Sehr geehrte Frau Ministerin

Roman | Der neue Roman der vielfach ausgezeichneten Gewinnerin des Deutschen Buchpreises

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Erscheinungstermin 11.01.2025 | Archivierungsdatum 15.03.2025

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Zum Inhalt

SWR Bestenliste März 2025

»Frau Ministerin, ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Sohn.«

Ein radikal gegenwärtiger Roman über die abgründigen Beziehungen zwischen Söhnen und ihren Müttern. Mit einer Sprachkraft, die Staunen macht, erzählt die preisgekrönte Schriftstellerin Ursula Krechel von symbiotischer Mutterschaft, von existenziell gefährdeten Frauen und von politischer Gewalt.

Mit seiner Mutter sprechen zu müssen, ist für den Sohn von Eva Patarak ein Staatsverbrechen. Für Eva hingegen ist es ein Verbrechen, dass ihr Sohn und sie offenbar ausspioniert werden. Welches Ziel verfolgt die Lateinlehrerin Silke Aschauer mit ihrer Observation? Will sie etwa einen Roman schreiben? Bieten die grausamen Familienverhältnisse der Antike, die sie für den Unterricht aufbereitet, nicht ausreichend Stoff für Faszination? Fest steht nur: Silke hält längst nicht alle Fäden in der Hand, denn ihr eigener Körper hat einen blutigen Aufstand gegen sie angezettelt, der sie in die Rolle der Patientin zwingt. In ihrer Ohnmacht wenden sich beide Frauen an die Justizministerin – ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie die Staatsvertreterin damit bringen. Ursula Krechel schreibt in ihrem hoch politischen und stilistisch herausragenden Roman eine Kulturgeschichte aller Frauen – von einer römischen Kaisermutter zu einer Studienrätin, von einer Verkäuferin in einem kleinen Kräuterimperium zu einer Ministerin. Es ist die Geschichte ihres Widerstands gegen die Gewalt, die ihnen physisch und psychisch zugemutet wird.

»Niemand erzählt so formbewusst wie Ursula Krechel.«
Andreas Platthaus, FAZ

SWR Bestenliste März 2025

»Frau Ministerin, ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Sohn.«

Ein...


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Bitte nicht vor dem 11. Januar 2025 besprechen.

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Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783608966534
PREIS 26,00 € (EUR)
SEITEN 368

Auf NetGalley verfügbar

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Agrippina (die Jüngere, 15-59 n Chr.) wurde in Köln geboren und war Tochter des Germanicus Iulius Caesar und der Vipsania Agrippina (Agrippina der Älteren), sowie Urenkelin des Augustus und Mutter Caligulas. Sie soll die Vergiftung ihres Mannes Claudius beauftragt haben, um Sohn Nero an die Macht zu bringen und war Gründerin des heutigen Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium). Als Frau von einer Rolle in der Politik ausgeschlossen, gilt sie als machthungrige Gattin Claudius und Kaiser-Macherin für ihren Sohn Nero, eine Darstellung, über die sich trefflich streiten lässt.

Nach der Verbindung zwischen mächtigen Frauen der Antike und Ursula Krechels Figur Eva Patarak, Angestellte in einem Tee- und Kräuterladen, habe ich zu Beginn länger gesucht. Der traditionsreiche Laden gehört zu einer Kette und wird vom Besitzer aus Altersgründen verkauft. Zuletzt waren die Geschäfte schlecht gegangen, trotz Evas unbestrittener Erfahrung mit Heilkräutern. Privat füttert sie ihren Sohn Philipp durch, der nach Abbruch seines Studiums die meiste Zeit in seinem Zimmer verbringt und seiner Mutter möglichst aus dem Weg geht. Eva hat keine Ahnung, womit ihr Sohn sich beschäftigt. Zuletzt hatte sie nervös auf eine Kundin mit roter Mütze reagiert, die regelmäßig in den Laden kam und von der sie sich sogar privat beobachtet fühlte. Die Frau mit der Mütze ist Silke Aschauer, Studienrätin für Latein, die in ihrem Unterricht für die Darstellung römischer Geschichte einen moderneren Ansatz verfolgt und wegen abnormer Menstruationsblutungen praktisch berufsunfähig ist. Eine Odyssee zu mehreren Gynäkologinnen zeigt Silke als Benachteiligte einer Medizin, in der Frauen offenbar länger und stärker leiden müssen als Männer, ehe ihre Krankheiten ernstgenommen werden. Als Silke nach langer Abwesenheit wieder in ihren Leistungskurs zurückkommt, sieht sie sich einer Beschwerde aufgrund ihrer Unterrichts-Themen gegenüber, die ausgerechnet von der Mutter ihrer begabtesten Schülerin Alberta formuliert wurde. Parallel dazu hat die Justizministerin online einen Bürgerdialog eingerichtet, der aktuelle Konflikte der Gegenwart abbildet und offenbar völlig aus dem Ruder läuft. Die zahlreichen Handlungsfäden laufen zusammen, als Silke beginnt, einen Roman zu schreiben.

