Hoffnung ist ein Ort, der am Meer liegt

Earlon »Bucky« Bronco hat mit seinen siebzig Jahren noch nie das Meer gesehen. Und doch treibt er seit dem Tod seiner Frau durch Chicago wie ein Schiffbrüchiger. Zwischen Bett und Walmart-Apotheke zählt er die Stunden bis zum Ende. Da erreicht ihn eine unerwartete Nachricht: eine Einladung zu einem Soul-Festival im englischen Scarborough. Tatsächlich hat Bucky eine Vergangenheit als Soulsänger, doch in den USA sind seine wenigen Songs längst vergessen. An der britischen Küste angekommen, begreift er, dass er hier eine Art Legende ist. Und er trifft auf Dinah, eine melancholische und lebenskluge Mittfünfzigerin, die ihren deprimierenden Alltag am besten vergessen kann, wenn sie Buckys Lieder hört oder sich in die kalte Nordsee stürzt. Benjamin Myers erzählt von zwei Gestrandeten, von den Stürmen des Lebens und dem Sog der Erinnerung. Vor allem aber erzählt er vom Meer, auf dessen Oberfläche immer ein Streifen Hoffnung schimmert.

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EIN BRIEF DES AUTORS BENJAMIN MYERS AN ALLE BUCHHÄNDLER*INNEN:

Liebe Buchhändler*innen,
heute kommt es mir alles vor wie ein Traum.
 Im März 2020 wurde die Welt von Angst und Schrecken erfasst, als sich eine Pandemie über den Planeten ausbreitete. Und als in Deutschland der erste Lockdown ausgerufen wurde, veröffentlichte ich meinen ersten Roman auf Deutsch. Hier in England hieß das Buch ›The Offing‹, stand bereits in den Regalen und verkaufte sich recht ordentlich. Auf der anderen Seite des Wassers tauften wir ihn ›Offene See‹. In der ersten Woche wurden insgesamt 54 Exemplare verkauft. Aber da der baldige Untergang der Menschheit eine reale Möglichkeit war, schien es geschmacklos, sich über Verkaufszahlen Gedanken zu machen. Dann geschah etwas Unerwartetes. ›Offene See‹ begann sich zu verkaufen. Erst langsam. Dann schnell. Dann rasant. Es scheint, als hätten Sie – unbesungenen Held*innen der Buchbranche – angefangen, über das Buch zu sprechen. Und während ich traurig in die schönen Auslagen der geschlossenen Buchhandlungen schaute, kletterte der Roman in Deutschland die Bestsellerliste hinauf. Soweit ich das beurteilen kann, war dies nicht auf budgetvernichtende Werbemaßnahmen zurückzuführen, sondern auf Sie – Ihr lieben Menschen, die Ihr Eure Tage dem Lob des guten Wortes über die Literatur widmet! Ich verdanke Euch viel.
Und jetzt kommt mein neuer Roman, ›Strandgut‹: eine Geschichte über Freundschaft, Musik, zweite Chancen und das Überleben. In Großbritannien scheint er einen Nerv getroffen zu haben. Ich kann Ihnen jetzt auch exklusiv verraten, dass es Pläne gibt, das Buch auf die Leinwand zu bringen. Auch ›Offene See‹ soll 2025 verfilmt werden, mit Helena Bonham Carter in der Hauptrolle und als Koproduzentin. Helena hatte das Buch zu Weihnachten bekommen, und im Januar waren wir im Gespräch. Das Leben hat die Angewohnheit, immer wieder unerwartete Wendungen zu nehmen.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen Buchhändler*innen in Deutschland zu danken. Wenn Ihr jemals an meinem Haus auf einem feuchten Hügel in Yorkshire vorbeikommt, betrachtet Euch bitte als eingeladen, mich auf eine Tasse Tee zu besuchen. Vielleicht gibt es auch Kuchen. Der Kessel steht auf dem Herd, und ich hoffe, Euch bald zu sehen.
Mit den besten Grüßen von Eurem Freund, den Ihr noch nicht kennengelernt habt
Benjamin Myers (Hebden Bridge, West Yorkshire, Großbritannien)

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