Was vom Glauben bleibt

Wege aus der atheistischen Apokalypse

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Erscheinungstermin 07.09.2024 | Archivierungsdatum N/A

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Zum Inhalt

Der moderne Mensch führt Glaubenskriege, ohne an Gott zu glauben

Menschen treten scharenweise aus der Kirche aus. Religion spielt im Leben vieler keine Rolle. Man könnte meinen, wir lebten in der gottlosesten Welt, die es jemals gab. Aber stimmt das überhaupt? Hat der Glaube nicht längst einen anderen Ort in unserer Welt gefunden? Bernd Stegemann legt eine hochaktuelle Bestandsaufnahme der Welt vor, in der das Individuum den Platz Gottes eingenommen hat.

Ohne Gott sind wir frei. Doch wohin führt uns die Freiheit? Die Weltkriege und totalitären Herrschaften des 20. Jahrhunderts, Klimakatastrophen und massenhafter Konsum sollten uns zu denken geben. Stattdessen wird schrill die Apokalypse verkündet. Während die Bindung der Religion in tausend Teile zersprungen ist, hat ausgerechnet der hochmütige Glaube an absolute Wahrheiten überlebt. Ideologische Übertreibungen, Populismus, Fanatismus und Fundamentalismus sind allgegenwärtig. Wohl keine Zeit war so orientierungslos und zugleich so erregt. Dabei wäre eine Umkehr nötig. Nur wenn wir anerkennen, dass unsere Ansprüche kein göttlicher Wille sind, wenn wir die Demut dem Bescheidwissen vorziehen, können wir die Welt bewahren oder sogar besser machen.

Der moderne Mensch führt Glaubenskriege, ohne an Gott zu glauben

Menschen treten scharenweise aus der Kirche aus. Religion spielt im Leben vieler keine Rolle. Man könnte meinen, wir lebten in der...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783608988307
PREIS 25,00 € (EUR)
SEITEN 288

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Dem Autor gelingt hier eine sehr kluge Bestandsaufnahme. Wie lebt es sich in einer Welt ohne Glauben? Was treibt den Menschen dennoch an? Geht es den Seelen soviel besser, ohne die vermeintlichen "Vorschriften" der etablierten Kirchen? Sehr interessant fand ich auch, dass Bernd Stegemann erklärt, wann die eigentliche Säkularisation begonnen hat und wie sehr sie nach und nach unsere Leben und vor allem das Zusammenleben verändert hat. "Die Näherung an das Heilige, das sich allem Irdischen entzieht, stiftet in der Welt eine Bindung, die man je nach Epoche als göttlichen Auftrag, sittliche Gemeinschaft oder Lebenssinn empfunden hat." Der Autor ist auch der Meinung, dass gerade durch die Überhöhung des "Ich", auch in kirchlichen Kreisen, die Säkularisation weiter vorangetrieben wird. Ich stimme dem Autor zu, dass die Entzauberung des religiösen Glaubens, zu einer Verzauberung der weltlichen Ansprüche geführt hat und dass wir der Religion ihr Heiligkeit zurückgeben müssen, um wieder zum Glauben zu gelangen. Obwohl "Glauben" eine Gnade ist und nicht selbstverständlich "erworben" werden kann. Ein kluges, wichtiges Buch, das mich sehr beeindruckt hat.

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Glauben Sie an Gott? Für die meisten Menschen ist nicht einmal mehr die Frage relevant, geschweige denn die Antwort. Religion spielt im Leben vieler Menschen keine Rolle mehr. Heisst das, dass die Menschen nicht mehr glauben? Der Berliner Dramaturg Bernd Stegemann zeigt, dass wir schon noch glauben, bloss nicht mehr an Gott, sondern – ans Individuum. Bei der Beschäftigung mit dem Glauben habe er gemerkt, dass er eine Vielfalt von Einstellungen eines Gläubigen in sich trage, die alle ihre Wurzeln im Christentum haben und doch zu etwas gänzlich Anderem geworden sind. «Diese Glaubenspartikel haben eine Gestalt angenommen, die man vorläufig nur als gespenstisch beschreiben kann. Die irritierende Einsicht besteht also darin, dass sowohl mein Unglaube als auch die überall verstreuten Glaubensreste Kinder des Christentums sind und dass sie zugleich quer zur christlichen Tradition stehen.» Die Situation des Glaubens erwies sich als viel komplizierter, als er es sich vorgestellt hatte. Dieser «säkulare Glaube» stehe vor der Versuchung, den «Glauben zu einem privaten Fetisch zu verharmlosen oder ihn zu einem innerweltlichen Bescheidwissen zu verhärten», schreibt Stegemann. Der säkulare Glaube führe deshalb «zur Esoterik oder zum Hochmut der absoluten Gewissheit in weltlichen Belangen».

Der religiöse Glaube lebt in der Ungewissheit, ob die Seele erlöst oder verdammt wird. Das verführe, schreibt Stegemann, zu den «apokalyptischen Vorstellungen, in denen der Untergang der Welt mit dem Beginn des Gottesreichs verknüpft» werde. Eine Reaktion darauf ist die Versuchung, sich mit zum Fanatismus entwickelndem Hochmut über die Unsicherheit hinwegzutrösten. Und was machen jene Menschen, denen die Religion abhanden gekommen ist? «Die atheistische Apokalypse wirkt seelenverwandt, unterscheidet sich jedoch grundlegend», schreibt Stegemann. Die Gefühlslage einer drohenden atheistischen Apokalypse sei eine Konsequenz aus dieser Mischung von Privatreligion und innerweltlichem Bescheidwissen. Sie habe zwei verschiedene Dimensionen: «Zum einen wird damit beschrieben, wie das säkulare Denken sich selbst zum Gott erklärt und darum seine subjektiven Ängste zur allgemeinen Apokalypse vergrössert. Und zum anderen wird damit beschrieben, wie eine Welt ohne Glauben die Zerstörungskräfte der Menschen entfesselt, so dass eine globale Katastrophe vorhersehbar wird.»

Die atheistische Apokalypse beschreibt die Seelenlage im säkularen Individualismus, und sie ist eine soziale Dynamik in Konsumgesellschaften. Sie sei «Stimmung und reales Geschehen zugleich», schreibt Stegemann, uns sei deshalb schwer zu fassen. Darin gleiche sie der christlichen Apokalypse. «Doch der Unterschied bleibt kategorisch. Denn der säkulare Glaube bewertet seine apokalyptische Gestimmtheit nicht als Verfallsform des religiösen Glaubens, sondern er ist noch im Angesicht der Gefahr stolz auf seine Befreiung von der transzendenten Bindung.» Dabei übersieht der Glaube aber seine «säkulare Hybris»: Was vom Göttlichen zurückstrahle und so den religiösen Glauben bestimme, kehre sich beim säkularen Glauben vollständig in sich selbst und werde zur «Selbstverzauberung des Individuums». «Ohne die Erinnerung, dass im religiösen Glauben etwas für wahr gehalten wird, das der Mensch nicht begreifen kann, wird der säkulare Glaube zu einer innerweltlichen Gewissheit, die zugleich die Rationalität und das Göttliche beleidigt.»

Bernd Stegemann ist ein spannender Essay über die mehrfache Widersprüchlichkeit des säkularen Glaubens gelungen, der in ebenso mehrfacher Hinsicht zu denken gibt.

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