Hatte echt teilweise Gänsehaut beim lesen. Carl H. Torson ist es gelungen ein fesselndes Buch zum Anschlag auf das WTC zu schreiben. Halb Sachbuch, halb Roman führt er den Leser durch eine dramatische Woche vor dem Terroranschlag und verknüpft die Schicksale von 2 amerikanischen Mädchen mit dem geplanten Selbstmordattentat der Terroristen. Der Spannungsbogen wird bis zum grausamen Ende gehalten. Homorvolle Schilderungen nehmen dem Thema die Schwere, ohne es zu vereinfachen. Absolut lesenswert, nicht nur für junge Erwachsene!

Der 11. September 2001, auch 'nine-eleven' genannt, markiert einen Wendepunkt in der modernen Geschichte. Ein Ereignis, das nicht nur die USA, sondern die gesamte Welt in einen Zustand der Schockstarre versetzte und tiefgreifende politische, soziale und kulturelle Veränderungen nach sich zog.

‘Screening 9/11 – Die dreizehnte Sekunde’ beschäftigt sich genau mit diesem Ereignis. Der Roman, geschrieben von Carl H. Torrson, umfasst ca. 318 Seiten. Der 2020 erschienene Roman lässt sich verschiedenen Genres zuordnen: Jugendbuch (Young Adult), Politik & Zeitgeschehen sowie Belletristik. Hinter dem Pseudonym Carl H. Torrson verbirgt sich ein Self-Publisher, der auch als Übersetzer (unter seinem echten Namen) tätig ist. ‘Screening 9/11’ wurde auf Deutsch verfasst, und ich würde das Buch ab einem Alter von 14 Jahren empfehlen.

‘Screening 9/11’ beginnt am 1. September 2001 und endet am 11. September. Es werden zwei Geschichten gleichzeitig von einem allwissenden Erzähler erzählt. Auf der einen Seite haben wir die Geschichte von Suzanne und Kathleen Dean, und auf der anderen Seite die Geschichte von Jamal.
Suzanne und Kathleen sind 17 Jahre alt, eineiige Zwillinge und kommen aus Washington D.C. Unerwartet erhält Suzanne doch noch ihr Praktikum bei einer Medienberatungsagentur im World Trade Center (WTC) in New York. Da ihre Eltern gerade im Ausland Urlaub machen, muss Kathleen mit nach New York kommen. Damit ihr nicht langweilig wird, besorgt ihr Onkel ihr ein Praktikum bei einer Zeitung. Dort bekommt sie die Aufgabe, Menschen, die im WTC arbeiten, für eine mögliche Artikelserie zum inoffiziellen 30-jährigen Jubiläum des WTC zu interviewen. Kurz nach ihrer Ankunft erhalten die beiden merkwürdige E-Mails von einem Stalker, der sie vor etwas warnen möchte.

Jamal ist ein junger Dschihadist (ein Kämpfer für den „Heiligen Krieg“) und Teil der Terroristengruppe, die den Anschlag durchführt. Ursprünglich kommt er aus Saudi-Arabien und floh mit seiner Familie in den Irak. Doch dann wird sein Haus von einer Bombe zerstört und seine Familie stirbt. Jamal weiß anfangs nicht, was das Ziel des Anschlags sein wird, aber eines weiß er ganz genau: Er wird nicht überleben! Jamal kämpft nicht nur mit seiner Vergangenheit und dem Verlust seiner Familie, sondern auch mit der Frage nach seinem Glauben und der Richtigkeit seines Vorhabens. Als er Suzanne und Kathleen sieht, beginnt in ihm ein innerer Konflikt zu brodeln, der ihn dazu bringt, sein bisheriges Leben und seine Überzeugungen infrage zu stellen.

Der Titel, das Cover und der Klappentext haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Am Anfang war ich ein bisschen skeptisch, wie die Darstellung von Jamal funktionieren würde. Darüber hätte ich mir aber keine Sorgen machen müssen, denn es wurde perfekt umgesetzt. Nicht nur Jamal ist zwiegespalten, auch die Leserin ist es. Wie viel Mitgefühl darf man mit jemandem haben, der für so viel Zerstörung verantwortlich ist? Der Roman schafft es, diese emotionale Zerrissenheit auf eine Weise darzustellen, die den Leser zwingt, über Schuld und Vergebung nachzudenken.
Auch der Schreibstil hat mich sofort gepackt – locker und flüssig durchs ganze Buch. Besonders gut hat mir der allwissende Erzähler gefallen. Oft hat man gar nicht gemerkt, dass es sich um einen allwissenden Erzähler handelt, aber manchmal gibt er uns einen kurzen Einblick in die Sichtweise anderer Figuren oder verrät uns etwas über die Zukunft der Nebencharaktere.
Die Storyline ist stark mit historischen Fakten verwoben, wie etwa die genauen Abläufe des 11. Septembers, die Struktur der Twin Towers und die politischen Hintergründe, die zu den Anschlägen führten. Dies gibt dem Roman eine zusätzliche Ebene der Authentizität und Tiefe. Obwohl jeder weiß, was am 11. September passiert ist, gab es genug Details, die es noch zu klären galt. Trotz des kurzen Zeitraums hat man gemerkt, wie die Charaktere an ihren Aufgaben gewachsen sind.

Screening 9/11 ist nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch eine wichtige Erinnerung daran, dass die Welt komplex ist und es immer verschiedene Perspektiven auf ein Ereignis gibt. Besonders in einer Zeit, in der Extremismus und Terrorismus weiterhin aktuelle Themen sind, hilft das Buch dabei, ein tieferes Verständnis für die Hintergründe und menschlichen Geschichten zu entwickeln, die hinter solchen Tragödien stehen.
Ich denke, man könnte das Buch auch gut im Unterricht lesen, allerdings darf man die Brutalität am Ende nicht unterschätzen.

Ich kann euch das Buch wirklich nur ans Herz legen.

Arwen