Zwischen Eva und ihrer Kollegin, Müttern und Kindern, Schüler:innen und Lehrerin, Patientin und Ärzt:Innen bestehen zahlreiche Verbindungen. Silkes Unterricht führt uns zur umstrittenen Darstellung historischer Frauenfiguren; die Justizministerin steht hier auch stellvertretend für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie.

Auch wenn Altphilologie ein mir völlig fremdes Thema ist, ein fesselnder, feministischer Roman, der erfreulicherweise Menstruation und Frauengesundheit auf literarischem Niveau bearbeitet.

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Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch weil es völlig anders war, als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe. Es hat eine große Spannung, die sich durch das ganze Buch zieht. Die Figuren sind faszinierend und man begleitet sie gern auf ihrem Weg. Das Cover finde ich toll. Es macht neugierig und ist ein echter Hingucker. Auch der Schreibstil ist detailreich und packend. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Buch deshalb gerne weiter.

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„Letztendlich war ich die Zeugin meines eigenen Lebens. Dass es einem enteignet werden könnte, hätte ich mir bis jetzt nicht vorstellen können.“ (Zitat Pos. 1311)

Inhalt
Eva Patarak arbeitet in dem Kräuterladen, als die Frau mit der roten Mütze zum ersten Mal in diesen Laden kommt. Noch weiß sie nicht, dass sie eine Figur in dem Roman ist, den Silke Aschauer, die Frau mit der roten Mütze, Studienrätin für Latein, schreibt. Silke Aschauer, über deren Unterricht sich ausgerechnet die Eltern ihrer Lieblingsschülerin bei der Direktorin beschweren, weil sie im Unterricht Texte von Tacitus übersetzen lässt, Texte über Kriege, Gewalt und mächtige Herrscherfamilien, sowie das Frauanbild im antiken Rom. Dabei geht es Silke um die besonderen Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen, etwas, das ihr selbst von ihrem Körper verwehrt wird. Auch Eva beschwert sich, zuerst bei Silke selbst, dann bei der Justizministerin, denn Eva will auf keinen Fall als Figur in Silkes Roman beschrieben werden. Auch die Justizministerin soll in Silke Aschauers Roman vorkommen, doch in diesem Fall fragt Silke zuvor höflich an.

Thema und Genre
Themen dieses Romans sind die Definitionen von Frau und Mutter, Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen, Gesellschaftspolitik und das Frauenbild in der Gesellschaft von der Antike bis heute, wobei die Grenzen immer fließend verlaufen. Gleichzeitig geht es um die Vielfalt der Erzählformen in der Literatur.

Erzählform und Sprache
Im ersten Abschnitt schildert Eva Patarak ihr Leben, ihr Verhältnis zu ihrem Sohn Philipp und ihre Arbeit in einem Kräuterladen in Essen. Im zweiten Abschnitt spielt der Kräuterladen nochmals eine Rolle, doch aus einer anderen Sicht, denn nun erzählt Silke Aschauer aus ihrem Leben als klassische Philologin, von ihrer Liebe zur lateinischen Sprache, aber auch von ihren aktuellen Problemen, die konstant in ihren Gedanken kreisen und die ihr Frausein betreffen. „Ich könnte auch sagen: Von der dritten Person bin ich in die erste Person gerutscht, getaumelt.“ (Zitat Pos. 1347). Parallel dazu wird anhand von Tacitus-Texten Rom unter der Herrschaft von Nero und seiner Mutter Agrippina geschildert und Roms Eroberungszüge gegen die Germanen. Im personalen Mittelpunkt des dritten Abschnitts steht die Justizministerin, ihr politischer Werdegang, ihre Ideen zum Urheberrecht, ihr Familienleben, auch sie hat Kinder, eine Tochter und einen kleinen Sohn. Plötzlich treffen sie zusammen, Eva, ihr Sohn Philipp, die Ministerin und ihr kleiner Sohn. Es ist unglaublich spannend, wie Ursula Krechel mit den unterschiedlichen Erzählformen spielt, ihre Figuren verschiebt, das Kernthema Mütter und Söhne in vielen Facetten darstellt. Auch die berühmte Marienstatue, die Goldene Madonna im Dom zu Essen, führt zu umfassende Betrachtungen, zu weiteren Gedankenströmen, wie sie sich durch den gesamten Roman ziehen, um die vielen unterschiedlichen Aspekte einzubinden. Die Entstehung dieses Romans selbst ist ein Thema, geschrieben zwischen 1. April 2022 und 29. Februar 2024.

Fazit
Dieser Roman in seiner Themenvielfalt ist definitiv keine einfache Lektüre, aber beeindruckend und interessant, einerseits durch die Auswahl besonderer Mutter-Sohn-Konstellationen von der Antike bis heute, andererseits durch die vielen sprachlichen Facetten und Wendungen des Erzählens, die überraschen und begeistern. „Sie hatte uns stehen gelassen in der Landschaft, stehen gelassen im Erzählen, im Erzähltwerden. Erzählt, nicht auserzählt und nicht abgeholt.“ (Zitat Pos. 2116) Dieser Roman verlangt Zeit, es ist eine intensive, spannende Lesezeit, die sich lohnt.

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