieren. Sie sind aber keine eiskalten Mörder, die mit der Tat umgehen und leben könnten. Der eine leidet Seelenqualen in St. Peterburg, der anderen versucht verzweifelt in Moskau die Entdeckung der Tat zu verzögern. Dostojewskis Text ist bereits 150 Jahre alt, man fragt sich jedoch, wie sehr sich Russland verändert hat oder ob nicht doch alte Ungleichheiten durch neue nur ersetzt wurden und die Extreme der Gesellschaft weiterhin bestehen wie damals.
Ein Buch zur Lage eines Landes mit langer Vergangenheit, dessen Zukunft noch nicht entschieden scheint.
Ilja kommt aus dem Gefängnis und steht vor einem Trümmerhaufen: seine Freundin hat ihn verlassen, die Mutter ist vor zwei Tagen überraschend verstorben und deren Wohnung geplündert. Ein korrupter Polizist hatte ihn damals unschuldig ins Gefängnis gebracht, aber nun ist die Welt, in die er zurückkehrt, es nicht mehr wert, sich an die Regeln zu halten. So beschließt der junge Mann, den Polizisten zu finden und zu töten. Im Todeskampf versucht das Opfer mehrfach, sein Handy zu entsperren und so erhält Ilja dessen PIN. Eben noch hatte er nichts mehr- jetzt hat er ein freigeschaltetes Handy, immerhin. Im Suff beginnt Ilja, Textnachrichten des Toten zu beantworten- plötzlich hat er so wieder eine Mutter und eine Freundin- zumindest in der virtuellen Welt.
Sehr spannend, hochaktuell. Lesen!
Es hat etwas Beklemmendes: Ein Mann - Ilja - bringt Petja, den Polizisten, um, der ihn sieben Jahre zuvor mit gefälschten Beweisen ins Gefängnis brachte. Die Leiche versteckt er, das Smartphone seines Opfers nimmt er mit. Und damit dessen Identität, denn fortan beantwortet er die Whatsapp-Nachrichten und SMS des Ermordeten. Eine ganze Weile kommt man sich als Leserin wie ein Voyeur vor: Ilja kommuniziert mit der Freundin des Toten, mit seinen Eltern, mit Vorgesetzten und den Kriminellen, mit denen Petja seine krummen Geschäfte machte. Ebenso wie Ilja aber wird man in den Bann der fremden Identität gezogen, nimmt gar nicht mehr wahr, dass der Mörder und der Ermordete zwei Menschen mit fundamental unterschiedlichen Leben waren. Dmitry Glukhovskys Roman "Text" lässt sich sicher auch als Parabel auf das geraubte Leben eines ungerecht ins Straflager verbannten jungen Russen lesen, dem die Haft die Verlobte, die Mutter und jegliche Hoffnung auf ein "normales" Leben nahm. Oder als Thriller, der in einer Zeit spielt, in der virtuelle Realitäten von der Akkukapazität kleiner technischer Geräte bestimmt wird. So oder so bleibt ein diffuses Gefühl der Angst. Exzellent geschrieben. Mein Leseexemplar erhielt ich via Netgalley.